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Aufsatz
Alte Geschichte

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Gregor V. ©
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ID# 27279







 „Die Schlacht bei Adrianopel

Anfang vom Ende?“

verfasst von

/

im Rahmen der Übung „Das Imperium Romanum im 4. Jahrhundert“

LV-Nummer:   504.109

LV-Leiter:        Dr. Ch. Wallner

Sommersemester 2011

Allgemeiner Teil:

Nahe der heutigen Stadt Edirne in der Türkei, nahe der Grenzen zu Bulgarien und Griechenland, fand am 09. August 378 n. Chr. die Schlacht bei Adrianopel statt. Die römische Ostarmee unter der Führung Kaiser Valens traf dort auf ein Konglomerat aus Tervingen, Greuthungen, Alanen und Hunnen, unter der Führung des tervingischen Herrschers Fritigern.

Markiert die Niederlage der römischen Armee in dieser Schlacht einen Wendepunkt der Geschichte, sozusagen den Anfang vom Ende? Da die Geschichte stets einen dynamischen Prozess darstellt, und es äußerst schwierig ist punktuelle Zäsuren zu ziehen, ist es meines Erachtens nach ratsam die Gründe für den Untergang des Weströmischen Reichs in zeitlich und thematisch breiter gefächerten Rahmen zu suchen.

So hat der Historiker Alexander Demandt in seinem Buch über den 'Fall Roms' die beinahe schon unzähligen Gründe, die Historiker im Laufe der Zeit dafür gefunden haben, zusammengestellt und in sechs Grundmuster gegliedert: der Aufstieg des Christentums – Gegensätze zwischen Arm und Reich – erschöpfte Lebensgrundlagen – Versagen des Staates – zyklische Dekadenz – die Ausbreitung der Germanen.[1] Somit kann durchaus gesagt werden, dass die im Vorfeld der Schlacht von Adrianopel stattgefundenen Ereignisse, wie die Ansiedlung der Westgoten im Jahre 376 n. Chr., oder aber die Folgen der Schlacht, wie die starke Dezimierung des Ostheeres, zum Fall des Reiches beigetragen haben.

Der genaue Zeitpunkt, also der Wendepunkt, möchte man einen finden, ist aber wahrscheinlich früher zu suchen.

In diesem Sinne soll nun das Hauptaugenmerk dieser Arbeit auf dem „Vorabend“ der Schlacht liegen. Es sollen jene Momente dargestellt werden, die schließlich zum Ausbruch der Schlacht führten.

Vom Einfall der Hunnen bis zur Schlacht von Adrianopel

Die aus Zentralasien stammenden Hunnen, ein Zusammenschluss turksprachiger „Hsiung-nu“-Stämme, wurden im 1. Jh. v. Chr. von den expandierenden Chinesen nach Westen abgedrängt. Im Laufe ihrer Wanderschaft siedelten sie schließlich im 4. Jh. n. Chr. im Gebiet zwischen Wolga und Don und unterwarfen den dort ansässigen Stamm der Alanen.[2]

Die sogenannte Völkerwanderung war zu diesem Zeitpunkt bereits voll im Gange; ihren Ausgang nahm sie in Skandinavien. Wahrscheinlich aufgrund klimatischer Veränderung, sahen sich die Völkerscharen des Nordens gezwungen, ihre angestammten Wohngebiete zu verlassen, um sich südostwärts, Richtung Kaspisches Meer, und in weiterer Folge nach Westen auszubreiten.

Die inzwischen westwärts weiterziehenden Hunnen überquerten schließlich im Jahre 375 n. Chr. den Don und fielen in das Gebiet der Ostgoten ein. Die Ostgoten, oder Greuthungen mussten unter ihrem Anführer Ermanerich einige empfindliche Niederlagen hinnehmen, worauf sich ihr Anführer, wohl um die Götter zu besänftigen, und seinem Stamm einen letzten Dienst zu erweisen, selbst opferte.[3]

So hätten sie so viele Hunde aufgebracht, „wie es ihre Unersättlichkeit vermochte, und gaben je einen für einen Sklaven, und unter diesen wurden sogar Verwandte von Häuptlingen fortgeführt“[8].

Aufgrund der unglaublichen Menschenmassen, war es außerdem sehr schwierig bis unmöglich, zu gewährleisten, dass nur die Stämme den Fluss überschritten, die auch die Erlaubnis dazu hatten. Und so kam es, dass die Greuthungen, geschützt durch das allgemeine Chaos, von den Römern unbemerkt den Übergang ins Reich schafften.

Die Fritigergoten zogen nach dem geschafften Donauübergang südwärts Richtung Marcianopolis, wo der oben schon erwähnte Lupicinus sein Lager aufgeschlagen hatte. Dieser lud nun die beiden Anführer Fritigern und Alaviv zu einem Gastmahl in die Stadt. Ziel der Einladung war es sich der gotischen Anführer zu entledigen; vielleicht dachte Lupicinus man könne sich den Goten leichter erwehren, wenn sie führerlos seien.[9] Wobei es jedoch zu einem folgenschweren Zwischenfall kam.

Die noch vor den Stadtmauern lagernden Goten baten um Einlass, um sich mit Lebensmittel versorgen zu können. Der Zutritt wurde ihnen jedoch verwehrt, und es kam zu einem Handgemenge bei dem einige Goten ihr Leben lassen mussten. Darauf wurden von den Goten zahlreiche Römer erschlagen. Sie bemächtigten sich deren Waffen und Rüstungen und vereinigten sich mit dem aus der Stadt entkommenen Fritigern.[10] Es kommt zur offenen Revolte.

Hasserfüllt aufgrund der schlechten Behandlung durch die Römer und aus Angst ums Überleben, ziehen die Goten nun plündernd durch Thrakien. Anfang des Jahres 377 versucht Lupicinus den Aufstand niederzuschlagen, und erleidet eine bittere Niederlage. Fritigern kann durch seinen ersten Sieg dafür sorgen, dass ihm weiter Menschenmassen zuströmen und so sein H.....

Im Juli 378 erreichte Valens Adrianopel. Währenddessen war Gratian bereits über die Donau flussabwärts kommend in Sirmium eingetroffen, von wo er aber nach viertägigem Aufenthalt nach Castra Martis weiterzog. Durch die Nachricht, dass Gratian bereits am Wege sei, und einen vor kurzem errungenen Sieg des Sebastianus, auf den hier nicht näher eingegangen werden soll, beflügelt, war Kaiser Valens, die Schlacht bezüglich positiv gestimmt.

Verstärkt wurde dies noch dadurch, dass die Armee der Goten, laut Berichten römischer Späher, lediglich 10.000 Mann umfassen sollte.[15]

Am 7. August 378 empfing Valens den Comes der Palastgarde Richomeres. Dieser übergab dem Kaiser ein Schreiben seines Neffen Gratians, in dem dieser ihn bat noch auf sein Eintreffen zu warten, um erst dann, mit vereinten Kräften loszuschlagen. Im Lager Valens' gab es jedoch zwei unterschiedliche Haltungen.

Der Befehlshaber der Reiterei, Victor, seinerseits ehemaliger Gesandter bei Athanarich, der Überlieferung nach ein umsichtiger und überlegter Mann, wollte noch auf den Mitkaiser warten. So sollte durch die zahlenmäßige Überlegenheit eine schnelle Entscheidung herbeigeführt werden. Auf der anderen Seite stand Sebastianus, der, möglicherweise durch seinen vorangegangenen Sieg motiviert, sofort angreifen wollte.

Schließlich setzte sich die Gruppe um Sebastianus durch.[16]

So wurde denn die Armee des Valens am Morgen des 9. August 378 auf den 18 Kilometer langen Weg durch die sengende Hitze Thrakiens in Bewegung gesetzt. Bemerkenswert dabei ist die Tatsache, dass Valens seine Truppen ohne Verpflegung, in voller Ausrüstung marschieren ließ. Erschwerend für die Legionäre kam hinzu, dass die Goten das Gras in Brand steckten.

Unter diesen Bedingungen, und ohne dass sich die Legionäre in ordentlicher Schlachtreihe aufstellen konnten, brach die Schlacht ohne eigentlichen Befehl, sondern aufgrund des Vorpreschens eines übermotivierten Truppenteils los. Dass die Schlacht für die Römer verloren ging, den genauen Verlauf, und die Tatsache, dass Valens den Tod fand, kann in den Geschichtsbüche.....

Somit ist nicht die militärische Auseinandersetzung als Anfang vom Ende anzusehen, sondern die einzelnen Momente in denen mit zu wenig Weitblick agiert worden ist.



[1]    DEM ANDT Alexander, Der Fall Roms. Die Auflösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt. München 1984, p. 243–492.

[2]    GÜNTHER Rigobert / KORSUNSKIJ Alexander R., Germanen erobern Rom. Der Untergang des Weströmischen Reiches und die Entstehung germanischer Königreiche bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Berlin 1986, p. 114.

[3]    WOLFRAM Herwig, Das Reich und die Germanen. Zwischen Antike und Mittelalter. Berlin 1990.

[4]    Jord. Get. 131–133.

[5]    Tac. Germ. 28,4.

[6]    BURNS Thomas S., The battle of Adrianopel. A Reconsideration. In: Historia 22 (1973), p. 336–345. 

[7]    Amm. XXXI 4,9.

[8]    Amm. XXXI 4,11.

[9]    BURNS, Adrianopel, 1973, p. 336–345.

[10]  Amm. XXXI 5,5.

[11]  WOLFRAM Herwig, Die Goten. Von den Anfängen bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts. Entwurf einer historischen Ethnographie. 4. Auflage. München 2001.

[12]  WOLFRAM, Goten, 2001, p. 130.

[13]  Amm. XXXI 10,1–12 .

[14]  Amm. XXXI 11,1.

[15]  WOLFRAM, Goten, 2001, p. 132.

[16]  Amm. XXXI 12,4–7.

[17]  Amm. XXXI 12,7.

[18]  Amm. XXXI 1.....


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