Installiere die Dokumente-Online App

<
>
Buchanalyse: Die Nemesis der Medizin - Kritik an der Medikalisierung des Lebens: Kulturelle Iatrogenesis
Download
Dokumenttyp

Seminararbeit
Kulturwissenschaften

Universität, Schule

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Note, Lehrer, Jahr

Gut, Dr. Helmut Eberhart, 2011

Autor / Copyright
Dietram Dombrowski ©
Metadaten
Preis 8.80
Format: pdf
Größe: 0.48 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 31821







Die Nemesis der Medizin

Kritik der Medikalisierung des Lebens

Kulturelle Iatrogenesis

VU Krankheitserfahrungen und Gesundheitsstrategien aus kulturwissenschaftlicher Perspektive


Inhalt

1.Einleitung

1.1. Der Autor

1.2. Werke

1.3. Einbettung des Textes

1.4. Textgattung

1.5. Perspektive

1.6. Fragestellung

2.Inhalt

3.Diskussion

3.1. Wissenschaftliche Bewertung

3.2. Der Text im Vergleich mit anderen Schriften

3.3. Persönliche Stellungnahme    

4.Literaturliste

5.Internetrecherche zum Thema Selbsthilfegruppen für Schlaganfallpatienten


1. Einleitung:


1.1. Der Autor

Ivan Illich wurde am 4. September 1926 in Wien geboren. Sein Vater war katholischer Kroate, seine Mutter deutsche Jüdin mit spanischen und amerikanischen Vorfahren. In der NS-Zeit musste er Österreich verlassen und machte 1942 in Florenz seine Matura. Anschließend studierte er in Rom zuerst Naturwissenschaften, dann Theologie und Philosophie.

Er beendete seine Studien alle summa cum laude. 1950 wurde er zum Priester geweiht. Nach der Promotion arbeitete er als Armenpriester in den Slums von New York. Von 1956 - 1960 leitete er die Universität von Puerto Rico. Später nahm er die amerikanische Staatsbürgerschaft an.

Nach vielen Auseinandersetzungen mit dem Vatikan gab er 1969 alle priesterlichen Funktionen auf. In den 1970er Jahren war Illich einer der meist beachteten Kritiker von moderner Zivilisation, Technik, Bildung und Medizin.  Als Universitätsdozent lehrte er in New York, Kassel, Berkeley und Marburg und wurde 1986 Professor an der Pennsylvania State University.

Seit Anfang der 1990er Jahre war sein Lebensmittelpunkt in Bremen, wo er an der Universität als Gastdozent lehrte. Er verbrachte aber auch jedes Jahr einige Monate an der Penn State und in Mexiko. In den letzten Jahren war er schwer krank und zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Ivan Illich starb am 2. November 2002 in Bremen.

„Sowohl seine Vita als auch der Beginn seiner Publikationstätigkeit (1970) weisen Illich als Entwicklungstheoretiker aus.“[1] Seine Thesen sollen weltweit Geltung erlangen. Für die sogenannten Entwicklungsländer seien diese besonders relevant, da jene noch die Chance hätten, den Durchgang durch das industrielle Zeitalter zu vermeiden.

Hier wird besonders deutlich, wie das Streben nach maximalem Wohlstand und maximaler Produktivität mittels nicht-konvivialer Werkzeuge durch die beginnende Modernisierung Mangel erzeugt.

Die Verallgemeinerung des westlichen Entwicklungsmodells ist Illich zufolge ein Ding der Unmöglichkeit.[2]


1.2. Werke


Im deutschsprachigen Raum wurde Ivan Illich in den siebziger Jahren durch vier Bücher bekannt: "Nemesis der Medizin", "Entschulung", "Selbstbegrenzung" und "Fortschrittsmythen".

Illich propagiert in seinen Werken nicht den Verzicht auf moderne Technik, nur „konvivial“ soll sie sein. Auch muss sie ohne Lizenz durch Experten, ohne Zwang oder Verletzung von Freiheitsrechten anderer nutzbar sein. Er nennt Telefon, Fahrrad und Post solche modernen konvivialen Werkzeuge.

In einer postindustriellen Gesellschaft, wie Illich sie sich vorstellt, können durchaus mehrere komplementäre Produktionsweisen nebeneinander existiere. Illich weist aber deutlich darauf hin, dass er „keine detaillierte Fiktion einer Zukunftsgesellschaft liefert, sondern lediglich eine Richtschnur für das Handeln vorschlägt, die dazu beiträgt, eine freiheitsmindernde Verselbständigung der menschlichen Werkzeuge zu verhindern.“ [3]

Schriften von Ivan Illich (laut Jakobeit/Ziai)

     1970 Celebration of awareness: Call for institutional revolution. New York (dt. Almosen und Folter. Verfehlter Fortschritt in Lateinamerika. München 1970; Neuauflage München 1996 u.d.T.: Klarstellungen)

     1971 Deschooling society. New York (dt. Entschulung der Gesellschaft. München 1972)

     1973 Tools for conviviality. New York (dt. Selbstbegrenzung. Eine politische Kritik der Technik. Reinbek 1975)

     1973 Energy and equity. (dt. Die sogenannte Energiekrise oder die Lähmung der Gesellschaft. Das sozial kritische Quantum d.....[Volltext lesen]

Download Die Nemesis der Medizin - Kritik der Medi­ka­li­sie­rung des Lebens - Kultu­relle Iatro­ge­nesis
• Download Link zum vollständigen und leserlichen Text
• Dies ist eine Tauschbörse für Dokumente
• Laden sie ein Dokument hinauf, und sie erhalten dieses kostenlos
• Alternativ können Sie das Dokument auch kаufen
Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.

Die Menschen sind durch die industrielle Arbeit und Freizeit verstört und krank gemacht. Sie flüchten unter die ärztliche Aufsicht und werden damit gleichzeitig vom notwendigen politischen Kampf um eine gesündere Welt und gegen die Belastungen des ökonomischen Wachstums ausgeschlossen. Die ärztlichen Diagnosen lassen somit indirekt weitere teure Produkte des Industriesystems gedeihen.[6]

Die Medizin bestimmt wie sich Kranke zu verhalten haben und definiert was normal und was abnorm ist.

Der Teil des Jahreseinkommens, der nach Anweisungen des Arztes ausgegeben wird lässt einen Rückschluss über die Medikalisierung des Lebens zu.

Im Jahr 1950 war dies in den USA weniger als ein Monatseinkommen. Mitte der

siebziger Jahre mussten durchschnittliche Arbeitnehmer bereits fünf bis sieben Wochen für den Erwerb medizinischer Dienstleistungen aufwenden. Ärzte stiegen in die höchste Einkommensklasse auf.

Der Konsum von Medikamenten kennt keine Grenzen. Die Umsätze im vergangenen Jahrhundert nahmen in den USA um das Hundertfache zu. Das gilt auch für andere Medikamente wie Beruhigungsmittel.

Diese medikalisierte Sucht übertrifft sämtliche andere Vergnügungen zur künstlichen Erzeugung von Wohlgefühl. Der Mensch hat gelernt den einfachen Weg zu gehen und sich für den Zustand, den er sich wünscht, das Medikament zu kaufen, das er dazu braucht.[7]


1.4. Textgattung

Der Text gehört zu den gesellschaftskritischen Texten. Illich kritisiert sowohl das Gesundheitswesen, als auch die Medizinmaschinerie. Es geht um das Medizinsystem der Industriestaaten. Illich wendet sich vor allem auch an medizinisch nicht gebildete Menschen. Es ist ein Aufruf an die Menschen die Verantwortung für ihr Leben von den Spezialisten wieder zurückzufordern.

Es geht gegen die Täuschung, vorgegaukelt durch die Medizin, dass der Mensch durch die medizinische Technologie der totalen Reparierbarkeit immer näher komme.

Die Kritik Illichs richtet sich gegen die Institutionen und Technologien der modernen Industriegesellschaft.

„Die Nemesis der Medizin" ist Illichs erfolgreichstes Buch. Die erste Auflage dieses Buches erschien 1975 unter dem Titel „Die Enteignung der Gesundheit“ im Verlag Rowohlt. Die englische Originalausgabe hieß „Limits to Medicine“. Das Buch war zunächst nicht vorrangig als Angriff auf das Medizinsystem geplant, sondern „als ein Beitrag zur Ökonomie, zum Radikalmonopol und mit dem Zweck, verschiedene Niveaus von Kontraproduktivität zu unterscheiden“.[8]

In Anlehnung an jenes Buch das Illichs unterscheiden Autoren oft drei Ebenen der spezifischer Zweckwidr

igkeit.  Die medizinische Iatrogenese, die medizinische Behandlung beschädigt Patienten. Das Medizinsystem macht es unmöglich, zuhause zu gebären, zu sterben und krank zu sein, also die soziale Iatrogenese und insbesondere zerstört der Glauben an eine machbare Gesundheit die Bereitschaft und Fähigkeit zum Leiden und Sterben, die kulturelle Iatrogenese.[9]

Illich ist ein Querdenker, Analytiker und Kritiker. Seine Kritik gilt der Zivilisation unserer Zeit. Illichs Schriften sind eine „Kritik an den Gedankenlosigkeiten der Moderne“.[10]


1.5. Perspektive

In Illichs Schriften ist zu erkennen, dass er ein Universalgelehrter ist, der sich auch mit Fragen der mittelalterlichen Kirchengeschichte beschäftigt hat, mit dem modernen Transportwesen, oder dem Wandel der Geschlechterverhältnisse. Besonders bekannt wurde Illich durch seine Kritik an der Institution der Schule, die sich eine grundlegende Kritik an der modernen Industriegesellschaft erkennen lassen.“ Er arbeitet in seinen Schriften keine systematischen Theorien aus.

Es handelt sich „eher um Streitschriften, deren provokante Thesen Veränderungen herbeiführen sollen.“ [11]

Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.

Die soziale Iatrogenesis liegt dann vor, wenn ein nach Wohlfahrtsprinzipien ausgerichtetes Gesundheitswesen den einzelnen Patienten zum passiven Konsumenten medizinischer Dienstleistungen macht und dadurch die natürliche Heilungskraft und den Willen des Kranken, mit seinem Leiden selbst fertigzuwerden, untergräbt. Die strukturelle (= kulturelle) Iatrogenesis ist dadurch gekennzeichnet, daß die Autonomie des einzelnen Patienten durch den ärztlichen Professionalismus gelähmt und so der Kranke systematisch dazu erzogen wird, seine Eigenverantwortung dem ärztlichen Fachmann abzutreten.“[16]


Illich unterteilt den Begriff in die klinische, die soziale und die kulturelle Iatrogenesis. Bei der kulturellen Iatrogenesis beschäftigt sich Illich mit der Frage inwieweit  „der Medizin-Betrieb den Willen der Menschen schwächt, ihre Realität zu erleiden“.[17]

Was bedeutet Schmerz? Was bedeutet Krankheit und Gesundheit? Wie wurde „Krankheit“ und ihre Beseitigung erfunden? Wie geht unsere Gesellschaft mit „Tod“ um?

Illich geht auch der Frage nach, wie die Menschen durch medizinische Interventionen derart entmündigt werden, dass sie sich der Realität nicht mehr in entsprechender Weise aussetzen. Dazu gehört natürlich einerseits Krankheit und Tod zu ertragen, aber auch die Fähigkeit den Alltag zu meistern, Erfolge zu genießen, sich in allen Situationen lebendig zu fühlen.

Er fragt, wie sich  das Verständnis von Gesundheit in verschiedenen Kulturen entwickelt und jeweils andere Umgangsweisen mit Schmerz, Krankheit, Schwäche und Tod entstehen.

In seinem Nachwort zur 5. Auflage sagt Illich selbst, dass das wichtigste Thema, welches für ihn zu erforschen gilt, heißt: „Was sagt das Gesundheitswesen?“[18]  

Wie in seinen anderen Werken "Entschulung", "Selbstbegrenzung" und "Fortschrittsmythen" befasst sich Illich mit der Frage wie sich Menschen gegen die Übermacht der Institutionen wehren können. Wie gelingt es uns Menschen nicht zum süchtigen Verbraucher degradiert zu werden? Das Monopol der Gesundheitsberufe wird in Frage gestellt.[19]


2. Inhalt:

Ivan Illich: Kulturelle Iatrogenesis, in Ivan Illich: Die Nemesis der Medizin. Krirtik der Medikalisierung des Lebens, München 1995 (1976), 91-125

Nach der klinischen Iatrogenesis und der sozialen Iatrogenesis schreibt Illich im Teil III des Buches über die kulturelle Iatrogenesis. In der Einleitung schreibt er über die Medizin, die als „allbeherrschendes, moralisches Unternehmen“ [20] .....

Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.

So beschreibt Illich, dass Soldaten Morphiumspritzen zurückwiesen da sie vom Militärdienst befreit werden wollten. Wären ihnen ähnliche Verletzungen im Operationssaal zugefügt worden, hätten sie solche Schmerzstillung für unbedingt notwendig erachtet.

Sobald also die Kultur medikalisiert wird, verfallen laut Illich die sozialen Determinanten des Schmerzes. Die medikalisierte Zivilisation behandelt den Schmerz als physische Reaktion die verifiziert, quantifiziert und reguliert werden kann. So entscheiden Ärzte, welcher Schmerz physisch, welcher psychisch, welcher eingebildet oder simuliert ist.

Drei besondere Probleme werden sichtbar, wenn man sich wie Illich mit der Historie des Schmerzes befasst:

1.    Der stattgefundene Wandel im Verhältnis zwischen Schmerz und anderen Leiden wie Kummer, Schuld, Sünde, Angst, Furcht, Hunger, Schwäche und Unbehagen. Schmerz hat seine Position verändert. Es scheint als sei Schmerz nur jener Teil menschlichen Leidens der in die Kompetenz und unter die Kontrolle der Ärzte fällt.

2.    In der deutschen Alltagssprache gibt es für das, was die heutige moderne Medizin mit dem Terminus Schmerz benennt kein Äquivalent. In den meisten anderen Sprachen bedeutet das von Ärzten verwendete Wort auch Angst, Kummer, Scham, Folter, Strafe usw. oder einfach „das Schlechte“.

3.    Die dritte Schwierigkeit in der Historie des Schmerzes liegt in der Wert- und Erkenntnislehre. Ein Mensch wird die Worte „mein Schmerz“ nie genauso verstehen können, wie ersterer sie meint, da er dafür nie dieselbe Empfindung erfahren kann.

Der Schmerz ist ein Unwert der eine außerordentliche Gewissheit darstellt. Wie „mein Schmerz“ nur der jeweiligen Person gehört, ist jeder damit auch ganz allein. Der Schmerz eines anderen wird nie so empfunden werden wie der eigene. Die einzige Gewissheit über die Schmerzen des anderen ist die des Mitleids.

Verbunden mit dem Mitleid ist die Gewissheit, dass jeder mit seinem Schmerz allein ist. Schmerzen, die jemand erleidet haben immer eine soziale Dimension, das heißt, die Gesellschaft in der wir leben, bestimmt mit, wie Leiden und körperliche Verletzungen als konkreter Schmerz empfunden werden. So müsste es möglich sein, die historische Dimension des Schmerzes in seinem durch die Medikalisierung bestimmte.....

Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.

Dem Volk soll alle „Macht über die Gesundheit“ wiedergegeben werden. Hospitäler waren bis ins 18. Jahrhundert nur für unheilbar Kranke, Verrückte und Findelkinder. Extremisten forderten die Schließung der Krankenhäuser und Pflege aller Kranken zu hause, so wie die Reichen schon immer gepflegt wurden.  Medizin wurde zu einem politischen Problem erhoben. Krankheit wurde erst ab der Hälfte der 19. Jahrhunderts als Sachverhalt verstanden, davor als persönliches Leiden.

Im Zuge der mechanischen Auffassung des Körpers durch Descartes wurde Krankheit zu einer mechanischen Störung und der Schmerz zu einem „roten Warnlicht“. Krankheit wurde der Mittelpunkt des medizinischen Systems und nicht mehr der leidende Mensch.  Krankenhäuser wurden Stätten in denen Krankheiten so identifiziert, organisiert und klassifiziert wurden, um „Fälle“ zu studieren und sie künftigen Ärzten vorzuführen.

Wie Krankheit wurde auch Gesundheit zu einem klinischen Status des Fehlens von klinischen Symptomen. Krankenhäuser haben sich von ehemaligen Pesthäusern zu „Reparaturwerkstätten“, nach Abteilungen gegliedert, gewandelt. Wie auf anderen Wissensgebieten setzte sich auch im Bereich der Krankheit/Gesundheit eine bestimmte Norm durch.

Als Krankheit galt das, was nicht der klinischen Norm entsprach. Ende des 19. Jhdts. wurden Normen und Standards zu fundamentalen Kriterien der Diagnose und Therapie. Der Krankheitsbegriff befindet sich in einer Krise. Die Existenz von physischen Krankheiten kann in ihrer realen Existenz durch Messungen und Experimente bestätigt werden. Das trifft auf die psychische Erkrankung nicht zu.

Diese ist gänzlich vom psychiatrischen Urteil abhängig. Messungen an psychischen Zuständen sind nur innerhalb eines ideologischen Rahmens möglich. Eine antipsychiatrische Auffassung spricht den psychischen Abweichungen den Charakter von Krankheit ab und legitimiert damit den nichtpolitischen Staus der physischen Erkrankungen. Durch die Auffassung von Krankheit als etwas das Mensche „befällt oder ereilt“ kann man ihn von der politischen Verantwortung bei der Vergrößerung der Belastungen die krank machen in einer intensiven Industrie mitgewirkt zu haben freisprechen.

Eine fortgeschrittene Industriegesellschaft macht die Menschen krank, weil sie sie unfähig macht, sich mit ihrer Umwelt auseinanderzusetzen. Die ärztliche Diagnose bietet dem Patienten die Versicherung seiner persönlichen, politischen Unschuld. Durch die Benennung der Leiden in einer Fachsprache, die einer Elite vorbehalten ist, und die der Patient nicht versteht, wird Krankheit zu einem Instrument der Klassenherrschaft.

Tatsache aber ist, dass die meisten Therapien und Diagnosen das Verständnis von Laien keineswegs überfordern sobald die Effizienz der Medizin in der Alltagssprache bewertet wird. Die Befürworter einer weiteren Medikalisierung bringen aber immer den Einwand, dass der Patient zu ängstlich und emotional unfähig zu einer rationa.....

Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.

Dance macabre

Das Bild des Todes wandelte sich vom Spiegelbild des Menschen in eine unabhängige Gestalt. Dieses Bild des Todes ist das eines Gesetzesvollstreckers der jeden herumwirbelt und dann niedermäht. Mit den Lehren Luthers wird die Welt zu einem Ort des Verderbens aus dem Gott den Menschen rettet. Das Interesse an der Messung der Zeit brachte eine neue Vorstellung von der Selbstwahrnehmung.

Der Mensch steht dem unausweichlichen Tod gegenüber, der Tod ist ein Naturphänomen für das kein übelwollender Akteur verantwortlich ist. Mit dieser Erkenntnis versuchte der Mensch die Kunst des Sterbens zu erlernen. Der Mensch im 17. Jhdt. fürchtete den Tod mehr als das Urteil Gottes. Mit dem Auftreten des Todes als Person im „Jedermann“ wurde auch der Leichnam als Lehrmaterial in den Hörsälen der Renaissance Universität.

Der bürgerliche Tod

Das aufkommende Bürgertum wollte nur einen Tod akzeptieren, der sie „am Schreibtisch“ ereilte. Die Bourgeoisie konnte sich ärztliche Hilfe leisten. Die Möglichkeit länger zu leben brachte im 18. Jhdt. eine neue Krankheitsvorstellung der Reichen. Im Gegensatz zu den Leiden der Armen, die sich keine ärztliche Behandlung leisten konnten, wurde Gesundheit ein Privileg der neuen Mittelschicht.

So erlangten Ärzte neue Macht, ohne dass erwiesen war, dass sie Krankheiten beeinflussen konnten oder nicht. Der „Tod zur rechten Zeit“ gehörte zum Klassenbewusstsein des neuen Bürgertums.  

Der klinische Tod

Der Wandel der Vorstellung vom Tod über den Abruf Gottes, später über ein Naturereignis wurde nun zu einer Folge von durch den Arzt attestierter Krankheiten. Dadurch erlangten Ärzte einen hohen gesellschaftlichen Rang. Es entstand die neue Rolle des Landarztes, die bis in die Zeit des zweiten Weltkrieges nahezu unverändert blieb.

Der Stadtarzt entwickelte sich zum Kliniker. Die wissenschaftlich geschulte Ärzteschaft entwickelte hohes Expertenbewusstsein.

Gewerkschaftliche Forderungen .....

Dieser Textabschnitt ist in der Vorschau nicht sichtbar.
Bitte Dokument downloaden.
Quellen & Links

Swop your Documents