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Interpretation

`Eine Gemein­schaft von Schurken` von Franz Kafka

972 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Walter Z. im Feb. 2016
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gustav Hertz Gmnasium, Leipzig

Note, Lehrer, Jahr

12 Notenpunkte, 2015

Autor / Copyright
Walter Z. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.07 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 53952







Inhalt: Die Inter­pre­ta­tion von Kafkas "Eine Gemein­schaft von Schur­ken" liefert eine tief­ge­hende Analyse der Parabel und ihrer Bedeu­tungs­ebe­nen. Sie beleuchtet die Mecha­nismen radi­kaler Gemein­schaften und deren Einfluss auf die Mitglie­der. Der Leser erhält Einblicke in die Themen Zusam­men­halt, Ausgren­zung und Selbst­ge­rech­tig­keit, was zum Verständnis der Parabel beiträgt und zur Refle­xion über aktu­elle gesell­schaft­liche Phäno­mene anregt.
#Kafka_Interpretation#Parabel_Analyse#Radikale_Gemeinschaften

GK Deutsch 12 GHG 2015

Interpretation „Eine Gemeinschaft von Schurken“ von Franz Kafka

Es war einmal eine Gemeinschaft von Schurken, das heißt, es waren keine Schurken, sondern gewöhnliche Menschen“ (Z. 1/2). So beginnt die Parabel „Eine Gemeinschaft von Schurken“ von Franz Kafka. Das Epische Werk macht auf den Leser zunächst aufgrund der vielen Wiedersprüche und der komplexen Struktur einen verwirrenden Eindruck. Der auktoriale Erzähler verdeutlicht jedoch sehr gut die Thematik der Parabel, in der es um den Zusammenhalt in Gemeinschaften und ihr Verhalten gegenüber Außenstehenden geht. Die Parabel lässt sich inhaltlich in vier Sinnabschnitte gliedern.

Zu Beginn fällt besonders der märchenhafte Einstieg, „Es war einmal“ (Z.1) auf. Der daraufhin deutet, dass der Parabel keine wahre Begebenheit zugrunde liegt, sie jedoch ähnlich wie ein Märchen einen wahren Kern und eine Warnung enthält. Im direkten Einstieg wird die Ausgangssituation der Gemeinschaft von Schurken durch das Paradoxon „es waren keine Schurken, sondern gewöhnliche Menschen“ (Z.2) beschrieben. Was bedeutet, dass sich die Mitglieder der Gemeinschaft selbst nicht für Schurken, sondern für normale Menschen halten.

Im zweiten Sinnabschnitt vermittelt der auktoriale Erzähler dem Leser den starken Zusammenhalt der Gemeinschaft. Was sich der Formulierung „Sie hielten immer zusammen“ (Z.3) entnehmen lässt. Besonders auffallend ist, dass der zweite Sinnabschnitt sehr viele Hypotaxen beinhaltet. an dieser Stelle liefert der auktoriale Erzähler auch ein Beispiel für den Zusammenhalt der Gemeinschaft.

Es wird beschrieben, dass es vorkommen kann, dass ein Mitglied der Gemeinschaft einem außenstehenden einen Schaden zufügt. („Auf […] schurkenmäßige Weise unglücklich gemacht“ (Z.5/6). Nun folgt eine Parenthese, die das Beispiel inhaltlich trennt. Hier scheint die Gemeinschaft von Schurken die Aussage zu revidieren, indem sie behaupten sie hätten „nichts Schurkenmäßiges [getan] sondern so wie es gewöhnlich, wie es üblich ist gehandelt.“ (Z.6/7). Jetzt folgt eine weitere Parenthese, in der beschrieben wird dass die Gemeinschaft selbstständig über ihre Mitglieder richtet. In dem sie den Vorfall untersuchen, ihn „beurteilt“ (Z.8), „Buße auferlegt“ (Z.8) oder „verzeiht“ (Z.8).

Durch dieses Beispiel wird deutlich um was für eine Gemeinschaft es sich bei den Schurken handelt. Sie sind eine Organisation die ihre Mitglieder durch bestimmte Regel zu Verbrechen an außenstehenden Menschen nötigt. Sie betrachten ihre Handlungsweise jedoch als „üblich“ (Z.7). Sie grenzen Außenstehende aus und schützen ihre Mitglieder, wenn sie ein Verbrechen im Sinne der Gemeinschaft begangen haben. Sie achten keine Regeln sondern für sie gelten nur ihre eigenen Gesetzte. Was sich daraus ableiten lässt, dass sie selbst über ihre Mitglieder richten und nur sie ihnen Buße auferlegen oder verzeihen können. Was von den Mitgliedern wiederum verlangt, dass sie sich komplett der Gemeinschaft unterwerfen und ihren Anweisungen und Regeln mit geradezu religiöser Treue folge leisten.

Heutzutage gibt es viele Beispiele für solche Gemeinschaften z.B. radikale religiöse Sekten oder auch mafiöse Organisationen, genauso wie Geheimbünde wie den Ku-Klux-Klan oder die Freimaurer.

Im folgenden Sinnabschnitt, der sich von Zeile 9 bis 16 erstreckt, wird beschrieben wie die Gemeinschaft mit ihren Mitglieder umgeht. Denn zu Beginn des Zeiten Abschnittes scheint ein Mitglied der Gemeinschaft Gewissensbisse wegen seiner Taten zu bekommen. Denn die Gemeinschaft versucht ihn unter anderem mit der Litotes „Es war nicht schlecht gemeint“ (Z.9/10) zu beruhigen. Denn für die Gemeinschaft ist es entscheidend, das „die Interessen […] der Gemeinschaft […] streng gewahrt [werden]. Was darauf schließen lässt, dass die Gemeinschaft keine eigenen Meinungen oder Wiederworte gegen die Gemeinschaft duldet. Es scheint die Mitglieder nicht möglich zu sein aus der Gemeinschaft auszusteigen. Denn jene versucht sie mit von ihrer Aufrichtigkeit zu überzeugen. Ähnliche Merkmale weisen viele Mafias auf. Sie verlangen von ihren Mitgliedern unbedingte Treue, Gehorsam und die dulden keine Wiederworte und wer einmal Mitglied ist kann nicht mehr aussteigen.

Am Ende des dritten Sinnabschnittes ist folgende Aussage zu finden, sie scheint sich auf ein Mitglied der Gemeinschaft zu beziehen, dem die vermeintlich guten Absichten der Gemeinschaft vor Augen geführt werden müssen. Es wird gesagt: „Wie? Darum machst du dir Kummer? Du hast doch das Selbstverständliche getan, so gehandelt wie du mußtest.“ (Z.13/14) Aus dieser Aussage lässt sich ableiten, wie sehr die Gemeinschaft ihre Mitglieder manipuliert. Sie redet ihnen ein das schlimme Verbrechen selbstverständlich sein und sie sich darüber doch keine Gedanken machen müssten. Solange sie im Sinne der Gemeinschaft handeln, handeln sie richtig und gut.

Der Autor der Parabel will den Leser hier eindeutig vor solchen Gemeinschaften warnen. Denn sie sind böse und ihre Mitglieder sind von ihren Handlungsweisen und Prinzipien in einer religiösen Art und Weise überzeugt, ja geradezu besessen. So das sie kein normales Werteverhältnis mehr haben und man ihnen auf keinen Fall trauen darf. Denn sie handeln nur für die Gemeinschaft und achten nur die Gesetze ihrer Gemeinschaft. „[Denn] alles andere wäre [auch] unbegreiflich“ (Z.15).

Im letzten Sinnabschnitt wird das Ende der Gemeinschaft beschrieben. Ihr religiöser Zusammenhalt verbindet sie sogar über den Tod hinaus. Sie nehmen die Geheimnisse um ihre Verbrechen mit ins Grab. Was aus der Metapher „auch nach dem Tod gaben sie die Gemeinschaft nicht auf“ (Z.17) hervorgeht. Der auktoriale Erzähler beschreibt wie die Gemeinschaft von ihren guten Taten überzeugt rein und sich unschuldig fühlend wie Kinder in den Himmel stiegen. Doch an der Himmelspforte erwartet sie ein anderes Ende als erwartet, was aus der Metapher „Da aber vor dem Himmel alles in seine Elemente zerschlagen wird, stürzten sie ab, wahre Felsblöcke“ (Z. 20/21). Das bedeutet, dass die Gemeinschaft vor dem Höchsten Gericht stand und ihrer Taten dort nicht nach den Regeln der Gemeinschaft sondern nach den göttlichen Regeln begutachtet wurden. Und da ihre Taten so schlecht und böse waren stützen sie Felsblöcken gleich in die Hölle.

Abschließend kann man sagen, dass der Autor die Gefahren von radikalen Gemeinschaften wie Sekten, mafiösen Organisationen oder auch Geheimbünden in der Bedeutungsebene der Parabel darstellt. Er möchte den Leser warnen wie sehr eine solche Gemeinschaft ihre Mitglieder manipuliert und wie gefährlich sie sein können. Doch am Ende wird die Gemeinschaft ihre Mitglieder doch nicht vor ihren eigenen Verbrechen schützen können und sie werden ihre gerechte Strafe bekommen.




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