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Fachbereichsarbeit

Die Textil­in­dus­trie im Schwarz­wald im Wandel der Zeit - Zell-Schönau AG.

2.539 Wörter / ~12 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autor Hermann G. im Okt. 2015
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Fachbereichsarbeit
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Werner-von-Siemens-Gymnasium Bad Harzburg

Note, Lehrer, Jahr

2010

Autor / Copyright
Hermann G. ©
Metadaten
Preis 9.90
Format: pdf
Größe: 0.28 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 50084







1.Textilindustrie im Wandel


Das Schwarzwaldtal zwischen Lörrach und Todtnau war neben dem Ruhrgebiet eine der ersten großen Industrieregionen([11])“. So heißt es in einem Artikel der Badischen Zeitung vom 21.04.2012 ([2, S.1ff.]) Doch wie ist es dazu gekommen?

Beispielhaft für die wirtschaftliche Situation im Wiesental steht die Zell-Schönau AG, die sich

1920 durch Zusammenschluss der „Mechanischen Weberei Zell i.W.“ und der „Spinnerei und Weberei Schönau“ gründete. Einer der Hauptprotagonisten zu dieser Zeit war Georg Färber.

Er trat am 1. April 1936, im Alter von 31 Jahren, in den Vorstand der Zell-Schönau AG.

([1, S.3])


1.1 Situation in den Kriegsjahren (1939-1945)


Als Georg Färber das Amt als Vorstand der Zell-Schönau AG übernahm hatte er keinen einfachen Start. Grund dafür war die schwierige wirtschaftliche Lage, sowie das Misstrauen der Firmenleitung gegenüber dem Jungunternehmer. So berichtete Moritz Mez, damaliger Mitvorstands-Kollege,

im Jahre 1962 ([1, S.3]):


Herr Färber kam, probierte die Webstühle, hatte viel auszusetzen, aber er kam und griff mit einer außerordentlichen Energie ein. Man hatte das Gefühl, jetzt ist der Karren aus dem Dreck, und so war es auch. Ich brauche die einzelnen Verdienste nicht zu erwähnen. Er war kein angenehmer Kollege für mich, das darf ich wohl sagen. Wir haben uns darüber ausgesprochen, aber ich wusste, was er war, und was er für die Firma und die Aktionäre getan hat“([1, S.3]).


Mit Kriegsbeginn 1939 wurde der Betrieb dem „kriegswirtschaftliche Erzeugungsprogramm“

unterstellt. Darunter ist zu verstehen, dass bestehende Abteilungen der Zell-Schönau AG zweckendfremdet wurden um, für den Krieg, notwenige Produkte herzustellen. Dazu ein Auszug aus dem Vorstandsbericht 1942([1, S.3]):


In das Berichtsjahr fällt die Umstellung eines Teiles unseres Betriebes auf eine textilfremde Fertigung. Daneben konnten wir - wenn auch mit Einschränkungen - Spinnerei, Weberei und Ausrüstung weiter betreiben und zur Deckung des Bedarfes sowohl der Wehrmacht als auch der Zivilbevölkerung einsetzen. Es ist bemerkenswert, daß sich unsere Rohstoff-Versorgung während des ganzen Jahres ausschließlich auf Zellwolle und Kunstseide stützen konnte.“ ([1, S.4]).


Was damit gemeint war erzählt Zeitzeuge Hans Fräulein in einer Ausgabe für ein örtliches Heimatmagazin. So wurden nach Fräulein Zünder für 8,8-cm-Flakgranaten montiert, die später

im Krieg verwendet wurden.


Ab 1. April 1945 wurde Georg Färber zum alleinigen Vorstand der Zell-Schönau AG ernannt.

Die Herausforderung für Färber bestand diesmal darin, mit dem wirtschaftlichen Chaos, dem Mangel an Rohstoffen wie Kohle, Zellwolle (Viskose) und Kunstseide sowie dem Mangel an Arbeitskräften klar zu kommen ([1, S.4]).


Hierzu einige Passagen aus dem Vorstandsbericht des Jahres 1945:

Im Berichtsjahr hat sich nach beinahe 6 Jahren eines fürchterlichen Krieges das Schicksal unseres Volkes erfüllt. Dem militärischen Zusammenbruch folgte ein wirtschaftliches, moralisches und kulturelles Chaos von unerhörten Ausmaßen und Auswirkungen. Alle staatlichen Bindungen wurden aufgelöst und ersetzt durch Anordnungen der Besatzungsmächte, die Deutschland in vier Zonen aufgeteilt haben und diese nach uneinheitlichen Gesichtspunkten verwalten.

Noch ist nicht abzusehen, wohin der Weg des deutschen Volkes durch Hunger, N.....[Volltext lesen]

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Auf diese positive Geschäftsbilanz folgten umfangreiche Investitionen. So wurde nicht nur das bestehende Werk weiter ausgebaut, vielmehr wurden neue Werke in Schönau, Hottingen, Wehr,

Rohmatt und Breisach gebaut. Dadurch wurde der Leitgedanke, „von der Faser bis zum Fertigprodukt“ ([1, S. 5]), den Georg Färber stets hegte weiter umgesetzt.

Diesen Aufschwung spiegelte sich im Laufe der Jahre auch in der steigenden Anzahl der Arbeitnehmer. So waren es 1946 etwa 700 Mitarbeiter, 1949 schon über 1600 und 1956 bereits 2600 ([1, S.5f]).Damit steigert die Zell-Schönau AG ihre Arbeitnehmerzahl in den oben genannten 10 Jahren um 271 %.


([1, Diagramm über die Zahl der Beschäftigten von 1946 bis 1956])


1.3 Triumphzug der „Irisette“


Bereits im Jahre 1945 bewies Georg Färber einmal mehr seinen Pioniergeist, indem er die erste buntgewebte Bettwäsche ins Leben rief. Diese ließ er 1954 unter dem Markennamen „Irisette“ als Wahrenzeichen eintragen. Ebenfalls einzigartig war die Werbung dieser Bettwäsche, die erstmals in Frauenzeitschriften und im Radio erschienen ist. Dies stieß auf gehört und innerhalb kürzester Zeit war die Nachfrage auf die Produkte so hoch das viele Händler bis zu 18 Monaten Lieferzeit in Kauf nehmen mussten ([1, S. 6f]).

So schrieb auch die Zeitschrift „DIE ZEIT“ in der Septemberausgabe von 1955:


Unverkennbar hat in Deutschland ein immer stärker werdender Trend zum Markenerzeugnis eingesetzt. Auch die Textilindustrie konnte von dieser Entwicklung erfreulich profitieren und neue Impulse empfangen. Den vielfachen Bemühungen auf diesem interessanten Gebiet hat die Spinnerei und Webereien Zell - Schönau AG nun einen weiteren Schritt hinzugefügt: in der richtigen Erkenntnis, daß die Umgebung den Menschen formt, brachte das auf dem Gebiet der Damastproduktion seit jeher führende Unternehmen buntgestreifte Bettwäsche auf den Markt[…]

Der Markenartikel, der diesem Zweck dient, wurde Buntsatin „Irisette“ getauft und zur jetzigen Frankfurter Herbstmesse mit einer Reihe sehr ansprechender Dessins aus der Taufe gehoben, In deutscher Gründlichkeit testete man vorher die Ansichten der Käuferinnen: Von 100 befragten Hausfrauen sprachen sich 62 spontan für die „Buntgestrei.....

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Sie setzte sich entgegen aller Befürchtungen namhafter Fachleute weitblickend für gestreifte, bunte Bettwäsche ein. Hierfür erfand sie den Markennamen Irisette, der die Zell-Schönau mit ihren damals zahlreichen Werken im südbadischen Raum und im Elsass groß machte. Die bunten Irisette-Streifen waren bald der Renner im Geschäft und setzten vom Wiesental aus den Siegeszug in die ganze Republik an“ ([9, S. 1]).


Dieses Erfolgsduo bestehend aus Georg und Dore Färber bildete den Grundstein für den großen wirtschaftlichen Erfolg ([1, S.6f]).

1.4 Wendepunkt und Untergang der Textilindustrie im Wiesental


Bereits am 8. Oktober 1957 endete diese Erfolgsgeschichte jedoch abrupt mit dem Tod von Georg Färber, der im Alter von 53 Jahren verstarb. Er hinterließ ein Unternehmen das sich deutschlandweit zu einem der größten entwickelte. Er prägte die Textilindustrie in der Region um Lörrach und besonders im Wiesental wie kaum ein zweiter ([1, S. 6]). So berichtet auch Eugen Hoffman und Franz Zimmerman, ehemalige Mitarbeiter, voller Begeisterung über Georg Färber.

Dazu ein Auszug aus dem Markgräfler Tagblatt vom 08.07.2013 mit dem Titel „Echte Erfolgsgeschichte gestaltet“:


"So einen guten Vorgesetzten haben wir nie wieder bekommen ([10])".




Doch wie ging es weiter bei der Zell-Schönau AG? Nach dem Tod ihres Ehemannes war Dore Färber noch 12 weitere Jahre als stellvertretende Vorsitzende im Aufsichtsrat der Zell-Schönau AG tätig. Nachdem ihr Vorschlag ein zweites Standbein der Firme in der Elektronik-Branche zu eröffnen Ende der 60 er abgelehnt wurde, folgte 1969 der persönliche Tiefpunkt als ihre Aktien an der Zell-Schönau AG ohne ihr Wissen von den Mehrheitseigentümern an die Firma Adolff, Bac.....

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Die Zell-Schönau AG wurde 1978 von der Firma Adolff u.a an die Firma Drews verkauft. Nachdem 1993 die Weberei in Schönau geschlossen wurde bedeutete dies das endgültige Ende der Zell-Schönau AG am 31.12.1993. Abschließend wurde das Unternehmen, vermutlich wegen dem Markennamens „Irisette“, an die Firma Bierbaum verkauft ([1, S. 8]).

1.5 Globalisierungen der Textilindustrie


Bis Mitte der 60er herrschte bei der Textilindustrie im Landkreis Lörrach Hochkonjunktur ([1, S. 7]). So schreibt auch Andreas Müller in seinem Referat über die Textilindustrie des Wiesentals:


Im Landkreis Lörrach waren 20.000 Arbeitnehmer nur in der Textilindustrie beschäftigt, dazu kamen eine große Anzahl in den Handwerks- und Zuliefererunternehmen; in unserer kleinen Stadt Zell i. W. waren es bis zu 2.300 Arbeitnehmer. Heute sind es im Landkreis nur noch wenige Hundert und in Zell keine mehr“ ([1, S. 7]).


Doch wie kam es zu diesem Niedergang der deutschen Textilindustrie? Im folgenden Teil meiner Arbeit gehe ich auf diese Frage ein, untersuche die Ursachen der Globalisierung in der Textilindustrie, zeige die Folgen auf und veranschauliche anhand eines Beispiels wie dramatisch diese für unsere Umwelt sein können.


Ursachen für die Globalisierung der Textilindustrie und den Abzug aus Industrieländern am Beispiel von D.....

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Wie groß das Lohnniveau zwischen einzelnen Industrie- und Schwellenländern schwankt zeigt das Folgende Schaubild:



([15, Balkendiagramm über die Arbeitskosten in der Textilindustrie])


Doch dieser Rückgang lässt sich auch konkret in Zahlen ausdrücken. In einer Studie der CEPS (Centre for European Policy Studies) die unter anderem von dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie der IG Metall in Auftrage gegeben wurde ist zu lesen ([17]):


Der Strukturwandel der deutschen Textilindustrie lässt sich am deutlichsten am Rückgang der Beschäftigten ablesen, die von 496.600 im Jahr 1970 auf rund 121.500 im Jahr 2000 fiel. Ebenso nahm die Anzahl der Unternehmen von 2.400 (1970) auf 1.085 im Jahr 2000 ab“ ([17, S. 2]).


Um nicht im Detail zu versinken, gehe ich nun auf die zwei, für mich interessantesten, Folgen der Globalisierung (der Textilindustrie) für Mensch und Umwelt ein:

Durch den enormen Faserbedarf werden Düngemittel und Wasser immer mehr benötigt und tragen so zu Wassermangel und Ökokatastr.....

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Manche Arbeiterinnen schliefen fast gar nicht mehr und waren den ganzen Tag übermüdet. Die Besitzer der Fabrik setzten uns immer wieder unter Druck, noch schneller zu arbeiten. Das war menschenunwürdig“ ([19, S. 1]).


Wohin dieser „Druck“, wie es Shahida Sarker beschreibt, führt zeigt sich in einer Textilfabrik ebenfalls in Bangladesch im November 2012. Damals Berichtete die Zeitschrift DIE WELT am 25.11.12 über ein Ereignis das bis dahin trauriger Höhepunkt sein sollte:


Bei einem Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch sind in der Nacht zum Sonntag mindestens 104 Menschen getötet worden. Wie die Feuerwehr am Sonntag mitteilte, war das Feuer am späten Samstagabend in dem Werk am Rande der Hauptstadt Dhaka ausgebrochen. Hunderte Arbeiter wurden demnach in den oberen Etagen des Fabrikgebäudes eingeschlossen. […]Die Ursache für den Brand war zunächst unklar.

Häufig lösen jedoch Kurzschlüsse in den maroden Elektroinstallationen der Bekleidungsfabriken in Bangladesch Brände aus“ ([20, S. 1ff.]).


Doch nicht nur der Mensch leidet unter diesem Wettbewerb immer günstiger produzieren zu müssen, auch die Auswirkungen auf die Umwelt sind bedenklich. Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen eignet sich die Geschichte des Aralsees wie kaum eine andere. Der Aralsee ist ein natürlicher Salzsee zwischen Kasachstan und Usbekistan (Zentralasien) und war vor der seit 1960 anhaltenden Austrocknung der viertgrößte Binnensee der Welt ([21, S. 1f.]).

Neben dem klimatischen Wandel hat auch der Anbau von Baumwolle ([13, S. 2f.]). Um die Baumwollfelder zu bewässern wurden riesige Wassermengen aus den beiden Hauptflüssen, die den Aralsee mit Wasser speisten, entnommen ([21, S. 1]). Um ein Gefühl zu bekommen wieviel Wasser zum Baumwollanbau benötigt wird nun ein Abschni.....

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