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Seminararbeit
Soziologie

Philipps-Universität Marburg

13, P. Thesing, 2017

Jürgen L. ©
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ID# 78146







Die Psyche des weiblichen Geschlechts – Erklärungsansätze zu geschlechtsspezifischen Unterschieden


Phillipps Universität Marburg

Fachbereich 09 Germanistik und Kunstwissenschaften

Medienwissenschaft

Gesellschaftliche Kontexte: Sozialwissenschaften Modul 7a

Von Hysterie bis Borderline: Die Konstruktion der verrückten Frau

Leiterin: Thesing

Sommersemester 2017


Die Psyche des weiblichen Geschlechts – Erklärungsansätze zu geschlechtsspezifischen Unterschieden


  1. Einleitung 1

  1. Geschlechtsspezifische Unterschiede 2

  1. Erklärungsmodelle zu geschlechtsspezifischen Unterschieden psychischer Erkrankungen 3

    1. Artefakthypothese 3

    2. Stresshypothese 4

    3. Hypothese der mangelnden sozialen Unterstützung 5

    4. Bewältigungshypothese 7

    5. Expressivitätshypothese 8

    6. Biologische Hypothese 8

  1. Von sozialen Rollen und patriarchalen Werten 10

  1. Fazit 13

Literaturverzeichnis

  • Bibliografie

  • Internetquellen

  1. Einleitung


Die Gründe für psychische Erkrankungen waren immer in einen stetigen Wandel begriffen, denn mit dem Wissen über die menschliche Natur kommen die Erkenntnisse. Für die kranke Psyche bei Frauen gab es in der Geschichte viele wahnwitzige Begründungen. Doch auch heutzutage scheint noch es etliche unterschiedliche Gründe zu geben weshalb Frauen an bestimmten psychischen Störungen häufiger leider als Männer.

Zu Beginn soll kurz aufgezeigt werden in welchen Formen psychische Krankheiten vordergründig bei dem weiblichen Geschlecht auftreten. Dazu sollen auch Einweisungs-Statistiken verschiedener Einrichtungen zu Rate gezogen werden.

Der Hauptteil der Arbeit soll sich jedoch mit den eigentlichen Ursachen für die unterschiedliche Ausbildung von psychischen Krankheiten und Störungen befassen. Diese Gründe sollen in der vorliegenden Arbeit näher beleuchtet werden. Dafür wurden sechsverschiedene Hypothesen und Erklärungsmodelle für die geschlechtsspezifischen Unterschiede aufgestellt, die es in der Arbeit aufzuzeigen gilt.

Es handelt sich dabei um die Artefakthypothese, die Stresshypothese, Hypothese der mangelnden sozialen Unterstützung, die Bewältigungshypothese, Expressivitätshypothese und schlussendlich um die Biologische Hypothese (vgl. Ernst 2001, S. 56; Wimmer-Puchinger 2016, S. 9). Diese sechs Modelle sollen Aufschluss darüber geben welche Ursachen die weibliche Psyche beeinflussen und wie die geschlechtsspezifischen Unterschiede ausfallen.

Am Ende sollen anhand der Hypothesen aufgezeigt werden, wie anfällig Frauen für psychische Störungen sein können, wie sie zu diesen getrieben werden und als verrückt abgestempelt werden. Dafür wurde überwiegend Literatur von Anita Riecher-Rössler, Cécile Ernst, sowie Elisabeth Pahl und Beate Wimmer-Puchinger verwendet. Riecher-Rössler geht u.a. auf die Bedeutung der Geschlechterrollen, für die psychische Gesundheit von Frauen, ein.

Ernst ist aufgrund der Erklärungsmodelle für die Unterschiede von psychischen Störungen als Quelle relevant. Elisabeth Pahl‘s Vortrag behandelt die Frage wie Frauen in die Psychiatrie kommen und stellt in dem Zusammenhang verschiedene Thesen auf die teilweise Einfluss auf diese Arbeit nehmen. Der Text von Wimmer-Puchinger untersuchte psychische Destabilisierung im Hinblick auf erlebte Ungleichheit.

Zudem wurden Quellen aus deren Werken gesichtet und ebenfalls verwendet.


  1. Geschlechtsspezifische Unterschiede


Eine Vielzahl von Krankheiten, die die Psyche betreffen, sind geschlechterspezifisch, das heißt einige Krankheitsbilder treten häufiger beim weiblichen Geschlecht auf andere wiederum häufiger bei Männern. Das Statistische Bundesamt fand heraus, dass unter den vollstationär behandelten Patientinnen am häufigsten depressive Episoden wie auch wiederkehrende Depressionen, Störungen bedingt durch Alkohol, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Schizophrenie, somatoforme Störungen, Delir, Persönlichkeitsstörungen und Angststörungen diagnostiziert wurden.

Im Vergleich mit den männlichen Patienten zeigt sich, dass mehr Frauen an diesen Störungen leiden als Männer, ausgenommen die Störungen die durch Alkohol bedingt sind und der Schizophrenie, bei denen Männer deutlich überwiegen. Bei dem Delir sind die Unterschiede zu gering um von Bedeutung zu sein (vgl. Destatis 2015). Prof. Dr. Volker Faust spricht in der Serie Psychiatrie Heute ebenfalls von Unterschieden.

Er verweist auf eine Übersicht von Prof. Wolfersdorf bei der kurz aufgezeigt wird, bei welchen Krankheiten es geschlechtsspezifische Unterschiede gibt. Die Übersicht bestätigt die Statistik des Statistischen Bundesamtes (vgl. Faust o.J., S. 3ff.). Bauer und Knörnschild schildern, im Zusammenhang mit geringer weiblicher Präsenz im Maßregelvollzug, ebenfalls die oben aufgezählten psychischen Störungen (vgl. Bauer / Knörnschild 2017, S. 335).

Die Zahlen des statistischen Bundesamtes ergeben auch dass psychische Störungen nicht wie allgemein angenommen bei Frauen häufiger vorkommen (vgl. Destatis 2015). Anita Riecher-Rössler sagt dazu, dass Frauen nicht häufiger psychisch krank seien als Männer, nur anders. Sie beschreibt auch dass Frauen mehr an Depressionen und Angsterkrankungen leiden während Männer von Suchterkrankungen betroffen sind (vgl. Riecher-Rössler 2016, S. 21).


  1. Erklärungsmodelle zu geschlechtsspezifischen Unterschieden psychischer Erkrankungen


Das psychische Krankheiten Männer und Frauen in der Tat unterschiedlich betreffen, wurde im letzten offenkundig. Die Gründe für diese Unterschiede können anhand mehrerer Hypothesen gesucht werden.



Die Artefakthypothese erklärt die Unterschiede, die zwischen männlichen und weiblichen psychischen Kranken herrschen. Es sind die Vorurteile männlicher Ärzte und Psychologen, die laut Cecile Ernst, das schwache Geschlecht pathologisieren. Sie deuten laut Hypothese die Klagen der Frauen über Benachteiligungen im Alltag um, so dass die männlichen Ärzte Frauen für reale Bedingungen strafen und ihnen Symptome oder gar Krankheiten zuschreiben.

Laut Ernst lässt sich ein schlechteres Befinden, eine stärkere Neigung Hilfe zu suchen, oder stärkeres Interesse an der Gesundheit in keiner Weise an die Patientinnen- oder Befragungssituation binden. Dadurch wird die Hypothese nach ihrer Ansicht widerlegt (vgl. Ernst 2001, S. 56).

Jedoch belegen die Ergebnisse einer Studie, dass Psychotherapeutinnen ihre Patientinnen weniger pathologisieren, als männliche Therapeuten, die ihre Patientinnen als krankheitswertig einstufen, zu dem beschreiben weibliche Therapeuten ihre Patientinnen weitaus positiver als ihre männlichen Kollegen (vgl. Wimmer-Puchinger 2016, S. 9f.). Das heißt männliche Therapeuten und Ärzte stufen Frauen als besonders krank ein, jedoch sind auch Frauen nicht vorurteilsfrei denn Therapeutinnen sehen bei Männern eine geringere Symptomatik, für sie erscheinen Männer weniger krank zu sein (vgl. Riecher-Rössler 2016, S. 30f.). Burgard beschreibt ebenfalls eine geschlechtsdifferente Diagnostik:

„Da die meisten Therapeuten und Psychiater […] Männer sind, können sie sich nicht in die minderwertige und hilflose Situation von Frauen hineinversetzen und haben auch kein Interesse daran. In den meisten Fällen versuchen sie, unzufriedene Frauen mir ihrer weiblichen Rolle wieder auszusöhnen, dass sie als Männer ja ebenfalls von angepassten Frauen profitieren“ (Burgard 1988, S. 87).

Laut Untersuchungen werden Frauen und Männer bei denselben Beschwerden unterschiedlich eingeordnet. So sind die Ursachen bei Frauen eher hysterischer oder psychosomatischer Natur wohin gegen sie bei Männern eher somatisch bedingt sind. Zudem scheint der Einsatz bei der Untersuchung bei Männern deutlich ausgeprägter zu sein (vgl. Pahl 1991, S. 20). Ebenfalls erwähnt Riecher-Rössler, dass es Hinweise auf eine Geschlechterbias bei der Diagnostik gibt in der die Symptomschwelle, die es bedarf um zum einem Krankheitsfall zu werden, bei Männern und Frauen unterschiedlich ist, denn auch Ärztinnen und Ärzte sind Rollenstereotypen unterworfen (vgl. Riecher-Rössler 2016, S. 20f.).


    1. Stresshypothese


Diese Hypothese befasst sich mit den Geschlechtsunterschieden, die auf die schlechtere soziale Position der Frauen zurückzuführen sind. Diese Unterschiede definieren sich unter anderen, an Hand geringerer Bildung, einen niedrigeren Berufsstatus und geringeren Einkommen. Zudem besteht ein Risiko der Fremdbestimmung durch beispielsweise finanzielle Abhängigkeit (vgl. Ernst 2001, S. 56; Wimmer-Puchinger 2016, S. 9).

Auch diese Erklärung widerlegt Ernst im Anschluss mit der Begründung, dass das Auftreten psychiatrischer Syndrome in allen Schichten zu finden sei.

Riecher-Rössler trennt die Häufigkeitsunterschiede in scheinbare und echte Unterschiede. In Bezug auf die echten Häufigkeitsunterschiede nennt sie den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit und den Verlauf psychischer Störungen sowie den Unterschieden zwischen Männern und Frauen in Bezug auf den sozialen Status (vgl. Riecher-Rössler 2016, S. 22). Riecher-Rössler zeigt ebenfalls auf, dass Frauen gesellschaftlich weniger Anerkennung genießen was auch auf den niedrigeren beruflichen Status zurückzuführen ist.

Pahl erwähnt, in ihren Vortrag Wie Frauen in die Psychiatrie kommen?, ebenfalls dass Frauen die eine, von der Gesellschaft erwünschten, Rolle einnehmen, ein geringere Anerkennung für ihre Arbeit im Öffentlichen als auch im Privaten genießen als Männer (vgl. Pahl 1991, S. 21).

Diese Benachteiligungen im Berufsleben, das seltenere Innehaben von Machtpositionen, das geringere Gehalt und die geringere Anerkennung können bei nicht Beachtung und Unterdrückung der Gefühle wiederum zu Erkrankungen psychischer oder somatischer Natur führen (vgl. Burgard 1988, S. 84f.).


    1. Hypothese der mangelnden sozialen Unterstützung


Die ebenfalls von Ernst widerlegte Hypothese der mangelnden sozialen Unterstützung erklärt die Unterschiede und die Ursache für psychische Erkrankungen durch die Isolierung der Hausfrauen sowie der geringeren Integration in kollegiale Netzwerke bei arbeitenden Frauen (vgl. Ernst 2001, S. 57; Wimmer-Puchinger 2016, S. 9). Ernst erwähnt, im Hinblick auf die Widerlegung, dass soziologische Untersuchungen zeigten, dass Frauen engere Beziehungen zur Familie pflegen, leichter neue Freundschaften knüpfen und eine größere Bereitschaft zeigen Hilfe zu leisten und Hilfe in Anspruch zu nehmen als Männer (vgl. Ernst 2001, S. 57).

Riecher-Rössler, S. 23).

Möller-Leimkühler erwähnt ein Paradox im Zusammenhang mit der sozialen Unterstützung und deren positiven Auswirkungen auf die Psyche. Frauen verfügen über mehr soziale Unterstützung als Männer und demnach müssten sie weniger psychischen Risikofaktoren ausgesetzt sein. Laut Möller-Leimkühler hat sich folgende Hypothese bewährt:

„[…] dass die höhere Inanspruchnahme von sozialer Unterstützung bei Frauen einem höheren Bedarf entspricht, der in enger Beziehung zu ihren komplexeren Rollenanforderungen steht, der jedoch nicht hinreichend gedeckt wird“ (Möller-Leimkühler 2011, S. 368).

Sie schlussfolgert, dass die Netzwerke von Frauen benötigt werden um ihre Belastungen und die mangelnde Unterstützung aus ihren Beziehungen auszugleichen (vgl. Möller-Leimkühler 2011, S. 368).


    1. Bewältigungshypothese


„Diese Hypothese geht von unterschiedlichen Coping-Mechanismen bei belastenden Ereignissen bei Männern und Frauen aus. Demnach neigen Frauen eher dazu, in einer für sie ungünstigen Lebenslage zu verharren, sich selbst zu beschuldigen, zu grübeln und niedergeschlagen zu sein“ (Nolen-Hoeksema et al. 1987, 1994; zit. n. Wimmer-Puchinger 2016 S. 9).

Pahl beschreibt in ihren Vortrag dass Frauen, die mit psychischen Problemen Hilfe suchen meist nicht den Zusammenhang zwischen ihren Störungen und ihrer gesellschaftlichen Situation erkennen, sondern die Ursache in ihren eigenen Versagen sehen (Pahl 1991, S. 22). Riecher-Rössler zitiert Feingold bezüglich der höheren Depressionsrate bei Frauen, dass Frauen dazu neigen eher passiv, hilflos und mit geringen Selbstvertrauen zu reagieren während Männer aktives Coping betreiben (Feingold 1994; zit. n.

Riecher-Rössler 2016, S. 22).

Bei einer Studie, die die Bewältigungsstrategien bei Männern und Frauen untersuchte kam heraus, dass Frauen in der Tat stärker emotionsorientierte Strategien nutzen als Männer, jedoch bedeutet das im Umkehrschluss nicht dass Männern ausschließlich problemorientiert handeln würden. Dabei wurden Frauen und Männer vor und nach einer Operation untersucht. Es zeigte sich zu dem, dass Frauen die vor der Operation Bewältigungsmechanismen einsetzten eher zu Depressivität neigten (vgl. Kendel / Böhmer / Sieverding 2004, S. 49ff.).





Frauen stellen Emotionen offener dar als Männer. Gefühle werden von ihnen farbiger und unter stärkerer innerer Beteiligung veranschaulicht. Zudem werden diese Gefühle auch mit Hilfe eines größeren Vokabulars umschrieben (vgl. Ernst 2001, S. 57).

Diese Begründung für die Häufigkeit psychischer Störungen beim weiblichen Geschlecht würde demnach teilweise auf dem weiblichen Wortschatz stützen. Ernst verweist bei der Expressivitätshypothese darauf, dass Studien die Anfälligkeitsunterschiede aufgrund der Expressivität widerlegen (vgl. Ernst 2001, S.57).


    1. Biologische Hypothese


Diese Hypothese ist ein Erklärungsmodell welche die Unterschiede bei psychischen Störungen auf die biologische Verschiedenheit von Frauen und Männern stützt. Dabei geht man davon aus, dass Frauen schneller auf Stressreaktion reagieren und die rechte Gehirnhälfte bei Frauen stärker entwickelt ist. So ist die rechte Gehirnhälfte für die Gefahrenwahrnehmung zuständig und führt somit zu Angst und Missmut.

Angst führt zur Vorsicht und kann aggressives Verhalten unterdrücken. Ernst spricht unter dessen auch die Fähigkeit der Erfassung von räumlichen Verhältnissen an bzw. Orientierungsschwächen. Schlussfolgernd vermeiden Frauen aus den genannten Gründen Unbekanntes und lässt sie dadurch einigen psychischen Störungen wie Depressionen stärker ausgesetzt sein als Männern (vgl. Ernst 2001, S. 58f.).

Veränderungen des Hormonspiegels in der Pubertät, während der Menstruation und vor der Menopause haben einen starken Einfluss auf die Psyche. Es beeinflusst das Sexualverhalten, die Stimmung, kognitive und sensorische Funktionen wie auch das soziale Verhalten (vgl. Kuhl 2005, S. 53).

Schwankungen des Menstruationszyklus können von psychischen und körperlichen Störungen ausgelöst werden, so sind prämenstruelle Verschlechterungen bei Depressionen und auch Angststörungen zu finden (vgl.Case / Reid 2001, S. 65ff.; Kornstein et al. 2005, S. 683ff.; Wingerchuk / Rodriguez 2006, S. 1005ff.). Ein Abfall der Östrogene, Hormonen die an der Steuerung des Menstruationszyklus beteiligt sind, vor der Menstruation, kann mit der Zunahme von Dopamin und Noradrenalin zur verstärkten Erregbarkeit im Nervensystem führen.

Dies wiederum zeigt sich durch Stimmungsschwankungen, Angst und Reizbarkeit (vgl. Kuhl 2005, S. 56ff).

„Die meisten Frauen bemerken zyklusabhängige körperliche oder auch psychische Veränderungen, insbesondere in den Tagen vor der Menstruation“ (Rohde / Dorsch 2011, S. 1410).

Als Beispiel dient die prämenstruelle dysphorische Störung, die nach DSM-IV unter anderen zu depressiver Stimmung, deutlicher Angst, Wut und Reizbarkeit oder auch Affektlabilität führen kann. Diese Störung ist eine eigene zyklusabhängige Krankheit, die schlussfolgernd bei Männern nicht vorkommen kann (vgl. Rohde / Dorsch 2011, S. 1413). Doch nicht nur der monatliche Zyklus kann zu solchen Störungen führen.

Auch die Zeit vor und nach dem Ausbleiben der Menstruation kann aufgrund hormoneller Umstellungsreaktionen zu somatischen, vegetativen und psychischen Beschwerden führen (vgl. Rohde / Dorsch 2011, S. 1415). Des Weiteren kann es auch in der Schwangerschaft zu psychischen Störungen kommen. Bei Komplikationen während der Schwangerschaft sind depressive Symptome, Ängste sowie somatische Beschwerden nicht selten.

Auch körperliche Probleme können zu psychischen Belastungen der werdenden Mütter führen. (vgl. Rohde / Dorsch 2011, S. 1417). Rohde und Dorsch zählen bezüglich der Schwangerschaft einige Faktoren auf, die zu psychischen Beeinträchtigungen führen können, als Beispiele können Geburtsängste, das widerholte Erleben von Traumata, verdrängte Schwangerschaft genannt werden.

Nach der Geburt müssen sich Mütter ebenfalls mit der Veränderung des psychischen Befindens zurechtfinden. Es ist jedoch normal, dass Frauen in dieser Zeit psychisch instabil sind (vgl. Rohde / Dorsch 2011, S. 1419). Laut Valdimarsdóttir, Hultman und Harlow ist jedoch gerade die Zeit nach der Entbindung mit einem hohen Risiko für psychische Störungen verbunden (vgl. Valdimarsdóttir / Hultman /Harlow 2009; zit. n.

Rohde / Dorsch 2011, S. 1419). Die bekannteste Störung ist wohl der Baby Blues. Nach der Geburt fällt der zuvor deutlich angestiegene Wert des Östrogens, was zur bekannten Wochenbettdepression führen kann. Diese plötzlichen Hormonumstellungen führen zu erhöhter Empfindlichkeit.(vgl. Kuhl 2005, S. 56ff.). Eine Belastungsstörung kann ebenfalls auftreten, wenn die Geburt traumatisch erlebt wurde oder es zu sexuellen Missbrauch in der Vergangenheit kam.

Zudem sind auch Angststörungen, Psychosen und Depressionen nach der Schwangerschaft möglich (vgl. Rohde / Dorsch 2011, S. 1420).


  1. Von sozialen Rollen und patriarchalen Werte


Diese Grundhaltung beeinflusst die Entwicklung des Kindes (Wimmer-Puchinger 2016, S. 12ff.). Burgard hat während einiger Gespräche in den 80igern mit psychisch kranken Frauen die Erkenntnis gewonnen, dass die Frauen massiv von einer geschlechtsspezifischen Erziehung beeinflusst wurden. Dies beinhaltet viel weniger Freiheiten als Jungen zu haben, stattdessen sind Mädchen stark in den Haushalt integriert.

Frauen werden in ihrer Kindheit von den Eltern durch die Erziehung gezwungen übertrieben weiblich zu sein und dem Mann zu dienen. Sie werden zur Hilflosigkeit erzogen und haben dadurch ein geringeres Selbstvertrauen (vgl. Burgard 1988, S. 84f.). Auch Mechthild, eine pädagogische Mitarbeiterin, spricht von geschlechtsspezifischen Erfahrungen in der Erziehung und bestätigt dadurch Burgard.

So werden bestimmte Gefühle und Intentionen an das Geschlecht gebunden. Auch Regeln und Normen werden dem Geschlecht angepasst. Dies führt dazu, dass das männliche zum allgemeingültigen Maßstab wird und das weibliche als nachrangig gilt (vgl. Mechthild 1991, S. 175f.). Susan Nolen-Hoeksema, die die Geschlechterunterschiede bei Depressionen untersuchte fand heraus, dass Mädchen schon im Kleinkindalter eigene Entscheidungen, ihre Persönlichkeit oder ihr Verhalten ständig hinterfragen.


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