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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Hochschule Aschaffenburg

Note, Lehrer, Jahr

10, 2014

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Dominique N. ©
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ID# 39461







Inhaltsverzeichnis

1 Märchenkönig zur Zeit der Desillusionierung 3

2 Bayern und die Reichsgründung 1870/71 3

2.1 Der Weg in die Reichsgründung 3

2.1.1 Bayern und der deutsch-deutsche Krieg 1866 3

2.1.2 Folgen des Krieges für Bayern 4

2.1.3 Die Politik Bayerns 1866-1870 5

2.1.3.1 Hohenlohes Politik 5

2.1.3.2 Neugestaltung des Zollvereins 6

2.1.3.3 Ministerwechsel 1870 7

2.1.4 Der französisch-preußische Krieg 7

2.1.5 Bayerns Verhalten in der preußisch-französischen Auseinandersetzung 8

2.2 Die Reichsgründung 9

2.2.1 Initiative Bayerns in der deutschen Frage 9

2.2.2 Die Versailler Verträge 10

2.2.3 Der Kaiserbrief 11

2.2.4 Bismarcks Geldzahlungen an Ludwig II. 11

2.2.5 Die Ansicht Ludwig II. zur Reichsgründung 12

2.2.6 Bayerns Stellung im Deutschen Reich 12

2.2.6.1 Reichsverfassung und Bayerns Sonderstellung 13

2.2.6.2 Außenpolitik 14

2.2.6.3 Militär 14

2.2.6.4 Wirtschaft 14

2.2.7 Finis Bavariae 15

3 Bedeutung der Reichsgründung heute 15

4 Literaturnachweise 16


1 Märchenkönig zur Zeit der Desillusionierung

König Ludwig II. von Bayern lebte vom 25. August 1845 bis zum 13. Juni 1886. 1864 wurde er zum König proklamiert, nachdem sein Vater König Maximilian II. gestorben war. Bekannt ist der König als Märchenkönig. Ludwig II., dem mit nur achtzehn Jahren die Krone aufgesetzt wurde, war seinen neuen Aufgaben noch nicht gewachsen. In seinen ersten Jahren konnte er sich noch konzentriert an seine Ar­beit machen und empfing seine Minister, doch mit der Zeit verschwand sein Verantwortungsgefühl.

Er zog sich lieber zurück, wollte alleine sein - abgegrenzt von der Öffentlichkeit.1Mochte er auch, wie alle seine Biographen übereinstimmend berichten, für seinen großen Beruf nicht vorbereitet gewesen sein, mochte seine Erziehung auch alle denkbaren Lücken aufgewiesen haben, in dieser Hinsicht hat er sich selbst gebildet durch intensivste Lektüre, die ihn an die gesamte Weltliteratur heranführte, durch leiden­schaftlichen Theaterbesuch und geradezu ekstatische Versenkung in große Musik, […].”2 Ludwig II. ist in die Welt der Musik, der Kunst geflohen, um vor der Realität zu fliehen.3 Am liebsten hörte er den Opern von Richard Wagner zu.

Als Gründe für die Errichtung seiner Schlösser werden die Erschaffung einer eigenen Welt und der Rückzug aus seinen Verantwortungen und der Öffentlichkeit betrachtet.4 Er ließ sich von verschiedenen Stilen für seine Bauten inspirieren. Nicht zuletzt durch seine Vorliebe für diese teuren Bauten war der König hoch verschuldet. Wie es trotz dem Märchenkönig, der den Krieg vermied und von verschiedenen Historikern für verrückt bezeichnet wird, zur Gründung des Deut­schen Reiches kommen konnte, welche Ereignisse für Bayern eine Rolle spielten und welche Verände­rungen das neue Reich für den Staat mit sich brachte, soll im Folgenden genauer analysiert werden:

2 Bayern und die Reichsgründung 1870/71

2.1 Der Weg in die Reichsgründung

Eine wichtige Etappe zur Reichsgründung sind die Einigungskriege. Vor allem der deutsch-deutsche und deutsch-französische Krieg waren für Bayern von großer Bedeutung.

2.1.1 Bayern und der deutsch-deutsche Krieg 1866

Am 1. Juni wollte Österreich in Frankfurt erreichen, dass über die Erbfolge in Holstein und Schleswig entschieden wird. Dies brach den am 14. August 1865 geschlossenen Vertrag von Gastein, der vor­schrieb, dass Österreich in dieser Angelegenheit ohne Preußen nicht handeln dürfe. Preußen reagierte mit dem Einmarsch in Holstein.

Es war der 10. Juni, an dem Preußen eine Bundesreform durch ein frei gewähltes deutsches Parlament forderte; Österreich hingegen wollte am 11. Juni die Mobilmachung des nicht-preußischen Truppenverbandes der Bundesarmee. Bei der Abstimmung am 14. Juni entschieden sich, neben Bayern, acht weitere Staaten für die Annahme des österreichischen Antrags. Die Folge war, dass Preußen aus dem Deutschen Bund ausstieg und Sachsen, Hannover und Kurhessen überfiel.

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Von der Pfordten, der bayerische Minister, war schuldig am Krieg, der daraufhin ausbrach, denn er hatte Österreich zur Kriegsführung überredet. Bayern war auf der Seite Österreichs, was nach der Meinung von der Pfordtens nur aus der Pflicht geschah, um Bayerns Ehre wiederherzustellen. Dann reiste er nach Nikolausburg, um ein Gespräch mit Otto von Bismarck - seit 1862 preußischer Ministerpräsident und 1871 bis 1890 Reichskanzler - aufzunehmen, wurde aber verhaftet, da er die Waffenstillstandslinie überschritten hatte.5

Es gab zwei Möglichkeiten zur Lösung des Problems: „Großdeutsche Lösung unter Führung Wiens mit einer relativ machtlosen Bundeshauptstadt wie Frankfurt am Main oder kleindeutsche Lösung unter straffer Führung Berlins, aber mit Ausschluss von Österreich aus Deutschland.“6 Bismarck versuchte die kleindeutsche Lösung durchzusetzen, um einen Nationalstaat unter preußischer Machtführung her­zustellen.

Er sah es als seine Pflicht, Deutschland unter Führung Preußens zu einem Machtblock auszu­bauen. Dies könne jedoch mit Österreich nicht möglich sein, da dieser nicht Teil des Nationalstaats und gleichzeitig die österreich-ungarische Monarchie sein könne. Bayern musste sich also für einer der bei­den Lösungen entscheiden. Ludwig II. war überfordert mit der Frage der großdeutschen oder klein­deutschen Lösung und dachte ans Abdanken.

Richard Wagner jedoch riet ihm, seinen Aufgaben nach­zugehen, da es sonst ein Verrat an sein Land wäre. Bald wurde Bayern klar, dass sie Preußen militärisch unterlegen waren, wie sich bei der Schlacht bei Kitzingen 1866 herausstellte.7 Ludwig II. vermied die Teilnahme an der Schlacht und „vergnügte sich [währenddessen] [ .] auf der Roseninsel mit nachge­stellten Szenen aus Wagneropern und mit Feuerwerk,“ zitiert nach Kaltenstadler.8 Bayern und die ande­ren süddeutschen Staaten mussten sich Preußen anschließen, um ihre Autonomie nicht zu verlieren.

Auch Ludwig II. erkannte, dass die deutsche Einigung unter preußischer Führung entstehen müsse. In­wieweit Bismarcks Geldzahlung bei seiner Entscheidung eine Rolle spielten, wird später genauer erläu­tert.

2.1.2 Folgen des Krieges für Bayern

Am 3. Juli 1866, bei der Schlacht von Königgrätz, setzte Bismarck die kleindeutsche Lösung durch.9 „Am 22.August 1866 musste Bayern mit Preußen Frieden schließen, zwei unterfränkische Bezirksämter an Preußen abtreten und eine relativ niedrige Kriegskostenentschädigung von 30 Millionen Gulden an die Krone Preußen auf sich nehmen.“10 Zunächst trug die Kriegskostenentschädigung eine Summe von 32 Millionen Gulden, wurde dann auf 30 Millionen reduziert.11 Am 23. August1866schloss Preußen mit den süddeutschen Staaten in Berlin und Österreich den Prager Frieden.

Dieses bedeutete, dass die Souveränität Bayerns begrenzt wurde, was Ludwig II. störte. So dachte er, nachdem Bayern verloren hatte, wieder ans Abdanken. Richard Wagner konnte den jungen König aber schließlich 1866 davon abhalten, seinen Thron aufzugeben.

Auch Bismarck verhalf den König, nicht abzutreten, denn er setzte sich am preußischen Hof - für sein Ziel, nämlich der Deutschen Einigung - für einen bedachten Umgang mit Bayern ein. Dabei wollte er die preußische Regentschaft bewahren und ausdehnen; die Einigung war hierbei Nebensache. Er wollte die Erschaffung einer deutschen Nation aber auch nicht den Demokraten oder Republikanern anver­trauen.13 „Für ihn kam nur ein monarchisch-dynastisches Deutschland unter Mitwirkung der deutschen Fürsten in Frage.“14

2.1.3 Die Politik Bayerns 1866-1870

In den Jahren 1866-1870 wurden Veränderungen vorgenommen, ohne die eine Gründung nicht mög­lich gewesen wäre. Mit der Politik, die Hohenlohe betrieb, wie anschließend beschrieben, wären die nö­tigen Schritte nicht denkbar gewesen.

2.1.3.1 Hohenlohes Politik

Nach der Niederlage von Königgrätz wurde deutlich, dass eine deutsche Einigung nur unter Preußen kommen konnte. Von der Pfordten lehnte aber die Politik Bismarcks ab. Nachdem er vom König ver­langt hatte, dass er sich zwischen Richard Wagner und ihm entscheiden solle, musste dieser seine Stelle abgeben, da Wagner von größerer Bedeutung war für Ludwig II Der Fürst Chlodwig von Hohenlohe-Schillingfürst, wie von Wagner vorgeschlagen, wurde sein Nachfolger.

Er gehörte dem bayerischen Reichsrat und auch der Fortschrittspartei an, die Gewerbefreiheit, freies Niederlassungs- und Wahlrecht verlangte. In der Politik von 1867 bis 1869, in der Zeit mit Hohenlohe-Schillingfürst als Minister, wurden neue Gesetze, unter anderem zugunsten seiner Partei, festgelegt. Dazu zählten das Gesetz der Gewerbeordnung, der Gemeindeordnung und die Zivilprozessordnung.

Ein freies Wahlrecht wurde jedoch nicht festgelegt, was die Kammermehrheit befürchtet hatte. Hohenlohes Politik war voller Widersprüche, er wollte den Anschluss an den Norddeutschen Bund erzielen. König Ludwig II. wollte jedoch den Bund nicht eingehen. Durch Hohenlohe wurde Ludwig II. mehr in der Politik tätig. Trotz allem waren Hohenlohes Ziele nicht zu durchblicken und erfolglos.15

Hohenlohe war gegen diesen Plan, Bis­marck jedoch drohte mit der Kündigung des Zollvereins. Nachdem Württemberg einverstanden war, sah sich Bayern gezwungen, den Erneuerungen des Zollvereins zuzustimmen.17So wurde der neue Zollvereinsvertrag am 8. Juli 1867 von Bayern unterzeichnet, was zu unterschiedlichen Meinungen in der Gemeinschaft führte. Während die Fortschrittspartei sowie Handel, Gewerbe und Industrie den Vertrag als erforderlich ansahen, wurde er von den Bürgern in der Landwirtschaft abgelehnt.18Bismarck beschränkte die Zuständigkeit des Parlaments auf Zollangelegenheiten.

Der Zollverein wurde also zu einem Bund mit Preußen an der Spitze, das Bundeskanzleramt des Norddeutschen Bundes übernahm die Geschäftsleitung, der Zollverein wurde durch das Zollparlament und dem Zollbundesrat vertreten. Der Zollbundesrat bestand aus 58 Mitgliedern, Bayern bekam sechs Stimmen. Bei der Wahl durch das Volk 1868 konnten die Abgeordneten des Zollvereins direkt gewählt werden.

Die Ergebnisse der Wahlen fielen konservativ aus, sodass der Anschluss an den Norddeutschen Bund erschwert wurde und Bismarck und Hohenlohe verloren hatten. Die Patriotenpartei siegte nicht nur bei den Wahlen des Zoll­parlaments, sondern auch bei den Wahlen 1869 zum bayerischen Landtag.19

2.1.3.3 Ministerwechsel 1870

Bismarck versuchte, die katholische Kirche aus der Politik zu entfernen. Auch Ludwig II. wurde darauf Aufmerksam, dass sich der Einfluss der Kirche vergrößert hatte. So verfasste Ludwig II. mit seinem Ministerpräsidenten Fürst von Hohenlohe-Schillingfürst 1869 ein Telegramm an die europäische Regie­rung, in der er deutlich machte, dass er befürchte, der Papst könne zu sehr an Macht gewinnen und den König ersetzen.

Bray-Steinburgs Politik zielte auf die Erhaltung der bayerischen Souveränität.23 In einer Rede vor dem Landtag am 30. März 1870, zitiert nach Peter Schmid, sprach Bray-Steinburg: „Wir wollen Deutsche, aber auch Bayern sein.”24 Seine Politik hatte eine großdeutsche Haltung. Er übernahm die gescheiterten Pläne Hohenlohes, einen Südbund zu erstellen und sich den Norddeutschen Bund anzuschließen.25

2.1.4 Der französisch-preußische Krieg

Bismarck wusste, dass er die deutsche Einigung nur erreichen könnte, wenn er gegen Frankreich siegen würde. Deshalb versuchte er den Krieg so schnell wie möglich zu beginnen. Als Kriegsgrund wird die spanische Thronfolge angesehen. Die Spanier hatten durch eine Militärrevolution die Königin Isabella vertrieben. Daraufhin sahen sie sich in ganz Europa nach Kandidaten für den Thron um.

Der Antrag wurde dann an den Erbprinzen Luitpold, den ältesten Sohn des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern, gestellt. Dieser wurde zunächst abgelehnt, beim zweiten Mal nahm der Prinz an. Bismarck zwang das Haus Hohenzoller, anzunehmen. Er sah die Vorteile, die Spanien wirtschaftlich als auch militärisch im Falle des Krieges gegen Frankreich für Preußen und Deutschland bringen würde, und wusste, dass der Krieg nötig war, um die deutsche Frage lösen zu können.

König Wilhelm I. lehnte die Forderungen ab. Bis­marck ließ die Emscher Depesche, den Bericht des Königs von Preußen über das Gespräch mit dem fran­zösischen Botschafter, veröffentlichen. Er verkürzte den Text, sodass sich der Gesprächsverlauf änder­te,27 und am 13. Juli wurde dieser in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung publiziert. Frankreich reagierte provoziert.28Um eine innere Revolution zu vermeiden, sah sich die französische Regierung daraufhin gezwungen, den Krieg zu beschließen, was am 15. Juli 1870 geschah,29 und erklärte am 19. Juli den Krieg.

Hierbei zielte Bismarck nicht darauf, Frankreich zu besiegen, sondern wollte sie als Gegner sei­nes Hauptziels, die deutsche Nation, aus dem Weg schaffen.

2.1.5 Bayerns Verhalten in der preußisch-französischen Auseinandersetzung

Bayern wollte sich aus dem Streit zwischen Preußen und Österreich heraus halten, doch Bismarck machte deutlich, dass, wenn Bayern Preußen nicht beistehen sollte, ihr Bündnis zerstört wäre.30 Bray-Steinburg äußerte sich folgendermaßen, Peter Schmid zufolge: „Gehen wir mit Preußen und gewinnt dieses den Krieg, so ist Preußen gezwungen, den Bestand Bayerns zu achten.

Ludwig II. verabscheute den Krieg und versuchte deshalb, mithilfe von England, Frieden zwischen Deutschland und Frankreich zu schaffen. Bismarck aber merkte, dass Bayern den Krieg hinauszuzögern versuchte. Er war verärgert, da Bayern den Forderungen, dass das bayerische Militär unter dem Oberbefehl des preußischen Königs handeln müsse und die Biersteuern abgeschafft wurden, nicht mehr zustimmte.

Doch er konnte schließlich seine Forderungen durchsetzten und so erklärte sich Ludwig II. bereit, seine Truppen König Wilhelm I. im Krieg gegen Frankreich zu überlassen. Hier spielte der Wille Ludwigs mit, die Souveränität Bayerns aufrechtzuerhalten.32 Zudem war die Beziehung Ludwigs zu Bismarck eng, und Ludwig II. bemerkte, dass es von politischer und ökonomischer Pflicht war, an Preußens Seite zu treten.

Ludwig II. handelte durchaus politisch, denn er verehrte Frankreich sehr, vor allem die fran­zösische Baukunst. So ließ er zum Beispiel den Spiegelsaal seines Schlosses Herrenchiemsee dem des Schloss Versailles nachbauen.33 Hätte Bayern nicht an Preußens Seite gestanden und Preußen hätte ge­gen Frankreich gesiegt, würde dies negative Folgen haben, die Ludwig II. vermeiden wollte.

Am Ende siegte Preußen, trotz Abwesenheit des Königs, mithilfe der bayerischen Truppen in der letzten entscheidenden Schlacht von Sedan.36

2.2 Die Reichsgründung

Der Reichsgründungsprozess kam gut voran durch die Arbeit, die Bismarck geleistet hatte. Das Einzi­ge, was fehlte, war die Lösung der deutschen Frage und die Kaiserproklamation in Versailles.

2.2.1 Initiative Bayerns in der deutschen Frage

Durch die nationale Begeisterung, die sich in Bayern verbreitete, sah sich Bayern gezwungen, die Initia­tive in der deutschen Frage zu übernehmen.37 Die Alternativen hierzu wären ein Verfassungsbündnis mit dem Norddeutschen Bund, ein neuer deutscher Bund oder ein weiterer Bund zwischen den süd­deutschen Staaten und dem Nordbund.38 Das bayerische Ministerium hielt das Lösen der deutschen Frage und somit den Anschluss an den Norddeutschen Bund als notwendig.

König Ludwig II. machte wenig für die bayerische Politik, sodass das Ministerium, das zunächst die Auflösung des Norddeut­schen Bundes und einen neuen Bund mit souveränen Staaten wollte, die Politik in die Hand nehmen musste.39 Bismarck berichtete Bray-Steinburg, so zitiert Peter Schmid, dass „[s]eine Majestät, der König von Bayern, nach allerhöchst seiner Bequemlichkeit, im Interesse einer engeren nationalen Einigung zu machen sich etwas veranlasst sehen würde.“40 Er wollte folglich, dass Bayern die deutsche Frage lösen würde,41 dafür gewährte er Bayern Reservatrechte.42Dabei versuchte er, möglichst keinen Zwang auf Bayern auszuüben.43Er erhoffte sich, dass, wenn Bayern die Initiative ergreifen würde, die anderen süd­deutschen Staaten Bayern folgen würden.

2.2.2 Die Versailler Verträge

Schließlich fanden am 22. September Verhandlungen mit Rudolf Delbrück und dem württembergi­schen Minister Mittnach in München statt. Bray-Steinburg stellte hier seine Idee vor.47Diese Münche­ner Konferenzen stellten nur Vorbesprechungen dar, um dann die entscheidenden Verhandlungen füh­ren zu können.48Zusammen mit Lutz und Bismarck fuhr dieser am 20. Oktober für eine weitere Ver­handlung nach Versailles.

Die Idee des bayerischen Ministers schien zu scheitern, denn Baden und Württemberg waren gegen die Auflösung des Norddeutschen Bundes. Die bayerischen Abgeordneten stellte hohe Forderungen, um den Verhandlungen zuzustimmen. Sie wollten, dass sie außenpolitisch mitbestimmen könnten, ein eigenes Militär besäßen mit eigenem Guthaben, in der Verfassung wollten sie ein Vetorecht für Bayern, und dass Preußen kein Recht zur Auflösung des Zollvereins hätte.

Bis­marck lehnte diese Forderungen ab. Der hohe Drang von Seiten des Volkes und Bismarcks zwang Bay­ern, am 8. November 1870 dem Norddeutschen Bund beizutreten.49 Ludwig II. verlangte Anfang No­vember, um die Initiative zu ergreifen, 2 Millionen Gulden von Bismarck. Ludwig II. sah diese Forde­rung als Gegenleistung für die Kriegskostenentschädigung 1866, die Bayern Preußen zahlen musste.50

Des Weiteren wollte er verhindern, dass die Reichsgründung durch das Volk geschieht,53 er wollte eine Reichsgründung von oben.

Die Versailler Verträge traten am 1. Januar 1871 in Kraft, und somit entstand das Deutsche Reich.54

2.2.3 Der Kaiserbrief

Hohenlohe reiste am 27. November zurück nach Bayern und brachte den von Bismarck verfassten Ent­wurf des Kaiserbriefes mit, den Ludwig II. unterschreiben sollte.Bismarck erreichte, dass Ludwig II. Am 30. November 1870 den vom Entwurf veränderten Kaiserbrief unterschrieb, obwohl er damit zu­erst gar nicht zufrieden war, da es seine Souveränitätsrechte einschränkte.55 Dadurch bekam der preußi­sche König die Kaiserkrone.Ludwig II. war zwar nicht nach Versailles gereist, hatte aber trotzdem zu­gestimmt.

Der Oberstallmeister Graf Holnstein reiste stattdessen und übergab am 3. Dezember 1870 das Schreiben Prinz Luitpold, der ihn König Wilhelm reichte. Dafür wurde Graf Holnstein von Bis­marck gelobt.Wilhelm I. sollte aber nicht erfahren, dass Ludwig II. den Kaiserbrief nur mit Zögern an­nahm, da er sonst auf die Position als Kaiser verzichtet hätte. Letztendlich fand die Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 im Schloss Versailles statt.56

So bezahlte man die Bestechung von Staatsdienern der gegnerischen Regierung; später wurde aus dem Welfenfonds der Journalismus auf Preußens Seite bezahlt. Jedoch hatte der Fonds mit der Kriegskostenentschädigung Bayerns 1870/71 von 157,9 Millionen Gulden, die Frankreich Bayern zahlen musste, nichts zu tun.Die vermutlichen Geldzahlungen Bismarcks an König Ludwig II. aus diesen Geldanlagen sind sehr bestreitbar.

Dem His­toriker Dieter Albrecht zufolge erhielt Ludwig II. aus Bismarcks Welfenfonds 5 Millionen Mark, jähr­lich 300.000 Mark zunächst, dann in Form von Krediten mehr. Wichtig ist hierbei, wann diese Zahlun­gen erfolgten. Wurden die Zahlungen nach der Reichsgründung getätigt, bestätige dies, dass Ludwigs Unterzeichnung des Kaiserbriefes nicht durch Bismarck erkauft wurde.

Ludwig II. hätte sich nicht für diese Geldsumme bestechen lassen, die für ihn zu gering war, da seine Einnahmen viel höher waren. Trotzdem gibt es Historiker, wie Hermann Joseph Busley, die anhand eines Berichtes des preußischen Gesandten behaupten, dass es einen Zusammenhang zwischen den Geldzahlungen und Ludwigs Ein­verständnis zu dem Kaiserbrief und der Reichsgründung gibt.58 In diesem Bericht vom 19. November 1870 schreib der Gesandte Bismarcks, dass Ludwig II. durch seine Bauten in Geldnot geraten sei und deshalb sechs Millionen Gulden bräuchte, ohne dass es die Minister mitbekämen.

2.2.5 Die Ansicht Ludwig II. zur Reichsgründung

Ludwig II. stimmte der Reichsgründung zu, um für Bayern Reservatrechte zu gewinnen. Er konnte Preußen zwar nicht leiden, aber Bismarck war ihm ans Herz gewachsen. Nur durch Bismarcks Taktik, den König richtig zu beraten, konnte die deutsche Einigung stattfinden. Bismarck wusste, was er dem Märchenkönig Ludwig II. sagen musste, um ihn für seine Pläne gewinnen zu können.61 Ludwig II. zeig­te eine negative Haltung der Reichsgründung gegenüber.

Für Ludwig II. war das Deutsche Reich, so zi­tiert Kaltenstadler, „das Produkt eines, nüchternen, ideallosen Preußentums.'“62 Er wusste, dass die Reichsgründung ein Ereignis mit großem Stellwert in der europäischen Geschichte darstellte. Durch den Nationalstaat verlor Bayern in Ludwigs Augen nicht nur seine Autonomie, sondern, was für ihn ein viel größerer Verlust war, auch seine Beziehung mit Frankreich. Das Argument, dass das wachsende Nationalbewusstsein in der bayerischen Bevölkerung zur Reichsgründung unter Preußen führte, sah der König nur als Ausrede.63


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