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Fachbereichsarbeit
Geschichte / Historik

Gymnasium Ernestinum Gotha

1, 2017

Annette H. ©
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10. January y


Die russische Geschichte

Der Weg zur Revolution 1917 und die Sowjetunion

Um die Ursache und den Verlauf der Revolution, welche bereits im Februar 1917 mit dem Abdanken des Zaren Nikolaus II begann, zu verstehen, muss man die Geschichte des russischen Reiches bereits ab dem 15. Jahrhundert betrachten.

Das Zarenreich wurde 862 gegründet und wird in vier verschiedene Zeitabschnitte eingeteilt. Das Kiever Reich vom 9. - 13. Jahrhundert, danach folgte die Mongolenherrschaft vom 13. - 15. Jahrhundert, anschließend das Moskauer Reich vom 15. - 17. Jahrhundert und zu guter letzt das Petersburger Imperium, benannt nach der ab 1711 offiziellen Hauptstadt Sankt Petersburg, welches bis 1917 bestand.

Ab 1478 bezeichnete man den autokratischen1 Herrscher als Zar, dies änderte man offiziell 1721 zu dem Titel Kaiser.

Ab Ende des 15. Jahrhunderts wurden allmählich alle russischen Fürstentümer und Teilfürstentümer vereint, dies machte übernationale Absprachen möglich und verhalf Russland aus der bisherigen Isolierung. Mit diesem Machtzuwachs musste sich parallel auch ein innerer Wandel vollziehen. Die Zeit des Moskauer Reiches war geprägt durch Expansion und Zentralisierung. Die Zentralisierung war notwendig, da die autokratischen Herrscher oft willkürlich handelten,denn der Zar hatte keinen Aufstand des Adels zu befürchten, da es nur ein Dienstadel war und sie keinerlei Grundbesitz besaßen, sondern alles dem Staat gehörte.

Das Recht sollte vereinheitlicht und die Verwaltung zentralisiert und ausgebaut werden. Doch die Reformen führten durch ständige Unruhen nicht zur Stabilisierung. Die Expansion in Richtung Osten lief problemlos, doch in Richtung Westen gab es einen Konflikt mit den Schweden und Polen. Die Dynastie der Rudriken starb aus und um 1600 gab es die sogenannte Smuta, eine schwere soziale und wirtschaftliche Krise.

Erst durch die Dynastie Romanov und dem 1689 gekrönten Zaren Peter I wurde Russland eine europäische Großmacht, denn dieser wollte militärisch, wirtschaftlich, kulturell und administrativ Russland modernisieren, nach französischem Vorbild. Dazu begab er sich 1697/98 auf eine geheime Auslandsreise quer durch Europa, dies hatte militärische und politische Zwecke.

Mit August dem Starken gewann er 1718 den Nordischen Krieg gegen Schweden und konnte so seine Vormachtsstellung an der Ostsee sichern, aus diesem Grund modernisierte und vergrößerte man die Flotte. Weiterhin wurde ein Berufsheer aufgebaut, welches jährlich der Staat mit knapp 40 000 neuen Rekruten versorgte, dies wurde durch die Verschärfung der Leibeigenschaft garantiert.

Der Zar führte eine Seelensteuer ein, welche pro Kopf jeder Bauernfamilie berechnet wurde, der verantwortliche Gutsherr haftet für diese Steuer und die Gutsherrschaften teilten sich nach Seelen ein. Entweder wollte man nun sein Leben als Bauer verbringen oder man trat in den lebenslänglichen Militärdienst ein, beispielsweise arbeitet man als Fabrikarbeiter. Die in Russland herrschende Industrie wurde einzig und allein für die Armee und die Flotte errichtet.

Da es keine städtischen Freiheiten gab, existierte kein Bürgertum, im Gegensatz zu anderen westlichen Ländern, wo das Bürgertum die treibende Kraft war. Allerdings wollte Peter I dies ändern und zwang alle Handwerksgilden Manufakturen, sich Dörfer mit Leibeigenen zu kaufen, um ihre Produktion zu fördern. Das Wichtige, auch für den weitern Verlauf der Ereignisse, ist, dass die russische Großindustrie nicht durch Lohnarbeit entstand, sondern durch den Staat legitimierte Zwangsarbeit.

Weiterhin führte der Zar die Kirchenrodung ein, dabei stellte er statt den Patriarchen, den heiligen Synod ein, an dessen Spitze ein weltlicher Beamter steht. Damit wurde die Kirche ein wichtiger Pfeiler der Regierung und Teil des Staates. Daneben verabschiedete man die Verwaltungsreform, welche die Einrichtung von Ministerien und zentralen Behörden veranlasste und nun die Städte sich selbst verwalten ließ.

Doch Korruption erschwerte den Aufbau eines unabhängigen Beamtentums und ist noch sehr lange Zeit ein Problem.

Katharina II, die Enkelin von Peter I, galt erst wieder als eine würdige Nachfolgerin. Die Zarin war ein Vertreterin des aufgeklärten Absolutismus, sah diesen aber nicht als Chance zur Emanzipierung des Bürgertums an, sondern zur Steigerung der wirtschaftlichen Macht und Leistung verhelfen. Dadurch wurden die von Peter II eingeführten Zentralbehörden und die allgemeinen Verwaltungsstrukturen verbessert.

Des Weiteren verschärfte sich erneut die Leibeigenschaft, aber um Aufstände zu verhindern, ließ sie Armen-, Kranken- und Findelhäuser bauen. Außerdem verbot sie die Folter und veranlasste, dass die gesetzgebende Kommission aus fast allen Ständen bestand, also bezog man nun auch Bauern in die Politik mit ein. Trotz allem wurde der Gegensatz zwischen dem Adel am Hofe und den Bauern immer gravierender. 1773 gab es aufgrund dessen einen Massenaufstand, bestehend aus Kosaken2, Bauern und Handwerkern.

Katharina II führte eine aggressive Expansionspolitik und verleibte sich Polen und alles bis zur Küste des schwarzen Meeres ein.

Mit Alexander I erstarkte Russland zu einer panslawistischen Großmacht und nahm die Gebiete Georgiens und Finnlands ein. Außerdem beteiligte er sich nach der Ära Napoleons beim Wiener Kongress, 1815, an der Neugestaltung Europas. Daraufhin durfte er den Kongress Polen als offizieller König regieren und war ein Mitglied der Heiligen Allianz. Alexander I hatte liberale Ideen, wollte jedoch die Autokratie nicht aufgeben.

Das Land wurde immer wieder von Unruhen der Bauern zerrüttet.

Einer der bedeutendsten Aufstände fand am 14.12.1825 statt, der sogenannte Dekabristenaufstand, dies war der Tag an dem Nikolaus I gekrönt wurde. Die Forderung der Aufständigen waren die weitere Volksbeteiligung an der Regierung und die Abschaffung der Leibeigenschaft. Diesen Aufstand schlug man sofort nieder, da die Kräfte sich nicht vollkommen in ihren Forderungen einig waren und so keinen Druck auf den Zar ausüben konnten.

In den nächsten knapp 30 Jahren gab es keine Neuerungen oder Zugeständnisse an das Volk. Stattdessen verhang der Staat für Unruhestifter oder Ausständige harte Sanktionen. 1831 hob Nikolaus I die polnische Verfassung auf und war Polen wieder offiziell ein Teil des russischen Reiches. Weiterhin entwickelte sich der Staat immer mehr zu einem Polizeiregime. Die Universitäten überwachte man durch Spitzel und bei der kleinsten Äußerung gegen die Autokratie und somit gegen den Staat, bestrafte man die Studenten oder Professoren.

Darüber hinaus wurde die Bildung im ganzen Land an den Staat angepasst, also nur das gelehrt was der Zar zuließ, aber gleichzeitig sollte ein höheres Bildungsniveau für den Adel und die Beamten geschaffen werden. Jedoch wurden Fächer, welche als „gefährlich“ eingestuft waren, wie Philosophie, abgeschafft. Der gesamte Staat sollte auf drei Pfeilern aufgebaut werden, Autokratie, Orthodoxie und Patriotismus, und so alle Aufstände und Unruhen verhindern.

Doch die Intelligentsia wurde vom autokratischen Herrscher verboten und dies führte zur Entfremdung der Unter- und Mittelschicht, da diese keine Möglichkeit hatten ihre Meinung frei zu äußern.

Während der Industrialisierung, welche in Russland erst in den 1860er Jahren begann, verdeutlichte sich die gesellschaftliche Rückständigkeit Russlands durch die noch andauernden ländlichen Herrschafts- und Produktionsverhältnisse (Leibeigenschaft). Ferner strebten die Bauern Russlands keinerlei Fortschritt an, da sie in sogenannten Dorfkommune lebten. „In dieser Umteilungsgemeinschaft (Agrarkommune) wurde das Land periodisch an die Familie nach Zahl der Arbeitsfähigen neu verteilt. […] Den Bauern vermittelte sie soziale Geborgenheit und Schutz vor der äußersten Verelendung.“3 Dadurch ermutigten weder Staat noch die Gutsherren die Bauern produktiver zu arbeiten.

Erst durch die Niederlage im Krimkrieg gegen die Alliierten (Frankreich, Osmanisches Reich, Vereinigtes Königreich und Sardinien) machte man die Leibeigenschaft dafür verantwortlich und das Volksbegehren diese abzuschaffen wurde immer lauter. Denn die Armee bestand großteils aus Bauern, welche der Leibeigenschaft entkommen wollten und diese haben nie eine richtige Ausbildung genossen.

Durch Alexander II wurden Reformen zur Abschaffung der Leibeigenschaft verabschiedet. Mit denen sprach man den Bauern die persönliche Freiheit mit individueller Rechtsfähigkeit zu. Das Land bleibt Eigentum der Grundherren, jedoch erhalten Bauern einen Landesteil zur Nutzung, müssen jedoch Ablösezahlungen und Dienste leisten, bis sie in der Lage waren ihr zugewiesenes Land zu kaufen.

Die Größe des Landesanteiles wurde je nach Bodenbeschaffenheit und Klima eingeteilt. Des weiteren gab der Staat den Lehnsherren die Ablösesumme in Form von Darlehen, dafür mussten die Bauern 49 Jahre sechs Prozent ihres erwirtschafteten Kapitals an den Staat abgeben. Demgegenüber konnten die Bauern einen „Bettelanteil“ bekommen, das war ein Viertel der eigentlichen Zuteilung, jedoch ohne jegliche Abgaben oder ähnliches, allerdings konnten die Bauern ihr Land auch nicht in den Folgejahren vergrößern.

In den folgenden Jahren kam es zu einer Bevölkerungsvermehrung, dieser Zuwachs bedeutete für die bereits arme Unterschicht, eine noch höhere finanzielle Belastung, was zu einer Verelendung des Volkes führte. Um jedoch einen Umsturz zu verhindern, erließ die Regierung weitere Reformen. Zum einen wurde das Gerichtswesen reformiert (1864), denn nun folgte die Rechtssprechung nach dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz und somit sollte die Unabhängigkeit der Richter garantiert werden.

Diese Reform funktionierte aufgrund der übermächtigen und willkürlichen Polizeigewalt nicht. Zum anderen schaffte der Zar 1874 die Zwangsrekrutierung von Bauern und Kleinbürgern ab. Hierfür führte man eine sechsjährige Wehrpflicht ein, welche je nach Bildungsstand verkürzt werden konnte. Weiterhin gab es nun sogenannte Semstwos, welche ab 1864 aus gewählten Vertretern von allen Ständen bestand.

Diese hatten jedoch keine wirkliche Macht, denn sie wurden lediglich mit Aufgaben gegen die Bekämpfung von Epidemien und zum Ausbau des Schulwesens beauftragt. All diese Reformen dienten lediglich der Beschwichtigung des Volkes und gab ihnen keine Möglichkeiten die Politik aktiv mitzugestalten.

Aus diesem Grund versammelten sich immer mehr Jugendliche zu revolutionären Gruppen, die allesamt radikale und utopische Vorstellungen hatten. Ein Beispiel hierfür sind die Narodikini, das waren junge Intellektuelle, die als Bauern verkleidet zu den Armen des Volkes gingen und sie über die Missstände im Land aufklärten. Das Problem war hierbei, dass sie politisch unerfahren waren und somit auch der Polizei ausgeliefert waren.

Das führte zu Massenprozessen, wodurch es recht schnell eskalierte und es gab mehrere Anschläge, diese gipfelten am 1.3.1881 mit einem tödlichen Bombenanschlag auf Alexander II.

Russland schützte, wie auch Deutschland und andere westliche Länder, seine Industrie durch Schutzzölle. Trotzdem war die Agrarindustrie, durch die erst späte Abschaffung der Leibeigenschaft, nicht konkurrenzfähig mit anderen Staaten. Obwohl die industrielle Revolution andauerte blieben die Bauern die Hauptbevölkerung, denn diese fand nur punktuell, in Moskau, Petersburg und Transkaukasien, statt.

Dort gab es, wie in anderen Ländern am Anfang, Arbeiterkasernen, Frauen- und Kinderarbeit, Hungerlöhne und 13-Stunden-Schichten. Das alles führte zur immer weiteren Verelendung der neuen Arbeiterklasse und alle erlassenen Reformen brachten keine wirklichen Neuerungen oder ganz und gar Besserungen. Die Regierung verbot alle Gewerkschaften oder Gemeinschaften. Streiks zwangen die Regierung Koskakenabteiltungen vor den Fabriken zu stellen und 1897 wurde die Arbeit auf 11,5 Stunden verkürzt.

Das besondere an Russland in dieser Zeit war, dass es sowohl eine europäische Großmacht, als auch ein Entwicklungsland war. In den Jahren 1891,1892, 1897 und 1902 gab es landesweite Missernten, welche zu einem nationalen Notstand, einer Hungerskatatastrophe, führte. 30-40 Millionen Bauern gingen in die Städte um zu betteln, trotz der augenscheinlichen Absicherung durch die Dorfkommunen, aber die Regierung war überfordert mit diesen Menschenmassen und schickte sie einfach zurück in ihre Dörfer.

Dabei war der Platz der Intelligentsia, und damit auch der Marxisten, bei den Arbeitern. 1898 wurde dafür die RSDAP4 gegründete, jedoch vor dem 1. Parteitag nahm man alle Funktionäre fest und die revolutionäre Bewegung musste sich von Anfang an im Untergrund aufhalten. Dieser schlossen sich vor allem viele Juden an, da man ihnen den Zugang zu höhere Bildung und den meisten Berufen verweigerte.

Zum Verständnis für die weiteren Geschehnisse müssen die Unterschiede der Bolschewiki und Menschewiki deutlich gemacht werden. Bei dem 2. Parteitag der russischen Sozialisten trafen sich 43 Delegierte 1903 in London. Lenin gehörte dem radikalen Flügel an und der gemäßigte Flügel stellte ein Programm für die Parteiorganisation und die Änderungen im Staat, welche sie vollziehen wollten, vor.

Dabei kam es zum Streit über die Strukturen der Partei und ihre Ziele. Als die Delegierten des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbundes aus Litauen, Polen und Russland den Kongress verließen, da niemand ihre Forderungen einbezog, verschafften sich Lenins Anhänger eine Mehrheit (Bolschewiki) und die Gemäßigten wurden zur Minderheit (Menschewiki). 1912 kam es dann zum endgültigen Bruch zwischen den beiden Gruppen.

Seit dem verlorenen Krimkrieg führte Russland aggressive Expansionspolitik in Ostasien, diese endete jedoch in Rivalitäten mit Japan. Die russische Regierung schätzte Japan falsch ein und war der Meinung, dass ein kleiner und siegreicher Krieg gegen Japan den innenpolitischen Spannungen entgegenwirken würde. Nikolaus II, welcher der letzte Zar Russlands sein wird, stimmte den Offizierskreisen zu und so kam es 1904-1905 zum Russisch-Japanischen Krieg. 14./15. Mai 1905 gab es die Entscheidungsschlacht , dabei wurden große Verluste bei der Flotte verbucht.

So verlor Russland den Krieg und diese Niederlage führte 1905 zu einer Revolution, die als Generalprobe bezeichnet wird. Diese Revolte vereinte alle Stände gegen das Regime. Die liberalen Kräften traten für Reformen in den Bereichen der korrupten Bürokratie ein und sie wollten eine konstitutionelle Regierung. Die Bauern forderten eine radikale Agrarreform, um die letzten Reste des Feudalismus abzuschaffen, weiterhin verlangten die Arbeiter Verbesserung des Arbeitsschutzes und die Fremdvölker, welche im russischen Reich vereint waren, strebten Autonomie an.

Die unbewaffnete Menge wurde mit Gewehrsalven empfangen, es starben circa 1000 Menschen. Das war das Signal der Revolution und verhärtete die Fronten. Es kam zu Enteignung durch die Bauern, weiteren Streiks, Protestaktionen der Intellektuellen und Meutereien bei der Flotte, dadurch verlor die Regierung die Kontrolle und es entstand zum ersten Mal öffentliches politisches Leben.

Die stärkste Kraft der Revolution waren die Arbeiterstreiks, welche im Oktober 1905 mit den Eisenbahnstreiks ihren Höhepunkt erreichte. Diese legten den Verkehr und die Post lahm, folglich schlossen sich viele Arbeiter und Selbständige an. Das alles führte zu einem Generalstreik und zwang die Regierung am 17.10 das Oktobermanifest zu veröffentlichen. In diesem wurden bürgerliche Freiheitsrechte und eine gesetzgebende, vom Volk gewählte Versammlung, Duma, versprochen.

Trotz dessen bildeten sich aus spontanen Arbeiterabschlüssen Sowjets5, als Mittel der Selbsthilfe, um ihre Forderungen durchzusetzen. Im Moskauer Textilbezirk entstand die erste dauernd gewählte Arbeiterversammlung, welche dann durch Leo Trotzkij zum Arbeiterparlament erhoben wurde. Dieses und andere Sowjets standen unter ständiger Kontrolle und wurden von den Arbeitern gewählt.

Daher bildeten sich Militärtribunale, schwarze Hundertschaften, welche im ganzen Land Terror verübten.

Im April 1906 wurde die Duma eröffnet und damit eine kurze konstitutionelle Phase in Russland eingeläutet. Die Probleme dieser Versammlung bestanden darin, dass sie für alle Gesetzte die Genehmigung des konservativen Oberhauses und die Unterschrift vom Zaren braucht, sie wurde also doppelt blockiert. Des weitern besaß der Zar das Notstandgesetztgebungsrecht, von welchem er willkürlich Gebrauch machen und Gesetzte ohne die Zustimmung anderer erlassen konnte.

Weiterhin waren die ernannten Minister nur dem Zaren verantwortlich. Die Änderungen des Zaren führten also nur zu einem Scheinparlament und zu einer Scheinverfassung und nicht zu grundlegenden Änderungen. Darüber hinaus bevorzugte das Wahlrecht die besitzenden Klassen, aus diesem Grund boykottierten die Bolschewiki die Wahlen. Trotzdem stand die Mehrheit der gewählten Abgeordneten der Regierung in der Opposition gegenüber.

Die größte Fraktion der ersten Duma waren die Kadetten, welche auf ein parlamentarisches System bestanden. Daher löste Nikolaus II diese Versammlung auf und innerhalb eines halben Jahres fanden Neuwahlen statt. Da die Ansichten dieser Duma noch radikaler waren, wurde sie erneut aufgelöst und alle 65 sozialdemokratischen Abgeordneten ließ der Zar verhaften. Daraufhin wurde ein neues Wahlgesetzt erlassen, welches ein Großteil der Volkes außen vor ließ, so sicherte sich die Regierung die konservative Mehrheit der Duma.

Am 1. August 1914 erklärte Deutschland den Russen den Krieg. Doch bereits im Sommer 1915 war allen klar das Russland diesen Krieg nicht gewinnen konnte, da die Rüstungsindustrie nicht mit denen der anderen Länder vergleichbar war, wie auch das Eisenbahnnetz, zum schnelle Transport von Soldaten und Waffen. Als ein Jahr später dieses zusammenbrach, folgten Hungersnöte in den russischen Städten.

Das Heer musste diesen sinnlos scheinenden Kampf weiterführen und der Staat war nicht fähig die Organisation des Kriegswesens zu meistern. Trotzdem übertrugen sie den städtischen Selbstverwaltungen keinerlei Macht.

Diese Faktoren führten zur Vereinheitlichung und Verhärtung der oppositionellen Kräfte, welche aus allen politischen Richtungen zusammenkamen, und begünstigte die Februarrevolution von 1917. Es war eine spontane Massenbewegung, welche aus Streiks und Demonstrationen hervorging, welche ihren Ursprung in der Unzufriedenheit mit dem Regime hatten. Die Westmächte wollte bereits die Regierung zu einem liberalen System umstimmen, um das Bündnis mit Russland zu rechtfertigen, der Zar tat es jedoch als Einmischung in die inneren Angelegenheiten ab und ignorierte es völlig.

Am 27.2. erloschen dann die letzten Widerstände und die Arbeiter gelangten, durch die Verbrüderung mit der Garnison, an Waffen. Es bildete sich in Petrograd der erste Sowjet, welcher aus Sozialrevolutionären, Sozialdemokraten und Parteilosen bestand. Am 2. März dankte Nikolaus II ab zu Gunsten seines Bruder ab, dieser jedoch lehnte auch ab. Dadurch wurde Russland zur Republik mit einer Doppelherrschaft.

Das Exekutivkomitee wurde zur provisorischen Regierung, hier hatte Fürst Lwow den Vorsitz und das Komitee bestand aus dem wohlhabenden Bürgertum und den Liberalen des Adels. Der Petrograder Sowjet setzte sich aus Arbeitern und Soldaten zusammen, er überlies jedoch die Verantwortung einem Ministerium, das wurde aus Duma-Politikern zusammengesetzt, da diese bereit politische Erfahrung besaßen.

Das Ministerium war abhängig von dem Sowjetführer, der das Vertrauen der Massen innehielten. Diese Doppelherrschaft spiegelte die sozialen und politische Spaltung des Landes wieder. Der große Unterschied zwischen diesen beiden Regierungen lag in der Sicht zu Krieg und Frieden. Der Sowjet sah die Kriegsmüdigkeit des Volkes, sie hatten jedoch Angst vor den Folgen des plötzlichen Kriegabbruches.

Am 3. April 1917 gelang Lenin mit Hilfe der deutschen Heeresleitung die Rückkehr nach Russland. Noch am selben Tag verkündete er seine Aprilthesen, worin er sich gegen jegliche parlamentarische Regierung aussprach und die Republik der Sowjets forderte. Als am 18.4.1917 der russische Außenminister Milijkuow den Alliierten nochmals seine völlige Unterstützung zusprach, protestierten die Bürger und die Regierung wurde zu einer bürgerlich-sozialistischen umstrukturiert.

Hierbei hatten auch Menschewiki Ministerposten inne. Die Sowjets stimmten der Koalitionsregierung und revolutionäre Landesverteidigung zu. Diese definierten sich durch den neuen Kriegsminister Kerenskij, denn dieser startete eine Offensive gegen die Mittelmächte, um das Ansehen des revolutionären Russlands zu heben, es endete jedoch mit einer Niederlage.

Mit dem Spruch „Alle Macht den Sowjets“ versuchten nun die Bolschewisten die Räte und damit den Volkswillen auf ihre Seite zu bringen, denn diese waren das Mittel zur Macht, damit könnten sie die Massen lenken. Nach einem versuchten, bewaffneten Aufstand musste Lenin für kurze Zeit nach Finnland fliehen. Doch bereits nach dem gescheiterten Militärputsch des Generals Kornilow gewannen die Bolschewiki wieder an Ansehen.


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