Dramaturgie des populären Films I
Hauptseminar:
Handbücher zum Drehbuchschreiben für Film und Fernsehen
Eder III:
Dramaturgie des populären Films I
Funktionen
der Ereignisse und Zustände
- Handlungsfunktionà Elementendarstellung für die
Entwicklung und Verständnis der Handlung
- Realismusfunktionà Erwartung der Alltagserfahrungen
- Intertextuelle
Funktionà Kovnetionen
bestimmter Gruppen von Kunstwerken
- Ästhetische
Funktionà Lenkung der
Aufmerksamkeit der Zuschauer
- Bedeutungsfunktionà Vermittlung von Botschaften, Thesen
und Inhalte
à Ein Ereignis kann also diese Funktionen
gleichzeitig erfüllen
à Charakteristisch für das Hollywoodkino:
Handlungsfunktion steht im Vordergrund
à Anforderung lässt sich so verstehen,
dass dargestellte Ereignisse für den Fortgang der Handlung kausal relevant sein
sollten
à es gibt nur wenige Filme, die alle
Anforderungen einhalten
à Genre – Funktion kann mit der
Handlungsfunktion in Konflikt geraten
à Ereignisse erfüllen in der classical
narration ästhetische Funktionen
à Merkmale der primären Handlungsfunktion
der Ereignisse führen zu folgenden Wirkungen:
Ø Erzählweise
des Hollywoodkinos werden als „unsichtbar“ „transparent“ oder „illusionistisch“
gekennzeichnet, der Zuschauer vergisst, das erzählt wird, fühlt sich wie ein
unsichtbarer Beobachter der dargestellten Szenen
Ø Aufmerksamkeit
und Empathie der Zuschauer konzentrieren sich auf diesen Strang,
Verstehensaufwand wird verringert, die Empathie wird auf wenige Figuren
gezielt, der Zuschauer verliert nicht die Orientierung
Ø Verzicht
auf Abschweifungen, Vermeidung von Digressionen vom Haupthandlungsstrang, dass
sich der Zuschauer langweilt, wird nicht aus dem Geschehen gerissen, sein
Interesse bleibt auf eine Frage gerichtet
Ø Konzentration
aller Ereignisse auf einen Haupthandlungen erleichtert den Produktionsprozess,
Grundstruktur wird einfacher, Zeitrahmen wird optimal ausgenutzt
Steigerung
und Höhepunkt
à Handlung soll sich bis zu einem
Höhepunkt steigern
à Konflikt steigert sich auf mehrfache
Weise:
- Jeder Konflikt
ist stärker als der vorangegangene
- Die Situation
lassen immer weniger Wahlmöglichkeiten zu, den Konflikt zu lösen
- Immer mehr
Figuren sind beteiligt
- Der Held ist
körperlich und/ oder seelisch mitgenommen.
- Der Held tritt
immer mehr aus seiner persönlichen Begrenzung heraus und beginnt zunehmend
für jedermann zu stehen
à inhaltliche Steigerung ist das
dramaturgische Mittel zu Zweck, eine Steigerung in rezeptionsästhetischer
Hinsicht
Ø Kognitive
Steigerung: Gedanken werden interessanter, die Fragen relevanter, Zuschauer
nähert sich der Lösung der Makro – Frage und eine emotionale und sinnliche
Belohnung
Ø Emotionale
Steigerung: Die Intensität der positiven und negativen Emotionen wächst.
Wichtig: Spannung und Interesse
Ø Sinnliche
Steigerung: Die Intensität der Sinnesempfindung steigt ebenfalls an
à diese drei Arten müssen keineswegs
zusammenfallen
à Man kann die rezeptionsästhetische
Steigerung mit den inhaltlichen Kriterien
- Konflikt ist
stärker als der vorangegangene, zu verstehen, dass für die Figuren bei
ihren Handlungen mehr auf dem Spiel steht
- Reduktion der
Entscheidungsmöglichkeiten der Figuren führt zur Reduktion der
konkurrierenden Hypothesen der Zuschauer
- mehr Figuren
sollen beteiligt sein ß ist ein
Sonderfall des ersten Kriteriums
Das Anwachsen der Figurzahl als Verstärkung des Konflikts
- wenn der Held
schwächer wird, sinkt die Wahrscheinlichkeit, die Spannung steigt
- Wenn sich der
Held zur archetypischen Symbolfigur entwickelt à kognitive Steigerung, empathische Gefühle
à Analog zur Steigerung muss man zwischen
viszeralem, emotionalem, kognitive und inhaltliche Höhepunkte unterschieden
à Höhepunkt in kausaler Hinsicht
à Erwartung eines Höhepunktes ist für den
Zuschauer ein beständig wirksamer Reiz
Ereignis –
Vorankündigung: Deadlines
à inhaltliches Mittel der Steigerung
Ø Wenn
der Held sein Problem in einer bestimmten Zeit lösen muss, sinken mit
verstreichender Zeit die Chancen, dass es ihm gelingt
Ø Das
erhoffte Ereignis wird unwahrscheinlicher, wodurch die Spannung gesteigert wird
Ø Verknüpfung
durch eine Wenn – dann – Beziehung
Ø An
feste Zeitpunkte gebundene Ereignis – Vorankündigungen sind, nicht die einzige
Möglichkeit solcher Verknüpfungen
Ø Häufige
Varianten sind: zeitliche Rahmen der Gesamtgeschichte, Verabredungen der
Figuren
Ø Deadline
kann auch den gesamten Film umfassen
Die Szene
à Untersuchung der „mikrodramaturgischen“
Gesichtspunkt
à lässt sich in Einheiten verschiedener
Größenordnung und Allgemeinheit segmentieren
à Sequenz zeichnet sich nach Bordwell
durch die Einheit von Ort, Zeit und Handlung, durch ein standardisiertes
Abgrenzungssignal ( z.b Überblendung)
à Die Abgrenzungssignale reichen als
Kriterium für die sequentielle Gliederung nicht aus
à Die Einheit von Ort, Zeit, Handlung und
Figurenkonstellation muss auf interpretativer Grundlage bestimmt werden
à der Mainstreamfilm verwendet zwei Arten
von Sequenzen
Ø Enthält
keine zeitlichen Auslassungen
Ø Grundbaustein
der klassischen Dramaturgie
à zwei Phasen:
Ø Expositionsphase
Ø Entwicklungsphase
à Vergleich mit Dominoeffekt à Jede Szene stößt die nächste an
à Merkmale gelten auch für den
Mikrobereich der einzelnen Szenen
Ø Entwickelt
sich linear und steigend nach den kausalen Gesetzen des Figurenhandelns
Ø Die
klassischen Szenen unterscheiden sich vom Schema Expositions – Konfrontation –
Auflösung
Vom Standpunkt
der Rezeption ergeben sich folgende Wirkungstendenzen:
- Dem Zuschauer
wird Verständnis erleichtert, Handlung erscheint als Fluss der Ereignisse
- Zuschauer
stellt sich drauf ein, dass am Ende des Films alle Fragen gelöst werden
- Gliederung der
Handlung in Szenen ermöglicht Abwechslung
Merkmale
populären Dramaturgie II : Dreiaktstruktur
à Freytag konzipiert einen fünfaktigen
Pyramiden – Aufbau des Dramas
steigende
Handlungà Steigerung bis zum Mittel
– und Höheunktà fallende Handlung à Katastrophe
à fünf Akte seien auf drei basale Akte zu
reduzierbar
à Einleitung – Höhepunkt – Katastrophe
à Höhepunkt sollte nicht in der Mitte des
Films stehen, sondern an seinem Ende, um das Publikum nicht mit abfallender
Spannung zu langweilen
à I Akt: Exposition
à II: Konfrontation oder Konflikt
à III: Auflösung
à Konfrontation nimmt den ganzen Raum des
Films
à Problemlösungsversuche der Hauptfiguren
beginnen mit dem point of attack
1.
Plot ist ein Ereignis des Sujets in dem ein Teilziel der Hauptfigur endgültig
erreicht wird
2.
beim Zuschauer wird eine Makro- Frage zweiter Ordnung beantwortet
à Wendepunkte:
Ø Problem
und Frage
Ø Das
Ereignis ist ein kontextrelativer Höhepunkt
Ø Ruhephase
Ø Ereignis
bildet den Ausgangspunkt für eine Verschärfung
Ø Änderung
des Zeit und Schauplatz der Handlung
Ø Handlungstempo
wird beschleunigt
Ø Jeder
Akt hat eine eigene Hauptfunktion
Ø Es
gibt Teilfragen und Versuch des Protagonisten
Ø Steigende
Verhältnisse
Ø Erzähltempo
nimmt zu
Ø Wechslung
von Ort und Zeit
à Zeitrahmen: 1. Akt = 30 min
2.
Akt = 60 min
3.
Akt = 30 min
à Wende und Höhepunkte: 15 min.
Exkurs
Populäre Dramaturgie und das „geschlossene Drama“
à Übereinstimmung populäre Filmdramaturgie
und geschlossene Dramenform:
- eine
Geschichte mit einem Handlungsstrang
- das Sujekt
folgt einem geschlossenen, linear entwickelten Bogen von der Entstehung
eines Problems einer Figur zu seiner Auflösung
- konzentrierte
Exposition, kausale Kontinuität, Einheit und Ganzheit der Handlung, klare
Auflösung, keine Fragen bleiben offen
- Sujekt ist
streng tektonisch in Akte gegliedert, Aufbau festgelegt
à signifikante Unterschiede:
- Dramaturgie
eines populären Films setzt nur Einheit der Handlung voraus
- schließt mit
einem happy end, klassischer Fall= Tragödie
- der Höhepunkt
liegt beim Drama der geschlossenen Form in der Mitte, beim populären Film
am Ende
- geschlossen = Tendenz
Entmaterialisierung und Distanzierung, populärer Fil m emotionale Wirkung
und spektakuläre Handlung
à die Dramaturgie des
populären Films entspricht dem Typus der geschlossenen Dramenform
Zusammenfassung: Populäre Dramaturgie als System der Rezeptionslenkung
à Merkmale kennzeichnen durch
die Mainstream – Dramaturgie als ein komplexes System des Handlungsaufbaus
à populärer Film sucht den
Zuschauer durch die spektakulären Bilder und Geschehnisse eines hook oder in
medias res zu fesseln
à point of attack wird das
zentrale Problem greifbar, mit dem sich die Hauptfigut auseinandersetzen wird
à die Situation des
Problemlösens ist für Zuschauer ideal, denn er weiß, es wird eine Lösung geben
à Zuschauer verliert nie das
Gefühl, die Situation kognitiv unter Kontrolle zu haben
à Darstellung konzentriert
sich auf einen zentralen Handlungsstrang
à kausale Zusammenhänge der
Ereignisse stehen im Vordergrund
à Gliederung des populären
Films in Akte und Seznen unterlegt
Anhang
à Twister als Beispiel
Ø ein
Film, der dem Paradigma der populären Dramaturgie sehr nahe kommt
Ø Merkmale
lassen sich gut veranschaulichen
Ø Es
etabliert sich eine konzentrierte präliminäre Exposition Situation und Figuren
Ø Mit
Einengung der Fragen formiert sich der point of attack
Ø Konfrontation
wird von den Figuren gesucht, Zeichen figurenzentrierter Kausalität
Ø Der
Jason- Subplot ist auf Analogien und Kontraste angelegt
Ø Für
Zuschauer zukunftsgerichtete Spannungsfrage
Ø Liebes-
Sublots
Ø Prinzip
der Einheit der Handlung mit Hauptstrang verknüpft
Ø Linear,
in steigendem kausalem und erotischen Zusammenhang der Szenen und ohne die
Vermittlung einer Erzählfigur
Ø In
steigerndem Verlauf, dessen Ausgangspunkt die Ruhe vor dem Sturm ist
Ø Mit
dem ersten Tornado = Handlungshöhepunkt
Ø Naturgewalt
= thetisch funktionale Teile
Ø Bsp.
Für Ruhepausen und Abwechslung = Ortwechsel ( ca. 43- 50 min)
Ø Wendepunkt
= das Ende des Essens
Ø 2.
Akt= genau im Abstand von zehn Minuten
Ø Ablauf
der Szenen, in denen das Team versucht „Dorothy“ zum Einsatz zu bringen = immer
gleich, die Szenen weisen damit eine Mikrodramaturgie auf
Ø Fehlschläge
= Szenen sind kausal miteinander verknüpft
Ø Die
Handlung steht auf den auflösenden Höhepunkt zu
Ø Konfrontation
ist der Höhepunkt inhaltlicher, kognitiver, emotionaler und viszeraler Hinsicht
Ø Das
happy end klingt aus in einem Kiss Off ( Kamera = Totale)
Ø Stärkste
Abweichung im Film Teilbögen von Frage und Antwort, Problem und Lösung, der
einzelnen Akte kaum Eigenständigkeit aufweisen
Ø Im
ersten Akt muss ich der Protagonist mit dem Anschlag des Antagonisten auf einen
Hochhausfahrstuhl auseinsdersetzen
Ø Im
zweiten Akt mit dem auf einen Bus, im dritten kämpft er in einer U- Bahn,
Ø Ort
und Zeit, Handlungszusammenhänge und Figurenkonstellation werden gewechselt