Belastungen und
Krisen der Weimarer Republik und das Krisenjahr 1923
Die Weimarer hatte in den ersten
Jahren nach dem Krieg große Probleme ihre Wirtschaft in den Griff zu bekommen,
was zu einer sehr starken Inflation führte.
Diese Inflation lässt sich auf die
Kriegskosten des 1. Weltkrieges zurückführen, da für den Krieg sehr viel Geld
gebraucht wurde, welches vor allem von Banken, Betrieben und Privatpersonen
geliehen wurde.
Man hoffte auf einen Sieg, um von dem
daraus gezogenen Gewinn die Schulden zurückzahlen zu können. Da der Krieg
jedoch verloren ging und die wirtschaftlichen Ressourcen aufgebraucht waren,
sank der Wert der Mark auf die Hälfte von dem was sie vor dem Krieg wert war.
Hinzu kam das der Staat weiterhin das
Ruhrgebiet unterhalten musste, obwohl es keinerlei Gewinn gab, denn die
Besatzungsmächte ließen sich durch die im Ruhrgebiet erzeugten Wirtschaftsgüter
ihre Reparationszahlungen ersetzen, denn die Weimarer Republik konnte nicht in
Geld zahlen. Die Staatskassen wurden zusätzlich durch Renten belastet.
Um dieser Inflation Einhalt zu
gebieten ließ die Regierung den Gelddruck extrem ankurbeln, was die Mark umso
wertloser machte.
Als es der Weimarer Regierung im Jahr
1923 endlich durch eine Währungsreform gelingt, die riesige Menge an Geldnoten
zu beschränken schaffen sie eine feste Währung, was die gröbsten
wirtschaftlichen Probleme behebt.
Die privaten Anleihen jedoch wurden
nicht zurückgezahlt, was die demokratiefeindliche Situation zu dieser Zeit
bestärkt.
Nicht nur wirtschaftlich sondern auch
innenpolitisch kriselt die Weimarer Republik.
Viele verschiedene politische
Gruppierungen versuchten den Zeitpunkt auszunutzen, um an mehr Macht zu
gelangen, wie z.B. die Seperatisten die im Herbst 1923 versuchten mit
französischer Unterstützung die Rheinische Republik auszurufen, was jedoch
erfolglos blieb.
Dasselbe gilt für einige linke Kräfte
die im „ Deutschen Oktober“ ihre Chance sahen und in vielen Städten
kommunistische Aufstände anzettelten die jedoch durch Verhängung der
Reichsexecutive und die Reichswehr niedergeschlagen wurden.
Die konservative Rechte machte der
Regierung jedoch auch das Leben schwer, indem sie vor allem die
Dolchstoßlegende proklamierte, welche besagt, dass das deutsche Heer nicht
militärisch verloren sondern durch die revolutionären Ereignisse im Land
erdolcht worden wäre.
Durch diese Legende wollten viele
ehemalige Politiker und Militäroberhäupter ihren Kopf aus der Schlinge ziehen,
und die Schuld auf die Linke abschieben, was jedoch zu Verleumdung und
politisch motivierten Morden führte.
Zweimal wollten Rechte einen
politischen Umsturz per Putsch herbeiführen:
·
1. : der Putsch
der schwarzen Reichswehr,
(
freiwilligen Verbände die aufgrund des Versailler Vertrags nicht existieren
durften)
dieser
jedoch lief schief da die Reichswehr sich taktisch kluger Weise neutral
verhielt und somit einen Konflikt verhinderte
·
2. : der
Hitlerputsch,
der
genauso erfolglos war, wobei der Hitlerputsch nur nicht funktionierte weil
seine Mitverschwörer nicht richtig kooperierten, da er sie zur Mitarbeit
gezwungen hatte.
Die
Gefängnisstrafe viel relativ gering aus, Hitler wurde zwar zu 5 Jahren Haft
verurteilt aber nach einem halben Jahr wieder freigelassen.
Dies alles fand im Jahr 1923 statt.
Die demokratische Republik war am Abgrund. Daraufhin wandten sich viele
Deutsche von der Politik ab.
Die Verfassung der Weimarer Republik
stellte ein weiteres Problem dar.
Da das Volk die Regierung und das
Staatsoberhaupt, den Reichspräsident, direkt wählte und es keine 4 oder 5 %
Hürde gab um in den Reichstag zu kommen war der Reichstag sehr zersplittert.
Außerdem setzte der Reichspräsident
den Reichskanzler direkt ein und entlässt ihn auch wieder, was zu einem
ungleichmäßigen Machtverhältnis führte.
Wenn der Reichspräsident einen
Gesetzesvorschlag oder Ähnliches durchsetzen wollte, konnte er wegen einem
Artikel der Verfassung einfach den Reichstag auflösen, welcher sich erst 3
Monate später wieder zusammenfand.
In dieser Zeit hatte der
Reichspräsident die gesamte Macht alleine inne, und er konnte den Reichstag so
oft auflösen wie er wollte er durfte bloß nie den selben Grund anführen, das
führt wiederum zu einem ungleichmäßigen Machtverhältnis zwischen
Reichspräsident und Reichstag.
Daher konnte jeder Bürger der
Weimarer Republik reintheoretisch die gesamte Macht alleine inne haben, da sich
auch jeder als Reichspräsident bewerben konnte, das heißt man brauchte keine
besonderen Qualifikationen, was dann auch zur Katastrophe Hitler führte.
Ein anderer Fakt ist das viel über
Volksentscheide geregelt wurde, sodass viel manipuliert werden konnte.
Außerdem war der Reichskanzler zu
abhängig vom Reichspräsidenten, daraus folgt, dass eine leichte Manipulation
möglich war.
Abgesehen davon war es keine
„streitbare Demokratie“, das heißt das man Parteien nicht verbieten konnte, was
die Regierung bei Hitler versuchte aber an der eigenen Verfassung scheiterte.
Das war jedoch immer noch nicht alles
was die Weimarer Republik belastete. Denn es hatte immer noch außenpolitische
Konflikte mit den Besatzungsmächten.
Die Franzosen und Belgier meinten
Deutschland sei mit seinen Reparationszahlungen im Rückstand und marschierten
deshalb, unter anderem auch gegen Willen Großbritanniens im Ruhrgebiet ein.
Frankreich plante die rückständigen Reparationszahlungen direkt in Form von
Kohle einzutreiben.
Daraufhin jedoch fühlte sich die
Weimarer Regierung jedoch grundlos angegriffen und forderte die Bevölkerung zum
passiven Widerstand auf, indem sie alle Reparationszahlungen einstellte.
Jegliche Kooperation mit den
Besatzungsmächten sollte verweigert werden, es wurde auch keine Kohle mehr
geliefert und es gab keinen Zugverkehr mehr in Richtung Westen.
Frankreich verhängte daraufhin den
Belagerungszustand über das Ruhrgebiet, was zu einem regelrechten Kleinkrieg
führte. Dieser Ruhrkampf führte Deutschland an den Rand des wirtschaftlichen
Zusammenbruchs.
Produktions-
und Steuerausfälle und der finanzielle Aufwand für den Ruhrkampf verstärkten
die Inflation noch mehr, sodass der neu ernannte Kanzler Stresemann im
September gezwungenermaßen den Ruhrkampf aufgab.
Obwohl dieser Schritt von vielen
nationalistisch denkenden Deutschen als Verrat angesehen wurde machte er die
Währungsreform erst möglich und stabilisierte so vorerst die Wirtschaft in den
ersten Krisenjahren der Weimarer Republik.
Inflation-
Ursachen und Folgen
Früher wurden Eier und Butter als Eintrittspreis in Theatern und anderen
öffentlichen Veranstaltungen als Eintrittspreis verlangt. Schuld daran war die
Inflation im Jahre 1932. Inflation- wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie
„Aufblähung“, doch gemeint ist damit der kontinuierliche Anstieg des
allgemeinen Preisniveaus. Das Deutsche Reich musste vieles ertragen doch am
meisten litt es unter der Inflation. Das alles geschah wegen dem ersten
Weltkrieg. Die Ausgaben des Reichs sind dadurch die teuren Rüstungen dramatisch
gestiegen und der Kaisen bot Anleihen vom Staat an um seine Soldaten mit der
teuren Ausstattung finanzieren zu können. Der Staat ging davon aus dass
Deutschland den ersten Weltkrieg gewinnen würde und somit sollte die
Rückzahlung bei Kriegsende stattfinden durch der „Kriegsbeute“ die in Form
Reparaturen abgelöst wurden, doch das Deutsche Reich täuschte und fangte sich
dadurch einen traumatisch riesigen Schuldenberg ein. Obwohl das so abgemacht
wurde kam es der Bevölkerung vor wie eine Ausplünderung. Außerdem musste das
Reich auch die unzähligen Kriegsopfer versorgen, und darüber hinaus stieg die
Arbeitslosigkeit so sehr dass man sich erschrecken könnte/Bodenlose. Zusätzlich
verlor Deutschland aufgrund des Versailler Vertrages wirtschaftlich bedeutende
Zentren wie Lothringen und Saarland. Der Staat traute sich kaum noch
Steuererhöhungen anzufordern, denn die Bevölkerung hatte fast gar keine Ware
mehr die man kaufen könnte, deshalb waren als Beispiel Lebensmittel
unvorstellbar kostbar und die Preise stiegen täglich ins Unermessliche und das
Geld verlor an Wert. Die deutsche Regierung sah keinen anderen Weg als mehr
Geld drucken zu lassen.
Nun stellt sich die Frage: Warum unternimmt die Regierung nichts gegen die
Inflation? Dachte der Staat das ist zu seinen Gunsten? Das dachte der Staat,
folgedessen entstand aus der Inflation 1932 die Hyperinflation, sodass sogar
Banken, Betriebe und Gemeinden Notgeld oder Warengutscheine ausgaben.
Die deutsche
Regierung war am Ende ihrer Kraft angelangt und das Ganze wirkt sich positiv
auf Besitzer großer Sachwerte und Industrieunternehmen aus, denn die meisten
Güter wurden nur noch gegen Sachwerte getauscht oder im Ausland verkauft. Doch
es wirkt sich negativ auf normale Arbeiter bis Rechtsanwälte aus, die ihr Lebe
lang gespart haben. Da ihre Ersparnisse innerhalb von wenigen Tagen während der
Inflation wertlos waren.
Die
"Goldenen Zwanziger"
Nach
dem ersten Weltkrieg begann in Deutschland eine neue, glanzvolle Epoche. Die
Zeiten zwischen 1924 und 1929 wurden als die "goldenen Zwanziger"
oder vor allem in Berlin als kurze Spanne einer kulturellen Blüte bezeichnet.
In den
kulturellen Bereichen wie zum Beispiel Kunst, Literatur, Politik und bei
Lebenseinstellungen kam es zu Veränderungen. Bei der Malerei spielten Dinge
eine Rolle die zuvor für Künstler nicht wichtig erschienen. Es gab politische
Malerei und Malereien vom Alltagsleben. Es wurde von Künstlern wie Ernst
Toller, der Menschen als Marionetten und Maschinen darstellte, versucht
geistige und seelische Empfindungen deutlicher darzustellen. Somit löste sich
die abstrakte Kunst von der gegenständlichen Darstellung. Besonders nach dem ersten
Weltkrieg erschienen auch bildliche Beschreibungen von Hunger und Armut.
Der
Expressionismus war im Zeitraum von 1905 bis 1925. Der Expressionismus ist eine
Kunstrichtung, die den Betrachter emotional ansprechen und ihn innerlich
erschüttern wollte.
Das
Bild "Tierschicksale" von Franz Marc (siehe links) zeigt eine
Landschaft mit Tieren, deren Umrisse sich aus abstrakten und geometrischen
Formen zusammensetzen. Es scheint, als ob sich die Tiere mit aller Macht gegen
etwas aufbäumen, was ihnen jemand angetan hat. Vielleicht ist der Mensch die
Ursache für ihre Situation?
1929
wuchs Berlin mit 4,3 Millionen zur drittgrößten Stadt der Welt, die zur
europäischen Kulturmetropole wurde. Sie war die Stadt mit den meisten Verlagen,
Zeitschriften, Theatern und Cafes. Zentraler Treffpunkt für Künstler war das
Romantische Cafe gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche. Theater und
Kabarett-Revuen waren beliebt. Zu Beginn der Weimarer Republik galt das Theater
als einer der wenigsten Bereiche, in denen die Revolution von 1918 tatsächliche
Spuren hinterlassen hat. In den ersten Nachkriegsjahren spielten Theaterstücke
mit anmutenden Inhalten auf Deutschen Bühnen. Zum Beispiel war Erwin Piscator
Itendant von neuen und politischen Themen darunter unter Anderem auch politisch
linksorientierte Theaterstück. Zwischen den beiden Weltkriegen hab es neben
Varietees 40 Theater und drei Opernhäuser. Mit Hilfe des Theaters wurde das
Publikum auf Themen wie die Notwendigkeit des Klassenkampfes aufmerksam
gemacht. Bert Brecht war einer, der die aristotelische Dramentheorie überwand
und das epische Theater begründete. 1931 war im Deutschen Reich das Jahr des
großen "Theaterstrebens".
Schon
lange gab es Lichtspielhäuser, in denen Stummfilme vorgeführt wurden, aber die
"Goldenen Zwanziger" waren das Ender der Stummfilmzeit und die ersten
großen Kinos wurden eröffnet. Filme wie "Metropolis" und "Der
blaue Engel" spiegelten die Zerrissenheit der Weimarer Republik wieder.
Deutschland wurde nach und nach der europäische Staat mit den meisten Kinos
(1929 gab es ca. 3.200 Kinos).
Walter
Gropius (Architekt) begründete er seinen Ruhm im Bauhaus. Anfang 1919 eröffnete
er in Weimar die Kunstschule das Bauhaus.
Foyer
des Hauptgebäudes der Bauhaus-Universität Weimer
Der
Einfluss des Bauhauses war so bedeutend, dass umgangssprachlich der Begriff
Bauhaus oft auch mit der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird.
Marlene Dietrich
Marlene
Dietrich war "die Frau" des Jahrzehnts und schaffte den Sprung nach
Hollywood. Sie war Sängerin und Schauspielerin. Ihr Hosenanzug löste einen
Eklat aus und wurde von zahlreichen Frauen übernommen. In der Mode der Frauen
änderte sich einiges. Die Röcke wurden immer kürzer und ein selbstbewusstes
Auftreten war selbstverständlich, da vor dem ersten Weltkrieg noch Undenkbares
geschah. 1919 wurde in Deutschland das Frauenwahlrecht eingeführt. Sie hatten
also politischen Einfluss. Frauen rauchten und tranken Alkohol in der
Öffentlichkeit und besuchten Cafés. Was zusätzlich ihr Selbstbewusstsein
förderte war, dass die Zwänge der Kriegswirtschaft die Frauen an die Werkbänke
holte. Das vielfältige und literarische Leben der Weimarer Republik erlaubte es
auch schreibenden Frauen ein neues Selbstbewusstsein zu entwickeln. Nach dem
Krieg waren alle viel befreiter und probierten Neues aus.
Vor dem
ersten Weltkrieg wurde eine imperialistische Politik angestrebt. Dies führte zu
mehreren Kriegen und Krisen. Durch Zusammenschlüsse der europäischen Großmächte
Großbritanien, Frankreich und Russland geriet Deutschland in eine
außenpolitische Isolation. Der Versuch eine demokratische Republik zu schaffen
wurde durch Putschversuche und Finanzskandale erschwert. Dies führte zur
Entwicklung des Nationalismus. Zu einer Beruhigung führend wurde in der
Weimarer Republik eine Wiedergutmachungspolitik betrieben.
In
Deutschland schlossen sich immer mehr kleinere Betriebe zu großen Konzernen
zusammen und auch der Staat wurde zum Unternehmer. Es wurde Post-, Telefon- und
Eisenbahngesellschaft betrieben. Durch die Aufteilung der Bevölkerung in die
reichen Fabrikbesitzer und die armen Arbeiter führte es zu einer
Klassengesellschaft.
Waren
die "Goldenen Zwanziger" also wirklich blühende Zeiten? Durch die
zweifache Neureglung der Reparationen und die Kredite Amerikas konnte
Deutschlands Wirtschaft wieder einen Aufschwung vermerken. Da diese Kredite
aber auch eines Tages zurückgezahlt werden müssen spricht man auch von einer
Scheinblüte.
Bildquellen:
Quellen:
Lehrbuch
Cornelsen Geschichte Plus Berlin Seite 89 bis 91
Weltwirtschaftskrise und
Massenarbeitslosigkeit
1929 – 1933
Die Jahre zwischen der
Inflation von 1923 und der Weltwirtschaftskrise von 1929 gelten für viele noch
bis heute als eine Zeit der wirtschaftlichen und politischen Erholung und
wieder auflebender Lebenslust.
Man nannte sie deshalb auch
die „Goldenen Zwanziger“.
Die politische und auch
wirtschaftliche Situation Deutschlands stellte sich am Ende des Krisenjahres
1923 wie folgt dar:Â Am 15. November 1923 wurde die wertlose Papiermark durch
die Rentenmark ersetzt, welche einem unvorstellbaren Wert von 1 Billion
Papiermark entsprach und der Inflation ein Ende setzte. Diese neue Währung
wurde durch Sachwerte aus der Industrie und Landwirtschaft gedeckt. Hinzu kamen
schmerzhafte Haushaltssanierungen,
z.B. Kürzungen der Löhne und
eine Erhöhungen sämtlicher Steuern. Als die Rentenmark dann tatsächlich stabil
blieb, wurden sie durch das Bankgesetz vom 30. August 1924 in die Reichsmark
umgetauscht und die Währungsreform gab dem Finanzwesen neue Stabilität. Der zu
der Zeit amtierende Reichskanzler und Außenminister Gustav Stresemann war
außerdem erstmals bereit, die Reparationszahlungen an die Siegermächte zu zahlen,
wie es der Versailler Vertrag vorschrieb. Prinzipiell wollte er jedoch den
Versailler Vertrag aus der Welt schaffen. Da dies aber nicht möglich war, nutze
er die im Versailler Vertrag enthaltenen Mechanismen, um die Höhe der
Reparationsforderung allmählich herunterzuschrauben. Daraufhin bezog
Deutschland bei den USA Kredite im Wert von über 800 Millionen Goldmark. Die
Gelder wurden ab 1924 in die Erweiterungen bzw. in den Aufbau der Industrie
investiert, wodurch Deutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung genoss.
Vollbeschäftigung und bescheidener Wohlstand waren positive Auswirkungen des
Aufschwungs. Daraufhin folgte auch ein Anstieg der Kaufkraft, sodass die
Wirtschaft noch weiter angekurbelt wurde.
Doch nicht nur Deutschland
hatte zwischenzeitlich eine unbeschwerte Phase. Denn auch die USA erlebte zu
dieser Zeit einen wirtschaftlichen Aufschwung. Da die USA als Sieger aus dem
Krieg hervorgegangen ist und kaum unter Zerstörungen litt, konnte sie sich eine
besonders starke Stellung in der Weltwirtschaft sichern. Ihre
Produktionsleistungen und Weiterentwicklungen im Industriewesen, in der
Landwirtschaft und auch im finanziellen Sektor sind förmlich aufgeblüht,
wodurch die USA binnen kürzester Zeit zur wirtschaftlichen Weltmacht
schlechthin wurde.
Durch die eingenommenen
Reparationszahlungen wurde in neue und innovative Technologien und moderne
Produktionsmethoden investiert, wodurch die Produktivität enorm gesteigert
werden konnte. Die Herstellung langlebiger Produkte, wie Haushaltsgeräte oder
Autos, kam bei den Käufern sehr gut an. Und von einem Mangel an Kaufkraft
konnte man zu dieser Zeit nicht sprechen. Neue Firmen und damit verbundene
Arbeitsplätze (mit höheren Gehältern und Löhnen) entstanden.
Doch das Glück sollte nicht
von langer Dauer sein, denn schon bald war der Markt gesättigt und die
Nachfrage nach innovativen, teuren Produkten sank rapide. Denn wer sich zum
Beispiel ein Auto geleistet hatte, brauchte in der Regel nicht so schnell ein
neues. Um die Produktion zu drosseln, entließen die Firmen viele ihrer
Arbeiter. Durch die Massenentlassungen sank unvermeidlich auch die Kaufkraft
und daraufhin folgte ein weiterer Rückgang der Nachfrage und weitere
Entlassungen. Viele Unternehmen gingen pleite und Banken brachen zusammen. Die
wirtschaftliche Schreckensspirale drehte sich immer schneller nach unten und
schien unendlich. Die Krise gipfelte schließlich mit dem Börsenkrach an der New
Yorker Wall Street am 25. Oktober 1929, dem sogenannten „Schwarzen Freitag“.
Die New Yorker Börse stürzte derart ab, dass in kürzester Zeit die Kursgewinne
des ganzen Jahres verloren waren. Grund dafür waren übermäßige, auf Kredit
gekaufte Investitionen in allen wirtschaftlichen Bereichen, in der Hoffnung auf
immer höhere Gewinne und Kurssteigerungen.
Dieser Crash war jedoch nur
der Tropfen, der das Fass zum Ãœberlaufen gebracht hat. Denn schon Anfang 1929,
als das Ausmaß der Überproduktion sichtbar wurde, war eine Stagnation der
Wirtschaft fast schon greifbar. Panik breitete sich aus und Aktien wurden
verkauft, woraufhin es nur noch Verkäufer, aber keine Käufer mehr gab
und die Aktienkurse stürzten
ins Bodenlose. Der Dow-Jones-Index verlor zum Beispiel über ein Drittel an
Wert. Die Nachricht über den New Yorker Börsencrash verbreitete sich wie ein
Lauffeuer in der ganzen Welt und war in fast jeder Zeitung zu lesen.
Sofort ließ die USA alle
Kreditzahlungen an andere Staaten streichen, um die Verluste zu decken und die
eigenen Banken zu retten. Außerdem hatte die amerikanische Finanzwelt Angst,
dass ein wirtschaftlicher Zusammenbruch Europas dazu führen würde, dass sie die
Kriegskredite nicht zurückgezahlt bekommen würden.
Da aber Deutschland bis
dahin seinen Aufschwung im Industriewesen hauptsächlich durch Kredite
amerikanischer Banken finanziert hatte, übertrug sich die finanzielle Krise der
USA beinahe ungehindert und mit den selben Folgen, nämlich Massenentlassungen
und Schließungen vieler Firmen und Banken, auch auf Deutschland. Die Summe
aller ausländischen (hauptsächlich amerikanischen) Kredite in Deutschland
betrug 1929 15,7 Milliarden Reichsmark.
Doch was anfangs nur als
finanzielle Krise erschien, entwickelte sich schnell zu einer Wirtschaftskrise,
die alle Bereiche erfasste. Die wirtschaftlichen, sozialen und politischen
Spannungen in Deutschland verschärften sich mehr denn je.
Die industrielle Produktion
sank im Jahre 1932 auf 60% ihres Standes von 1928. Dies
beinhaltete, dass die neuen
Maschinen, die während der industriellen Blütezeit angeschafft wurden, nicht
einmal zur Hälfte in Anspruch genommen wurden und das durchschnittliche
Produktionsvolumen im Jahre 1932 im Vergleich zu 1928 unter 40% lag. Tausende
Firmen
gingen in den Bankrott,
mittelständische
Handwerker, Kaufhäuser,
Zulieferfirmen und Geschäfte gingen pleite
und mussten schließen und
die darauf
folgendeÂ
Massenarbeitslosigkeit überfiel ganz Deutschland.
 Die Arbeitslosigkeit wurde
auch häufig als das „prägende gesellschaftliche Phänomen“ der Weimarer Republik
bezeichnet. 1928 wurde in Deutschland erstmals offiziell die Arbeitslosigkeit
erfasst. Die Quote lag bei 7 Prozent der Arbeitnehmer, was ungefähr 1,4
Millionen Arbeitslose bedeutete. Wenig später waren es schon 2,8 Millionen und
die Quote stieg kontinuierlich an. Bis 1932 waren mehr als ein Drittel aller
Arbeitnehmer (ca. 19,5 Millionen) arbeitslos, nämlich 6.128.429 Menschen in
ganz Deutschland, davon allein 543.999 in Bayern. Dazu kamen aber auch noch die
ca. 2 Millionen Kurzarbeiter und nicht registrierten Arbeitslosen.
Als Maßnahmen zu Bekämpfung
der Weltwirtschaftskrise kürzte Deutschland die Arbeitslosenunterstützung/
-versicherung von 1821 Millionen Reichsmark auf 721 Millionen Reichsmark.
Dementsprechend wurden auch die Sozialhilfen und Gehälter im öffentlichen
Dienst verringert. Und das alles, um die Staatsausgaben so weit wie möglich zu
senken. Währenddessen leitete die USA staatliche Förderprogramme zur Schaffung
von Arbeitsplätzen ein. Außerdem investierte die USA viel in den Bau von
Straßen, Staudämmen und Elektrizitätswerken und die Finanzhilfe für die
Landwirtschaft.
Derweil wurde in Deutschland
die Verlängerung der Arbeitszeiten auf die 40-Stunden-Woche ermöglicht und die
Preise für öffentliche Dienstleistungen wurden teilweise, aber drastisch
erhöht. In den USA wurde jedoch die Börse verschärft kontrolliert und die
Wirtschaft durch preiswerte Kredite gefördert.
Doch jegliche Maßnahmen zur
Bekämpfung der Wirtschaftskrise stießen bei der Bevölkerung nicht auf
Gegenliebe, sondern führten zu Straßenkämpfen und Massendemonstrationen.
Der vom Reichspräsidenten
Paul von Hindenburg ernannte Reichskanzler Heinrich Brüning
versuchte also mit seiner
sogenannten Deflationspolitik eine weitere Staatsverschuldung zu verhindern und
verordnete eiserne Sparsamkeit. Die Regierung Brüning (1930-1932) passte
die staatlichen Ausgaben an
die sinkenden Einnahmen an und war somit der Amerikanischen Politik genau
entgegengesetzt. Und auch innerhalb Deutschlands war man sich in Sachen Politik
nicht einig. Denn in Köln forderte der Bürgermeister Konrad Adenauer eine
gezielte staatliche Ausgabenpolitik zur Ankurbelung der Wirtschaft. Es
herrschte Uneinigkeit und Kompromisslosigkeit und Lösungsvorschläge, die zur
Überwindung der Wirtschaftskrise führen könnten, gab es nicht.
Erst Anfang 1932 sank die
Arbeitslosigkeit und die Massenverelendung des Staates. Die Kommunistische
Partei Deutschlands (KPD) und die Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei (NSDAP) bildeten die beiden einzigen wirklichen
Oppositionsparteien. Sie konnten viele Stimmen der Protestwähler auf sich
vereinigen, indem sie ihren radikalen Konfrontationskurs gegen die Regierung
erfolgreich durchsetzten.
Deshalb wurde die NSDAP auch
im September 1930 zur zweitgrößten Partei Deutschlands.
Im Juli 1932 war die NSDAP
schließlich mit 37,4% der Stimmen die stärkste Partei im Reichstag. Am 30.
Januar 1933 wurde Hitler dann von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und
konnte seine Pläne verwirklichen.
Der
Massenmord von Juden und der durch Hitler ausgelöste 2. Weltkrieg sind also
indirekte Folgen der Weltwirtschaftskrise und der Politik Brünings.
Geschichte Plus Lehrbuch
Wolfram Pyta – Die Weimarer Republik