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Aufsatz

Die Reiter­no­ma­di­schen Waffen in der Völker­wan­de­rungs­zeit

2.481 Wörter / ~11 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autor Felix K. im Mai. 2016
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Aufsatz
Archäologie

Universität, Schule

Wien institut ur und frühgeschichte

Note, Lehrer, Jahr

3 Szameit 2016

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Felix K. ©
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sternsternsternsternstern_0.5
ID# 56261







WS 2015/2016

Die Reiternomadischen Waffen in der Völkerwanderungszeit

1300933

Die Hunnen

Die Bezeichnung Hunne ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe zentralasiatischer Reitervölker mit einer anfangs nomadischen, später einer halbnomadischen Lebensweise. Über die genaue Herkunft und Ethnizität ist bis heute nichts bekannt. Fest steht nur, dass die in den spätantiken Quellen als „Hunnen“ bezeichneten Stämme um die Mitte des 4. Jahrhunderts im Raum zwischen den Flüssen Don und Wolga lebten und schließlich nach Westen vorstießen, wobei sie unter einer einheitlichen Führung agierten.

Ab 375 nach Christus fielen sie mit der in Europa unbekannten Reiterkampftechnik ein und spielten noch bis in das späte 5. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Nach dem Tod Attilas 453 nach Christus und dem Zerfall seines Reiches zerstreuten sich die Hunnen allmählich. Hunnische Hilfstruppen in Diensten von Ostrom sind jedoch bis ins 6. Jahrhundert belegt.


Die Pferde der Hunnen

„…aber auf ihren abgehärteten, doch unschönen Pferden sitzen sie wie angegossen und reiten auf ihnen bisweilen im Frauensitz, wenn sie ihre Bedürfnisse erledigen. Von seinem Pferd aus kauft und verkauft jedermann in diesem Volk bei Tag und Nacht, nimmt sein Essen und Getränk zu sich und gibt sich, auf den schmalen Hals des Tieres gebeugt, tiefem Schlaf hin“1

So beschreibt Ammiam, ein römischer Geschichtsschreiber, das Leben der Hunnen mit ihren Pferden mit einer kaum zu übersehen Verachtung.

Die Pferde der Hunnen waren sowohl für ihre Kampftaktiken, als auch für ihre Lebensweise überlebenswichtig. Diese Verbundenheit zu den Tieren wird den hunnischen Kindern schon im Kindesalter beigebracht, in dem sie das Reiten und das Schießen mit dem Bogen von dem Rücken des Tieres aus erlernen.

Über Jahrtausende war in den Steppenregionen eine besonders ausdauernde Pferderasse domestiziert und gezüchtet worden. Diese Pferderasse war besonders belastbar und hervorragend an ihren Lebensraum angepasst.2 Diese Rasse, die heute als mongolisches Pferd bezeichnet wird, besitzt ein geringes Stockmaß von maximal 1,35 Metern. Das Gewicht eines männlichen Tieres beträgt um die 350 kg und das eines weiblichen um die 300 kg.

Aufgrund ihrer geringen Größe sind sie also verhältnismäßig leicht, jedoch kompakt und stämmig.

Die mongolischen Pferde konnten problemlos in 25 Tagen 1800 km mit Reiter zurücklegen. Des Weiteren ist diese Rasse äußerst genügsam. Ihre Nahrung suchen sich die mongolischen Pferde zu allen Jahreszeiten selbst. Sogar unter dichten Schneedecken können sie ihr Futter finden. Die Kunde und Qualität der Tiere blieb sowohl räumlich als auch zeitlich nicht nur auf den Gebrauch durch die Hunnen beschränkt.

Der Frankenkönig Childerich Zum Beispiel ließ sich mit 17 dieser Tiere bestatten.


Der Sattel und das Pferdegeschirr der Hunnen

Technisch ist der Sattel die Vorrausetzung für einen festen Halt auf dem Rücken des Pferdes. In zahlreichen Fundkomplexen wurden Bumerang und D-Förmige Bleche, die oft eine schuppenartige und punzierte Verzierung besaßen, als letzte Überbleibsel von Sätteln gefunden. Ein Bild vom Aussehen dieser Sättel geben uns ein Miniatursattel, der im Nordwesten Chinas gefunden wurde, und ein Stück aus der Mongolei, das in das 10. Jahrhundert datiert.

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Die Sättel besaßen einen hohen Sattelbogen, der Zwiesel genannt wird. Die Sattelränder der Hunnen standen vorne hoch und waren hinten flach, sodass beim Biegen und Wenden des Körpers die Schultern des Pferdes nicht wund gerieben wurden. Das Leder tränkte man in Hammelfett, sodass es durch Regen nicht brüchig oder rissig wurde.

Die bereits oben genannten Zierbleche tauchen fast schlagartig im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts auf und verschwinden ebenso rasch wieder gegen Ende des 5 Jahrhunderts. Die Bleche zierten nur die Sättel der vornehmsten und bedeutendsten Krieger.

Die Form des Sattels bot dem Reiter bei der Verwendung des Bogens einen ausgezeichneten und festen Halt. Die Vorteile dieser Sattelform sind auch im germanischen Raum erkannt worden. So finden sich Nachweise solcher Sättel ab dem 6. und 7. Jahrhundert im fränkischen, ostgotischen und skandinavischen Raum.

Die Hunnen verwendeten keine Sporen und wahrscheinlich auch keine Steigbügel, zumindest nicht aus Metall oder Bein. Es konnten auch keine Steigbügel gefunden werden. Stattdessen bedienten sie sich der Peitsche und gebrauchten auch das Lasso, dessen Handhabung sie von den Alanen gelernt hatten.


Zur Ausstattung des Pferdes gehörte ebenfalls das Pferdegeschirr. Es gibt viele Belege für Trensen aus zweiteiliger und damit beweglicher Gebissstange und geösten Knebeln, die in die Zügel eingehängt wurden. Durch die nahezu überschwängliche Ausstattung von Riemen, Riemenverteilern und Schnallen des Pferdezaumzeuges mit Granat, Karneol und Glaseinlagen verzierten Goldblechen, wie sie sich in den hunnischen Totenopferkomplexen finden, wird einmal mehr die besondere Wertschätzung der Hunnen gegenüber ihren Tieren fassbar, die sie von der Geburt bis zu ihrem Tod begleiteten.


Die Kriegstaktik der Hunnen

Die Schilderungen des Ammiam geben uns auch Aufschluss darüber, wie die Hunnen kämpften:

Das dadurch entstandene Chaos und die herbeigeführte Konfusion des Feindes wurden anschließend dazu genutzt, um sie in Hinterhalte zu locken. Die Hunnen zogen sich angeblich zurück und die Feine folgte ihnen. Jedoch warteten bei den gelegten Hinterhalten bereits ausgeruhte Truppenverbände. Bei den europäischen Völkern galt diese vorgetäuschte Flucht als Feigheit und Heimtücke.

Jedoch war dies ein wichtiger Teil der Taktik, durch Schnelligkeit, reiterliches Können und Unberechenbarkeit Angst und Schrecken zu verbreiten.

Während der Flucht schossen die Hunnen auch gegen die Laufrichtung ihres Pferdes. Diese Taktik wird auch als „parthischer Schuss“ bezeichnet.

Die oben beschriebene Taktik der Flucht erwähnte bereits der Grieche Plato und bezeichnet sie als „skythische Taktik“. Agathias, ein oströmischer Autor und Dichter, spricht von der List der Hunnen. ( Agathias I 22,1)

Im Strategikon,ein spätantikes Militärhandbuch in griechischer Sprache, das vermutlich vom oströmischen Kaiser Maurikois verfasst wurde, heißt es:

Auf diesen oben genannten Eigenschaften fußte wesentlich die militärische Überlegenheit der hunnischen Reiterkrieger.


Die Reflexbögen, Lanzen und Schwerter der Hunnen

Bei Kämpfen fordern sie den Gegner zuweilen heraus und beginnen das Gefecht mit ihm in geschlossenen Abteilungen, wobei ihre Stimmen furchtbar ertönen. Da sie für schnelle Bewegungen leicht bewaffnet sind und unerwartet auftauchen, können sie sich absichtlich plötzlich auseinander ziehen und ihre Reihen lockern wie in einer ungeordneten Aufstellung. Ein furchtbares Blutbad anrichtend, galoppieren sie hin und her, und wegen ihrer gewaltigen Schnelligkeit sieht man sie kaum, wenn sie in eine Befestigung eindringen oder ein feindliches Lager plündern.

Die Hauptwaffe der Hunnen war der Bogen, wie aus der Schilderung Ammiam’s, oben genannt, hervorgeht. Bei den Bögen der Reiternomaden handelte es sich jedoch nicht wie die vor allem aus Mitteleuropa bekannten Langbögen, sondern um Reflexbögen.

Die Besonderheit dieser genannten Waffen ist, dass sie im ungespannten Zustand eine zum gespannten Zustand entgegengesetzte Krümmung aufwiesen. Erst durch das Spannen des Reflexbogens, wurde er in seine eigentliche, für den Einsatz erforderliche Form gebracht. Eine Voraussetzung für eine derartige Spannkraft war eine extrem hohe Flexibilität der verarbeiteten Materialien.

Um diese zu erreichen, wurde der Bogen in Komposittechnik aufgebaut. Dies bedeutet, dass verschiedene Materialien (Horn, Knochen, Sehnen und unterschiedliche Holzarten) in Lagen miteinander verleimt wurden. Auf diese Art des Bogenbaus entstand in teils mehrjähriger Arbeit eine einzigartige Waffe. Erhalten blieben fast ausschließlich nur die Versteifungsplatten aus Knochen des Bogenendes.

Für derartige Verletzungen waren auch die Pfeilspitzen schuld, die oft in Reiternomadischen Bestattungen gefunden wurden: Es handelte sich um dreikantige Pfeile mit unterschiedlich geformten Spitzen.

Nicht selten finden sich ovale Öffnungen in den Flügeln der Pfeile. Diese erzeugten beim Flug ein heulendes Geräusch. „Heute kann man nur mehr erahnen, welche Angst alleine das Geräusch eines abgeschossenen Pfeilhagels bei Feinden der Hunnen ausgelöst haben muss.“5 Die Pfeile wurden griffbereit an einem Köcher, der seitlich an einem Gürtel hing, gelagert.

Sidonius Apollinaris schreibt über die Hunnen hinsichtlich der Benutzung der Bögen: „Sie tragen geschweifte Bogen und Pfeile, ihre Hände sind furchtbar, und treffsicher mit ihren Geschossen senden sie unfehlbaren Tod, in ihrer verbrecherischen Kampfwut verfehlen sie nie ihr Ziel.““6

Unter den Spathen lässt sich eine Gruppe erfassen, die durch eine massive eiserne Parierstange gekennzeichnet ist, die die Hand vor gegnerischen Hieben schützen sollte. Die Wurzeln dieses Schwerttyps liegen im eurasischen Steppenraum. Hier treten insbesondere im sarmatischen Kontext (Die Sarmathen waren eine Konföderation von verschiedenen Stämmen iranischer Reitervölker, die ab dem Jahr 513 v. Chr. erstmals in spätantiken Texten erwähnt wurden.), aber auch im mittelasiatischen Raum seit der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts Schwerter auf, die als unmittelbare Vorläufer der hunnenzeitlichen Spathen anzusehen sind.

Eindeutig sind die Hunnenschwerter von den germanischen und römischen Schwertern zu unterscheiden, deren Klingen erheblich kürzer und die Spitzen zumeist abgerundet sind. Außerdem besitzen sie keine eiserne Parierstange.

Zu dem Schwertkampf gesellt sich auch, wie Ammiam schildert, die Handhabung des Lassos hinzu, mit dem Gegner am Kämpfen gehindert wurden.

Welche Bedeutung das Schwert bei den Hunnen als Machtsymbol erlangt hatte, verdeutlicht die von Priskos, einem römischen Geschichtsschreiber des 5. Jhd., erwähnte Auffindung des Schwertes von Ares:

Er (gemeint ist Attila) werde denn auch bald seine Macht weiter ausdehnen, das habe ein Gott selbst vorausgesagt, indem er das Schwert des Ares wieder zutage gefördert habe. Dies heilig gehaltene, dem Kriegsgott geweihte und von den Skythenkönigen hoch verehrte Schwert sei lange verschwunden gewesen und kürzlich aber durch ein Rind wieder ausgescharrt worden.“7

Schon Herodot berichtet von der Verehrung des Schwertes des Kriegsgottes bei den Skythen durch Menschenopfer.“ 8

Als weitere Waffen dienten Stoßlanzen aus Nadelholz, die etwa drei Meter lang waren und vom Reiter eingelegt gehandhabt wurden. Wurflanzen verwendeten die Hunnen nicht.


Die Brustpanzer, Helme und Schilde der Hunnen

Dem Schutz des Körpers dienten Schuppenpanzer, die zunächst aus Horn und Bein gefertigt waren. Bei den Steppenvölkern, die China benachbart waren, sind vor allem Lederpanzer bekannt, die sich auch auf zeitgenössischen Darstellungen nachweisen lassen. Später wurden Schuppenpanzer bei den Hunnen auch aus Bronze und Eisen gefertigt. Als Alternative kam dazu das Kettenhemd, das für Pfeil und Bogen undurchdringlich war und auch häufig Speeren und Lanzen widerstand.

Die Skala der Helme reichte von einfachen Lederhelmen bis zu reich verzierten, teilweise vergoldeten Spangenhelmen mit Gerüsten aus Kupfer oder Eisen. Verschiedenen Berichten zufolge wurden die Nasen der hunnischen Kinder mit Bändern nieder gepresst, um für das Tragen von Helmen mit Nasenschutz (Nasalen) flache Gesichter zu schaffen.


Die Awaren

Die Awaren waren im Frühmittelalter Herrscher über ein Reich mit dem Schwerpunkt in der Pannonischen Tiefebene. Ihr Herrschaftsgebiet umfasste die heutigen Länder Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Rumänien sowie Teile von Polen, Österreich, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina und Bulgarien. Über 200 Jahre lang waren sie der wichtigste Machtfaktor zwischen dem Fränkischen und dem Byzantinischen Reich.


Die Kriegsführung und das Militär der Awaren

Die Einführung des eisernen Steigbügels und des Säbels in Europa wird auf die Awaren zurückgeführt. Der Steigbügel ermöglichte dem Reiter Pfeile in alle Richtungen abzuschießen und einen schweren panzerbrechenden Speer eingelegt zu führen. Die awarischen Krieger brachten außerdem bewegliche Lamellenpanzer und Panzer für die Pferdebrust nach Europa. Im Gegensatz zum Schuppenpanzer werden beim Lamellenpanzer die Metallplättchen nicht auf einer festen Unterlage angebracht.

Die einzelnen Platten waren meist von annähernd rechteckiger Form und wurden mit Fäden zusammengebunden. Dabei konnten sich die Platten teilweise überlappen. Der Lamellenpanzer entstand aus dem Schuppenpanzer und gehört genau wie dieser zu den ältesten Rüstungstypen aus Metall in der Geschichte der Menschheit.

Die Awarischen Panzerreiter werden als Musterbeispiel für den Einfluss von Technologien auf den Wandel einer Gesellschaft, vor allem aber für die Entstehung des europäischen Rittertums des späten Frühmittelalters und des Hochmittelalters betrachtet. Neben den oben bereits genannten Technologien brachten die Awaren die Bootsbrücken, den gefransten Halsschutz und die, für die Ritter des Hochmittelalters geradezu typischen Tuniken, die während des Rittes über die Knie reichten, nach Europa.

Zugleich prächtig und nützlich fanden die Oströmer auch die awarischen Zelte, die sie ebenfalls bald nachahmten.

Die Awaren benutzen wie die Hunnen Reflexbögen als Hauptwaffen, jedoch besaßen sie keine Spathen, sondern Säbel, die eine gekrümmte und nur an einer Seite eine geschliffene Klinge aufweisen. Durch die Krümmungen der Klingen entstanden deutlich größere Wunden als bei geraden Klingen - vorausgesetzt, man hatte genügend Übung, ansonsten richtete man meist kaum Schaden an. Ebenfalls benutzen die Awaren wie die Hunnen Stoßlanzen. Literaturverzeichnis

T. Stickerl Die Hunnen (2008)

H. Parzinger Die frühen Völker Eurasiens. Vom Neolithikum bis zum Mittelalter. (2006)

Bona Das Hunnenreich (1991)

Heinz Dopsch STEPPENVÖLKER IM MITTELALTERLICHEN OSTEUROPA – HUNNEN, AWAREN, UNGARN UNDMONGOLEN

Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk in Mitteleuropa, München 1988

Strategikon

Wikipedia Awaren

Wikipedia Hunnen

1 Amm. XXXI 2,6


2 Michael Schmauder Die Hunnen ein Reitervolk in Europa s.88

3 Strategikon 4,2

4 Ammiam XXXI 2,8-9

5 Michael Schmauder Die Hunnen ein Reitervolk in Europa s.94

6 Sidonius Apollinaris, Carmina II 293-295

7 Priskos, Frag. 8

8 Michael Schmauder Die Hunnen ein Reitervolk in Europa s.96


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