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Seminararbeit / Hausarbeit

Die Schul­sys­te­matik in Hermann Hesses Unterm Rad

4.654 Wörter / ~15 Seiten sternsternsternsternstern Autor Michel K. im Sep. 2017
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel - CAU

Note, Lehrer, Jahr

2,0, F. Tietje, 2011

Autor / Copyright
Michel K. ©
Metadaten
Preis 4.00
Format: pdf
Größe: 0.13 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 67779







Die Schulsystematik in Hermann Hesses Unterm Rad

1. Einleitung


In dem bereits 1906 erschienenen Schülerroman Unterm Rad von Hermann Hesse, werden Erinnerungsstücke festgehalten, die sowohl Hesses eigene Auseinandersetzung mit der Schulzeit als auch die Misere seines jüngeren Bruders Hans zum Gegenstand haben, wobei der autobiographische Hintergrund stets als Ausgangspunkt dient. Wie in wohl keinem seiner anderen Werke hat Hesse hier persönliche Erfahrungen und Erlebnisse zur Grundlage genommen und diese schriftstellerisch verarbeitet, da die Parallelen zu den literarischen Protagonisten Hans Giebenrath und Hermann Heilner eindeutig sind und mit dem wichtigen Landesexamen und der Aufnahme in die Klosterschule beginnen und dem Verlassen der Schule mit anschließender Schlosserlehre und seinem Tod enden.1 Die Schilderungen Hesses über die eigene Schulzeit beinhalten viele interessante Dinge und er versteht es, dem Thema eine Dringlichkeit beizupflegen, durch die er die Krise seiner Entwicklungsjahre darzustellen und sich von der Erinnerung an sie zu befreien versucht.2 Darüber hinaus beschreibt er die pädagogischen Verfahrensweisen, die bei den Schülern zur Jahrhundertwende angewandt wurden.

Aufgrund dieser in Hesses Roman authentisch dargestellten Entwicklungskrise und seinem bewegten Schülerleben, erschien es besonders lohnenswert, das Verhältnis der Protagonisten zur Schule genauer zu beleuchten.

Hierbei soll deutlich werden, auf welche Art und Weise sich der Umgang der verschiedenen Charaktere Giebenrath und Heilner mit der Schule bzw. dem Internatsleben unterscheidet und sie beeinflusst. Ferner soll dargestellt werden, welcher Zusammenhang zwischen dem Schulsystem, der Freundschaftsbeziehung zu Hermann und dem Tod Hans Giebenraths besteht.

Die zentralen Ergebnisse dieses Vergleichs werden dann im Fazit einer Zusammenfassung unterzogen.


2. Die Schulsystematik des Internats Maulbronn


Im Vorwege erscheint es in diesem Abschnitt erwähnenswert, dass in Hesses Roman ein zum Erscheinungszeitpunkt des Werkes reales und bis heute existierendes Internat den Ort der Handlung darstellt, wobei vieles von der Geschichte und Tradition des Klosters Maulbronn vom Erzähler auf das fiktionale Kloster bezogen wird, welches mit dem wirklichen jedoch nicht identisch ist.3

Das kulturhistorisch bedeutende Kloster Maulbronn wird dem Leser als Gegensatz zum „kleine[n] Schwarzwaldnest“4, aus dem Hans Giebenrath stammt, geschildert, was hier insbesondere auch in Bezug auf sein häusliches Umfeld geschieht. Das Leben von Giebenraths Vater wird wörtlich als „flach“5 bezeichnet und der häusliche und familiäre Raum als kleinbürgerlich und beschränkt beschrieben.6 „Er hätte mit jedem beliebigen Nachbarn Namen und Wohnung vertauschen können, ohne daß [sic] irgend etwas anders geworden wäre.“7 Laut Gabriele Wohmann handelt es sich bei Herrn Giebenrath um „trügerische[r] Friedfertigkeit“8, die sich hinter der doppelten Moral des Vaters verbirgt und den „desperaten Zustand gängigen gesellschaftlichen Hoffens“9 bloßlegt.

Die Hoffnung besteht hier darin, dass sein Sohn Hans das verwirklicht, was ihm selber nicht gelungen ist, nämlich das Ansehen in der Öffentlichkeit und der damit verbundene soziale Aufstieg. Das dritte Kapitel des Romans beginnt mit einer ausführlichen, sehr viele positiv konnotierte Adjektive enthaltenden Beschreibung des Klosters in Maulbronn, in der auch die Abgeschiedenheit von der Zivilisation erwähnt wird:

Im Nordwesten des Landes liegt zwischen waldigen Hügeln und kleinen stillen Seen das große Zisterzienserkloster Maulbronn. Weitläufig, fest und wohl erhalten stehen die schönen alten Bauten […], denn sie sind prächtig […] und […] mit ihrer ruhig schönen, grünen Umgebung edel und innig zusammengewachsen.“ 10

Mit dieser Beschreibung wird dem Leser der Raum des Geschehens als eine inselartig abgeschiedene Idylle beschrieben, was einerseits auf seinen utopischen Charakter verweisen kann, andererseits jedoch auch als Hinweis auf die „weltentfremdende Wirkung“ des Landesexamens und des Besuchs der Klosterschule aufgefasst werden könnte.11

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3. Zum Einfluss der Schule auf die Protagonisten


3.1 Hans Giebenrath


In Bezug auf Hans Giebenrath wird im Folgenden der Umgang mit der Schule und der Einfluss auf sein Leben und seinen Tod geschildert, womit der direkte Bezug zum thematischen Mittelpunkt dieser Arbeit hergestellt wird.

3.1.1 Zum Umgang mit der Schule und dem Einfluss auf sein Leben


Zu Beginn dieses Abschnitts soll noch einmal festgehalten werden, dass Hans Giebenrath aus einer spießbürgerlich engen, in selbstzufriedener und beschränkter Mittelmäßigkeit erstarrten Gesellschaft in einer kleinen schwäbischen Stadt stammt. Er grenzt sich durch seine zarte Wesensart und vor allem seine Begabung in der Schule von seinen Altersgenossen ab, da er „der einzige Kandidat [war], den das Städtlein zum peinlichen Wettbewerb zu entsenden dachte.“26 Hans nimmt die Rolle des Außenseiters ein, denn er „war ohne Zweifel ein begabtes Kind; es genügte, ihn anzusehen, wie fein und abgesondert er zwischen den anderen herumlief.“27 Das Einzige, was ihm den Weg in die Zukunft zu öffnen scheint und die Hochachtung jener Spießbürger, die ihn als Außenseiter deklarieren, sichert, ist die Aufnahme ins Seminar von Maulbronn mit einem anschließenden Theologiestudium am Tübinger Stift.28 Aufgrund dieses Umstands wird bereits deutlich, welche Wichtigkeit die Aufnahme in die Klosterschule und die damit verbundene Aufnahmeprüfung des schwäbischen Landexamens für Hans hat.

Im folgenden Zitat soll der Ablauf eines Schultags des Außenseiters veranschaulicht werden:

Die Ehre war groß, doch hatte er sie keineswegs umsonst. An die Schulstunden , die täglich bis vier Uhr dauerten, schloß [sic] sich die griechische Extralektion beim Rektor an, um sechs war dann der Herr Stadtpfarrer so freundlich, eine Repetitionsstunde in Latein und Religion zu geben, und zweimal in der Woche fand nach dem Abendessen noch eine einstündige Unterweisung beim Mathematiklehrer statt.“29

Die zeitliche und inhaltliche Überfrachtung mit dem Lernstoff, die anhand des zitierten Abschnitts deutlich wird, ist nicht der einzige Druckfaktor, der auf Hans lastet. Zur Überforderung durch das kaum zu bewältigende Lernpensum kommt hinzu, dass er die große Ehre trägt, der einzige Teilnehmer am Landexamen zu sein und keiner bezweifelt, dass Hans für diese Laufbahn geeignet ist.

Weder Hans’ Vater, von fatalem Stolz geprägt, noch die Lehrer, noch die anderen intellektuellen Persönlichkeiten der Stadt. Durch diese Umstände wird deutlich, welcher Druck auf dem Jungen lastet, der sich auch in Form von körperlichen Reaktionen äußert wie „Schweiß auf der Stirn[,] […] Herzklopfen […] und viel Kopfweh […].“30 Auffällig und ein entscheidender Punkt in diesem Zusammenhang ist, dass keiner der genannten Personen nach seinen Neigungen, seiner inneren Eignung und seiner Belastbarkeit fragt.

Am wenigsten jedoch Hans selber, dessen Ehrgeiz durch die hohe Erwartungshaltung geweckt zu sein scheint, um der Beste seiner Kameraden zu sein.31

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Durch die Art und Weise auf die Hans erzogen wird, werden ihm sämtliche Entscheidungen abgenommen, wodurch er nicht im Stande zu aktiven Handlungen zu sein scheint und was ihn zum Spielball fremder Interessen macht, ohne es selbst zu merken.42 Abgeschnitten von der verklärten Kindheit, ohne emotionale Zuflucht vom Ehrgeiz ergriffen, ist er der täglichen Überforderung mit Lernstoff in der Vorbereitung und den inneren und äußeren Anforderungen der Ausbildung in der Klosterschule Maulbronn nicht gewachsen.43 Die Verständnislosigkeit des Vaters entzieht dem Jugendlichen die emotionale Unterstützung, die er besonders in der schwierigen Zeit der Pubertät nötig hätte.

Die psychischen Präpositionen, pubertären Spannungen und gesellschaftlichen Zwänge, bedingt durch den enormen Leistungs- und Erwartungsdruck und das Fehlverhalten aller an seiner Erziehung beteiligten Personen, tragen dazu bei, den Heranwachsenden in die Ausweglosigkeit des Todes zu treiben.44 Durch den frühen Tod seiner Mutter fehlte dem sensiblen Hans zudem der seelische Schutz, den es zur Entfaltung seiner Persönlichkeit gebraucht hätte, denn „ihm war in seinen strengen, mutterlosen Knabenjahren die Gabe des Anschmiegens verkümmert, und vor allem äußerlich Enthusiastischen hatte er ein Grauen.“45

Ganz wesentlich erscheint in diesem Zusammenhang die fehlende, durch die schulische Überforderung und Individualität eingrenzende Institution Maulbronn bedingte Identitätsbildung. Der Entwicklungsprozess des Protagonisten, „der letztendlich zu einer Annährung seiner hochgesteckten Ansprüche mit jenen der gesellschaftlichen Wirklichkeit führt“46, lässt Hans scheitern, da eine Identitätsbildung und Sinnfindung für den adoleszenten Jüngling unter den Umständen dieses Schulsystems nicht möglich ist.47 Hier wird die Krise des modernen bürgerlichen Subjekts ausgedrückt, dem eine Identitätsfindung im klassischen Sinne nicht gelingt, wodurch mit dem Scheitern des Protagonisten die Schule als „Abbild des preußischen Obrigkeitsstaats“48 kritisiert wird.49 Dass ein natürliches Verlangen der Jünglinge nach Absonderung und Persönlichkeitsbildung zweifelsfrei besteht, wird an folgender Textstelle deutlich:

Die jungen Wesen tasteten unschlüssig nacheinander, neben das Bewusstsein der Gleichheit trat das Verlangen nach Absonderung, und in manchen von den Knaben erwachte hierbei zum erstenmal [sic] die keimende Bildung einer Persönlichkeit aus dem Kindesschlummer.“50

Bei diesem Punkt ist des Weiteren besonders erwähnenswert, dass Carsten Gansel die Institution Schule zwar für die Konfliktkonstellation als maßgeblich konstatiert, jedoch stellt sie seiner Ansicht nach keine systemprägende Dominante dar, was nicht ohne Folgen für die Betrachtung der existenziellen Krisensituation bleiben kann, in die Hans Giebenrath gerät.51 Auch Rainer Kolk hat unter diesem Aspekt ebenfalls sehr sinntreffend vermerkt, dass die Schlußsequenz keineswegs „eine bewusste Selbsttötung des Protagonisten angesichts starr und uneinsichtig agierender Erzieher“52 zeigen würde.

Am Text wird ebenfalls klar, dass der sonst allwissende auktoriale Erzähler das Ende und somit den Tod von Hans in eigenartiger Undurchsichtigkeit lässt, was als nicht passend zu seinem Erzählverhalten erscheint, denn es folgen lediglich Vermutungen des sonst Allwissenden. Auch laut Esselborn-Krumbiegel muss diese absichtliche Verschleierungder Ursache zu denken geben, wobei die Hypothesen für sie die Rekapitulation der Vorausdeutungen aktivieren und somit des gesamten Bedeutungsrasters.53

Er war vielleicht verwirrt und an einer abschüssigen Stelle ausgeglitten; er hatte vielleicht trinken wollen und das Gleichgewicht verloren. Vielleicht hatte der Anblick des schönen Wassers ihn gelockt, daß [sic] er sich darüber beugte, und da ihm Nacht und Mondblässe so voll Frieden und tiefer Rast entgegenblickten, trieb ihn Müdigkeit und Angst mit stillem Zwang in .....[Volltext lesen]

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Er bewahrt sich jedoch seine Unabhängigkeit im uniformen Internatsalltag, stellt sich gegen die Autorität und lebt nach eigenem Gesetz und Willen. Die Beschreibung seiner Sichtweise des Schulsystems spiegelt bezeichnend seinen rebellischen Freigeist wieder:

Da lesen wir Homer […] wie wenn die Odyssee ein Kochbuch wäre. Zwei Verse in der Stunde, und dann wird Wort für Wort wiedergekäut und untersucht, bis es einem zum Ekel wird. Aber am Schluß [sic] der Stunde heißt es dann jedesmal [sic]: Sie sehen, wie fein der Dichter das gewendet hat […]. Bloß so als Soße um die Partikeln und Aoriste herum, damit man nicht ganz dran erstickt.

Auf die Art kann mir der ganze Homer gestohlen werden. […] Wenn einer von uns einmal probieren wollte, ein bisschen griechisch zu leben, so würde er rausgeschmissen.“65

Er unterscheidet sich durch seinen Blick für das Schöne, seine Fantasie und seine genießerische Empfindsamkeit von allen anderen Knaben, wodurch er „den halb spöttisch gemeinten Ruf eines Genies“66 genießt und alle ablehnt, die dem System Folge leisten.67 Durch seine Verkörperung des Genies und seine nicht devote Art ist Heilner auch für die Lehrer des Internats ein Gräuel und von Beginn an nicht gut angeschrieben, da es ihnen bei diesen Charakteren nicht gelingt, die Individualität aufzuheben und sie eine Gefahr für die Autorität und Glaubwürdigkeit der Lehrer darstellen.

An Heilner war ihnen ohnehin von jeher ein gewisses Geniewesen unheimlich – zwischen Genie und Lehrerzunft ist eben von alters eine tiefe Kluft befestigt, und was von solchen Leuten sich auf Schulen zeigt, ist den Professoren von vornherein ein Greuel [sic]. Für sie sind Genies jene Schlimmen, die keinen Respekt vor ihnen haben, die mit vierzehn Jahren u rauchen beginnen, mit fünfzehn sich verlieben, mit sechzehn in die Kneipen gehen, welche verbotene Bücher lesen, freche Aufsätze schreiben, den Lehrer gelegentlich höhnisch fixieren und im Diarium als Anführer und Karzerkandidaten notiert werden.

Ein Schulmeister hat lieber einige Esel als ein Genie in seiner Klasse, […].“68

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Was von Hans als aufrichtige Freundschaft angesehen wird, sieht Heilner jedoch nur als Experiment und nimmt jegliche Aufopferung von ihm als völlig selbstverständlich hin.78 Hans verfällt in eine immer stärkere Abhängigkeit von Hermann, indem er sich entscheidet, in seinen Leistungen zurückzufallen und sich den Lehrern zu widersetzen, um seinem vermeintlichen Freund Loyalität zu beweisen.

Und gerade am Hebräischen […] hatte er allmählich alle Lust verloren. […]. Je weniger er mit seinen Leistungen in der Schule selber zufrieden war, desto herber schloß [sic] er sich, unter Heilners Einfluß [sic], von den Kameraden ab. Da er keinen Grund mehr hatte, als Musterschüler und künftiger Primus auf sie herabzuschauen, kleidete ihn der Hochmut herzlich schlecht.“79

Diese Unterwerfung führt letztendlich dazu, dass Hans’ ursprüngliches Ziel, sich im Internat zu beweisen, völlig hinter dem Einfluss und der Person Hermann Heilner verschwindet, was bis hin zur völligen Selbstaufgabe seiner eigenen Person reicht. Dieser Aspekt ist ganz entscheidend dafür, dass Hans unter der Leere, die die Entlassung Heilners zur Folge hat, zusammenbricht, da er seinen einzigen Bezugspunkt in Maulbronn verloren hat.

Dem Egoismus seines Freundes ist er nicht gewachsen, da er nie gelernt hat, sich selbst wichtig zu nehmen. Aufgrund seines engen Verhältnisses zu Hermann, glaubt ihm deshalb auch keiner, dass er nicht von Hermanns Fluchtplan gewusst habe. Durch die Tatsache, dass er völlig überraschend und ohne Ankündigung geflüchtet ist, erleidet Hans einen schweren Bruch, da er aus seiner Sicht von dem einzigen Menschen verlassen wurde, von dem er glaubte, dass er seinem missratenen Leben halt geben könne.80 Die homoerotischen Elemente einer Liebesbeziehung sind für Heilner, genau wie die Freundschaft, ein Experiment und ein Spiel mit dem geheimnisvollen Unbekannten, was er abschließt, sobald es für ihn die Wichtigkeit verliert.

Hans jedoch hat sich wie ein junger Verliebter an Hermann angelehnt, wodurch er aufgrund der Flucht eine doppelte Orientierungslosigkeit erlebt, die zum einen aus dem Entzug des Liebeselements besteht und zum anderen aus dem wiederkehrenden Zustand der Isolation, die er aus Mangel an Selbstvertrauen und Stärke nicht überwinden kann.81



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Trotz der geschilderten zerstörerischen Auswirkungen der Schule bzw. des Internats auf seine Identitätsbildung, wird in dieser Arbeit das Textende nicht als Selbstmord angesichts der im Seminar erlittenen Beschädigungen herausgestellt und somit der Tod, der ohnehin verschleiert bleibt, nicht direkt an die Institution Schule gebunden. Herausgestellt hat sich, dass eher seine besondere psychische, physische und allgemeine biologische Disposition im Zusammenhang mit seinem Tod als verantwortlicher erscheint.

In Bezug auf Hermann Heilner ist festzuhalten, dass er als Gegenbild zu Hans Giebenrath konzipiert ist und als Schwärmer und Dichter dargestellt wird, der wenig lernt und den Ruf eines Genies genießt, das es ablehnt, dem Internatssystem Folge zu leisten und die Autorität der Lehrer untergräbt. Hermann ist ein unbeschwerter rebellischer Freigeist und Einzelgänger, der von Beginn an das Schulsystem und dessen Scheinheiligkeit verhöhnt.

Durch diese unterschiedliche charakterliche und psychische Konstitution der beiden Protagonisten, erklärt sich auch der unterschiedliche Umgang mit dem Schulsystem, da auf Hermann keinerlei Druck zu lasten scheint. Durch seine Freundschaft zu Hans bereichert er dessen isoliertes Internatsleben, was jedoch in Unterwürfigkeit, rapidem Leistungsabfall und Verlust der Zielorientierung endet.

Für Hans ist die Beziehung zu Hermann eine wichtige Freundschaft, für diesen jedoch nur eine Bestätigung seiner Rolle als unverstandener Außenseiter. Als es zur Entlassung Heilners aus dem Kloster kommt, hat Hans seine Person bereits völlig aufgegeben, weshalb er unter der folgenden Leere zusammenbricht, da er seinen einzigen Bezugspunkt verloren hat, von dem er glaubte, dass er ihm halt in seinem gescheiterten Leben geben könne.

Aufgrund seiner oben erwähnten psychischen Defizite, ist er dieser Situation kaum gewachsen.

Dieser Bruch, den Hans durch den unvorhersehbaren Verlust seines Freundes erleidet, ist sicherlich ein Aspekt, der maßgeblich zur Verschlechterung seiner erwähnten besonderen biologischen Disposition beiträgt und bildet somit einen Teil der Summe der Faktoren, die für Hans’ Tod verantwortlich sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass in dieser Arbeit festegestellt werden konnte, dass nicht nur das Schulsystem allein, sondern verschiedenste erläuterte Faktoren und besonders die psychische Labilität zu Hans Giebenraths Tod beigetragen haben.

In einer weiteren Arbeit wäre es sicher interessant zu untersuchen, welchen Einfluss die gescheiterte Liebesbeziehung zu Emma, die Schlosserlehre und die damit verbundene Gesellenfeier auf Hans’ Tod hatten, was jedoch nicht Gege.....

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