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Zusammenfassung
Rechtswissenschaft

Technische Universität Darmstadt

2011,Schmidt

Philipp M. ©

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ID# 10826







Bildungsungleichheit

 

Erläutern sie und diskutieren Sie verschiedene soziologische Erklärungsansätze zum Zusammenhang von Bildung und sozialer Ungleichheit.

 

 

Drei Problemkontexte:

-soziale Ungleichheit quantitativ in der Bildungsbeteiligung

-soziale Ungleichheit qualitativ im Bildungsgeschehen

-soziale Ungleichheit im Übergang vom Bildungs- in das Berufssystem

 

Die soziale Ungleichheit in der Bildungsbeteiligung

-Geschlecht und Konfession unterschiede nivelliert.

-Stadt-Land-disparitäten abnehmend.

-Kinder und Jugendliche durch Bildungsreform insgesamt in mehr Bildungsprozesse integriert. Ob durch Mehr an Beschulung auch schicht- und klassenspezifische Ungleichheit reduziert wird darüber keine Einigkeit!

Erklärung der Diskrepanz:

Zahl der Kinder die weiterführende Schule besuchen ist gestiegen.

 

1955

1970

1995

Heute

10%

40%

70%

65,4%

 

Mehrzahl der deutschen Kinder und Jugendlichen heute wesentlicher besser ausgebildet! Somit auch mehr Kinder aus Arbeiterfamilien.

17-18 jährige Anstieg Anteil Gymnasiasten durch Bildungsexpansion:

                                                            1976                      1989                                 Steigerung

Arbeiterkinder :                           7,1%                     11,8%                  5%         oder                  2/3

Angestelltenkinder:                   30,7%                  40,0%                  9%         oder                   1/3

Je nach Deutung wird mehr Bildungsgewinn der Arbeiterkinder oder die Bildungsdifferenz zwischen den Schichten betont!

Klassenspezifisch soziale Ungleichheit ist vorhanden, fraglich ist nur ob es im Zeitablauf eine Angleichung im Gymnasial- und Hochschulbesuch der verschiedenen sozialen Schichten gegeben hat, die es wert ist als solche bezeichnet zu werden.

Bildungsarmut zieht in der Regel finanzielle Armut nach sich ( und Umgekehrt).

Fehlende Bildung beeinflusst:

-finanziellen Situation

-Familienplanung

-politische Interesse

-Lebenserwartung

Diejenigen die in der Regel aufgrund ihrer familiären Situation- mit der gestiegenen Bildungserwartung nicht mithalten können zu den Verlierern der Bildungsreform-(„Kellerkinder der Bildungsexpansion“).

PISA-studie machte deutlich dass nicht Leistung über den Besuch einer Hauptschule oder einer Realschule entscheidet, sondern die soziale Herkunft:

Die Chance eines Jugendlichen aus einem Facharbeiterhaushalt, ein Gymnasium statt einer anderen Schulform zu besuchen, in etwa bei  3:17  - dagegen für Jugendliche, die aus Familien der oberen Dienstklasse stammen bei  1:1.

Schule gelingt es nicht Bildungsnachteile abzubauen sondern im Gegenteil wird in einem kumulativen Prozess die Spirale von Leistung und Schicht verstärkt. Dies ist im internationalen Vergleich für alle SchülerInnen von Nachteil, da fehlende Fähigkeiten insbesondere in der Lesekompetenz, die Leistungen aller schmälern. Eher deutet sich eine Tendenz an, dass bei einer Verminderung sozialer Disparitäten auch das Gesamtniveau steigt, ohne dass in der Leistungsspitze Einbußen zu verzeichnen wären.

 

Die Soziale Ungleichheit im Bildungsgeschehen unter besonderer Berücksichtigung der Schule

Je nach Klasse unterschiedliche Sprachstile und Codes, die später den schulischen Erfolg nachhaltig beeinflussen.

Kinder aus der Arbeiterklasse: restringierten Code (auch „public language“ genannt)

Kurze apodiktische (unumstößlich geltende) Feststellungen sind Sprachstil bestimmend. Sprachgebrauch der Jugendlichen setzt Kontextkenntnisse (Zusammenhang) voraus. Emotionale Aspekte überwiegend, logische wenig betont.

Dieser Sprachstil entwickelte sich in den familiär und nachbarschaftlich organisierten Arbeitervierteln. Kollektives Wissen wurde vorausgesetzt, diskutiert wurden eher praktische Erfahrungen. Eine Sprache, die Normen und Werte nicht expliziert sondern impliziert transportiert ist daher ausreichend.

Explizites  (auseinandergefaltetes) Wissen ist für jeden offen und zugänglich (ohne große Mühe zb. Internet,Bücher, etc.)

Impliziertes (eingeschloßenes)  Wissen ist verborgen in Einzelnen.

 

Werden jedoch in der Schule Diskussionen abstrakte Gedanken, Prozesse oder Beziehungen verhandelt scheitern Arbeiterkinder mit ihren implizierten Sprachmustern. 

Kinder aus der Mittelschicht entwickelten dagegen einen elaborierten Code („formal language“).  Dieser Sprachstiel reflektiert die Bedeutung der Worte und das Kontextwissen der Zuhörenden. Anpassung von Rede an die jeweilige Situation, gleichzeitig können Prinzipien eloquent (sprachgewandt) erläutert werden. Es fällt ihnen leichter zu verallgemeinern und abstrakte Gedanken werden von diesen Kindern besser formuliert. Sie können sprachlich zwischen Logik, individuellen Intentionen und Gefühlen differenzieren.

 <Nach Bernstein liegt dies im Erziehungsstil der Mütter und dem Kindern das eigene Erziehungsverhalten zu begründen. Akademische Ausbildung basiert laut Bernstein auf einer vergleichbaren Begründungskultur. Kinder aus der Mittelschicht können dies besser reproduzieren als Kinder der Arbeiterklasse. Mittlerweile wird Bernsteins These der 2 kontrastierenden Klassen jedoch erwiesener Maßen als zu einfach bewertet. Ein Kausalzusammenhang zwischen Sprachcode und Schicht (eindeutig gegliedert in 2 Klassen) konnte in empirischen Folgeuntersuchungen nicht überzeugend nachgewiesen werden. Unterschiedliche Sprachkulturen nach Klassen und Milieus sind jedoch vorhanden - und treffen aufgrund der eigenen sozialen Herkunft der (mehrheitlich aus der Mittelschicht kommenden) Lehrer auf unterschiedliche Akzeptanz und Verständnis. Die Kultur einer Schule wird durch das schichtspezifisches Berufsverständnis, Gesellschaftsbild und Sozialisationsvorstellungen der Lehrer maßgeblich beeinflusst.

Migration & Sprache:

Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss stammen doppelt so häufig aus Migrantenfamilien. In der PISA Studie wurde deutlich das die Sprachkompetenz die entscheidende Schwierigkeit für Kinder aus Migrationsfamilien (im deutschen Bildungssystem) darstellt. So wurde auch schon überlegt ob zum Beispiel der islamische Religionsunterricht in Deutsch oder Türkisch abgehalten werden soll.

 

Die einen betonen die Unvermeidbarkeit der kompetenten Anwendung der deutschen Sprache für den Bildungserfolg, andere befürworten die Förderung der Herkunftssprache. Unter dem Begriff „Ebonics“ wird in den USA über die Akzeptanz verschiedener Varianten der englischen Sprache diskutiert, wonach Schülern die bestimmten Vierteln (vorwiegend schwarze Bevölkerungsgruppen) entstammen ihr eigener regelgeleiteter Sprachstil nicht mehr als falsches Englisch abgewertet wird. Es wird sogar über die Etablierung von „Ebonics“ als eigenständiges Schulfach nachgedacht.

 

Paul Willis „Ethnographie der Gegenschulkultur der weißen männlichen Arbeiterjugend.“              (1972 – 1975) Untersuchungen von Jugendlichen aus der Arbeiterklasse zeigten das sie mit dem Wiederstand gegen das Autoritätssystem der Schule sich selbst in die Lage bringen, ohne Schulabschluss die Schule zu verlassen und somit - wie ihre Eltern – unqualifizierte, schlecht bezahlte Jobs annehmen zu müssen. Also Wiederstand der zur Anpassung führt. Der Schule gelingt es also nicht Klassenspezifische Ungleichheiten an Lebenschancen und Zugang zu Ressourcen aufzuheben. Trotz Schulbeteiligung reproduzieren die Jugendlichen ihre Klassenlage. Diese Rebellion gegen die Schule ist laut Willis nicht auf Mangel an Intelligenz oder Hilflosigkeit der Jugendlichen zurückzuführen sondern als bewusster Kampf  gegen die für sie als fremd und diskriminierend empfundene Kultur.

 

Klasse; Geschlecht, Ethnizität

Schulische Belastungen (durch Klassenwiederholung, Versetzungsgefährdung, Nichtaufnahme an der Wunschschule, Nachhilfeunterricht und Schulwechsel) treten häufiger bei Kindern aus Familien mit niedrigen sozialen Status auf.

Treffen die „negativen„ Faktoren von Klasse und Geschlecht zusammen kommt es zu einer Verschärfung der Probleme.

Mädchen und Arbeiterkinder haben größere Schwierigkeiten mit dem über Bildung vermittelten sozialen Aufstieg. Erhöhter Leistungsdruck, Selbstzweifel oder Wut gegen die diskriminierenden Anderen, zu denen man gar nicht gehören möchte belasten diese. Jungen aus unterprivilegierten Einwandererfamilien haben ein besonders großes Risiko ohne Abschluss die Schule zu verlassen.

Heimlicher Lehrplan:

In den Schulen werden geschlechtsspezifische Sozialisationsprozesse durchlaufen in denen Wissen über das als angemessen geltendes geschlechtsspezifisches Handeln angeeignet wird. Selbstorientierung entsprechend der Zweigeschlechtlichkeit. Mädchen lernen schleichend ihre geschlechtsspezifische Position einzunehmen. Trotz des schulischen Erfolges von Mädchen wird deren Leistung durch geschlechtsspezifische Fachpräferenzen abgewertet und sorgt somit für ein negativeres Selbstbild bei Mädchen. Naturwissenschaftliche und technische Fächer die meist von jungen favorisiert werden gelten als „schwere Fächer“ wogegen Geisteswissenschaften und Sprachen in den Mädchen mehrheitlich ihre Kompetenzen entwickeln als „einfachere, weichere oder Redefächer“ gelten.

 Schulische Lehr- und Lernformen verstärken offensichtlich geschlechtsspezifisch angeeignete Kompetenzentwicklung statt diese auszugleichen. Geschlechtsspezifisch unterschiedliche Lernvoraussetzungen und Zugangsweisen finden im Unterricht keine Berücksichtigung. Mädchen haben meist weniger privaten Zugang zu Computern, weniger technische Vorkenntnisse und ein anderes Interesse auf Computerarbeit. Im Informatikunterricht herrscht ein an Jungen orientiertes didaktisches Konzept vor. Weibliche „Computerfreaks“ müssen ihr Geschlecht neutralisieren um als Kompetenz anerkannt zu werden und gleichzeitig als Mädchen erkennbar bleiben. Mädchen wirken im Computerunterricht häufig nur als Zuschauer oder Zuarbeiter. Obwohl sich in Computerorientierten und naturwissenschaftlichen Fächern an den Interessenlagen der Jungen orientiert werden zum Beispiel in Deutsch oder Fremdsprachen keine Mädcheninteressen berücksichtigt. Mädchen die eine Mädchenschule besuchten haben bessere Zugangsweisen in mathematisch-naturwissenschaftlichen und technischen Fächern und können sich somit besser für ein Studium in diesen Bereichen Qualifizieren.

Sozialkonstruktivistisch geht man davon aus dass mit der Pubertät die bis dahin noch gleichbleibenden Leistungen sich durch geschlechtsspezifische Kompetenzen teilen. Geschlecht soll durch angemessenes verhalten (Gemäß den gesellschaftlichen Erwartungen) ausgedrückt werden. Mädchen identifizieren sich mit vermeintlich weiblichen Kompetenzen und lehnen alles Männliche ab. Jungen lehnen weiblich assoziierte Handlungsweisen ab. So verschlechtern sich bei Mädchen die Leistungen in Tests die mit Mathematik assoziiert werden.

Durch schulische Interaktionsprozesse lernen Mädchen durch braves und hilfsbereites Verhalten nicht sich zur Wehr zu setzen. Es fehlt ihnen an verbaler Durchsetzungskraft und so geben sich Mädchen häufiger mit Noten einverstanden als Jungen. Auch körperlichen Angriffen sind Mädchen im Nachteil, sie werden von anderen und sich selbst als schwach und schutzbedürftig wahrgenommen. Dies führt jedoch nicht dazu dass sie von Jungen vor Gewalt geschützt werden sondern prädestiniert sie zum Objekt für Gewalt. Jungen lernen Aggressivität und Gewaltbereitschaft als Teil männlicher Identität wahrzunehmen. Jungen neigen stärker zu individualistischen und aggressiven Orientierungen und reagieren auf strukturelle Ungerechtigkeiten mit Verantwortungsabwehr. Die einseitige Sozialisation führt zu weniger sozialem Kompetenzerwerb und macht sie in sozialen Beziehungen von Frauen abhängig.

 

Soziale Zuständigkeiten und Eigenschaften nach Geschlecht:

In der Schulbuch- und Medienanalyse wurde bemängelt das Frauen und Mädchen seltener in Bildern und Texten als Jungen und Männer repräsentiert werden. Frauen wird die Rolle der Hausfrau und Mutter zugeteilt, Darstellungen berufstätiger Frauen beschränken sich auf sorgende und pflegende Berufe. Dargestellte Frauen verfügen über geringere Entscheidungskompetenzen und materielle Ressourcen als die dargestellten Männer. Bereits Kinder werden mit scheinbar typischen geschlechtsspezifischen Persönlichkeitsmerkmalen dargestellt, Mädchen als lieb und sorgend, Jungen als aggressiv und durchsetzungsfähig.     

 

 

 

 

 

Die soziale Ungleichheit im Spannungsverhältnis von Arbeit und Bildung

 

Die Verlagerung der Selektion in das Beschäftigungssystem ist die unbeabsichtigte Folge der Bildungsreform der 1970er Jahre. Notwendige Voraussetzungen wie Zeugnisse reichen als notwendige Voraussetzung nicht allein aus, um sich im Beruf/ Berufsstart zu etablieren. Die Klassenrelation bleibt erhalten ( HochschulabsolventInnen beziehen höheres Gehalt als Arbeitnehmer mit niedrigeren Bildungs-Abschlüssen.

Sehr unterschiedlich ist jedoch die Bezahlung innerhalb der jeweiligen Arbeitsgruppe. Gleiche Qualifikation bedeutet nicht gleich große Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Besonders bei der Unterscheidung nach Geschlecht wird dies merkbar. Zu beginn des 20. Jh. stimmten meist die Qualifikation und die Entlohnung nach Geschlecht überein. Heute jedoch da häufig Frauen bessere Qualifikationen als Männer besitzen, jedoch immer noch schlechter bezahlt und deutlich häufiger Führungspositionen durch Männer besetzt werden, gibt es ein Ungleichgewicht. Verantwortlich dafür ist einerseits die unterschiedliche Wertschätzung von (typischen Männer/ Frauen-)Berufen, zum anderen an direkter Diskriminierung gegenüber der Rollenverteilung und der "minderen" Arbeitskraft von Frauen als solches.

In "Frauenberufen" (Grundschullehrerin) gibt es kaum Aufstiegschancen, nur geringe Verdienstmöglichkeiten und das Qualifikationsprofil ist zwischen beruflicher und "Leienqualifikation" angesiedelt.

Geschlechtswechsel eines Berufes zeigt gut wie Männer- uns Frauenberufe konstruiert wurden.( Bsp.:Setzerin)

Bildung wird dazu eingesetzt um Berufe abzuwerten.Häufige von Frauen ausgeführte Berufe entstehen häufiger durch reine schulische Ausbildung die zu dem meist noch selbst finanziert werden muss.

Geschlechtsuntypische Berufe erscheinen Mädchen häufig zu risikoreich und sie fühlen sich auch durch Aussenstehende bestätigt nicht Qualifiert genug zu sein.

 Die größtmögliche Chance auf einen Berufseinstieg mit dem geringsten Risiko wird deshalb vorgezogen.

 

 


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