Historisches Seminar; Abteilung Bayerische Geschichte
Basiskurs: Bayerische Nachkriegsgeschichte
Seminarleitung: Dr.
Referent:
Die Viererkoalition
Leitfrage: Wie konnte sich das Kuriosum Viererkoalition bilden?
Forschungsstand: Wenig Literatur: wenige Untersuchungen zu Teilaspekten, viele noch unerforscht; eine wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung (Taubenberger 2002); aber Darstellung in Forschungsliteratur zu Parteien Bayern, Biographien.
Quellenlage: gut → Nachlässe der Handelnden, Archivgut der bayr. Landtags, der Parteien, Protokolle, der Fraktionen, des Koalitionsausschusses, Ministerrats, Memoiren, .
Parteiencharakterisierung:
Verschiedene Sozialstruktur, unterschiedliche gesellschafts- und wirtschaftspolitische
Zielsetzungen → ,,Kuriosum“; Sensation
Große Koalition (CSU+SPD+GB/BHE) 1950-1954:
CSU und SPD jeweils ~ 28%, CSU verliert 17,3% wegen erster Landtagswahlteilnahme der BP (17,9); ebenfalls neue Fraktion GB/BHE 12,3%; FDP 7,1%
Konflikt in Koalition: Entkonfessionalisierung der Lehrerbildung
territoriale Gestaltung: Lindau wieder zu Bayern, Pfalz nicht
Konsequenzen für CSU aus Niederlage der Regierungsbildung:
Rücktritt Ehard → Kampfabstimmung zwischen Seidel und Strauß
Modernisierung der Partei
Ausschaltung der BP ( → Spielbankenaffäre)
Voraussetzung für kommende Wahlerfolge
Ende der Viererkoalition:
Wahlergebnisse Bundestagswahl 1957: CSU absolute Mehrheit; kleine Parteien überschreiten in keinem Wahlkreis die notwendige 10% Hürde → kein Einzug ins Landesparlament → alarmierte Stimmung → Zerfall der Koalition: vertrauliche Verhandlungen zw. GB/BHE und CSU; BP und CSU → Vorverträge über neue Koalition
=> Koalitionsaustritt der GB/BHE und Rücktritt der 4 Regierungsmitglieder der BP am 8.10
=> Rücktritt Hoegner
Leitfrage: Die Bildung der 4er-Koalition war möglich durch:
Arroganz, Ignoranz, Überschätzung, Spaltung der CSU
Unentschlossenheit Ehards und zögerliche Verhandlungsführung
entschlossene Eigeninitiative von v. Knoeringen
große personelle (und inhaltliche) Zugeständnisse der SPD
alle kleinen Parteien haben keine einheitliche Meinung wollen aber eine Regierungsbeteiligung
Literatur und Quellen:
Bretschneider, Heike: Die Bildung der Viererkoalition. Die parteipolitische Konstellation in Bayern in der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 41 (1978), 999-1038.
Gelberg, Karl-Ulrich: Die Viererkoalition (1954-1957), in: Max Spindler/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. 4. Band, 1. Teil, München 2. Auflage 2003, 817-837.
Gelberg, Karl-Ulrich (Bearb.): Quellen zur politischen Geschichte Bayerns in der Nachkriegszeit. 1. Band: 1944-1957, München 2002.