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Referat

Einflussvariablen im Wirkungsprozess

2.644 / ~13 sternsternsternsternstern_0.5 Tina B. . 2014
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Referat
Pädagogik

Universität Bielefeld Bielefeld

1,7, Sitzer, 2009

Tina B. ©

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sternsternsternsternstern_0.5
ID# 38233









Veranstaltung: Medien und Gewalt

Dozent: Sitzer

Angefertigt von: V. xxx

Matrikel: 166xxxxx

Studiengang: Master UfP






Ausarbeitung zum Referat ‚Einflussvariablen im Wirkungsprozess’
















Note:___________________________________________________

Gliederung

  1. Einleitung 3


  1. Inhaltsvariablen

    1. Ausmaß und Grad der expliziten Gewaltdarstellung 4

    2. Attraktivität des Gewalttäters 4

    3. Rechtfertigung & Konsequenzen der Gewalt für den Täter 5

    4. Konsequenzen der Gewalt für das Opfer 5

    5. Realismus 7

    6. Humor 7

    7. Genre 7


  1. Personenvariablen

    1. Alter 9

    2. Geschlecht 10

    3. Persönlichkeitseigenschaften 11


  1. Soziales Umfeld 12


  1. Literatur 13


I.Einleitung


Hopf (2001):

Rezipienten sind keine Reaktionsdeppen:

Sie interpretieren das Filmgeschehen und sind den Filmen nicht willenlos ausgeliefert. Aber sie sind dennoch nicht völlig frei.

Der Aufbau der Filmhandlung steuert sie in Verbindung mit ihren jeweiligen kognitiven, affektiven und moralischen Voraussetzungen in bestimmter, vorhersagbarer Weise.


Geht man davon aus, dass jedes Medium eine Wirkung beim Rezipienten erzielt, kann man dennoch nicht von universalen Wirkungen sprechen. Jedes Individuum ist mehr oder weniger empfänglich für bestimmte Inhalte. Es wäre also falsch, zu behaupten, dass ein bestimmter Inhalt, eine bestimmte Reaktion oder Wirkung beim Rezipienten auslöst. Sicher können Parallelen gefunden oder ein signifikanter Zusammenhang zwischen Inhalt und Wirkung herausgestellt werden. Dennoch müssen die Lerngeschichte und die Sozialisationsgeschichte des Einzelnen immer berücksichtigt bleiben, wenn man darauf schließen möchte, welchen Einfluss gezeigte Gewalt haben könnte.

In dieser Ausführung zu meinem Referat gehe ich auf einzelne Variablen ein, die einen Zugang schaffen können, wenn man Medienwirkung – und hier im Speziellen Mediengewalt – begreifen möchte. Ich möchte aber nochmals betonen, dass diese Variablen nicht separat gesehen werden sollen, sondern eher als Potpourri von möglichen Wirkungen. Einige sind nur Vermutungen, die nicht empirisch untersucht wurden, aber dennoch eine Möglichkeit darstellen, wie Mediengewalt wirken könnte. Deshalb haben sie auch die Berechtigung hier benannt zu werden.

Ich gehe in dieser Ausarbeitung auf die gewichtigen Erkenntnisse der Wirkung von Mediengewalt ein. Einzel- und Teilaspekte habe ich im Referat erläutert. Bei nochmaliger Ausführung würde der formale Rahmen überschritten.






II.Inhaltsvariablen


A.Ausmaß und Grad der expliziten Gewaltdarstellung


Die Annahme, eine stärke Wirkung würde durch Quantität und Blutrünstigkeit der dargestellten Gewalt entstehen, wurde mit unter durch die Studie von Kalamas und Gruber relativiert. Auch kleine Unterschiede werden vom Rezipienten wahrgenommen und der Kontext spiele eine größere Rolle als die Auftretenshäufigkeit von Gewalt. In dieser Studie bekamen 35 Versuchspersonen zwischen 10 und 15 Jahren den Film ‚Freitag der 13.’ gezeigt. Dabei wurde festgestellt, dass implizite violente Stimuli stärkere emotionale Reaktionen auslösen als die direkte Gewaltdarstellung. Dabei verstärken Soundeffekte diese Stimuli und die damit einhergehende Reaktion des Rezipienten.


B.Attraktivität des Gewalttäters


Findet eine Identifikation mit dem gewalttätigen Protagonisten statt, soll die Wirkung der gezeigten Gewalt verstärkt werden. Götz und Ensinger halten fest, dass Kinder äußerst empfänglich sind, wenn es um Identifikationen mit Heldenfiguren geht und machen das fest an den Befragungen der Kinder, die sich die Anime-Serie ‚Dragonball Z’ regelmäßig ansehen.

Sie widmen Programminhalten mehr Aufmerksamkeit, wenn die Figur eine wahrgenommene Ähnlichkeit zu ihnen hat. Oft reicht die Altersnähe aus, um eine angemessene Ähnlichkeit zum Protagonisten herzustellen.

Weil Kinder sich schnell begeistern lassen, vermuten Götz und Ensinger, dass eine Gefahr bestünde durch die Wahrnehmung, innere Stärke und Härte würden sie gegenüber Angriffen in der Realität immunisieren, weil sie diese Stärke auch ausstrahlen und somit als Gefahr von Altersgleichen wahrgenommen werden.

Außerdem soll die Gewaltbereitschaft der Heldenfiguren eine negative Auswirkung haben, weil diese Art der Problemlösung in der gesehenen Serie nicht sanktioniert wird. Diese Vermutung wird angestellt, weil sich Götz und Ensinger dabei auf die Lerntheorie Banduras stützen.

Allerdings sind diese Mutmaßungen nicht empirisch belegt worden.

C.Rechtfertigung & Konsequenzen der Gewalt für den Täter


Nach der Lerntheorie wird legitime Gewalt, also Gewalt als Selbstverteidigung oder Ähnliches, als weniger stark empfunden. Sie löst zwar Angst aus, aber in geringerem Maße als illegitime Gewalt. Nicht gerechtfertigte Gewalt löst zwar ein höheres Mitgefühl für das Opfer aus, wird allerdings als weniger interessant wahrgenommen als gerechtfertigte Gewalt.

Krcmar und Valkenburg stellten in ihrer Befragung von Kindern fest, dass sie gerechtfertigte Gewalt als weniger verwerflich empfanden, ältere Kinder jedoch kritisch hinterfragten und nach anderen Lösungsansätzen suchten. Kinder, die überwiegend oder ausschließlich reale Gewalt sahen, hatten allerdings eine geringe Akzeptanz gegenüber gewalthaltiger Auseinandersetzungen. Der Schluss daraus, dass reale Gewalt-Seher einen positiven Effekt auf ihre Moralbildung erfahren, ist durch Vielseher beider Gewaltdarstellungen relativiert worden.

Aus dieser Differenzierung prägte Grimm 1999 in seiner Studie die Begriffe intrafiktionale (innerhalb des Filmgeschehens gerechtfertigt) und extrafiktionale (in der Realität gerechtfertigt) Gewalt.

In dieser Studie zeigte er Probanden den Film Rambo. Eine Gruppe bekam zwei Szenen zu sehen, die andere eine. Die erste Versuchsgruppe sah wie Rambo gefangen genommen und in seinem Gefängnis von einem Wachmann gefoltert und gequält wurde. Die zweite Szene zeigt wie Rambo spektakulär aus dem Gefängnis ausbricht und schließlich die Gelegenheit hat, den Wachmann umzubringen. Ob er es tut, wird nicht gezeigt.

Die erste Gruppe empfand die gezeigte Gewalt intrafiktional als gerechtfertigt, jedoch ließ sich keine extrafiktionale Rechtfertigung finden.

Bei der zweiten Gruppe, die nur die Ausbruchsszene sah, war die Akzeptanz beider Arten der Rechtfertigung deutlich geringer als bei der ersten.

Somit ist festzuhalten, dass der Kontext, in dem Gewalt passiert, eine entscheidende Rolle für den Rezipienten spielt.


D.Konsequenzen der Gewalt für das Opfer


Grimm geht in seiner Studie (1999) entgegengesetzt der Lerntheorie davon aus, dass sich der Rezipient auf Grund von Angstempfinden mit dem Opfer identifiziert und nicht mit dem Täter. Deshalb hat er den Begriff ‚Robespierre-Affekt’ geprägt.

Das bedeutet, der Seher fühlt sich in das Opfer ein und durch die Gewalteinwirkung des Täters wird eine violenzsteigernde Wirkung erzielt. Die Geschlechtszugehörigkeit des Opfers unterstützt die Identifikation.

Er zeigte Frauen wie Männer 3 verschiedene Kampfsportszenerien.

In der ersten war eine faire sportliche Auseinandersetzug zwischen einer Frau und einem Mann zu sehen.

Die zweite Szene fing sportlich an, jedoch endete sie unfairem Verhalten des Mannes, das zur Niederlage der Frau führte. Außerdem wurde sie sichtlich verletzt.

Die dritte Szene zeigte wie sich die Frau nach unfairen Handhabungen des Mannes ihr gegenüber trotz aller Verletzungen durch technische Überlegenheit behaupten konnte und dem Mann dadurch eine Lektion erteilt wurde.

Die anschließenden Befragungen gaben Aufschluss darüber wie die verschiedenen Szenen auf die beiden Geschlechter gewirkt haben.

Die erste Szene zeigte keine aggressionssteigernde Wirkung. Die Darstellung, in der die Frau unterlag, löste allerdings heftige Reaktionen aus. Vor allem die Frauen waren bestürzt und wütend, weil der Mann keine Sanktionierung erfuhr. Einige der Männer empfanden Mitgefühl, jedoch war das ein kleiner Teil, der empathiefähig war.

Das letzte Szenario löste Befriedigung bei den Frauen aus, bei den Männern allerdings zum geringen Teil Angst. Der Großteil der Männer war verwirrt oder machte sich über den besiegten Mann lustig, weil er von einer verletzten Frau besiegt wurde.

Diese Reaktionen nimmt Grimm als Grundlage für seine Forderung, Gewalt in einer geeigneten dramaturgischen Kontextualisierung zu nutzen um so einen unabgeschlossenen Rachezirkel auf Seiten der Rezipienten zu verhindern. Das heißt, Gewalt, die als unrecht empfunden wird am Anfang oder in der Mitte zu verwenden und nicht am Ende eines Films. Weil der Seher sich mit dem Opfer identifiziert, muss dieses auch die Möglichkeit erhalten, sich zu behaupten oder zu rächen, um so wieder eine empfundene Gerechtigkeit wiederherzustellen. So entstünden keine negativen Empfindungen, die nicht während der Rezeption verarbeitet werden können und ein ‚Tugendterror’ bliebe aus.

Grimm plädiert auch dafür ein ausgewogenes Verhältnis von sauberer und schmutziger Gewalt zu finden, um eine optimale Klimax zu erreichen und dem Seher einen spannenden Sehgenuss zu bieten.

E.Realismus


Die Frage, ob gesendete Gewalt real sein sollte, wollte Geisler (1998) konstatieren.

Allerdings wurde nur in einer kleinen Gruppe diskutiert und argumentativ analysiert, welchen Wert reale Gewalt in den Medien haben könnte. Es wurden keine Studien zu diesem Thema durchgeführt, jedoch kann festgehalten werden, dass das Bewusstsein darüber, reale Gewalt zu sehen, ein höheres Mitgefühl gegenüber dem Opfer empfunden wird und die Frage aufkommt, ob es im eigenen Lebenskontext möglich ist, dieselbe reale Erfahrung machen zu können. Demnach ist auch das Angstempfinden von anderer Qualität.



F.Humor


Humor spielt eine nennenswerte Bedeutung bei der Frage nach der Wirkung von Gewalt in Medien. Es wurden noch keine Studien durchgeführt, jedoch kann konstatiert werden, dass eine wechselseitige Wirkung zu erwarten ist.

Zum einen kann ein Täter, der den Rezipienten zum Lachen bringt, die empfundene Attraktivität steigern und somit auch die Akzeptanz gegenüber seines aggressiven Verhalten. Allerdings muss unterschieden werden zwischen den Nuancen von Humor. Ist ein Antiheld sarkastisch, kann dieser Umstand die Antipathie steigern, weil es ihm als Persönlichkeitsmerkmal zugesprochen wird und seine bösen Machenschaften unterstreicht. Ist es eine Art von Slapstick, wird der Aggressor als trottelig oder unfähig wahrgenommen und kann zur Erheiterung beitragen. Zum anderen kann Humor eine Verharmlosung der gezeigten Gewalt durch die Stimmungsverbesserung herbeiführen und/oder die Hemmschwelle senken auf Seiten des Konsumenten.



G.Genre


Das Genre spielt eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung der Intensität von Gewalt. Das heißt, dass die Enttäuschung groß ist oder sogar Verwirrung gestiftet wird, wenn die erwartete Gewaltintensität nicht gezeigt wird.

Eine Befragung von Kindern hat gezeigt, dass ein Bruch der Konventionen mit dem Genre dazu führt, dass Gewaltdarstellungen als gewalttätiger empfunden werden und somit größere Furcht auslösen.

Im Umkehrschluss wird Langeweile empfunden, wenn nicht genug oder keine Gewalt gezeigt wird, wo sie erwartet wird. Kinder sind sensibler bei der Erwartbarkeit von Gewalt, aber dieses Phänomen lässt sich ohne Bedenken auch auf Erwachsene übertragen. Gibt es in einem Liebesfilm (viel) Gewalt, wird dieser nicht mehr als Romanze wahrgenommen und löst im Grenzfall Angst aus. Wird in einem Horrorfilm dagegen zu wenig oder keine Gewalt gezeigt, erfüllt er nicht die erwarteten Konventionen und enttäuscht den Rezipienten und wird höchstwahrscheinlich ein Ladenhüter, was nicht im Sinne der Produzenten sein kann.

Demnach lernen wir im Laufe unseres Medienkonsums gewisse Merkmale kennen und sprechen sie gewissen Genres zu. Somit können wir uns vor der Rezeption mental darauf einstellen, was uns erwarten könnte und gehen so mit einer bestimmten Erwartungshaltung in die Rezeption. Ob es sich dabei um einen Selbstschutz oder um einen Automatisierungsprozess handelt, soll hier nicht erörtert werden.

















III.Personenvariablen


A.Alter


Es ist festzuhalten, dass Kinder eine differente Einstufung von Gewalt haben als Erwachsene. Es bleibt aber fraglich, ob die Wirkung auch zu differenzieren ist.

Kinder neigen dazu, Bezüge zu ihren eigenen Ängsten herzustellen und diese Darstellungen dann als besonders gewalthaltig zu empfinden. So kann ein Elternstreit als Gewalt identifiziert werden, wenn das Kind im eigenen Lebenskontext erlebt wie die eigenen Eltern streiten. Weil das Verunsicherung in einem Kind hervorruft, wird auch die Darstellung in Medien als furchteinflößend empfunden und als Gewalt eingestuft.

Um eine Messung von Gewaltempfinden durchführen zu können, werden drei Bestimmungsfaktoren unterschieden:

  • 1. Ordnung: Identifizierung von Gewalt

  • 2. Ordnung: Grad der Stärke

  • 3. Ordnung: Einschätzung der Betroffenheit

    Kinder neigen dazu 2. und 3. Ordnung gleichzusetzen und sind somit zu keiner Unterscheidung fähig, weil der Grad der Stärke konform geht mit der Betroffenheit.

    Sie fühlen sich nur dadurch betroffen, dass sie die gezeigte Gewalt in ihrer Erfahrenswelt erfahren haben oder erfahren.

    Trotzdem ist ein genereller Zusammenhang zwischen Alter und Wirkung nicht erkennbar. Nur die wahrgenommene Realitätsnähe entscheidet über die emotionale Wirkung. Eine Affinität zur eigenen Erfahrungswelt löst also stärkere Emotionen aus, ganz unabhängig von dem Alter des Rezipienten.

    Die unterschiedliche Einstufung von Gewalt wird unterschiedlich entwickelten Informationsverarbeitungskapazitäten (Unterscheidung von Fiktion und Realität, Empathie und Verständnis von Medieninhalten) begründet. Demnach wird je nach Entwicklungsthema des Kindes auch Gewalt unterschiedlich wahrgenommen.

    Neben dem Alterseffekt steht der Generationseffekt (Vogelsang 2000). Dieser Effekt besagt, dass Erwachsenen der passende Entschlüsselungscode fehlt, um bestimmte dramaturgische Spannungsinszenierungen genießen zu können.

    Nur weil Kinder eine strikte Trennung zwischen Fiktion und Realität vornehmen, können sie Zeichentrickfilme genießen, während Erwachsene keine Komik darin entdecken können. Allerdings ist das eine Vermutung und wurde nicht empirisch belegt.



    B.Geschlecht


    Grimm (1999):

    Frauen reagieren auf Gewaltbilder besonders heftig mit Angst. Außerdem können Frauen den Einfühlungsstress bei Blutszenen deutlich schlechter kontrollieren als Männer. […] Insgesamt sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Bereich der Angstvermittlung erheblich, die aggressionsbezogenen Wirkungsdimensionen werden hingegen von geschlechtsübergreifenden Grundmustern beherrscht.

    Frauen/Mädchen werden als weniger gefährdet betrachtet, was die Entstehung violenter Verhaltensweisen durch Mediengewalt angeht, weil sie eine geringe Präferenz haben als Männer/Jungen. Diese Präferenzen sind schon im Kindesalter (3-11Jahre) zu beobachten.

    Es gibt dafür zwei Erklärungsansätze (Oliver 2000). Einen a)inhaltsbezogenen und einen b)rezipientenbezogenen.

    a) Gewalthaltige Medieninhalte sind durch die Dominanz maskuliner Figuren für Männer interessanter als für Frauen. Die tatsächliche Beeinflussung durch solche Inhalte ist allerdings umstritten. Zudem lehnen Frauen nicht die Spannung oder die Konfliktentstehung ab, sondern die explizite Gewaltdarstellung. Frauen bevorzugen alternative Lösungen.


    b) Es werden soziologische Faktoren diskutiert, die nicht unabhängig von der kulturellen Ausprägung der Geschlechterrollen sind. So werden Mädchen schon im Kleinkindalter von den Eltern von Gewalt ferngehalten, weil sie für emotional zerbrechlicher angesehen sind als Jungen. Im Umkehrschluss werden Jungen im Kleinkindalter dazu erzogen, stark zu sein und keine Schwäche zu zeigen.

    An einem Beispiel verdeutlicht könnte das so aussehen, dass ein Junge, der sich das Knie aufgeschlagen hat, vom Vater dazu animiert wird, den Schmerz nicht zu zeigen. Manche Eltern würden sogar zu ihrem Jungen sagen: Benimm dich nicht wie ein Mädchen!

    Schlägt sich ein Mädchen das Knie auf, wird es behutsam von der Mutter umsorgt und es wird nicht ermahnt, wenn es weint oder sich ‚zimperlich’ anstellt.

    So wird den verschiedenen Geschlechtern durch kulturelle Prägung der Eltern das gängige Muster anerzogen, dass Mädchen fürsorglich und emotional sein müssen/können, Jungen aber stark und Schmerzen gegenüber unempfindlich sein müssen. Das Bewusstsein für das eigene Geschlecht führt zu einer größeren Aufmerksamkeit und zieht langfristig unterschiedliche Mediennutzungspräferenzen nach sich.

    Röser und Kroll führten im Jahr 1995 eine Telefonbefragung mit 1000 Personen durch und konnten herausstellen, dass 57% der Frauen das Gefühl von Angst und Bedrohung vor dem Bildschirm kennen, aber nur 16% der Männer.

    Dabei bleibt aber fraglich, ob die Männer ehrlich geantwortet haben. Geht man von dem rezipientenbezogenen Erklärungsansatz aus, könnte man vermuten, dass Männer ihre Angst aus konventionell kulturellen Gründen nicht zugeben, auch wenn die Befragung anonym durchgeführt wurde, weil die Geschlechterrollenausprägung mit ihren zugesprochenen Präferenzen als Persönlichkeitsmerkmal vom Individuum adaptiert worden ist. Wenn dem so ist, kann man davon ausgehen, dass der Prozentsatz höher liegen muss.

    Röser und Kroll sehen diese Zahlen als absolut an und ziehen somit das Resümee, dass für Frauen subjektiv empfunden das Fernsehen voll von Gewalt gegen Frauen ist, weil dies Szenarien besonders präsent bleiben, während Gewalt unter Männern vermutlich anders wahrgenommen wird.

    Ob allerdings eine Befragung von 1000 Personen signifikant zu sehen ist, bleibt fraglich.


    C.Persönlichkeitseigenschaften



    Eyal und Rubin (2003) konstatierten, dass aggressive Dispositionen die Identifikation mit dem Aggressor begünstigen. Für Vielseher violenter Medieninhalte war dieser Zusammenhang ausgeprägter. Die Autoren schlossen dadurch auf eine Verstärkung aggressiver Dispositionen durch Fernsehgewalt. Ein Zusammenhang zwischen einer aggressiven Persönlichkeit und der wahrgenommenen der eigenen Ähnlichkeit zum violenten Protagonisten konnte jedoch nicht festgestellt werden.


    IV.Soziales Umfeld



    Das Umfeld hat eine Moderatorwirkung. Das bedeutet, dass gerade Kinder und Jugendliche in Hinblick auf ihre Mediennutzung und auf gewalttätiges Verhalten ein Vorbild brauchen. Entscheidend bei der Prägung des Mediennutzungsverhaltens ist die Qualität der erhaltenen medienpädagogischen Impulse von Elternhaus und Schule.

    Eine Untersuchung Weilers (1993 & 1997) ergab, dass die familiale Einstellung, das Verhalten in Bezug auf Mediennutzung und Unterstützungs- und Fördermaßnahmen über die Medienvorlieben der Kinder entscheiden. Inhaltliche Präferenzen werden so auch geprägt und bis ins Erwachsenenalter beibehalten. Allerdings ist die Vermittlung von Vorlieben nicht untersucht worden.

    Was aber festgehalten werden kann, ist, dass Kinder, die behütet aufwachsen, also wenig bis keine Gewalt in ihrem Umfeld erleben, viel weniger von schädlichem Medieneinfluss betroffen sind als Kinder aus Haushalten, in denen Erziehungsfragen eine kleine oder keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und Gewalt für die Heranwachsenden erlebbar ist. In diesen Haushalten verstärken sich violenter Medienkonsum und violente persönliche Erfahrungen wechselseitig. Das heißt, eignen sich Kinder eine gewalterfüllte Grundhaltung an, wird diese durch gewalthaltige Medien verstärkt. Somit werden alltägliche Konflikte eher mit Gewalt versucht zu lösen. Es darf aber nicht der Schluss gezogen werden, dass Medien allein Kinder und Jugendliche dazu bringen, gewalttätig zu sein. Diese Grundhaltung hat nicht nur eine Ursache, sondern ist auf ein Ursachenbündel zurückzuführen. Der Medienkonsum darf also nur als eine Variabel gesehen werden, die gewalttätiges Verhalten verstärken, jedoch nicht auslösen kann. Eine Überbewertung der Medien würde zu einer Fehldiagnose führen.







    V.Literatur


    Michael Kunczik, Astrid Zipfel. Gewalt und Medien. Ein Studienhandbuch. Auflage 5. Böhlau Verlag. Köln, Weimar, Wien. 2006



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