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Seminararbeit / Hausarbeit

Die Reformat­ion im Deutsche­n Reich - Die Täufer im Südweste­n

5.022 Wörter / ~19 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Andrea F. im Mrz. 2009
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Die Reformation im Deutschen Reich: Die Täufer im Südwesten
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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Universität Stuttgart

Note, Lehrer, Jahr

Hauptseminar: Die Reformation und der Südwesten des deutschen Reiches , Wintersemester 2006/07

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Andrea F. ©
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sternsternsternsternstern_0.75
ID# 506







Die Täufer im Südwesten


Universität Stuttgart

Historisches Institut

Abteilung Landesgeschichte

Hauptseminar: Die Reformation und der Südwesten des deutschen Reiches

Prof. Dr. Quarthal

Wintersemester 2006/07


Inhalt


1.      Einleitung … . 3

2.      Forschungsstand …4

3.      Ausgangslage für die Verbreitung der Täuferbewegung ….….6

4.      Täufer im Südwesten …8

4.1  Horb und Rottenburg .…9

4.2  Esslingen .10

4.3  Schwäbisch Gmünd …. …11

4.4  Heilbronn ….…11

4.5  Herzogtum Württemberg ….12

5.      Ergebnisse …13

6.      Literatur ….18


  1. Einleitung

Neben Luthers Reformation entstand eine Vielzahl an religiös-spirituellen Bewegungen, die dieser unter dem Sammelbegriff der Schwärmer zusammenfasste, in der heutigen Forschung auch unter dem Begriff der radikalen Reformation geführt, sind diese in ihren Vorstellungen oft sehr widersprüchlich und stehen in Konkurrenz zueinander.

Diese Gegensätze galten bereits bei den Zeitgenossen als charakteristisch und „war geradezu ein Zeichen ihrer häretischen, ja diabolischen Absicht, Unruhe und Streit unter die Menschen zu tragen“.[1] Ganz im Gegensatz dazu steht die „Einheit des Täufertums trotz seiner Vielfältigkeit“.[2]

„Die Täufer haben aus Protest gegen die kirchlich-gesellschaftlichen Missstände des ausgehenden Mittelalters und aus Enttäuschung über die lutherische und zwinglische Reformation nach neuen Formen religiöser Kommunikation und sozialer Ordnung gesucht“.[3]

So beschreibt der Täuferexperte Hans-Jürgen Goertz die reformatorische Bewegung der Täufer, welche ihre Gemeinschaft durch die Absonderung[4] von der Welt suchen und bilden.

Seinen Ursprung hat die Bewegung in Zürich, wo es aus den eben genannten Gründen zu einer Abspaltung und der Bildung einer eigenen Gemeinde einer Gruppe um Felix Manz und Konrad Grebel von Zwingli kam. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand die Frage der Taufe, welche schließlich in der Verfolgung durch den Züricher Rat gipfelte.

Daraufhin folgte, begünstigt durch den missionarischen Charakter der Bewegung, eine schnelle Verbreitung in andere Regionen.

Die auf der Täufersynode von 1527 von Michael Sattler verfassten sog. Schleitheimer Artikel geben Auskunft über die Glaubens- und Verhaltensgrundsätze der Täufergruppen. Eine ausführliche Darstellung zur Geschichte und Deutung der Täufer bietet Hans-Jürgen Goertz in seiner 1988 bereits in der zweiten verbesserten und erweiterten Auflage erschienenen Arbeit „Die Täufer. Geschichte und Deutung“.[5]

Diese Arbeit möchte die Ausbreitung der Täuferbewegung und deren Vorraussetzungen im spannungsgeladenen Umfeld der Reformation darstellen und dabei besonderes Augenmerk auf die Aufnahme des Täufertums von obrigkeitlicher Seite, auch im Bezug auf andere reformatorischen Bewegungen, richten. Da die Täuferbewegung im Laufe ihrer Entwicklung sehr unterschiedliche Züge angenommen hat, beschränke ich mich bei meiner Analyse auf das süddeutsche Täufertum und der Umgang mit diesem vor allem im württembergischen Raum und den umliegenden Städten.

Als erstes werde ich hierbei einen kurzen Überblick über die Forschung geben und anschließend die Ausgangssituation, in der sich die Täuferbewegung entwickelte betrachten. Dann wird einleitend jeweils bündig auf die glaubenspolitische Lage hingewiesen und die Entstehung der Täufergemeinden in den einzelnen Herrschaften dargestellt.

Nachfolgend wird die Ausbreitung des Täufertums nachskizziert, dabei werde ich auch die wichtigsten Einflüsse und die mit ihnen verbundenen Personen auf die Taufgesinnten vorstellen. Abschließend kommt immer ein Blick auf die Reaktionen der Obrigkeiten. In meinem letzten Kapitel möchte ich dann aus dem Dargestellten einige Aussagen über die Geisteswelt im Zeitalter der Konfessionalisierung am Beispie.....[Volltext lesen]

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Wichtige neue Aspekt über die bislang unterschätzte Vielfalt an Meinungen und Ausrichtungen innerhalb des Täufertums kommen mit Stayer auf, der mit seiner typologischen Ordnung über die unterschiedlichen Ausrichtungen der Täufer nach der Darstellung Goertz sogar „das gängige Täuferbild zerstört“[18] haben soll. So entwickelt sich das sog. revidierte Täuferbild.[19]

Interessante Aspekte zur Täuferforschung brachten auch die Analysen des sozialgeschichtlichen Hintergrunds der Täuferbewegung. Hierbei stellte sich ein enger Zusammenhang mit dem deutschen Bauernkrieg heraus. Hier sind besonders die Arbeiten von Hans-Jürgen Goertz[20], vom „Bauernkriegsexperten“ Peter Blickle[21] herausgegeben, und Matthias Hui[22] zu nennen.

Zum Täuferreich von Münster entwickelte sich ein ganz eigener Forschungszweig mit unterschiedlichen Gewichtungen, auf den ich hier aber nicht näher eingehen werde.

Bisher in der Forschung kaum beachtete bzw. bearbeitete Themen sind die Rolle der Frauen[23] bei den Täufern sowie die Rolle der Taufgesinnten hinter den großen Führern und herausragenden Persönlichkeiten der Bewegung im allgemeinen.


  1. Ausgangslage für die Verbreitung der Täuferbewegung

Das wichtigste Ereignis im Vorfeld der Täuferbewegung ist sicher die Reformation Martin Luthers 1517. Doch die Wurzeln des Täufertums liegen in der Schweiz und sind untrennbar mit dem Züricher Reformator Zwingli verbunden. Sowohl in den Vorraussetzungen, Zwingli war ein vom Humanismus her kommender Mann von Welt, als auch in den Vorstellungen über die Umsetzung unterschieden sich die beiden Reformatoren. „Die Not seines Volkes drückte ihn mehr als die Not seines Seelenheils“,[24] so fasst es Johannes Wallmann kurz und konkret zusammen.

Dies bedeutet, betont der Kirchengeschichtsexperte, dass Religion und Politik in der Züricher Reformation deutlich enger miteinander verbunden zu sehen sind als in der Wittenberger. Des Weiteren bringt eine derartige Einstellung auch das für die Reform Zwinglis charakteristische Zurücktreten des Einzelnen zu Gunsten der Gemeinde mit sich.[25]

Doch die Missstände denen die beiden Reformatoren auf unterschiedliche Weise entgegentraten waren die selben. Hier möchte ich neben den „üblichen“ Streitpunkten besonders auf die Problematik, die von der halbklerikalen Schicht der Altaristen ausging hinweisen. Außerdem steht der allgemeine Mangel an ausgebildeten Klerikern[26] in starkem Kontrast zu dem enorm gestiegenen Bedürfnis der Menschen des ausgehenden Mittelalters nach der Pflege ihres Seelenheils.

Einen beeindruckenden Ausdruck findet diese gesteigerte Frömmigkeit in der auffallend großen Zahl an Prädikantenstellen, die von allen Schichten gestiftet wurden. Die Gründe für diese außerordentliche Hinwendung zum Jenseitigen sind umstritten, klar ist allerdings die wahnsinnige Angst, welche die Menschen der Frühen Neuzeit vor einem Verlust ihres Seelenheils hatten.

Bis heute erhaltene Zeugnisse der damaligen religiösen Stimmung finden sich in der Bildenden Kunst.[27] Zu diesem und verwandten Themen arbeitete in jüngerer Zeit Hans-Jürgen Goertz: „Pfaffenhaß und groß Geschrei“[28], „Antiklerikalismus und Reformation“[29].

Zur Beschäftigung mit der Ausgangslage bzw. des geistigen und politischen Umfeldes in welchem die Bewegung der Täufer entsteht und sich verbreitet, gehört auch die Beschäftigung mit dem Bauernkrieg. Hierzu sind besonders die zahlreichen Arbeiten von Peter Blickle zu nennen. Eine gute Darstellung bietet der mittlerweile in der vierten Auflage erscheinende Band „Die Revolution von 1525“.[30] Dies ist aus verschiedenen .....

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Die Verfolgung der Täufer durch eine streifende 400 Mann starke Reitertruppe, welche die Bundesversammlung des Schwäbischen Bundes Anfang 1528 entsannte, ist vermutlich vor allem als Reaktion auf das Wirken von Hans Hut zu sehen. Dessen eschatologischen Erwartungen beunruhigten die Obrigkeiten, welche einen erneuten Aufstand fürchteten dermaßen, dass sie Richtlinie für das Verfahren mit Täufern festsetzte, dass „die widerriefen, geköpft, solche die nicht widerriefen, verbrannt bzw., ertränkt werden sollten“[35]


4.1 Horb und Rottenburg

Die beiden Städte Horb und Rottenburg standen seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter vorderösterreichischer Herrschaft. Doch der neue Glaube hatte sich bereits vor der Sendung des Täufertums verbreitet. Für Horb ist hier das Jahr 1524 und Konrad Starzler zu nennen und in Rottenburg ab 1528 der Kreis um Nikolaus Schedlin.

Das Täufertum kam mit dem gebürtigen Rottenburger Wilhelm Reublin von Zürich über Straßburg im Frühjahr 1526 nach Horb und Ende 1526, nachdem er Michael Sattler nach Horb berufen hatte, nach Rottenburg. Beide tauften mit großem Erfolg und die Forschung legt die Vermutung nahe, dass sie auch Einfluss in den umliegenden Dörfern hatten. [36]

Die Herrschaft Hohenberg, der die beiden Städte unterstanden, reagierte auf die zunehmende Verbreitung der Täufer, in beiden Städten sollen den Täufergemeinden über 50 Leute angehört haben, im Februar 1527 mit Verhaftungen, denen aber auch einige Täufer durch die Flucht in andere Städte entkommen konnten. Unter diesen war auch der Täuferführer Michael Sattler, bei dem belastendes Material gefunden wurde.

Er und weitere ortsfremde Täuferköpfe wurden nicht vor Ort inhaftiert, da man ihren Einfluss in der Bevölkerung fürchtete. Mit dem sog. „Blutgericht zu Rottenburg“ kam es am 17. Mai 1527 zu einem der frühesten Täuferprozesse.[37]

Dass man sich von herrschaftlicher Seite keineswegs sicher gegen die Täufer fühlen durfte und dies auch nicht tat, zeigt sich in verschiedenen Details. Zum einen ergibt sich aus der Formulierung der Anklageartikel, dass beispielsweise die allseits bekannte Einstellung der Täufer zu den Türkenkriegen in eine Haltung gegen die Christenheit umformuliert wird.[38] Dies zeigt, dass den Anklägern die eigentliche Einstellung der Täufer nicht als ausreichend erschien, um vor .....

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Daraus festzuhalten ist, dass das Täufertum den ersten und dazu größten Anklang in den umliegenden Weilern der Stadt fand. Die Esslinger Täufer verstanden sich als Teil einer großen Bewegung und hatten nicht nur über die Flüchtlinge anderer Gemeinden Kontakt mit anderen Teilen der Bewegung. Ihren Höhepunkt hatten die Esslinger Taufgesinnten Anfang 1528, als die Gemeinde zahlenmäßig ebenso stark wie die in Augsburg war.

Am Beispiel der Esslinger Taufgesinnter zeigt sich ebenfalls sehr gut, in welchem Maße der missionarische Erfolg der Täufer an charismatische oder desgleichen wichtige und einflussreiche Personen vor Ort gebunden ist. Als die Zunftmeister und ehemaligen Vorsteher der Täufergemeinde Esslingen Lutz und Klein 1528 nach Verfolgung in Reutlingen vom neuen Glauben abfielen, ging die Zahl der Täufer und auch der Sympathisanten, vor allem der besseren Bürger in den 30er Jahren immer weiter zurück.

Trotz stetiger, zumeist unblutiger, Bemühungen des Esslinger Rates gelang es, auch nachdem 1531 viele sozial angesehene Mitglieder abgefallen waren, nicht die Täuferbewegung völlig auszulöschen. Besonders in den Weilern sind Täufer noch bis 1619 nachzuweisen. [44]


4.3 Schwäbisch Gmünd

Im Falle der freien Reichsstadt Schwäbisch Gmünd bilden die konfessionellen Spannungen mit den politischen Unruhen eine besondere Grundlage für die Verbreitung der Täuferbewegung. Gepredigt wurde hier bereits, vermutlich von Leuten aus dem Umkreis des Augsburger Täuferkopfes Martin Zehntmaier. Anfang 1528 und ab 1529 gab es erste Verhaftungen auf Beschluss des Rates.

Interessant sind hier die Reaktionen in der Bevölkerung. Das Schicksal der Täufer, bzw. die Art und Weise, wie mit ihnen zu verfahren sei wurde zum symbolischen Spielball der Machtkämpfe zwischen dem Rat und den Handwerkern. Dies führte sogar zum Eingreifen des Schwäbischen Bundes, doch nichteinmal dieser konnte den Widerstand der Bevölkerung brechen, ganz im Gegenteil reklamierten erstaunlicherweise sogar die Soldaten das unmenschliche Vorgehen des Rates.

Doch die bereits vollstreckten Todesurteile hatten ihre Wirkung schon gezeigt und obwohl der Rat auf den Druck der Bevölkerung und angesichts der Gefahr sich auf die Soldaten des Schwäbischen Bundes nicht mehr verlassen zu können, von weiteren Verurteilungen absah. Nach dem Desaster von 1529 spielten die Täufer in Schwäbisch Gmünd keine Rolle mehr und der Rat der Stadt hatte seine Position endgültig gefestigt.[45]


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Und folglich wird gegen die Taufgesinnten noch schärfer vorgegangen als gegen die Protestanten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man von Seiten der Obrigkeit den religiösen Charakter der Bewegung verkannt hätte. Deshalb wurde ein blutiges Vorhehen, wie das des Schwäbischen Bundes abgelehnt und stattdessen vermehrt auf die Unterstützung durch die Geistlichkeit, hier der theologischen Fakultät Tübingen, bei der Bekämpfung der sog.

Wiedertäufer gesetzt.[48]

In der Phase von der Reformation in Württemberg 1534 bis zum Interim 1552 fällt zwar das Wirken Caspar Schwenckfeldsim Herzogtum, vor allem im Remstal, insgesamt ist aber ein Rückgang der Taufgesinnten zu verzeichnen. Außerdem hat eine deutliche Abschwächung der Verfolgung Taufgesinnter stattgefunden. Eine Verschärfung fand erst wieder unter dem Eindruck des Täuferreichs von Münster 1534 statt.[49]

In die Zeit zwischen 1552 bis 1618 fallen die großen Wiedertäufermandate. Sie ist geprägt von dem scheinbar fast auf persönlicher Ebene geführtem Kampf Herzog Christophs gegen die Täufer von dem es auf Grund der aufwendigen Bürokratie reichlich Quellen gibt.


  1. Ergebnisse

Dass es in allen Orten, an denen es zur Verbreitung der Täufer kam zuerst bereits mit großem Erfolg der neue evangelische Glaube Einzug gehalten hatte, spricht stark für ein Bedürfnis der Menschen nach einer besseren geistlichen Versorgung, als es der alte Glaube mit seinen bereits erwähnten Mechanismen, leisten konnte oder wollte.

Doch auch die neuen Lehren erschienen einem nicht genau zu ermittelnden Teil der Bevölkerung nicht ausreichend zum Erhalt ihres Seelenheils. Ihnen ging die Veränderung nicht weit genug und es fehlte wohl auch manchen neuen Lehrern an Authentizität, da durch den Wandel nicht nur das Bedürfnis nach einer intensiven Beschäftigung mit der Heiligen Schrift gestiegen, sondern dazu für eine breitere Schicht erst möglich geworden war.

Vor allem auch in der charakteristischen Abkehr von der Welt zeigt sich ein verändertes religiöses Bewusstsein mit neuen Bedürfnissen, die im Besonderen auf die eigene Glaubensverwirklichung bezogen war. „Die Täufer haben aus Protest gegen die kirchlich-gesellschaftlichen Missstände des ausgehenden Mittelalters und aus Enttäuschung über die lutherische und zwinglische Reformation nach neuen Formen religiöser Kommunikation und sozialer Ordnung gesucht“[50] Die Abkehr in Inneres wurde durch allgeme.....

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Neben der Tatsache, dass das Beispiel Schwäbisch Gmünd zeigt, wie leicht eine Gruppe von Außenseitern zum Spielball eines Machtkampfes werden kann, ist es auch ein gutes Beispiel dafür, wie die Täufer auf die breite Bevölkerung gewirkt haben müssen. Denn gerade dann, wenn es um die Durchsetzung politischer Ziele geht, muss sich das Streitobjekt von, hier die Täufer, besonderer Reinheit zeigen.

Offensichtlich waren die Täufer mit ihrem vorbildlichen Lebenswandel dafür geeignet, denn auch Vorwürfe, wie der von Orgien,[51] konnten ihrem Ruf nichts anhaben. Das zeigt des Weiteren, vor allem auch durch das Übergreifen auf die sicherlich nicht zart besaiteten Soldaten des Schwäbischen Bundes, wie viel Sympathien die Taufgesinnten tatsächlich hatten und damit wie prinzipiell offen die Menschen für unterschiedliche Lebensformen waren, vor allem wenn sie derartig sittlich und fromm wie bei den Täufern auftrat.

Außerdem ist dieses außergewöhnliche Ereignis ein interessanter Indikator für das Rechts- bzw. Unrechtsbewusstsein der Bevölkerung.

Der eben genannte Vorwurf von sexuellen Orgien taucht im Zusammenhang mit den Täufern häufiger auf.[52] Da dieser im Zusammenhang mit den sittenstrengen Täufern aber, zumindest aus unserer heutigen Sicht, geradezu paradox klingt, wäre es sicher interessant, dem Hintergrund eines so unglaubwürdig erscheinenden Vorwurfs nachzugehen.

Da dies an dieser Stelle leider nicht geleistet werden kann, wird zunächst einmal von einem einfachen Topos eine geheime, da von der Umwelt zurückgezogen lebende, Gesellschaft betreffend, die vom alten Glauben abweicht und damit automatisch als mit dem Teufel im Bunde stehend gilt, ausgegangen.

Als Indiz dafür, dass die sog. Wiedertaufe weniger aus religiösen Gründen verfolgt wurde, sondern vielmehr als politisches Verbrechen gesehen wurde, kann die Esslinger Ratskommission gelten, welche die Täufer verhörte, da hier nicht ein einziger Priester anwesend war.[53] Dem entgegen steht die eher zwiespältige Haltung der österreichischen Regierung in Stuttgart.[54] Eine klare Linie im Umgang mit den Täufern zu finden, scheint schon allein aus einem Mangel an einem gemeinsamen Bewusstsein über die Struktur und Absichten der Täufer zu scheitern.

Das Beispiel Heilbronn zeigt, dass die Täufer in einem noch nicht freundlichen, aber auch nicht gar so feindlichem Umfeld schnellen Zuwachs und auch offene Anhängerschaft entwickeln konnten. Bei diesen besseren Vorraussetzungen offenbart sich auch, obwohl ferner für die Gemeinden anderer Städte aktive Frauen belegt sind, dass die Bewegung bei relativ ungehinderter Entwicklung für Frauen be.....

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