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Die Zugfahrt

Kurzgeschichte – Ein Bahnraub


Als der Mann nach den Anweisungen seiner Frau in den vorderen Teil des Zuges ging, um zu sehen, was der Grund für das abrupte Anhalten war, hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen. Er entspannte sich aber schnell als er das erste Abteil durchquerte und bemerkte, dass alle Passagiere ruhig auf ihren Plätzen saßen und Zeitung lasen oder an ihren Notebooks geschäftig herumtippten.

Seine Frau durfte nicht erfahren wer er wirklich war! Als er weiter Richtung Zuganfang eilte merkte er, wie die Menschen um ihn herum immer unruhiger wurden. Zwar rannten sie nicht aufgeregt umher, doch der Mann bemerkte dass sie ihre Köpfe zusammensteckten und herumtuschelten was wohl der Grund für das Anhalten des Zuges sein konnte, und mit den Fingern auf ihn zeigten und sich fragten was der Mann wohl damit zu tun haben könnte.

Außerdem nahm der Mann bei weiterem Vordringen erst sehr leise und dann immer lauter werdende Stimmen und Geräusche wahr. Sein Herz begann zu schlagen. Bei jedem weiteren Schritt pochte es immer heftiger gegen seine Brust.


Waren sie es? Konnte das wirklich sein? Und wie hatten sie ihn gefunden? Hier in einem ganz normalen Zug von Hamburg nach Berlin. Es konnte unmöglich sein! Und was sollte er seiner Frau erzählen? Er kannte die Leute zu gut die ihm bald gegenüber stehen würden und sie würden nicht lange zögern, alles in Schutt und Asche zu legen, darüber war er sich im Klaren.

Doch was sollte er tun? Er musste sich einen Plan ausdenken, mit dem er seine Gegner überwältigen konnte. Sein Chef setzte viel auf ihn und er konnte ihn nicht enttäuschen. Seine Schritte verlangsamten sich. Aufgeregten Menschen, die ihn fragten was diese Geräusche zu bedeuten hatten, sprach er beruhigende Worte zu.

Mittlerweile waren die Geräusche so laut, dass ihn nur noch die Tür zum nächsten Abteil von seinen Gegnern trennen konnte. Im vorherigen Abteil saßen schon keine Passagiere mehr. Einige sitze waren aufgeschlitzt und auf dem Boden waren einige Blutspritzer zu sehen.

Der Mann war sich nun sicher mit wem er es tu tun hatte.


Ganz langsam öffnete er die Tür. Seine Pistole, die er wegen seines Jobs immer bei sich haben musste,  hatte er gezückt. Als die Menschen im Innenraum seine Anwesenheit bemerkten verstummten die Geräusche und einer fragte „Wer ist da?“ „Agent T“ antwortete der Mann und betrat das Abteil.

Er zuckte innerlich zusammen als er sah, was sich ihm darbot. Der Zugführer lag tot am Boden. Neben ihm saßen drei Zugstewardessen gefesselt auf dem Boden und quiekten immer wieder, wenn einer der Männer ihnen eine Pistole an den Kopf hielt. Es war die RBQ-Gang. Drei andere Männer in schwarzen Anzügen standen etwas abseits und tuschelten miteinander.

Der Mann fragten den Boss der Gang, den er schon von früheren Operationen kannte:„ Was wollt ihr hier?“ Dieser antwortete ihm, indem er seinen fetten Goldzahn entblößte:„ Macht! Doch sie stehen mir gerade im Weg. Also verpissen sie sich, oder sie werden wie der Zugfahrer enden! Ich werden alle Passagiere des Zuges als Geiseln nehmen und wenn irgendjemand irgendeinen verdammten Passagier wieder lebend sehen will so wird das sehr, sehr teuer.

Er blickte um sich, um die Lage abzuchecken und bemerkte dass alle Männer der RBQ-Gang schwer bewaffnet waren, was ihn allerdings nicht wunderte. Er nahm viele Jahre an einer Spezialausbildung zum Erlernen von Kampftechniken teil. Er brauchte nur noch einen Moment der Unaufmerksamkeit…


Und schon schlug er um sich und versuchte den ersten Mann der ihm zu nahe kam zu entwaffnen. Auch die anderen Männer hatten ihre Waffen gezückt und es wurde wild umher geschossen und gekämpft. Das Quieken der Stewardessen war nun fast nicht mehr zu überhören.

Als der Mann schon drei der Männer entwaffnet hatte und eine dicke Platzwunde an seiner Stirn klaffte, betrat nun plötzlich ein Passagier das Abteil. Sofort wurde er von der alten Goldkralle kaltblütig erschossen und sank zu Boden. Der Mann rannte auf den Boss zu und sprang von hinten auf ihn.

Während er nach Luft schnappte richtete er die Waffe auf den Mann im schwarzen Anzug, der ihm mit voller wucht in den Bauch geschlagen hatte, und erschoss ihn. Als der Mann keuchend am Boden saß wurde ihm klar, dass er unmöglich alleine mit der RBQ-Gang fertig werden würde.

Er musste aus diesem Wagon fliehen. Würde er einmal draußen sein, so würden sie ihm nicht mehr folgen, das wusste er. Die alte Goldkralle hatte ihm seine Pläne ja offenbart.


Nun musste er nur noch am Boss vorbei der sich ihm in den Weg gestellt hatte. Der Mann duckte sich schnell und startete ein Täuschungsmanöver. Er konnte durch eine schnelle Bewegung unter den Armen der alten Goldkralle hindurch huschen.

Er rannte um sein Leben zur Abteilungstür und rannte auch noch durch die nächsten zwei Abteile. Es ging um Leben und Tod. Würden sie ihn noch erwischen?


Er wusste dass er immer noch etwas verstört und bleich aussah. Jedoch war dies kein Wunder, wenn er daran dachte was vorgefallen war. Als er bei seiner Frau ankam und diese ihn misstrauisch musterte und fragte:„ Wieso warst du so lange weg? Was ist mit dir passiert? Und warum stehen wir jetzt schon so lange an der gleichen Stelle?“ antwortete er nur:„ Es ist nichts weiter! Nur ein kleiner Maschinendefekt.

Wir werden bestimmt bald weiterfahren.“ Doch insgeheim überlegte er wie er am besten seine Kollegen alarmieren konnte um die Mission erfolgreich abzuschließen.



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