„Die meisten Menschen
glauben, dass es eine Seele gibt. Aber keiner spricht davon.“
„Seele,
die; Inbegriff aller Vorgänge des Vorstellens, Fühlens und Wollens: das, was
den Leib belebt (...) Bezeichnung für ein vom Leib getrenntes, für sich
bestehendes Wesen (...)“
Allgemein
ist die Seele nicht genau und eindeutig definierbar. Es hängt von der
Sichtweise des Betrachters ab, wie sie beschrieben wird.
Aus
psychologischer Sicht wird die Seele mit der Psyche fast gleichgesetzt, indem
sie als „Inbegriff aller Vorgänge des Vorstellens, Fühlens und Wollens“
beschrieben wird. Diese Sichtweise sieht die Seele als „Schalt- und
Verwaltungszentrale“ der menschlichen Empfindungen, insbesondere des
Verlangens.
Fragt
man jedoch jemanden aus dem Bereich der Theologie, wird man als Antwort
bekommen, dass die Seele der Bewohner des Körpers ist. Während jedoch dieser
Vergänglich ist, lebt die Seele weiter. Sie kommt nach dem Tod ins Himmelreich.
Die
Seele und ihre mögliche Bedeutung begegnen uns aber auch immer wieder in Floskeln
im Alltag. Formulierungen wie „etwas aus tiefster Seele wollen“ oder
„Seelenqualen erleiden“ sind uns sehr geläufig und werden von uns häufig
verwendet. Sie beschreiben Extremzustände, unbändiges Verlangen, größter Wunsch
bzw. tiefste und sehr schmerzhafte Empfindungen. In diesen Phrasen verwendet
man das Substantiv Seele als Verstärkungen um seinen Gefühlen mehr Ausdruck zu
verleihen, sie zu intensivieren. Keine Qualen sind schlimmer als
„Seelenqualen“, keine Wünsche größer als die aus „tiefster Seele“.
Neben
diesen, eher negativen, Floskeln, wird die Seele auch in Verbindung mit
Positivem oft im alltäglichen Gebrauch verwendet. Beschreibt man jemanden
beispielweise als „gute Seele einer Klasse“, so ist diese Person vorwiegend mit
positiven Eigenschaften verknüpft. Man beschreibt den Menschen als besonders
freundlich, optimistisch und gutherzig. Sie ist kein Unruhestifter und versucht
die Klasse „zusammenzuhalten“ und die Gemeinschaft zu stärken.
In
all diesen Formulierungen könnte das Wort „Seele“ auch durch „Herz“ ersetzt
werden. Ich denke dabei an „etwas von ganzem Herzen wollen“, „Herzschmerz“ oder
das „Herz einer Gruppe sein“. Diese Ausdrucksweisen sind im Sinn den
„Seelen-Phrasen“ sehr ähnlich.
Daraus
schließe ich, dass die Seele ein sehr empfindlicher und (über)lebenswichtiger
Teil des Menschen ist.
Seele
aus der Sicht einer Jugendlichen, hat für mich wieder eine andere Bedeutung,
jedoch kommt sie der eines Theologen sehr nahe. Für mich ist die Seele, ebenso
wie das Herz, ein sehr sensibles Organ im Körper. Ähnlich wie man sagt, die
Haut merkt sich jeden Sonnenbrand und im Alter wird sie dir dafür die Rechnung
präsentieren, funktioniert die Seele. Mit einer vollkommen reinen Seele komme
ich bei meiner Geburt auf die Erde. Von da an fungiert sie als eine Art
„Pinnwand“. Alle positiven und schönen Erinnerungen, Gedanken und Erlebnisse
bleiben haften. Doch nicht nur alles Gute wird auf der Seele vermerkt. Auch die
weniger guten und negativen Dinge werden vermerkt. Bei jedem Fehltritt während
meines Lebens bekommt meine Seele einen schwarzen Punkt. Durch Lügen, Lästern,
etc. wird sie beschmutzt. Am Ende meines Lebens, werde ich anhand meiner
schwarzen Liste beurteilt, ob ich ein guter Mensch war oder nicht.
Auch
Trauer, Schmerz und Verlust bleiben nicht unvergessen. Sie hinterlassen tiefe
Wunden auf meiner Seele. Nicht alles kann nahtlos verheilen und so bleiben auch
Narben zurück.
Dieses
wichtige Organ ist für mich außerdem die Verbindung zu Gott. Ich glaube, dass
sie von ihm kommt und nach meinem Tod wieder zu ihm zurückgeht. Dort wird sie
wieder vollständig gereinigt und kommt in Form eines anderen Körpers wieder auf
die Erde, ständig wechselnd.
Wir
verwenden den Begriff „Seele“ in vielen Alltagsfloskeln, meistens einfach so
dahingesagt. Doch warum spricht nie jemand über seine persönliche Seele?
Der
Grund liegt wahrscheinlich genau in dem „Persönlichen“. Die Seele ist etwas
sehr Privates und Intimes. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten die
Seele ist der persönlichste „Besitz“ des Menschen überhaupt. Es gibt nichts,
dass näher bei mir ist als meine Seele.
Wir
Menschen geben nicht gerne Privates von uns preis, wir zeigen meist nur die
Oberfläche. Dadurch wollen wir verhindern verletzt zu werden. Die Oberfläche
kann „Kratzer“ abbekommen, doch die vergehen meistens schnell. Anders sind aber
die „Kratzer“ auf der Seele zu beurteilen. Werden unsere tiefsten und
privatesten Empfindungen verletzt, hinterlässt dies tiefe Schnittwunden.
Beispiele dafür sind etwa Misshandlungen oder der Verlust eines
Familienmitglieds.
Um
etwaige „innere Verletzungen“ zu vermeiden schließen wir unsere Seele ein und
schoten sie von der Außenwelt ab. Nur ausgewählte Menschen, denen man blind
vertraut und denen man nahe steht, erlauben wir den Zutritt zu unserem Inneren.
Sie sind „eingeweiht“.
Mit
diesen engen Verbundenen wird ein stilles Abkommen getroffen, dass dieser Einblick ins Innere, in
die Seele, nicht in die Öffentlichkeit getragen wird.
Ein weiterer
Grund für die wenige Präsenz der Seele im öffentlichen Leben könnte sein, dass
es für die Menschen schwer begreiflich ist, dass es eine Seele gibt, die in
ihrem Körper wohnt. Denn anders, als Beispielweise das Herz oder die Lunge, ist
die Seele kein Organ aus Fleisch und Blut. Mann kann sie weder sehen noch fühlen.
Daher ist es schwer für uns Menschen daran zu glauben, dass etwas, dass wir
nicht mit unseren eigenen Augen gesehen, oder mit unseren Händen berührt haben,
existiert. Auch den eigentlich „Sinn“ der Seele erkennen viele nicht. „Das Herz
ist für die Durchblutung des Körpers zuständig, die Lunge für das Atmen, doch
wofür brauchen wir die Seele?“ Das ist wahrscheinlich der Gedanke vieler
Menschen. Und was ich nicht unbedingt brauche, wird wohl nicht so wichtig sein.
Wenn Dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem
Körper zusammen vergeht und dass das, was einmal tot ist, niemals
wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Samen
bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens.
Dieses Zitat
fasst die Seele und ihre verschiedenen Betrachtungsweisen sehr gut zusammen.
Die einen
glauben, dass die Seele gemeinsam mit dem Körper vergeht und niemehr wieder
kommen kann. Andere glauben, dass der Körper vergeht, aber die Seele ewig
bleibt.
Man kann nicht
sagen, welche der beiden Meinungen recht hat, denn wie in dem Zitat
beschrieben, ist und bleibt die Seele für uns geheimnisvoll und unergründbar.4