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Aufsatz
Deutsch

Technische Universität Braunschweig

2011 Bestanden (es gab keine Noten)

Natascha O. ©
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ID# 22364







Die Paarbeziehung zwischen Margaretha Magdalena und Sigmund Birken

Essay über einen ehelichen Rosenkrieg aufgrund des Altersunterschieds

Eine Ehe zweier Menschen, die trotz eines Altersunterschieds von 17 Jahren vollzogen wird, erregt selbst heutzutage oft Misstrauen gegenüber der wahren Liebe. Ist der Mann in der Beziehung zudem der Jüngere, ist das Entsetzen und Staunen noch größer, als ohnehin schon.

Ist eine solche Beziehung zum Scheitern verurteilt? Können die Interessen und Gefühle trotz der unterschiedlichen Lebenserfahrung mit einander harmonisieren, ohne dass sich einer der Partner über- oder unterfordert und zudem missverstanden fühlt? Meiner Ansicht nach, kann so eine Partnerschaft bzw.

Ehe durchaus funktionieren, jedoch gibt es gewiss mehr Konfliktpotential oder Reibungsflächen, als in einer Ehe, die zwischen ungefähr gleichaltrigen geschlossen ist. Hinzu kommen außerdem Ständeklassen oder (Die Rede ist hier allerdings ausschließlich von einer Liebesehe, da in arrangierten Ehen, völlig andere Gesetze gelten.)

Ein gutes Beispiel für diese gewissen Reibungsflächen in einer Ehe, wäre die Beziehung zwischen dem 30 jährigen Sigmund von Birken und seiner bereits zweimal verwitweten, 47 jährigen Frau, Margaretha Magdalena von Birken.

Margarethe wies durch zwei Ehen mit gut gebildeten Männern und eine schwere Kindheit, die durch Kriegszeiten begleitet wurde, eine enorme Lebenserfahrung auf, mit der sich Sigmund von Birken, aufgrund fehlender Studienbildung und nur wenig Erfahrungen mit Geld und Geschäften, nicht messen konnte.

Grundlegende Voraussetzungen für eine Ehe sind unteranderem ähnliche Interessen und ein Gefühl füreinander. Tatsächlich ergab es sich, dass die Partnerschaft der beiden auf zumindest einem Teil dieser Grundsätze beruhte. Seit Beginn ihrer Bekanntschaft hatten sie ein Gespür und Gefühle füreinander, doch die Heirat beruhte nicht nur auf dieser Grundlage, da sie vor allem durch Druck der Eltern von Margarethe und aus ökonomischen Interessen vollzogen wurde.

Von Birken stand in der Zeit des Kennenlernens in Verbindung einer zweiten Frau. Sollte ein Mann demnach Gefühle für zwei Frauen haben, so ist es vermutlich nur verständlich, dass er sich für die gebildetere bzw. für die wohlhabendere Frau entscheiden würde, was Birken schließlich auch getan hat.

Durch seine fehlende Erfahrung und einer zu der Zeit beinahe normalen Einstellung gegenüber der Rollenverteilung in einer Ehe, geriet er schon nach kurzer Zeit mit seiner Frau aneinander. Die erfahrene und gebildete Margaretha weiß sich zu wehren. Als langjährige, wohlhabende Hausfrau hatte sie eine vollkommen andere Vorstellung von der Haushaltsführung und erkannte auch schnell, dass Sigmund in Gedanken nicht bei ihr war, zumindest in Momenten sexueller Phantasie.

Zwischen den beiden entstand eine „Nicht-mit-und-auch-nicht-ohne-Beziehung“, denn aus ihren zahlreichen Briefen ist ersichtlich, wie viel sie doch trotz aller Differenzen für einander gefühlt haben.

Andere Aspekte lassen jedoch zusätzlich auf ein ausnutzendes Verhalten von Sigmund schließen. Von Birken, der vorher in nicht wohlhabenden Verhältnissen  gelebt hat, nutzte die Möglichkeit des nun vorhandenen Geldes und lebt über seinen natürlichen Verhältnissen.

Er trank, spielte um Geld und gab dieses für weiteren Alkohol und mehr Glücksspiele aus. Margaretha konnte dieses Verhalten zwar nicht billigen, doch sie wollte Ruhe behalten und nicht weitere Konflikte aufleben lassen, weshalb sie ihm Geld lieh und auch schenkte.

Margaretha war zwar genauso impulsiv und ebenso wenig tolerant wie Sigmund selbst ließ aber zunächst vieles auf sich beruhen und ging einigen Streitigkeiten aus dem Weg. Nach ein paar Jahren Ehe, konnte die eher vernünftige Frau sich das nicht mehr gefallen lassen.

Eine erfahrene Frau lässt zwar nicht Jegliches auf sich sitzen, doch weiß auch, wie Konflikte zu vermeiden sind, auch wenn sie manchmal sogar nötig sind.

Aufgrund der schlechten Quellenlage aus der Zeit (30 jähriger Krieg) ist es schwer zu ermitteln in wie fern, die Paarbeziehung der beiden korrekt dargestellt ist. Trotz allem sind sie soweit, wie es sich erklären lässt ein schönes Beispiel.

Die These, dass Ehen mit hohem Altersunterschied sowohl gut funktionieren können, aber ein erhöhtes Konfliktpotenzial aufweisen, kann zwar wissenschaftlich nicht genau bewiesen werden, aber das Beispiel von Margaretha und Sigmund zeigt deutliche Anzeichen dafür.

Die fehlende Erfahrung von Sigmund in Beziehungen machte sich durch falsche Auffassungen der Ehe bemerkbar und führte schließlich zu heftigen Streitereien und einem Machtkampf der Geschlechter, bei dem, zu der Zeit ausnahmsweise, die Frau die besseren Chancen hatte.

Trotz des Beispiels denke ich nicht, dass hohe Altersunterschiede unbedingt ein Faktor für eine schlechte Eheführungen sind. Wenn es doch daran liegt, dann an den Gründen, die der Altersunterschied hervorruft.

Da allerdings jeder Mensch in verschiedenem Alter anders ist, kann jegliche Liebe möglich sein. Schließlich hat auch die Ehe von Margaretha und Sigmund in erster Linie aus Gefühlen und Liebe stattgefunden, über die Grenzen jeglichen Alters hinweg.

Quellen:

ñDer Briefwechsel Zwischen Sigmund Von Birken Und Margaretha Magdalena Von Birken Und Adam Volkmann, Teil 1, (Hsg.): Hartmut Laufhutte, Ralf Schuster, 2010

ñNave-Herz, Rosemarie: Ehe- und Familiensoziologie: Eine Einführung in Geschichte, theoretische Ansätze und empirische Befunde, 2004


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