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Referat
Politik

Universität Wien - Alma Mater Rudolphina

2010, Liebhart

Dominique R. ©
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ID# 5165







Die Umstrittenheit der Politischen Theorie

Stationen im Verhältnis von Politischer Theorie und Politikwissenschaft in der Bundesrepublik in: Hubertus Buchstein/Gerhard Göhler (Hg.) (2007): Politische Theorie und Politikwissenschaft, Wiesbaden: VS Verlag,15-44


1      Inhalt

1.    Etablierung der Politischen Theorie in der Gründungsphase des Faches. 1

1.1     Praktisch-philosophischen Theorie von Voegelin2

1.2     Der behavioristische Ansatz von Arnold Brecht2

1.3     Denkschrift Soziologie/Politische Wissenschaft von M. Rainer Lepsius. 2

2     Theoriebegriffe und Bereichstheorie. 2

2.1     Otto Heinrich von der Gablenz 1962. 3

2.2     Hans Maier 1964. 3

2.3     Wolf-Dieter Narr 1969. 3

3     Sortierung von Sortierungen: Zur Neuheit theoriekonzeptioneller Verortungen3

3.1     Die Zweiteilungen3

3.2     Die Trinität4

3.3     Die Viereraufteilung. 4

3.4     Die Pentanomie. 4

4     Die drei Reflexionsfunktionen der Politischen Theorie. 4

4.1     Die fachinterne Reflexfunktion: Politische Theorie und die Grundlagen der Politikwissenschaft4

4.2     Die fachausgreifende Reflexfunktion: Politische Theorie und die Explikation politischer Alltagstheorien5

4.3     Die subjektive Reflexfunktion: Politische Theorie und Politische Urteilskraft6

5     Schluss. 6


Im Zuge des Bologna-Prozesses wurde deutlich, dass im Bereich der akademisch organisierten Politischen Theorie eine kognitive, institutionelle und personelle Ausdünnung an den deutschen Universitäten zu erwarten ist.

Die Schwierigkeit der Politischen Theorie ist es dabei ihre Rolle deutlich und auch überzeugend darzustellen. Auch die Theoriedebatten der vergangenen Zeiten muten aufgrund ihrer Selbstbezüglichkeit fast autistisch an. Das dieses Problem kein rein deutsches ist belegt die Feststellung von US-Amerikaner Ian Shapiro über seine Kolleginnen und Kollegen, “[they] have become altogether too narcisstic over the past half-century“.

Die Frage, ob die Politischen Theorie und Ideengeschichte eine eigenständige Funktion im Fach, über den Status einer sozialwissenschaftlichen Bereichstheorie hinaus, erfüllen kann und soll, zieht sich durch alle Diskussionen.


1.    Etablierung der Politischen Theorie in der Gründungsphase des Faches

In der Anfangszeit der Politikwissenschaft kam das Fach ohne Definition von Politischer Theorie aus, obwohl die Gründer der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik, wie z.B. Franz L. Neumann, ihrer Bedeutung durchaus bewusst waren. Konkretere Aufgabenzuschreibungen an die Politisch Theorie wurden durch Eric Voegelin, als Protagonist der praktisch-philosophischen Theorie, und Arnold Brecht, als zentrale Gestalt der behavioralistischen Theorie, Ende der fünfziger bis Mitte der sechziger formuliert.

Die Gegensätze der von Brecht und Voegelin vertretenen Theorien additiv zu vermengen gelang M. Rainer Lepsius in seiner im Auftrag der DFG (Deutsch Forschungsgemeinschaft) 1961 verfassten Denkschrift Soziologie.....

2      Theoriebegriffe und Bereichstheorie

Mit Lepsius war der Status der Politischen Theorie als eigenständiges Teilgebiet der Faches sichergestellt.


2.1     Otto Heinrich von der Gablenz 1962

Einer der ersten Definitionsversuche wurde durch Otto Heinrich von der Gablenz 1962 gemacht, der die Aufgabe der Politischen Theorie als „das gesamte politische Leben im Ablauf der Geschichte“ in Augenschein nimmt und dann die Aufgabe hat „all diese Elemente systematisch zu behandeln, sie in eine übersichtliche Ordnung zu bringen, damit nichts vergessen wird und sich die einzelnen Erfahrungen gegenseitig stützen“.

Die Theorie der Politik habe deshalb „wohl von allen Teilgebieten der politischen Wissenschaft die meisten Überschneidungen mit anderen Spezialwissenschaften“ von der Philosophie bis zum Verwaltungsrecht.


2.2    Hans Maier 1964

Selbstbewusster war die Aufgabenbeschreibung die Hans Maier 1964 tätigte. Er bezeichnet die Aufgabe der Politischen Theorie innerhalb des Faches als „eine verbindende Klammer der einzelnen politischen Spezialdisziplinen“. Die konkreten Leistungen der Politischen Theorie betehen in der „methodischen Orientierung des gesamten Forschungsbereiches“ der Politikwissenschaft und der „philosophischen Durchdringung des Forschungsmaterials“.

Dies kann in zweierlei Weise geschehen, indem man sie „spezielle Arbeitsgebiete theoretisch zu generalisieren versucht“ oder indem sie „nach dem Bezug der politischen Ordnung zu Daseinsinn des Menschen fragt und damit die politische Wissenschaft in einer umfassenden Anthropologie fundiert.


2.3       Wolf-Dieter Narr 1969

Einteilung in (1) normativ-ontologische, (2) empirisch-analytische und (3)dialektisch-kritische Theorien ermöglichte es, die bisherigen Positionen als Teil einer paradigmenähnlichen wissenschaftskonzeptionellen .....

David Miller und Hubertus Buchstein sortieren nach empirischen, formalen und normativen Typen.


3.3      Die Viereraufteilung

KMK(Kultusministerkonferenz)-Rahmenrichtlinie zum Kernbereich Politische Theorie und Ideengeschichte  spricht neben der „Politische Theorie und Ideengeschichte“ im engeren Sinn von der Politischen Philosophie, der Wissenschaftstheorie und der Fachgeschichte.

David Held unterscheidet zwischen philosophischen (im Sinne von normativ und begrifflich), der empirisch-deskriptiven, der strategischen und der historischen Aufgabenkomponente.


3.4      Die Pentanomie

Ulrich von Alemanns bezeichnet (1) Mikro-Theorien der Politik (with Rational Choice), (2) Meso-Theorien (im Sinne von Theorien mittlerer Reichweite), (3) Makro-Theorien (wie Systemtheorie oder Becks Risikogesellschaft), (4) Mega-Theorie (Dimensionenwechsel von eher wissenschaftlicher zur politischer Theorienbildung“ und (5) Meta-Theorien (Wissenschaftstheorie und Methodenlehre).


4       Die drei Reflexionsfunktionen der Politischen Theorie

Politikwissenschaftliche Praxis findet immer im Rahmen eines spezifischen Kontextes statt und hat einen Anteil an der Reproduktion der diesen Kontext stützenden grundlegenden Überzeugungen. Politikwissenschaft ist eine soziale Praxis, die eingebettet ist in ein Universum von Bedeutungen, Praktiken und unhinterfragten lebensweltlichen Selbstverständlichkeiten.

Zugleich wirkt sie auf die Lebenswelt mit ihren Bedeutungen und Praktiken ein und trägt .....

Konzeptionelle Schlussfolgerungen zu Göhlers Überlegungen:

(1) Begründungsproblematik der Politischen Theorie.

Politische Theorien erheben den Anspruch ihre Aussagen auf besondere Weise begründen zu können. Dies geschieht durch die Verknüpfung der hierfür relevanten Aussagen zum Zwecke der Nachvollziehbarkeit. Solche komplexe „Begründungszusammenhänge“ können in Form von Kausalanalysen bis hin zur Rechtfertigung von Normen ausformuliert sein. Göhler schlägt zur Begründungsanalyse das „kybernetische Modell“ vor.

In diesem Modell werden politische Theorien in einer dynamischen Perspektive betrachtet und nach Grundlagen-, Tranformations- und Wirkungsbereich analysiert. Zusätzlich wird das gesellschaftliche Umfeld sowie mögliche Rückwirkungseffekte berücksichtigt und der Blick wird auf argumentative Leerstellen und Inkonsistenzen gelenkt.

Der eigenständige Charakter der Politischen Theorie als Begründungsanalyse besteht darin, diese Leistungen politischer Theorien zu untersuchen. Göhler unterscheidet zwischen manifesten und latenten Begründungszusammenhängen und zielt letztlich auf die Beurteilung solcher Begründungszusammenhänge nach Konsitenzkriterien.

(2) Das vielfältige Tableau der Politischen Theorie kann nur dann optimal genutzt werden, wenn die Einzelbausteine nicht isoliert voneinander zu Theorien aufgeschichtet werden, sonder zu einer integrativen Fragestellung gebündelt werden. Die vielfältigen Ansätze und Methoden sind Ausdruck ganz unterschiedlicher Frageweisen, die mit Blick auf die Analyse von Begründungszusammenhängen zu einer umfassenden Fragestellung integriert werden müssen.

(3) Die Herausarbeitung der performativen Funktion der Politikwissenschaft. Zum Aufgabenkatalog der Politischen Theorie gehört daher auch die Metareflexion über die Frage, „wer, wann und wie festlegt, was als eine politische Theorie, eine Idee oder ein Thema gelten kann“. Die Politische Theorie richtet ihr Augenmerk damit auf den Selektionsprozess relevant.....

Die Politische Theorie fungiert als Interpret und Platzhalter. Die Politische Theorie  leistet in ihrer Rolle als Interpret einen Beitrag zur Selbstaufklärung politischer Handelnder, indem sie die Genealogie ihrer politischen Traditionen, ihrer politischen Identitäten und deren Problematiken thematisiert. Als Platzhalter fungiert die Politische Theorie, indem sie die Distanzierung von unhinterfragten Praxis- und Problematisierungskontexten betreibt und auf möglichst konkrete Formulierungen von normativen Alternativen drängt.


4.3      Die subjektive Reflexfunktion: Politische Theorie und Politische Urteilskraft

Die dritte Reflexfunktion zielt auf die Stärkung der politischen Urteilskraft.

Zur politischen Urteilskraft gehören erstens die Fähigkeit, eine Distanz zur Unmittelbarkeit der jeweils gegenwärtigen politischen Wirklichkeit zu entwickeln und auf dieser Ebene des politischen Urteilens einen Beitrag zur Erweiterung der Freiheit des politischen Denkens und Handelns zu leisten. Zweitens gehört zur politischen Urteilskraft ein Gespür für konkrete Situationen, deren Ambivalenz und angemessene Reaktionen.

Die politische Urteilkraft ist die Fähigkeit des kreativen Umgangs mit politischen Problemstellungen, die Fähigkeit zur Infragestellung etablierter Denk- und Wahrnehmungsmuster.


5       Schluss

Politisch Theorie muss mit Nachdruck deutlich machen, worin über empirische Bereistheorien hinaus ihr Beitrag für die weitere Entwicklung der Disziplin liegt. Die Politische Theorie und Ideengeschichte kann in ihrer reflexiven Funktion die Rolle einer Klammer oder eines Ankers einer Disziplin übernehmen, die vor dem Problem steht, dass ihre Wissensbestände zunehmend auseinanderdriften.

Um die Reflexfunktion ausüben zu können, bedarf es einer Politischen Theorie, die den gesamten Bereich von der Politischen Philosophie über Politische Ideen-, Begriffs- und Semantikgeschichte bis hin zur Wissenschaftstheorie .....


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