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Seminararbeit
Geschlechterstudien

Universität Wien - Alma Mater Rudolphina

2, Morgenbesser 2012

Emma B. ©
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ID# 31812







LV: 190236 PS BM 2 Konstitutionsprobleme der Bildungswissenschaft - close reading: gender- und queertheoretische (Re-)Formulierungen zentraler pädagogischer Problemzusammenhänge; 2012S

Der Wandel der Thematisierung von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs

Proseminararbeit

Inhalt

1Einleitung1

2Gesa Heinrichs2

2.1Bildung und beruflicher Werdegang2

2.2Theoretische Verortung2

3Die Rolle von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs3

4Thematisierungen von „Geschlecht“4

4.1Feminismus4

4.2Feministische Theorie5

4.2.1Die sex-gender Unterscheidung5

4.2.2Problematik der „sex-gender“-Unterscheidung5

4.3Postfeministische Theorie6

5Der Wandel der Thematisierung von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs8

6Resümee9


1       Einleitung

Umbrüche, die aktuell in Gesellschaft und Kultur in den unterschiedlichsten Formen stattfinden, die sich durch fortschreitende Globalisierungsprozesse vermehren, stellen eine Herausforderung für die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen dar.

Aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen und Entwicklungen müssen auch Grundbegriffe neu überdacht werden und gegebenenfalls Transformationsprozessen unterworfen werden. Aus diesem Grund müssen auch zentrale Begriffe des feministischen Diskurses hinsichtlich ihrer Aktualität in den Blick genommen werden.

Gesa Heinrichs tut dies in ihrem Beitrag „Geschlechtertransformationen. Überlegungen zu einer postfeministischen Bildungstheorie“ anhand des Geschlechterbegriffes. Es werden unterschiedliche Betrachtungsweisen von „Geschlecht“ thematisiert, sowie auch das Verhältnis von Geschlechtern. Heinrichs geht in Anlehnung an Judith Butlers postfeministische Bildungstheorie über feministische Theorien hinaus und stellt Grundannahmen derselben in Frage, wie beispielsweise das System der Zweigeschlechtlichkeit (Heinrichs 2002, S.149-164).

Die intensive Lektüre von Heinrichs Text führte mich zu meiner Fragestellung:


„Wie hat sich die Thematisierung von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs verändert?“


Da in dem Text deutlich wird, dass sich im feministischen Diskurs der Umgang mit dem Begriff Geschlecht verändert hat und auch immer noch ändert, ist es eine gerechtfertigte Frage, wie sich dieser Wandel vollzogen hat beziehungsweise vollzieht.

Auf Basis des oben genannten Textes von Gesa Heinrichs und den darin enthaltenen Überlegungen von Judith Butler und anderen ReferenzautorInnen soll diese Fragestellung bearbeitet werden.

Dies wird durch genaues Studieren des Textes, den Versuch der Nachzeichnung des Argumentationsgangs und anschließendes Interpretieren erfolgen.

Bevor auf die Fragestellung eingegangen werden kann, wird dargelegt, in welchen theoretischen Feldern Gesa Heinrichs und ihre Referenzautorinnen zu verorten sind, um deutlich zu machen, in welchem theoretischen Rahmen diese Arbeit anzusiedeln ist.

Im nächsten Schritt erfolgt ein Versuch, den Stellenwert des „Geschlechts“ im feministischen Diskurs zu veranschaulichen. Diese Darstellung ist wichtig für das Verständnis der gesamten Arbeit, da „Geschlecht“ als der zentrale Begriff angesehen wird.

Im letzten Schritt werden die unterschiedlichen Thematisierungen des „Geschlechts“ anhand des Feminismus, der feministischen Theorie und der postfeministischen Theorie aufgezeigt, die im weiteren Verlauf zur Beantwortung der Fragestellung dienen.


2       Gesa Heinrichs


2.1      Bildung und beruflicher Werdegang

Gesa Heinrichs wurde 1966 geboren und ist Doktorin der Philosophie. Sie studierte Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte, Dramaturgie- und Regieassistenz, Erziehungswissenschaft, Theologie und Germanistik.

Weiters war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für allgemeine Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg und Lehrbeauftragte für feministische Bildungstheorie und Medienpädagogik. Seit 2000 ist sie als Personalentwicklerin in einem internationalen Konzern tätig.


2.2      Theoretische Verortung

Bei Betrachtung der Publikationen von Gesa Heinrichs wird deutlich, dass ihr besonderes Interesse den Begriffen Identität, Geschlecht und Bildung gilt, welche sie aus einer postfeministischen Perspektive heraus betrachtet (vgl. ). Auch der Beitrag, welcher als Grundlage für diese Arbeit dient, weist auf diese theoretische Verortung hin.

Schon der Titel des Texts „Geschlechtertransformationen. Überlegungen zu einer postfeministischen Bildungstheorie“ und die darin enthaltene zustimmende Argumentation zu Judith Butlers Überlegungen lassen erkennen, in welchem theoretischen Feld die Autorin anzusiedeln ist: In der postfeministischen Bildungstheorie. Dies bestätigt ihre im Text enthaltene Skizzierung eines postfeministischen, bildungstheoretischen Ansatzes.

Im späteren Verlauf dieser Arbeit wird Postfeminismus beziehungsweise Postfeministische Bildungstheorie in Bezug auf Judith Butler noch weiter ausgeführt.


Nach den Informationen zur Autorin der Basislektüre wird nun darauf eingegangen, welche Rolle das „Geschlecht“ im feministischen Diskurs spielt.


3       Die Rolle von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs


Wie schon in der Einleitung erwähnt, kommt es aktuell zu Transformationsprozessen aufgrund der kontinuierlich voranschreitenden Globalisierung.

Will man diese Prozesse, vor allem im feministischen Diskurs, adäquat beschreiben und analysieren, „muss Geschlecht eine kategorische Bedeutung für derartige Analysen haben“ (Heinrichs 2005 S.149) und als grundlegende Tatsache angesehen werden.

„Geschlecht“ ist laut Heinrichs ein „Strukturmerkmal aller Gesellschaftsformen“(ebd.) und eine Konstruktion, die für Kultur und Gesellschaft von großer Bedeutung ist.

Damit ist gemeint, dass das „Geschlecht“ auch oft in modernen Theorien außer Acht gelassen wird, da es als natürlich gegeben angesehen wird, dass es zwei Geschlechter gibt. Aus diesem Grund scheint es schwierig zu sein, es zu dekonstruieren.

Wenn man von der traditionellen feministischen Theorie ausgeht, können Geschlechter nicht transformiert werden, sondern nur das Verhältnis der Geschlechter.

Gesa Heinrichs argumentiert aber in Anlehnung an Judith Butler, dass „Geschlecht“ durchaus transformierbar ist, wenn man es als Konstruktion ansieht. Dadurch sei es aber notwendig, das binäre Geschlechtssystem anzugreifen und grundlegend zu hinterfragen (vgl. Heinrichs 2005 S.149).


4       Thematisierungen von „Geschlecht“


Im Folgenden wird der Verlauf der unterschiedlichen Thematisierungen von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs anhand des Feminismus, der Feministischen Theorie sowie der Postfeministischen Bildungstheorie dargestellt, um auf Basis dieser Darstellungen die Fragestellung zu beantworten.


4.1      Feminismus

Feminismus ist eine relativ moderne politische Bewegung, die sich mit der Benachteiligung von Frauen beschäftigt.

Feministische Bewegungen fordern für Frauen die Gleichberechtigung, sowie die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie Männer sie haben (vgl. Heinrichs 2005 S. 150).

Betrachtet man Feminismus als politische Bewegung, so ist erkennbar, dass hier das binäre Geschlechtssystem – „Mann-Frau“ – als gegeben angesehen wird. Dies zeigt, dass „Geschlecht“ als etwas Feststehendes angesehen wird und der Fokus auf der Auseinandersetzung mit der Benachteiligung aufgrund der Geschlechterdifferenz liegt.

Da der Feminismus aber auch eine Bewegung mit wissenschaftlichem Interesse ist, existiert die sog. feministische Theorie, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.


4.2      Feministische Theorie

Die feministische Theorie versucht die „scheinbar eindeutige Tatsache der Existenz von Männern und Frauen “(Heinrichs 2005 S. 150) in zwei Gruppen zu theoretisieren und dabei die Kategorie „Geschlecht“ einzuführen. Diese Kategorie wird in verschiedensten Zusammenhängen als kritisches Instrument genutzt.

Von großer Bedeutung für die Kategorie „Geschlecht“ ist die Spaltung in „sex“ und „gender“, das bedeutet, dass zwischen dem „biologisch-anatomischen Geschlechtskörper („sex“) und der kulturell erworbenen Geschlechtsidentität („gender“)“(ebd.) unterschieden wird (vgl. Heinrichs 2005 S.150).


4.2.1     Die sex-gender Unterscheidung


Die sex-gender Unterscheidung wurde in den 70er Jahren von der Frauenforschung aufgenommen, um die bisher als Tatsache angesehene „Verkopplung von Geschlecht mit Natur (…) zu durchbrechen“.

Das biologische Geschlecht wurde als „sex“ bezeichnet, das soziale Geschlecht als „gender“. Im Fokus standen die kulturellen und gesellschaftlichen Zuschreibungen, Erwartungen und Positionierungen von Männern und Frauen.

Die Unterscheidung in biologisches und soziales Geschlecht sollte der – in Gesellschaft und Politik weit verbreiteten – „Natur der Frau-Argumentation“ entgegenwirken. Die Ungleichheit der Geschlechter wurde in einen kulturellen Kontext gestellt und nicht als Folge von körperlichen Differenzen gesehen (vgl.


Heinrichs kritisiert mit Linda Nicolson, dass die „sex-gender“-Unterscheidung trotz der Betonung, dass Geschlechter sozial konstruiert sind, den Körper als „Basis für die Konstruktion kultureller Bedeutungen versteht“ (Heinrichs 2005 S.151). Somit bleibt die Vorstellung erhalten, dass die Charakterbildung aufgrund der Anatomie des menschlichen Körpers erfolgt (vgl. ebd).

Heinrichs kritisiert weiters, dass durch das „sex-gender“-System an einem binären Modell festgehalten wird. Somit werden das soziale, wie auch das biologische Geschlecht als ein „eindeutig verifizierbares“(ebd.) gesehen.

Der dritte Kritikpunkt an der „sex-gender“-Unterscheidung lässt sich am besten mit einem Zitat von Butler (1991 zit.n. Heinrichs 2005 S.151) beschreiben:



Damit stellt Butler die Frage, ob „sex“ und „gender“ wirklich unterscheidbar seien oder ob das eine nicht im anderen aufgehe.

Auf die einzelnen Kritikpunkte kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, da dies den Umfang dieser Arbeit übersteigen würde.


Im nächsten Kapitel wird die Thematisierung von Geschlecht in der Postfeministischen Theorie dargestellt.


4.3      Postfeministische Theorie

Die amerikanische Philosophin Judith Butler ist eine der führenden postfeministischen Theoretikerinnen. Aus diesem Grund bezieht sich das Folgende vorwiegend auf ihre, in Heinrichs Text wiedergegebenen, Äußerungen.

Butler fordert eine neue feministische Politik, bei der ihr Fokus unter anderem auf der Konstruktion von „Geschlecht“ liegt.

Als ein wichtiges „Regulierungsverfahren der Subjektwerdung“ (vgl. Heinrichs 2005 S153) sieht sie die ständige gesellschaftliche Produktion der Geschlechtsidentität, welche nur zulasse, dass man entweder Mann oder Frau ist. Dieses Entweder-Oder-System werde als feststehend und natürlich angesehen.

Das Denken in Zweigeschlechtlichkeit führt laut Butler (zit. n. Heinrichs 2005 S.153) zu Subjekten


„bei denen sich gender aus sex herzuleiten scheine und verwerfe diejenigen Identitäten, bei denen sich die Geschlechtsidentität nicht aus dem anatomischen Geschlecht herleite […]“.


Damit ist gemeint, dass die vorherrschenden Diskurse „Geschlecht“ als Bezeichnung für das Selbst begreifen und die Subjektwerdung einer heterosexuellen Matrix unterworfen ist.

Gleichzeitig mit kulturellen Normen entwickelt sich ihrer Ansicht nach das Geschlecht und es wird in die bestehende Begehrensordnung integriert und somit der Vorstellung von Heterosexualität als „Normalität“ unterworfen.

Butler interessiert vor allem die Frage, inwieweit solche Vorstellungen, wie die der heterosexuellen Matrix, transformiert werden können.

Dabei sieht sie den Motor von Veränderungsprozessen im philosophischen Diskurs.

Butler versucht, die Vorstellung von eindeutiger Mann-Frau Trennung zu dekonstruieren.

Sie ist der Meinung, dass es die „Performativität der Geschlechtsidentität“ (Heinrichs 2005 S.156) zu entlarven gilt, und gleichzeitig sollen neue Geschlechtsrealitäten vorgeschlagen werden.

Auf diese Weise würde der Feminismus einen „kontraproduktiven Effekt“ (Heinrichs 2005 S.156) erzielen und die vorherrschende Geschlechterordnung beibehalten.

Ihrer Ansicht nach sollte eine Bewegung, die für Frauen eintreten will, die Vorstellung drüber, was unter diesen verstanden wird, offen und transformierbar halten (vgl. Heinrichs 2005 S.156).


Nachdem die im Basistext von Gesa Heinrichs angesprochenen Thematisierungen von „Geschlecht“ dargestellt wurden, wird im nächsten Schritt versucht, die obigen Darstellungen zu konkretisieren und so auf die Fragestellung einzugehen.


5       Der Wandel der Thematisierung von „Geschlecht“ im feministischen Diskurs



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