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Aufsatz

Die Leiden des jungen Werther: Analyse des Briefes vom 16. Juni. Goethe

976 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Robin S. im Dez. 2015
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Interpretation von  Pflichtlektüren zum Abitur: Schülerwerke zu Faust I, Iphigenie auf Tauris, Die Leiden des jungen Werthers (Pflichlektüren, Band 3)
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Dokumenttyp

Aufsatz
Deutsch

Universität, Schule

Universität Koblenz-Landau

Note, Lehrer, Jahr

1, 2015

Autor / Copyright
Robin S. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.08 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 51774







Die Leiden des jungen Werther

Analyse des Briefes vom 16. Juni

 

Der Brief vom 16. Juni stammt aus dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“, der 1774 von Johann Wolfgang Goethe verfasst wurde. Die Handlung spielt in der Zeit um 1771 in der deutschen Kleinstadt Wahlheim und handelt von dem Jurist Werther, der sich unglücklich in die bereits vergebene Lotte verliebt. Während seiner Zeit mit Lotte erlebt er Höhen und Tiefen, die er in Briefen an seinen Freund Wilhelm festhält. Um der Beziehung zwischen seiner geliebten Lotte und ihrem Mann Albert nicht im Wege zu stehen und aus Enttäuschung über die Erniedrigung, die er durch Adelige erfahren musste, begeht er schließlich Selbstmord. Der Roman ist in der Epoche des Sturm und Drang (1765-1785) zu verordnen und stellt, typisch für diesen Gefühlüberschwang, die Leidenschaften Werthers ins Zentrum.

Der Brief vom 16. Juni ist ein wichtiger Brief im Laufe des Romans, weil darin zum ersten Mal Lotte und Werther aufeinander treffen. Zunächst entschuldigt er die lange Pause seit dem letzten Brief damit, dass er eine Lotte kennengelernt habe, in die er sich offensichtlich verliebt habe. Während er den Anfang des Briefes schreibt unterbricht er sich und besucht sie noch einmal, um kurz darauf im Detail von seiner ersten Begegnung mit Lotte zu erzählen. Er sei mit Begleitung in einer Kutsche auf dem Weg zum Ball des Amtmann S. gewesen und auf dem Weg dorthin wollten sie noch Charlotten S. mitnehmen. Seine Begleitung warnte ihn davor, sich nicht zu verlieben, da Charlotten bereits vergeben sei. Als Werther in Lottes Haus hineinging, sah er Lotte in einem einfachen, weißen Kleid mit roten Schleifen, als sie mehreren Kindern Brot verteilt. Bei dieser ersten Begegnung präsentiert sich Lotte als tätige Hausfrau, von deren Anblick Werther fasziniert ist. Als sie wieder losfuhren, unterhielten sich die beiden über Bücher und Tanz und verstanden sich auf Anhieb. Werther zeigt sich von allem, was Lotte äußert, beeindruckt und bewundert ihren Charakter, ihre Wangen, ihre Augen und Lippen. Diese Bezauberung versetzt Werther in einen Rauschzustand, in dem er weder seine Umgebung, noch Lottes Worte richtig wahrnimmt. Diese Bewunderung hält auch während des Balles an und verstärkt sich, als er sie tanzen sieht. Schließlich fordert  er sie selbst zum Tanz auf und erreicht seinen absoluten Glückszustand während einem Walzer. Dieser hält jedoch nicht lange an, weil eine Frau Lotte mahnend an Albert erinnert. Auf Werthers Nachfrage erklärte sie, dass Albert ihr Verlobter sei, worauf Werther etwas verwirrt reagierte. Als auf einmal ein starkes Gewitter einsetzte und einige Angst bekamen, organisierte Lotte ein Zählspiel, um die aufgeregten Leute abzulenken. Als das Spiel beendet und das Gewitter verzogen ist, traten Lotte und Werther mit tränenvollen Augen ans Fenster und schauten hinaus. Als Lotte Klopstock erwähnt, wird Werther von einem Strom von Gefühlen erfasst, kniet nieder und küsst ihre Hand, weil er auch an Klopstock dachte und eine innere Übereinstimmung und Seelenverwandtschaft mit ihr fühlt. Mit dieser Situation endet der Brief vom 16. Juni.

Der Text weist eine sehr expressive Sprache auf, was der gefühlsbetonten Literatur des „Sturm und Drang“ entspricht. Kennzeichnend dafür ist, dass der Dichter seinen Gedanken- und Gefühlsstrom nicht in strenge Regeln und Formen fassen kann. Deshalb liegt ein sehr unregelmäßiger Satzbau vor, der oft durch Einschübe und Ausrufe unterbrochen wird. Diese beziehen den Leser, der die Rolle des Freundes Wilhelm übernimmt, in die Handlung ein (z.B.: S. 20, Z. 12: „Warum ich dir nicht schreibe?“, S.27, Z.18: „Du verstehst mich!“). Weiterhin enthält der Text viele Adjektive, um die Personen, Handlungsort, die Gefühle und die Wahrnehmung Werthers zu beschreiben. Des Weiteren gebraucht Goethe viele Vergleiche und Metaphern, um Werthers Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das Gefühl beim Tanzen wird bildlich dargestellt (S.26, Z.9: „Wir schlangen uns in Menuetts umeinander herum“, „.27, Z.4f: „wie die Sphären umeinander herumrollten“). Um seine starke Bewunderung gegenüber Lotte auszudrücken, benutzt er häufig Hyperbeln (S.22, Z.20: „das reizendste Schauspiel“, S.27, Z.11f: „das liebenswürdigste Geschöpf“). Er muss sich jedoch gleich am Anfang des Briefes nach einem ersten Versuch, ihre Art zu beschreiben, eingestehen, dass ihr Charakter nicht mit Worten darzustellen ist (S.20, Z.28ff: „Das ist alles garstiges Gewäsch, was ich da von ihr sage, leidige Abstraktion,...“).

Seine Erregtheit kommt auch durch die vielen Wortzusammenziehungen zum Ausdruck (S.27, Z.1: „ging’s“, Z.5: „weil’s“, Z.10: „mir’s“). Die Verwirrung, nachdem Werther den Namen des Verlobten hört, drückt Goethe in einem komplizierten Satz aus. Die folgende Unordnung des Tanzes wird durch die beiden Hendiadyoins „drunter und drüber“ (S.28, Z.16) und „Zerren und Ziehen“ (S.28, Z.17) dargestellt. Lotte rettet die Situation, indem sie Werther aus seiner Verwirrung reißt. Dieses Chaos wird in dem Gewitter, das heraufzieht, wieder aufgenommen. An dieser Stelle unterbricht sich Werther und denkt über den Eindruck eines Unglücks nach, wenn es übergangslos auf ein Vergnügen folgt. Diese Reflektion spiegelt auch seinen Gefühlszustand wieder, weil das Gewitter symbolisch für das kommende Unglück, Werthers Selbstmord, steht. Wiederholt rettet Lotte die Situation, indem sie das bereits erwähnte Spiel organisiert. Die Beschreibung des Spiels erscheint lustig aufgrund der Lautmalerei (S.29, Z.30,31: „patsch!“) und des Ausrufs „Nun gebt acht!“ und bildet damit einen Gegensatz zum Unwetter. Nachdem das Spiel beendet, und das Unwetter verzogen ist, gipfelt der Text schließlich in der Szene, in der Werther Lottes Hand küsst. Hier häufen sich wiederholt Hyperbeln (S.30, Z.12: „der erquickendste Wohlgeruch“, Z.21: „unter den wonnevollsten Tränen“), die die Atmosphäre beschreiben sollen. Die Metapher „Strome von Empfindungen“ (S.30, Z.19) zeigt Werthers Gefühlüberschwang, den die Erinnerung an Klopstocks Gedicht schafft.

Die Begegnung mit Lotte führt zu einer entscheidenden Veränderung der Lebenssituation Werthers. Bis zu diesem Zeitpunkt erleben wir Werther als eher ungeselligen Menschen, der -abgesehen von einigen Zufallsbekanntschaften- ein abgeschiedenes und einsames Leben lebt. Von nun wendet sich sein Leben und er richtet sein ganzes Denken auf Lotte und die Liebe. Daher sind die folgenden Briefe von einer euphorischen Stimmung geprägt, die jedoch immer wieder von melancholischen Briefen unterbrochen werden, als Werther ernüchternd feststellen muss, dass seine Liebe zu Lotte unerfüllt bleiben muss.

 

 


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