Die Kunstepoche Expressionismus
Referat: Mit Bildanalysen von Franz Marc
August Macke und Edvard Munch
Inhaltsverzeichnis
1. Expressionismus 2
2. Bedeutende
Künstler des Expressionismus 3
2.1. Edvard
Munch. 3
2.2. Franz Marc 3
2.3. August
Macke. 4
2.4. Der Blaue
Reiter 4
3. Bildanalysen. 5
3.1. Interpretation
und Analyse – Zoologischer Garten I 5
3.2. Interpretation
und Analyse – Der Schrei 7
3.3. Analyse und
Interpretation - Die großen blauen Pferde. 9
1. Expressionismus
Der Expressionismus bezeichnet eine Epoche in der
Lyrik sowie Kunst von etwa 1905-1925. Das Wort leitet sich vom lateinischen
expressio übersetzt Ausdruck ab. Insgesamt spricht man deshalb von der Kunst
des gesteigerten Ausdrucks. Dieser Name wurde gewählt, da im Expressionismus
wert darauf gelegt wurde, nicht nur das Sichtbare dar zustellen, sondern auch
Emotionen zu zeigen. Die Anfänge kommen von Vincent van Gogh und Edvard Munch.
„Der Schrei“ gilt als das erste expressionistische Gemälde, obwohl es schon
1893 entstanden ist.
Der Expressionismus stellt sich gegen den
Impressionismus, Naturalismus und Realisums, es geht nicht um die
wirklichkeitsgetreue Darstellung sondern um die subjektive Wahrnehmung der
Künstler. In Deutschland und Frankreich ist der Expressionismus am weitesten
verbreitet gewesen. Das Ansehen der Künstler allerdings war nur sehr gering,
ihr Stil wurde als schlampig angesehen und in der Zeit des Nationalsozialismus
wurden die Künstler als „entartete“ Künstler bezeichnet.
Die Kennzeichen dieser Epoche sind grobe Formen, die
durch eine spontane Pinselführung entstanden sind, plakative Gemälde mit
leuchtenden, reinen und dominanten Farben, eine Motivreduzierung auf das
wesentliche und das Auflösen traditioneller Perspektiven. Wichtig ist auch,
dass um eine innerliche Betrachtung der Bilder ging, der Betrachter sollte
innerlich erschüttert und emotional berührt werden. Es sollte nicht nur „das“
Schöne, sondern auch Schmerz, Trauer, Krankheit usw. gezeigt werden. Die Bilder
wirken oft sehr abstrakt, was durch die Darstellung der „eigenen“ Wirklichkeit
der Künstler kommt.
Zu den wichtigsten Künstlern zählen u.a.: Edvard
Munch, Augst Macke, Franz Marc, Wassily Kandinsky, Emil Nolde, Henri Matisse
und die Maler der Künstlervereinigung „Die Brücke“.
2. Bedeutende
Künstler des Expressionismus
2.1.
Edvard Munch
Edvard Munch wurde am 12. Dezember 1863 in Loten in
Norwegen geboren und ist am 23. Januar 1944 in Oslo gestorben. Er hat mit
seiner Ehefrau Laura Catherine Bjostad einen Sohn der ebenfalls Edvard heißt. Sein
ganzes Leben litt Munch unter einer bipolaren Störung, wodurch seine Kindheit
stark erschwert wurde.
Der Tod verfolgte Munch stets, seine Mutter und
Schwester starben an Tuberkulose und auch der Tod des Vaters traf Munch sehr. Diese
Tiefschläge beeinflussten seinen Stil merklich, ein häufig gewähltes Motiv von
ihm ist, der Tod, Krankheit und Trauer.
Typisch für ihn ist die Motivreduzierung, eine
dynamische Malweise und der freie Umgang mit Formen sowie das Verwenden von
reinen Farben.
Heute gilt er als Bahnbrecher des Expressionismus, ihm
zu Ehren wurde das Munch-Museum 1963 eröffnet und „Der Schrei“ ist bis jetzt
das teuerst verkaufte Bild und wurde 2012 für 199,5 Millionen $ verkauft.
2.2.
Franz Marc
FranzMarc wurde am 8. Februar 1880 in München geboren
und ist am 4. März 1914 in Barquis als Soldat gefallen. Er hatte eine Affaire
mit Annette Simon und heiratete anschließend Maria Franck und daraufhin Marie
Schrünk. Am Anfang gehört Marc zu den Impressionisten und wurde ab 1913 immer
abstrakter. Dieser Wandel kommt vermutlich durch seine Begegnung mit Wassily
Kandinsky, der als Wegbereiter der Abstrakten Kunst gilt. Auch verändert sich
sein Motiv von Naturbildern zu Tierbildern. Nach seinem Zusammentreffen mit
Heinrich Züngel begann er Anatomie Zeichnungen von Tieren anzufertigen.
Anschließend malte er ausschließlich Tiere, insbesondere Pferde. Tiere
insgesamt stehen für ihn für absolute Reinlichkeit, die Schöpfung und außerdem
bilden sie den Einklang mit der Natur.
Außerdem ist er Mitgründer des Blauen Reiters. Typisch
für Mackes Maltechnik sind einfache und klare Formen, klare und natürliche
Farben und er verwendete für seine Bilder Öl- und Aquarellfarbe sowie
Bleistift.
2.3.
August Macke
August Macke wurde am 3. Januar 1887 in Meschede
geboren und ist am 26. September 1914 als Soldat bei Perthes-lès-Hurulus als
Soldat gefallen. Mit seiner Ehefrau Elisabeth Gerhardt hat er 2 Söhne.
1904-1906 hat er die Kunstakademie in Düsseldorf
besucht und brach seine Ausbildung vorzeitig ab, da ihm der Lehrplan zu starr
war und er nicht nur Gibsabdrücke als Motive haben wollte. Nebenbei entwarf
Macke Kostüme und Bühnendeko für das Theater . Bis ca. 1910 hat er
impressionistische Bilder, bis 1912 dann expressionistische Gemälde und
Stillleben gemalt ab 1913 lässt sich sein Stil nicht mehr richtig einordnen, da
er seinen eigenen Stil entwickelt hat.
Typisch dafür sind leuchtende Farben die im
Vordergrund des Bildes stehen, wiche Konturen, Bewegungslosigkeit, starke
vereinfachte und geometrische Gegenstände sowie Personen die in leicht
gebeugter Haltung vom Betrachter abgewandt sind.
2.4.
Der Blaue Reiter
Der Blaue Reiter ist eine Abspaltung der „Neuen
Künstlervereinigung München“. Er wurde 1911 von Wassily Kandinsky und Franz
Marc gegründet und hat sich 1914 zu Beginn des ersten Weltkrieges aufgelöst. Sie
selbst sahen sich nicht als Künstlervereinigung sondern als Arbeitsgemeinschaft
an. Den Namen haben Handinsky und Marc gewählt, da beide blau mögen und Marc
Pferde und Kandinsky Reiter mag.
Als Arbeitsgemeinschaft haben sie zwei Austellungen
organisiert, wobei die zweite eine weitaus größere Bedeutung hat. Im Laufe der
Zeit haben sich weitere Künstler angeschlossen unter anderem August Macke.
Außerdem brachte der Blaue Reiter ein Almanach heraus.
(bebilderte Sammlung von Texten unterschiedlicher Sachgebiete)
Die Ziele dieser Vereinigung waren eine Erneuerung der
Kunst, die Gleichberechtigung aller Künste und sie wollte Erreichen, dass sich
die Menschen mit der Kunst auseinandersetzen und so ihr Seele finden.
Die Gemeinsamkeit der Mitglieder war das Interesse an
primitiver, mittelalterlicher und abstrakter Kunst, der Blaue Reiter ist
maßgeblich an der Entstehung der abstrakten Kunst beteiligt.
3. Bildanalysen
3.1.
Interpretation und Analyse – Zoologischer
Garten I
Das Bild „Zoologischer Garten I“ von August Macke
wurde 1912 mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt, die Maße sind 98 x 58,5 cm und es
hängt heute in der Städtischen Galerie im Lehnbachhaus in München.
Das Bild zeigt einen Zoo, in dem sich Menschen und
Tiere begegnen. Macke hat es kurz nach seiner Rückkehr nach Bonn gemalt. In
dieser Zeit besuchte er sehr oft den Zoologischen Garten Köln und nutzte diesen
als Motiv-Fundgrube. Vermutlich stellt dieses Szenario einen seiner Besuche
dar, wenn auch etwas abgewandelt. Es ist typisch für den Expressionismus, dass
die Künstler hier ihre eigene Wahrnehmung widerspiegeln, was die verwirrende
Darstellung und Perspektive erklärt.
Macke hat hier einen koloristischen Stil gewählt, was
sehr typisch für ihn ist. Je weiter man „in“ das Bild hineinschaut, desto
verschwommener wird alles. Die Formen lassen sich nur noch erahnen und man
fragt sich: Ist das wirklich ein Tier, oder sieht das nur so aus? Diese
optische Verzerrung könnte zeigen, dass Flora und Fauna noch immer eins sind
und nur der Mensch sich separiert hat und deswegen nicht mit ihr verschmilzt.
An Kontrasten findet sich ein Komplementär-Kontrast
zwischen gelb und lila, ein Hell-Dunkel-Kontrast bei dem weißen Vogel rechts
und ein Farb-an-Sich-Kontrast in den Schwanzfedern des Papageis auf der linken
Seite. Das gesamt Bild besteht aus einem Kalt-Warm-Kontrast. Wenn man von oben
links nach unten rechts eine Bilddiagonale zieht, sind auf der rechten Seite
kältere Farbtöne gewählt, grün-blau, und auf der linken Seite wärmere Farbtöne,
rot-orange. Auffällig ist, dass Macke im gesamten Bild hauptsächlich grün und
rot Töne verwendet hat, reines gelb und blau sind kaum zu finden.
Es scheint, als würde hier das irdische Paradies
beschrieben werden. Die dominanten und leuchtenden Farben, die Zusammenführung
aller Lebewesen (Tiere, Menschen, Pflanzen) und das weiße Gebäude, das
vermutlich eine Kirche darstellt, was durch die angedeuteten Rundfenster zu
erkennen ist. Diese befindet sich hinten links. Alles ist darauf ausgerichtet
und durch ihr klares Weiß fällt sie dem Betrachter direkt ins Auge, auch wenn
sie nur sehr klein ist.
Die Zusammenführung aller Arten wird besonders durch
den fehlenden Zaun unten links deutlich. Hier ist einfach ein „Loch“ und die
Tiere und Menschen werden nicht mehr getrennt. Es soll symbolisch für das
gesamte Leben auf der Erde stehen. Dies wäre eine Erklärung für die identisch
aussehenden Menschen in der Dreier-Gruppierung rechts und in der Zweier-Gruppierung
unten links. Die Menschen sollen nicht als Individuum gesehen werden, sondern
als Art, so wie ein Papagei nicht sich selbst sondern seine Art repräsentiert.
Die Menschen, die sich alle vom Betrachter abwenden,
sind ein typisches Symbol Mackes. Er hat meist die Männer mit Hüten und in
leicht gebeugter sowie abgewandter Haltung gemalt. Durch diesen Aspekt ist es
nicht ganz klar, wer hier beobachtet wird, die Tiere sind nicht wie im Zoo in
ihren Gehegen eingesperrt, sondern sie können sich frei bewegen. Das scheinen
sie zu genießen. Das Reh unten rechts wirkt nicht scheu oder ängstlich, sondern
neugierig, es hat keine Angst davor, beobachtet zu werden. Die Menschen
hingegen versuchen sich einander anzugleichen, um nicht aufzufallen, sie wollen
in der Masse unter gehen und tragen deswegen gleiche Kleidung.
Dieser Aspekt ist eine Kritik an der industriellen
Revolution, die bis etwa 1914 ging, Produkte wurden als Massenware hergestellt
und verkauft. Macke versucht die Menschen darauf aufmerksam zu machen, er zeigt
wie jeder dem anderen ähnelt, um nicht auf- zufallen oder „gesehen zu werden“.
An Kompositionslinien fällt besonders ein Dreieck auf.
Es geht von dem Papagei rechts und der Menschengruppierung nach vorne, als
würde die Spitze den Betrachter direkt ansprechen. Dies weist auf ein
Charakteristika des Expressionismus hin, der Betrachter soll angesprochen
werden. Die Spitze bildet somit den Übergang zwischen Betrachter und Gemälde.
Der Betrachter soll direkt in das dargestellte Szenario eintauchen und vom
Zuschauer zum Mitwirkenden werden. Er soll die Szene vielleicht verändern und
dafür sorgen, dass auch der Mensch wieder mit dem Hintergrund „verschmilzt“,
sodass der Mensch wieder zu Flora und Fauna gehört. Jeder Betrachter kann dies
umsetzten, indem er sich gegen die Massenproduktionen stellt und dafür sorgt
erkannt zu werden und aufzu- fallen.
Es fallen noch zwei weitere Dreieckskompositionen auf.
Diese gehen von den beiden Rehen aus. Das Eine bildetet seine Spitze bei der
Menschengruppierung rechts und das andere bei dem Papagei links. Auffällig
hier ist, dass sich beinahe eine gerade Linie zwischen den beiden
Dreieckspitzen ziehen lässt. Die Tiere stehen auf einer Stufe mit den Menschen
und nicht wie sonst, deutlich unter dem Menschen. Dies unterstützt erneut den
Aspekt, dass der Mensch wieder genauso zu Flora und Fauna gehören kann, wie er
es einmal getan hat.
Die Hauptaussage in diesem Bild liegt somit darin,
dass die Menschen aufhören sollen, sich einander anzupassen und hinter einer
Fassade zu verstecken. Sie sollen sich wieder unterscheiden und erkannt werden,
die Massenproduktionen sollen gestoppt werden und jeder sollte zeigen können,
was ER persönlich mag und nicht was ANDERE mögen.
3.2.
Interpretation und Analyse – Der Schrei
„Der Schrei“ von Edvard Munch gilt als erstes
expressionistisches Werk. Insgesamt gibt es vier Versionen davon. Die nun zu
betrachtende Version ist die Erste aus dem Jahr 1893. Es handelt sich um eine
Temperaversion mit den Maßen 91x73,5 cm und ist heute in der norwegischen
Nationalgalerie ausgestellt.
Auf dem Bild sieht man im Vordergrund eine Person, bei
der man nicht genau sagen kann ob sie weiblich oder männlich ist. Sie ist sehr
ausgemergelt, ihr Kopf ähnelt einem Totenkopf, wozu auch die pupillenlosen
Augen und der zahnlose, lochartige Mund beitragen. Die Hände sind an den Kopf
gerissen und nur schemenhaft dargestellt, durch den aufgerissenen Mund erweckt
es den Anschein, als würde er sehr laut und verzweifelt schreien. Die Gestalt
steht auf einer Brücke und hinter ihm/ihr laufen zwei in schwarz gekleidet
Personen, dies sind vermutlich Männer. Außerdem sieht man Wasser, was
vermutlich einen Fluss oder das Meer darstellen soll. Auf dem Wasser befinden
sich zwei kleine Boote. Der Himmel ist in orange Tönen gemalt, was auf einen
Sonnenauf- oder Sonnenuntergang hindeutet.
Das Bild lässt sich in drei Ebenen unterteilen, die
erste Ebene bildet der Himmel. Man sieht hier die Pinselstriche deutlich, da
sie in Wellenbewegungen gemalt wurden, so wirkt es sehr dynamisch. Durch diese
Malweise wird die Blickrichtung vorgegeben. Als Betrachter folgt man den
Wellenbewegungen von links nach rechts. Auf den ersten Blick scheint der Himmel
nur „durcheinander“ zu sein und sehr unruhig. Wenn man ihn sich jedoch länger
anschaut, wird deutlich, dass die Wellen alle parallel verlaufen und es doch
eine gewisse Ordnung gibt. Besonders auffällig ist hier die Farbgebung, die
orange-rot Töne des Himmels sind sehr ungewöhnlich.
Die zweite Ebene ist das Wasser, auch hier sind nur
wenige Details zu sehen und diese sind nicht entscheidend für das Geschehen im
Vordergrund. Das Wasser besteht ebenfalls aus dynamischen und schwungvollen
Linien, jedoch sind diese nicht parallel. Hier herrscht keinerlei Ordnung und
das Wasser wirkt dadurch als noch gefährlicher und wilder.
Die dritte Ebene, die die Brücke bildet, ist der
entscheidende Teil des Bildes. Die Gestalt steht beinahe genau im goldenen
Schnitt, außerdem ist dies der Teil indem es die einzigen geraden Linien gibt.
Hierdurch entsteht ein deutlicher Kontrast zur Natur. Dieser Kontrast könnte
verdeutlichen, dass die Brücke nicht zur Natur gehört, sie ist nicht natürlich
entstanden, sondern wurde gebaut.
Die Gestalt vorne ist wiederum in geschwungenen Linien
gemalt, sodass sie mit der Natur verbunden ist, dazu gehört. Diese Linie geht
über das gesamte Bild bis hin zum Himmel, als würde sie sagen wollen, du
landest irgendwann hier. Da Munchs Vater Pfarrer war, würde dieser Gedanke
passen, er wurde sehr religiös erzogen und von seiner Mutter kurz vor ihrem Tod
ermahnt, immer gläubig zu bleiben, damit sie sich im Himmel wieder träfen.
Somit könnte dieser Schwung auf eine Verbindung zu seiner Mutter hinweisen.
Die Brücke verjüngt sich nach hinten, dadurch entsteht
eine Tiefe im Bild, wenn diese nicht vorhanden wäre, wäre die Szenerie einfach
„platt“.
Das Orange der Bildebene eins und das Blau der Bildebene
zwei bildet einen Kalt-Warm- sowie Komplementär-Kontrast. Außerdem bildet das
schwarze Gewand der Gestalt und ihre helle Hautfarbe einen
Hell-Dunkel-Kontrast.
Die Person im Vordergrund wirkt sehr verängstigt, als
würde ihr der Sturm, und das brausende Wasser, das durch die dynamische
Maltechnik hervortritt, große Angst machen und Unruhe bereiten. Den Männern im
Hintergrund scheint es nicht so zu ergehen, sie laufen einfach weiter, ohne
sich noch einmal umzudrehen. Sie kümmern sich nicht im geringsten um das
Geschehen um sie herum, als würden sie es gar nicht bemerken.
Die Gestalt selbst steht im finstersten Teil des
Bildes, da die Brücke von hinten nach vorne immer dunkler wird. Diese
Dunkelheit könnte für die Angst, Einsamkeit und Verzweiflung der Person stehen.
Bei dem gesamten Werk handelt es sich vermutlich um ein Selbstbildnis Munchs.
Ein Tagebucheintrag schildert exakt dieses Szenario: „Ich ging mit zwei
Freunden die Straße entlang, die Sonne ging unter – ich spürte einen Hauch von
Schwermut – der Himmel färbte sich plötzlich blutig rot. Ich blieb stehen,
lehnte mich totmüde gegen einen Zaun – sah die flammenden Wolken wie Blut und
Schwerter – den blauschwarzen Fjord und die Stadt – meine Freunde gingen
weiter, ich stand da zitternd vor Angst – und fühlte wie ein langer Schrei
durch die Natur ging.“
3.3.
Analyse und Interpretation - Die großen blauen
Pferde
Das Gemälde „Die großen blauen Pferde“ von Franz Marc
kommt aus 1911, hat die Maße 106x181 cm und hängt heute im Walker Art Center in
Minnepolis. Es würde mit Ölfarbe auf Leinwand aufgetragen und ist eine
koloristische Zeichnung.
Das Bild zeigt im Vordergrund drei blaue Pferde, die
seitlich gemalt wurden. Der Hintergrund ist nur schemenhaft angedeutet, die
Berge wurden nur als grobe Schwünge dragestellt. Auch der Himmel ist nur durch
ein wenig blau angedeutet und die Sonne durch einen „gelben“ Fleck am Himmel
gemalt worden. Die Berglandschaft entspricht nicht der Wirklichkeit, sie ist in
rot-rosa Tönen gehalten.
Das Gemälde entstammt vermutlich Marcs Studie aus 1911
„Pferde in der Landschaft“, dies ist eine Bleistiftzeichnung mit dem selben
Motiv, allerdings sind die Farbtöne naturgetreu übernommen.
Da die Berge in rot Tönen gehalten sind, lässt es sich
darauf schließen, das sich die Szenerie während des Sonnenauf- oder Untergang
abspielen muss, auch wenn die Farbe des Himmels dem widerspricht. Marc hat hier
die Bedeutungsperspektive gewählt, die Pferde sind deutlich größer wie die
Berge. Das Pferd vorne rechts scheint an einem Grashalm oder ähnlichem zu
knabbern, dieser ist ebenfalls sehr unproportional zum Pferd, er ist viel zu
groß.
Wichtig für Marcs Bilder ist, dass er das Motiv oft in
der Hintergrund rückt. Die Komposition ist oft nicht ausschlanggebend. Für ihn
hat alles eine Bedeutung, jedes Tier steht für bestimmt Charaktereigenschaften,
sowie auch jede Farbe ihre Bedeutung hat.
Um seine Bilder zu verstehen, muss man seine „Sprache“
kennen.
Der Zusammenschluss aus Flora und Fauna steht für
absolute Reinheit, und eine Welt des Lichts. Besonders Pferde unterstützen
dieses Bild, sie wären dem Menschen die ähnlichste Tierart, verkörpern die
Sehnsucht des Menschen nach Harmonie, Vollkommenheit und die Hoffnung. Laut ihm
sind Pferde das Reinste, das die Natur je erschaffen habe.
Im Zusammenhang mit der Farbe blau wird dieses Bild
noch ausdrucksstärker. Blau steht für die Männlichkeit, das Intellektuelle,
Geistliche und Herbe.
Die blauen Pferde, die ein oft gewähltes Motiv Marcs
sind stehen somit für die Vollkommenheit und das Männliche, perfekt von der
Natur geschaffen und sehr kraftvolle und majestätische Tiere.
Gelb hingegen steht für das Weibliche, Sinnliche und
Heitere. Vergleicht man die Anteile von gelb und blau miteinander, so fällt
auf, dass es nur ein geringer Teil des Bildes gelb ist, aber ein großer Teil
ist blau. Auch wenn man weitere Bilder vergleicht ist es meinst so, das
entweder der Anteil von gelb oder von überwiegt, es gibt nur wenige Bilder auf
denen sich die Anteile beinahe ausgleichen. Dies könnte der Fall sein, da Marc
selbst Probleme mit Frauen hatte. Erst eine Affaire mit einer bereits
verheirateten Frau und danach hat er selbst noch zwei weitere Frauen
geheiratet. Somit könnte es sein, dass das Weibliche und Männliche nicht
zusammenpasst. Marc wollte Priester werden, hat sich dann aber doch dagegen
entschieden, da er sich für nicht „fähig“ genug hielt. Als Priester ist es ihm
in der katholischen Kirche nicht gestattet eine Frau zu heiraten, sein
religiöser Hintergrund würde diese Vermutung unterstützen.
Die dritte Grundfarbe, rot, steht für die Urkraft und
Materie. Gelb und blau müssen rot überwinden. Deshalb sind die rot Anteile in
Marcs Bildern meistens nur sehr gering, teilweise ist rot überhaupt nicht
verwendet worden. Auch bei diesem Bild ist reines rot nur in sehr kleinem Teil
zu sehen.
Die komplementär Farben „brauchen“ sich, so Marc. Die
Grundfarben können auch ohne ihr Gegenstück, die Gegenstücke jedoch nicht ohne
ihre Grundfarbe. Das fällt auch bei dem Bild auf. An den Stellen an dem grün zu
sehen ist, ist auch reines Rot. Wenn man orange sieht, sieht man auch blau.
Marc wollte mit seinen Bildern nicht die Natur
wiedergeben, sonder Emotionen transportieren. Dafür entwickelte er sein eigenes
Farbprinzip. Außerdem wollte er die Welt aus den Augen der Tiere zeigen, bei diesem
Beispiel dem der Pferde. Er wollte die Seele der Pferde sprechen lassen, er hat
versucht die Welt mit ihren Augen zu sehen und das den anderen Menschen weiter
zu geben.