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Fachbereichsarbeit
Geowissenschaften

Gymnasium Neufeld Bern

5.4, Moser, 2019

Dieter G. ©
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ID# 83504







MĀORI


Neuseeland


/ 19Ba / bme Neufeld / 2019

Inhaltsverzeichnis


Historischer Hintergrund

Lebensweise

Damals

Heute

Traditionen

Lebensraum

Siedlungen

Kulturland

Glossar

Quellenverzeichnis

Internetverzeichnis

Literaturverzeichnis


Historischer Hintergrund


Da man über das erstmalige Auftreten des Menschen auf neuseeländischem Boden nicht unterrichtet ist, ist es sehr zweifelhaft bis wann für Neuseeland überhaupt eine vom Menschen unbeeinflusste Urlandschaft angenommen werden kann. So hat bis heute auch die schwierige Frage nach der Urbevölkerung keine endgültige Erledigung gefunden. Dies obschon dem seit ca. 1850 nachgegangen wird.

Man darf jedoch mit Sicherheit annehmen, dass eine Vor-Māoribevölkerung existierte. Viele Überlieferungen der Māori, aber auch ethnologisch-anthropologische Forschungen, weisen darauf hin. Die Tradition berichtet von einer eingeborenen Bevölkerung, den „Maruiwi“, welche die Wissenschaft anhand bestimmter Merkmale als ursprünglich von Melanesien herkommend bezeichnet.

Die „Maruiwi“ waren sehr wahrscheinlich kein indigenes Volk, sondern selbst ursprünglich in Neuseeland eingewandert. Dies im Zusammenhang mit ausgedehnten melanesischen Wanderbewegungen über grosse Teile der Südsee vom Malaiischen Archipel aus. Diese Urbevölkerung ist in den später eindringenden Māori aufgegangen.

So sind die Māori also eingewanderte Polynesier, welche sich mit der schon ansässigen australisch-melanesischen Urbevölkerung auf der Nord- und Südinsel Neuseelands vermischt haben. Dies zeigen auch Belege der ersten Reise des englischen Seefahrers und Entdeckers James Cook, welche keine Zweifel lassen an der sprachlichen Verständigung der Māori mit anderen Tahitianern.


Ein Urahne der Māori soll im 9. Jahrhundert mit dem Kanu nach Neuseeland gelangt sein. Wobei sich viele Legenden um die Ankunft ranken.

Dieser Tradition hält die moderne Wissenschaft entgegen, dass Hinweise gefunden wurden, die nach 1280 datieren. Sicherlich war aber Neuseeland eines der letzten Gebiete der Erde, in dem sich Menschen niedergelassen haben. In ihren mündlichen Überlieferungen berichten die Māori von diesen Immigrationswellen aus dem Ursprungsland „Hawaiki“. Es ist ihre mythische Heimat von der bisher jedoch nicht geklärt ist, welchen Namen sie heute trägt.


Europäer besiedelten Neuseeland vergleichsweise spät. 1642 war es der Niederländer Abel Tasman aber dann vor allem 1769 James Cook, welcher die ersten Beschreibungen der Māori übermittelte. Diese Berichte stellten das Volk als kämpferisch und intelligent dar.

Von da an kamen immer mehr europäische Siedler ins Land. Bis zum Jahr 1830 waren es zirka 2‘000. Die Māori profitierten vom Kontakt mit der westlichen Welt einerseits, indem sie neue Technologien und nützliche Gegenstände wie beispielsweise Nägel kennenlernten. Die Europäer brachten jedoch auch Krankheiten mit, welche gravierende Auswirkungen hatten. Innerhalb von rund 100 Jahren fielen schätzungsweise 100‘000 Ureinwohner der Tuberkulose, dem Typhus, den Masern oder der Grippe zum Opfer.

Ihr Immunsystem war auf die neuartigen Krankheiten nicht vorbereitet. Der Tatsache, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch etwa 40‘000 Māori lebten ist aber auch den nun ausufernden kriegerischen Konfrontationen unter ihnen geschuldet. Kämpferische Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen hatte es schon immer gegeben. Als Gegenleistung für neuseeländischen Flachs waren die Māori aber von nun an in der Lage, diese mit den von den Europäern erworbenen Gewehren auszutragen.

Sie sollten als die Musketenkriege in die Geschichte Neuseelands eingehen. Einhergehend mit deren Höhepunkte nahmen Missionare zunehmend Einfluss und es herrschte allgemein eine gewisse Gesetzlosigkeit. All dies mündete zuletzt im Vertrag von Waitangi von 1840, dem Gründungsdokument Neuseelands. Zuvor schien die britische Krone sich wenig dafür zu interessieren, sich mit dem Land stärker zu beschäftigen.

Als aber dann auch Frankreich Ambitionen einer Annexion zu hegen schien, wollte man mit dieser Urkunde ein kraftvolles aussenpolitisches Signal setzten.

So kann denn auch das Wappen Neuseelands als von diesem historischen Zusammenschluss interpretiert werden.


Abbildung 1: Staatswappen Neuseelands seit 1965


Die Māori wurden dadurch zu britischen Staatsbürgern, dafür konnten sie ihr Land behalten sowie unter anderem Besitz auf Wälder und Fischgründe ausüben. Die anschliessenden fast 30 Jahre andauernden Neuseelandkriege waren die Folge des nicht eindeutigen Paktes und dessen teilweise aufgeweichten Regeln. Māori leisteten nämlich gewaltsamen Widerstand, als die britische Kolonialregierung den europäischen Siedlern es zunehmend erlaubte sich auf Land niederzulassen, dessen Eigentumsverhältnisse nicht sicher geklärt waren.

Die Folgen dieser Serie von Kriegen waren für die Māori aussergewöhnlich hart. Sogar regierungsloyale Stämme wurden grösstenteils enteignet. Dies bedeutete den wirtschaftlichen und sozialen Abstieg, sodass sie im eigenen Land zur unbedeutenden Minderheit wurden.

Dies blieb so bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Wiederbelebung der Māori-Gesellschaft begann. Erfolgreiche Māori-Politiker formierten sich unter der Gruppe der „Young Māori Party“ mit dem neuen Ziel der Anpassung statt Abgrenzung. Westliches Wissen und Werte wie in Medizin und Ausbildung sollten übernommen, gleichzeitig aber auch die traditionelle Kultur und Künste bedingungslos gefördert werden.

Mit dem erneuten Aufschwung der Māori-Kultur ab den 1960er Jahren erkannte die neuseeländische Regierung die Māori dann auch erstmals als politische Kraft an. Es dauerte jedoch nochmals 15 Jahre bis sie ihre Rechtsansprüche, die sich aus dem Vertrag von Waitiangi ergeben, anmelden konnten. Das dazu heute noch beauftragte Waitangi Tribunal kann allerdings nur Empfehlungen aussprechen.

Immerhin wurden als Folge davon bereits zahlreiche Entschädigungsgelder, insbesondere für Landenteignungen ausbezahlt und eine Gemeinschaft aus ca. 100‘000 Māori neu zum grössten Waldbesitzer des Landes ernannt. Nach Schätzungen der Urbevölkerung decken die Summen für Wiedergutmachungen bisher jedoch nur rund 2% des entstandenen Schadens ab.


Lebensweise


Damals


Die Māori lebten in einer Gesellschaftsform, die von kriegerischen Handlungen dominiert wurde. Alle anderen Aspekte des Lebens richteten sich danach.“1 So wird der Historiker Mikaere zitiert.

Zur Zeit von James Cook waren kämpferische Auseinandersetzungen bekanntlich auch häufig, und nicht selten wurden die Besiegten verspeist oder unterdrückt. Ebenso weiss man vom Anfang der europäischen Kolonialisation, dass die Māoribevölkerung in diverse Stämme („iwi“) zerstreut war und diese wiederum sich aus Unterstämmen („hapu“) zusammensetzte. Mit unserem staatlichen Verständnis ungefähr einhergehende Gebilde gab es als „waka’s“, bestimmten Stammesverbänden.

Die Namen alter, historischer Kanus, mit denen die Stammväter damals immigriert sein sollen, wurden danach benannt. Diese Stammesverbände stellten jedoch nur lockere Verbunde dar und im Grunde war der einzelne „iwi“ als höchste, feste staatsähnliche Form im alten Neuseeland anzusehen. Die Unterstämme hatten gemeinschaftliche Niederlassungen und zerfielen selbst in „whanau’s“ – kleinere, blutsverwandte Familienverbände.

Die eigentliche Ausbildung von Jugendlichen in allen Wirtschaftszweigen wurde in besonderen Schulen und Arbeitshäusern vollzogen. Sie sollten zu gemeinsamer Arbeit erzogen werden, welche schliesslich das ganze wirtschaftliche und soziale Leben damals charakterisierte.


Vor der Ankunft der Europäer lebten die Māori unter anderem vom Anbau von Yams, Flaschenkürbis, Süsskartoffeln, vom Fischen, der Jagd nach Ratten und Vögeln sowie vom Sammeln von essbaren Pflanzenwurzeln, -samen, Beeren und Kernen. Dazu verwendeten sie Werkzeuge aus Knochen, Steinen oder Holz, welche sie auch zum Bau der Hütten und Kanus verwendeten. Hinzu kam der Flachs für die Ausgestaltung ersteres.


Abbildung 2: Māori Behausung um 1844


Heute


Im Jahr 2013, der letzten ausgewerteten Volkszählung, bestand die ethnische Gruppe der Māori auf Neuseeland aus knapp 600‘000 Mitglieder und machte somit fast 15% der Gesamtbevölkerung aus. Dies ist im Vergleich zu anderen indigenen Völkern weltweit und in Berücksichtigung der totalen Bevölkerungszahl des Landes relativ viel. Ein Grund hierfür könnten die nicht wenigen Heiraten zwischen europäischen Siedlern und Māori sein.

Die damals prophezeite Abnahme deren Population fand nicht statt. So behielten viele ihre kulturelle Identität bei, auch wenn es nun unzählige Möglichkeiten gibt, sich als Māori zu bezeichnen oder nicht. Schliesslich charakterisieren sich die Māori selbst auch als „Menschen des Landes“, was ein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit ihrem Land allgemein ausdrückt.


Sie erhalten beispielsweise höhere Stipendien.

Das ist auch nötig denn, obschon die Situation der Māori gemeinhin allgemein als gut wahrgenommen wird, sprechen die Statistiken eine andere Sprache. 2013 hatten genau ein Drittel aller Māori über 15 Jahren keinen Schulabschluss im Vergleich zu rund 21% der Gesamtbevölkerung Neuseelands. So ist es auch nicht erstaunlich, dass ihr mittleres Jahreseinkommen 30% weniger als der Landesdurchschnitt beträgt.

Die Lebenserwartung hat sich gegenüber 1995 bei den Frauen und Männern der Urbevölkerung zwar um sechs Jahre im 2014 verbessert. Sie liegt jedoch stets sieben Jahre unterhalb der Nicht-Māori-Bevölkerung.


Traditionen

Kunst fand bei den Māori in den diversen wie auch bei uns üblichen Formen mit Literatur, Dichtung, Musik, Holzschnitzerei und Ähnlichem Einzug in der Gesellschaft. Ihren Ausdruck im Speziellen hatte sie aber in den Tätowierungen des Körpers. Gegenüber der allgemein üblichen Form der Tätowierung unterscheidet es sich dadurch, dass es mit Schab- und Kratzwerkzeugen und nicht mittels vieler kleiner Stiche und Punkten aufgetragen wird.

Wie im unten abgebildeten Portrait eines ehemaligen Māori-Stammesführers zu erkennen ist.


Abbildung 4: Modernes Māori Tattoo

Abbildung 3: Tāmati Wāka Nene


In dieser Kunstform wird der Status der Geburt, der soziale Rang, die Autorität, Heirat als eine Art persönliche Unterschrift demonstriert. Seit den 1990er-Jahren erlebt es als zeitgemässes Tattoo-Muster im Westen ein Comeback. Ein Symbolbild dafür ist in Abbildung 4 dargestellt.



Bevor sich manche Häuptlinge europäisch anzogen wie in Bild 3 ersichtlich, kleideten sich die Māori ursprünglich in kunstvollen Mänteln aus neuseeländischem Flachs, Hundefellen oder Vogelfedern (siehe Abbildung 5). Das hielt sie gut vor Nässe geschützt, spendete Wärme und war von grosser Beständigkeit.


Abbildung 5: Portrait eines Māori von Gottfried Lindauer


Die wohl weltweit bekannteste Tradition der Ureinwohner Neuseelands ist ihr ritueller Tanz „haka“. Es ist der generelle Ausdruck für jegliche Arten von Māori-Tänzen, wobei man meistens den häufig als Kriegstanz interpretierten „haka“ meint. Jener also, welcher das nationale Rugby-Team regelmässig vor Spielen aufführt und so zu internationaler Bekanntheit gebracht hat.


Abbildung 6: Illustration eines „haka“ (ca. 1890)

Abbildung 7: „Haka“ der „All Blacks“ (2015)


Lebensraum


Siedlungen


Es ist nicht verwunderlich, dass ein Naturvolk wie die Māori, im Gegensatz zur Invasion der Europäer, auf die Landschaft Neuseelands ziemlich unerheblichen Einfluss gehabt hat. Das alte Neuseeland ist denn auch ohne den Māori mit seinen typischen Niederlassungen und Anbaugebieten schwer vorzustellen. Ist er doch mit dessen Boden derart eng verknüpft. Ob Inseln, Hafen, Bucht, an Ufern dahinfliessendem Fluss, Küstenlandschaft jeglicher Art, stets waren Māori am Strand versammelt.

Vorwiegend mit Keulen und Äxten bewaffnet und nicht selten in ihren gewaltigen Kriegskanus. So lauten jedenfalls die Reiseschilderungen zu Cooks Zeiten.

Abbildung 8:Skizze eines „Pa’s“


Worauf es dem Māori bei der Einrichtung dessen vorzugsweise ankam, zeigt diese Veranschaulichung. Ein Ort von dem er die Gegend weithin übersehen konnte, wie auf einem hohen Berg. So war er durch den Steilabfall auf gewissen Seiten bereits naturräumlich geschützt. Wo das Land flach abfiel wurden tiefe Gräben ausgehoben zwischen denen, wie auch um das ganze „Pa“ herum, hölzerne Befestigungsanlagen hochgezogen wurden, wie in Abbildung 8 gezeichnet.

Dadurch konnte das landschaftliche Bild eines Siedlungsgebietes ein ganz anderes Aussehen erhalten.


Ein „Kainga“ sah dann meist folgendermassen aus:


Abbildung 9: Zeichnung eines „Kainga’s“



Kulturland


Der sogenannte Grabstockbau war der bemerkenswerteste Aspekt der Māorikultur. In diesen Gebieten herrschte denn auch das angeregteste kulturelle Geschehen. Daneben gab es naturgemäss aber auch Fischfang, Jagd (Vogelfang) und das Sammeln von Wurzeln, Beeren und dergleichen. Im Unterschied zum Grabstockbau waren diese Ernährungsarten jedoch im ganzen Land verbreitet und bildeten dadurch in Verbindung mit dem Grabstockbau die Grundlage aller Nahrungsmittel der Stämme.

Der Grabstockbau als höchste Kulturform des alten Neuseelands führte zur zweifellosen Annahme, dass der Māori ein Gärtner im wahrsten Sinne des Wortes war. Sie legten zwar keine Äcker im heutigen Verständnis an, doch die offensichtliche Präzision, bedachte Auswahl an Bepflanzung und Hilfsmittel dazu lassen nur auf Gartenbau schliessen. Das wichtigste Werkzeug dabei war eben der Grabstock.


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