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Grammatik und Norm

  • Einige Sprecher sprechen ohne Ausbesserung gut.  Dies ist aber nicht der Normalfall. Man wird in der Schule mit richtig/falsch konfrontiert.

  • Das Können ist praktisch.

  • Man kann beim Duden anrufen und fragen, was grammatikalisch richtig ist. (Kostet aber ca. 3 Euro in der Minute.)

  • Sprecher sind sich der eigenen Sprache nicht mehr sicher.

  • Normale Sprecher wollen keine Alternativen, deswegen wird meist nur 1 richtige Möglichkeit aufgezeigt.  Normale Sprecher wollen nur 1 richtiges Deutsch.

  • Normative Grammatiken zeigen nur 1 richtige Variante auf, obwohl es mehrere Varianten gäbe.  existiert in den Köpfen der Menschen, aber geschriebene Grammatik ist fast nicht mehr normativ.

  • Deskriptive Grammatiken beschreiben verschiedene richtige Varianten/Möglichkeiten.

  • Regionale Varietäten heißen Dialekte.

  • Wenn wir über Grammatik reden, müssen wir wissen, über welche Varietäten wir reden.

  • Geschriebenes Standard-Deutsch gilt als Grundsatz der Grammatik.

  • Ziel des muttersprachlichen Unterrichts ist die Hinführung des Kindes zur Literarizität.

  • Belletristik kann erst durch die Beherrschung der Sprache erkannt werden.  Aber die Literatursprache lebt auch vom Hinwegsetzen über die Grammatik.

  • Standardsprache kennen, heißt Literatursprache verstehen.

  • Standardsprache wird meist in überregionalen Zeitungen gezeigt.


  • Grammatik soll alles beschreiben, was dazu gehört, aber nicht, was nicht dazugehört.  das ist das Ideal

  • Normative Grammatik fordert.

  • Deskriptive Grammatik fordert nicht, sondern bietet Alternativen.


  • Normale Kalküle sind durchkalkulierte, normierte Sprachen wie z.B. Computer-Sprachen.  Natürliche Sprache hat nicht so strikte Regeln wie normierte Sprachen.

  • Sprache gibt es ohne Menschen nicht, d.h. Sprache gehört untrennbar zum Menschen, daher gibt es das Problem des Begriffs „natürliche Sprache“.  „Natürliche Sprache“ steht uns nicht gegenüber, sie existiert nur als Gegensatz zur künstlichen Sprache.

Norm und System:

  • Ferdinand de Saussure glaubte an eine Struktur in der Sprache.

  • Laut bis Satz beruhen auf einer Struktur, die wir lernen.

  • Das System ist abstrakt, der Gebrauch ist praktisch.  Das System ist da, es ist weder gut noch schlecht.

  • Der Mensch schließt automatisch bestimmte Dinge, die das System erlaubt, aus, damit normiert der Mensch.

  • Sprachnormen lassen nur bestimmte Möglichkeiten zu, die im System existent sind.

  • Teilweise wurden auch systemwidrige Dinge normiert z.B. „Eisen verarbeitende“  ist systemwidrig; systemdeckungsgleich wäre „eisenverarbeitende“

  • Nach dem Spracherwerb macht man nur mehr wenige Fehler, da man Regularitäten verwendet

  • Implizite Norm: ist das Sprachkönnen (das funktioniert automatisch)

  • Explizite Norm: die implizite Norm kann erforscht werden und wird somit zur expliziten Norm  der beste Fall ist, wenn die implizite mit der expliziten Norm übereinstimmt

  • Explizite kodifizierte Norm: ist eine niedergeschriebene, implizite Norm, d.h. nur die Orthografie

  • Beispiel: der Funke vs. Der Funken  Streitgespräch

  • Wirr-Warr in den Grammatiken

Funke  alte, schwache Form  gilt eigentlich nur mehr für Lebewesen (z.B. Löwe)

Funken  neue Form

Phonologie:

  • Phonologie beschäftigt sich mit den kleinsten Elementen.

  • Die Phonologie beschert Normprobleme, da man möglichst nah an die Standardlautung heran will.

Wortbildung:

  • Goethe Faust II Ende: „Alles Vergängliche … das Unaussprechliche…“

un aus sprech lich

Stamm

I_______I

I_______I_____I

Das Wort entspricht nicht den Regeln des Deutschen: es gibt weder „aussprechlich“ noch „unaussprech“


un aus sprech bar

Stamm

I______I

I__________I

I________I

un- modifiziert nur Adjektiva.

-bar vs. –lich: es gibt „aussprechbar“, aber nicht „aussprechlich“

  • Das System sagt, ob ein Wort möglich oder nicht möglich ist z.B. stehlen  Stehler  das Wort gibt es, aber wir haben das Wort „Dieb“ stattdessen  das nennt man Blockierung (keiner kommt darauf Stehler statt Dieb zu sagen, daher ist das synonyme Wort blockiert)

  • Stehler ist ein blockiertes Wort; Gefaller ist ein schlechtes Wort


  • Politische Korrektheit: ist eine Art Verbot für bestimmte Wörter

Bsp.: Eskimo  politisch inkorrekt

Inuit  politisch korrekt

Ausländer  inkorrekt

Menschen mit Migrationshintergrund  korrekt

Neger  inkorrekt

African Austrian  korrekt

Soziale Probleme haben mit dem System nichts zu tun

Syntax:

  • Sie fragt ihn die Vokabeln ab. Akkusativ im Aktiv gut

Sie fragt ihm die Vokabeln ab. Dativ im Aktiv schlecht

Passiv: Ihm werden von ihr die Vokabeln abgefragt. Dativ im Passiv gut

  • … weil ich noch gearbeitet habe.  gut

… weil ich habe noch gearbeitet.  schlecht, aber sehr weit verbreitet  Frage nach warum und seit wann Menschen diese Version verwenden.

Frage danach, ob die beiden Kausalsätze dieselbe Bedeutung haben.

Flexion:

  • Wort: kann 1 oder mehrere Bedeutungen haben

  • Das Wort „Wort“ ist ein Wort der Alltagssprache.

  • Wortbegriff Alltagssprache vs. Wortbegriff Grammatik

  • Grammatik:

    • Flektierte Wortformen

    • Text= Folge von Wortformen

    • Wort= die Menge von Wortformen=Flexionsparadigma; alle Wortformen eines Wortes haben dieselbe lexikalische Bedeutung.

    • Ein Wort in einer flektierenden Sprache ist die Menge aller flektierten Wortformen eines Paradigmas.

  • Im Deutschen:

    • Flektierende Wörter: Verben, Adjektiva, Substantive, Pronomina

    • Nicht-flektierende Wörter: Adverbia, Konjunktionen, Präpositionen

Das Verb: Die Formen des verbalen Paradigmas und ihr Gebrauch

  • Regelmäßigkeit und Flexion: die Bedeutung unmarkierter Typen

  • Bsp: Grundform „leggen“

  • Stamm „leg“

Sg. Pl.

1. leg e 1. leg en

2. leg st 2. Leg t

3. Leg t 3. Leg en

  • Synkretismus= 1. + 3. Person Plural stimmen überein

  • Ausnahme:

Sg. Pl.

1. Bin 1. Sind

2. Bist 2. Seid

3. Ist 3. Sind

  • Unregelmäßig vs. regelmäßig:

    • Sein stammt von einem regelmäßigen Verb ab

    • Hilfsverben sind besonders wichtig und haben eine besondere Funktion

    • Unregelmäßigkeit ist Ausdruck besonderer Wichtigkeit  Unregelmäßigkeit der Hilfsverben macht sie resistent, sie können nicht verwechselt werden

    • Grammatischer Nahbereich enthält unregelmäßige Paradigmen.

    • Sein: 1. + 3. Ps. Pl. Stimmen auch überein  bei allen Wortformen

    • Im Präsens Indikativ Aktiv aller Verben stimmen die 1. + 3. Ps. Pl. Immer überein!

  • Präteritum von legen:

    • Sg. Pl.

    • 1. Leg t e 1. Leg t en

    • 2. Leg t est 2. Leg t et

    • 3. Leg t e 3. Leg t en

  • Bei den Verben stimmen 1. + 3. Ps. Sg. UND Pl. IMMER überein, außer im Präsens Indikativ aktiv!

  • Wortformen bildeten sich über viele Jahre hinweg aus  keine Willkür.

  • Auch im Englischen flektiert die 3. Ps. Sg Ind. Akt. Präsens

Bsp.: she goes, waits,…

  • Roman Jakobson: schrieb ein Buch über die Kasusbildung im Russischen

  • Markierte vs. unmarkierte Formen:

    • Das Deutsche kann Plural bilden

Bsp.: der Löwe – die Löwen

unmarkiert, markiert, längere Form od.

einfach mind. gleich lang, niemals

kürzer, hat komplexere

Bedeutung als Singular,

nach Jakobson

    • Singular kann Einzahl bedeuten, muss aber nicht!!!!

      • Merkmal Einzahl kommt nicht jedem Singular zu.

      • Unmarkiert= heißt ohne Merkmale

      • Bsp.: Der Löwe ist ein Raubtier.

„Der Löwe“ ist in diesem Fall Singular, aber nicht Einzahl, weil es um die Summe/Allgemeinheit der Löwen geht.

    • Grammatische Kategorien sind NIEMALS symmetrisch! Höhere Bedeutungskomplexität geht mit höherer Merkmalskomplexität einher.


  • Präsens hat keine Zeitbedeutung!

Ich bin hier.  jetzt, Gegenwart

Ich komme morgen.  Zukunft

Der Löwe ist ein Raubtier.  gilt immer, allgemein gültig

  • Präsens ist die unmarkierte Zeitform des Verbs!

  • Regel: Subjekt und Prädikat stimmen immer in Person und Numerus überein= Kongruenz!

„Helga“ hat eigentlich keine Person, nur Kasus + Numerus,

man nimmt aber immer 3. Ps. Sg., wenn es vom Subjekt keine Person gibt

  • Der „dass-Satz“ – und auch manchmal der „ob-Satz“ – kann als grammatisches Subjekt in 3. Ps. Sg. fungieren.

  • 2. Ps. Ist immer adressatenbezogen.

Du spinnst. Ihr spinnt.

  • Verbflexion ist adressatenbezogen.

  • Das Schwa: auch Murmelvokal oder reduktionsvokal genannt

    • Bsp.: ich leg e [ ]

    • Einziger Vokal, der in deutschen Flexionssuffixen vorkommt

    • Auf Schwa kann NIE ein Wortakzent d.h. eine Betonung liegen

Sg. Pl.

1. Droh (e) eher ohne Schwa 1. Droh en

2. Droh st 2. Droh t

3. Droh t 3. Droh en

    • „drohen“: die 1. Ps. Sg. Will so wie die anderen Formen auch 1-silbig werden= paradigmatischer Ausgleich

Sg. Pl.

1. Bet (e)  mit Schwa, sonst dialektal 1. Bet en

2. Bet est 2. Bet et

3. Bet et 3. Bet en

    • Paradigmatischer Ausgleich: Innerhalb eines Paradigmas will etwas ausgegleicht werden (siehe Bsp. oben)

  • 1. + 3. Ps. Sg. UND Pl. stimmen immer überein, außer im Präsens Indikativ aktiv – da sind 1. + 3. Ps. Sg. unterschiedlich.

Leg (e) reis e


Leg t reis t 2. Ps. Sg. von „reisen“ mit der von „reißen“ verwechselte

Leg en reis en

Leg t reis t

Leg en reis en


  • Geminatenreduktion: 2 gleiche Laute werden auf 1 reduziert wie z.B. „du reis (s)t“ oder „du hex (s)t“ oder „du reiß (s)t“

    • Wenn der Laut „s“ im Stammauslaut ist, fällt das 2. Ps. Sg. „s“ weg

    • Man sieht den Unterschied nicht, hört ihn aber

Reisen vs. Du reist

Auslautverhärtung: „reisen“ enthält ein stimmhaftes „s“, aber bei „du reist“ wird das stimmhafte „s“ durch die Auslautverhärtung zu einem stimmlosen „s“.

Hose  stimmhaftes „s“

Höschen  stimmloses „s“

  • Geminatenreduktion führt dazu, dass 2. + 3. Ps. Sg zusammenfallen z.B. du reist, er reist

Bsp.: waschen  du wäschst

naschen  du naschst  beides wird als „du wäscht/du nascht“ gesprochen

  • Konjunktiv: 2 Arten

    • Synthetischer Konjunktiv (1 Verbform)

    • Analytischer Konjunktiv (mehrere Verbformen)

Indirekte Rede:

„Sie behauptet, ich lege ein Bild dorthin.“

Hier ist das Schwa obligatorisch.

  • Konjunktiv:

    • 1. Leg e 1. Leg en

    • 2. Leg est 2. Leg et

    • 3. Leg e 3. Leg en

    • Man könnte sagen, dass das Schwa ein eigenes Morphem des Konjunktiv ist.

    • Die markierte Form ist immer regelmäßiger in der Formbildung als die unmarkierte.

  • Schwa ist der einzige Vokal, der in der deutschen Flexion vorkommt.

  • Bsp.: sein- und haben-Konjunktiv

Sg. Pl. Sg. Pl.

1. Ich sei 1. Wir sei en 1. Ich hab e 1. Wir hab en

2. Du sei st 2. Ihr sei d 2. Du hab est 2. Ihr hab et

3. Er sei 3. Sie sei en 3. Er hab e 3. Sie hab en

  • „sein“ ist maginal unregelmäßig.

  • Der Konjunktiv Präsens sit sehr regelmäßig.

  • Hilfsverben und Personalpronomen flektieren nicht regelmäßig, das nennt man Nahsprache.

  • Bsp.: segeln Konjunktiv Präsens

Ich segel e

Du segel est

Er segel e

Wir segel en  diese Formbildung funktioniert nicht richtig, deshalb benutzt man das würden-Passiv „wir würden segeln“


  • Präsens im Verhältnis zum Präteritum:

Präsens Indikativ Präsens Konjunktiv Präteritum Indikativ

Leg st leg est leg t est

Leg t leg e leg t e

Leg en leg en leg t en

Leg t leg et leg t et

Leg en leg en leg t en

  • Dentalsuffix „t“ ist das Kennzeichen für das Präteritum.

  • Präsens Konjunktiv Präteritum Konjunktiv

Leg e leg t e

Leg est leg t est

Leg e leg t e

Leg en leg t en

Leg et leg t et

Leg en leg t en

  • Schwache Verben: haben im Präteritum keinen Vokalwechsel, sondern nur den Einschub des Dentalsuffixes „t“.

    • Das Deutsche braucht einen regelmäßigen Flexionstyp, weil sich die Verbstämme ständig vermehren.

    • z.B. engl. „surf“  „surfen“  Fremdstämme flektieren IMMER regelmäßig und sind IMMER unmarkiert.

    • Der Konjunktiv verschwindet möglicherweise bei schwachen Verben.

  • Starke Verben: haben einen Vokalwechsel; der häufigste Wechsel ist der Ablaut

Ruf (e) rief

Ruf st rief st

Ruf t rief

Ruf en rief en

Ruf t rief t

Ruf en rief en

    • Bei starken Verben gibt es keinen „t“-Einschub mehr

    • Verbformen sind markiert durch den Vokalwechsel

    • 1. + 3. Ps. Sg. 1-silbig, 2. Ps. Sg. 2-silbig, 1. + 3. Ps. Pl. 2-silbig

    • Das Präteritum Konjunktiv der starken Verben funktioniert einwandfrei.

    • Präteritum Konjunktiv

Rief e rief en

Rief est rief et

Rief e rief en

    • Es gibt ca. 160 starke Verben: die Zahl nimmt schon im Laufe der Geschichte ab.

    • Viele starke Verben gehören zum Kernwortschatz und werden häufig gebraucht.

  • Der Imperativ wird als 1. Form schwach.

  • Präsens Indikativ: Eigenheit starker Verben

Ich werfe fahr e trag e

Du wirfst fähr st träg st

Er wirfst fähr t träg t

  • Präteritum hat einen Ablaut.

Bsp.: ich trage – ich trug, ich trinke – ich trank, werfe –warf

Trug trüg e

Trug st trüg st

Trug trüg e

  • Konjunktiv Präteritum wird – wenn möglich – mit Umlaut gebildet.

  • Normal: starke Verben werden schwach.

    • Das Partizip wird zuletzt schwach

Bsp.: fechtet – focht/fechtete – gefochten

  • Ausnahme: früher: winken – winkte – gewinkt

    • Später in Dialekten: winken – winkte – gewunken

Das ist eigentlich gegen den Trend, normal werden starke Verben schwach.

Das passiert, weil es eine starke Partizip-Reihe gibt z.B. trinken – getrunken.

  • Unterschied in der Länge:

Ich spreche - ich sprach

Kurz lang

    • Keine Ausnahme, sondern bei vielen Wörtern

Brechen – brach, essen – aß, erschrecken – erschrak, treffen – traf  Präsens-Vokal ist kurz, Präteritum-Vokal ist lang

Bsp.: du sprichst (Präsens Indikativ akt.) – du sprechest (Präsens Konjunktiv akt.)

Präsens Indikativ im Verhältnis zu Präsens Konjunktiv

Präteritum Indikativ bezieht sich auf Präsens Indikativ

ich spreche – ich sprach

Konjunktiv Präteritum wird gebildet auf Basis von Präteritum Indikativ gebildet

Ich sprach – ich spräche

Ich spreche – ich spräche

Präsens Indikativ hat ein kurzes „e“, Präteritum Konjunktiv hat ein langes „ä“

    • Der Unterschied in der Länge kommt daher, weil sich ein kurzes „e“ und ein kurzes „ä“ phonetisch gleich anhören. Damit man den Unterschied zwischen Präsens Indikativ und Präteritum Konjunktiv nicht nur sehen, sondern auch hören kann, wird ein langes „ä“ gesprochen.

    • Kurzvokal hat 2 Schreibweisen „ä“ und „e“, aber die gleiche phonetische Aussprache.

Sterbe – starb – stürbe

  • Kasus: Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ

  • Genus: maskulin, feminin, neutrum

  • Kategorisierungen der Verben:

    • Genus verbi: aktiv, passiv

    • Tempus: Präsens, Präteritum, Futur

    • Modus: Indikativ, Konjunktiv

    • Numerus: Singular, Plural

    • Person: 1., 2., 3. Ps.

  • Grammatische Kategorien sind Nominativ, Genitiv, aktiv, Indikativ etc.

  • Kategorisierungen sind Kasus, Tempus etc.

  • Bybee-Hierarchie:

Genus verbi > Tempus > Modus > Numerus > Person

Leg e st  e= Modus, st= Numerus + Person

Wie in der Bybee-Hierarchie steht der Modus vor Numerus und Person.

Leg t est  t= Tempus, est= Numerus + Person

  • Das Althochdeutsche hatte noch ein synthetisches Passiv, aber die Formen werden immer analytischer.

  • Der „würde“-Konjunktiv ist analytisch.

  • synthetisch vs. analytisch:

    • synthetisch: bedeutet in einem Stück, in einem Wort.

    • analytisch: bedeutet in mehreren Stücken, in mehreren Wörtern.

Das Verb: Komplemente, Adjunkte, Diathesen

  • Stelligkeit:

    • Stelligkeit gibt es nur im syntaktischen Sinne.

    • Bei 1-stelligen Verben ist das Komplement meistens das Subjektiv.

    • 1-stellig: z.B. schlafen, atmen

Man braucht nur 1 Verbkomplement, damit der Satz gut wird.

Bsp.: Sie schläft.

    • 2-stellig: z.B. sehen, bauen

Bsp.: Er sieht sie. Paula baut ein Haus

2-stellige Verben sind Beziehungsverben/relationale Verben.

Wenn man etwas aussagen will, braucht man ein Prädikat.

Proposition=Satzbedeutung: liegt dann vor, wenn etwas als wahr oder falsch bezeichnet werden kann.  die einfachste Form der Proposition findet man im Aussagesatz.

    • 3-stellig: z.B. geben, nehmen, schreiben

Bsp.: Helga gibt ihm ein Buch. Helga schreibt ihr einen Brief.

Subjekt, Objekt 3. Fall und Objekt 4. Fall

  • Rektion: das Verb regiert seine Ergänzungen/Komplemente; das Verb bestimmt, welche Form Komplemente haben.

    Bsp.: Ich friere. Mich friert.

    Mir graut (vor dir).  richtig Ich graue.  falsch

    Das Verb bestimmt die Stelligkeit und die Form der Stelligkeiten.

    • Ergänzungsklassen:

    Ergänzungsklassen sind Ausdrücke, die eine Klasse bilden.

    Das Deutsche ist eine reife Sprache. Sie hat sich über Jahrhunderte gesprochen und geschrieben entwickelt.

    Es gibt die Großschreibung aus syntaktischen Gründen. Man kann dadurch schneller lesen.

      • Nominale: Pronomina, Nominalgruppe

    Das Verb bestimmt den Kasus.

    Nominativ > Akkusativ > Dativ > Genitiv

    Meist Nominativ, danach Akkusativ, dann Dativ und als letztes Genitiv

        • Nominativ: hat strukturelle Funktion. Jedes Verb des Deutschen kann einen Nominativ bestimmen  Nominativ wird „struktureller Kasus“ genannt. Bsp.: Er schläft.

        • Akkusativ:

    Bsp.: Sie liebt den Mann.

        • Dativ: bezeichnet fast immer einen Adressaten/Rezipienten.

    Bsp.: Sie hilft ihrem Großvater.

        • Genitiv: hatte früher eine spezifische Funktion, diese ging aber über die Zeit verloren.

  • Sie vergisst ihrer Jugend.  Sie vergisst ihre Jugend.

      • Präpositionalgruppe: besteht aus einer Präposition und einer Nominalgruppe.

    Bsp.: in Graz, aus der Schule

        • Bsp.: Paul denkt an seinen Vater.  Präposition + Akkusativ

    Präpositionen müssen gelernt werden, weil das Verb die Eigenschaft eine bestimmte Präposition mit einem bestimmten Kasus an sich zu binden hat.

    Bsp.: bitten um, warten auf

        • Adverbiale Bestimmungen sind nicht verbgebunden.

    Bsp.: Karl wartet auf dem Bahnsteig (= adverbiale Bestimmung) auf seine Freundin (= Adjunkt).

    Bsp.: Sie leidet unter ihrem Freund (= 2-deutig, kann entweder adverbiale Bestimmung oder Adjunkt sein).


        • Präpositionalgruppe vs. Präpositionalobjekt:

    Präpositionalgruppe:

    Die Präposition einer Präpositionalgruppe ist verbgebunden, d.h. ein Verb verlangt immer eine bestimmte Präposition. Präposition „auf“ hat hier keine lokale Bedeutung, sie ist ein Formelement  die Präposition ist semantisch entleert.

    Bsp.: Sie wartet auf ihn.

    Präpositionalobjekt:

    Die Präposition eines Präpositionalobjekts ist nicht verbgebunden, „auf der Brücke“ ist ein Adjunkte/adverbiale Gruppe, „auf“ hat hier eine lokale Funktion.

      • Sätze:

        • Aussage-Hauptsatz= Verbzweitsatz: Das finite Verb steht an der 2. Stelle im Satz.

    Bsp.: Sie baut ein Haus.

        • Aussage-Nebensatz= Verbletztsatz: Das finite Verb steht an der letzten Stelle im Satz.

    …, weil sie auf Guddo gewartet hat.

        • Laut Chomsky ist das Deutsche eine Verbletztsprache.

        • „vergessen“ hat ein Subjekt und Objekt

    Bsp.: Er vergisst den Abstieg von Herta BSC.

    Er vergisst, dass Herta BSC abgestiegen ist.  Objektsatz

    Beide Sätze bedeuten dasselbe.

    Ein Satz bezeichnet eine Tatsache, Handlung etc., hat dieselbe Funktion wie Akkusativ  Objektsatz

        • Bestimmte 2-stellige Verben können einen Akkusativ und auch einen Nebensatz haben.

    „vergessen“ ist syntaktisch ein anderes Wort als „bauen, mähen“

    „vergessen“  Handlung steht im Hintergrund

    „bauen, mähen“  Handlung steckt im Wort

        • Objektsatz:

    Bsp.: Karl vergisst, dass Paula gewinnt.

    Kursiv, fett= Hauptsatz; rot= Objektsatz/Nebensatz

        • Subjektsatz:

    Bsp.: Dass Paula gewinnt, freut ihn.

    Kursiv, fett= Hauptsatz; rot= Subjektsatz/Nebensatz

    Das Subjekt kann bei bestimmten Verben ein Satz sein.

  • Sätze können Satzglieder besetzen und zwar Subjekt und Objekt  dass-Satz

  • „vergessen“

    • Karl vergisst, dass Paula gewinnt.  Nebensatz ist der Inhalt des Wissens.

    • Karl hat vergessen, ob Paula gewonnen hat.  Nebensatz drückt das Wissen nicht aus; man weiß nicht ob sie gewonnen hat oder nicht.

  • „dass“: es wird ausgedrückt, was man weiß

  • „ob“: es wird ausgedrückt, dass man etwas weiß, aber für den Rezipienten ist das Wissen nicht zugänglich

    Karl befürchtet, dass Paula gewonnen hat.  grammatisch

    Karl befürchtet, ob Paula gewonnen hat.  ungrammatisch

        • Nicht alle Verben können „ob“-Sätze bilden!

        • Immer, wenn „dass“- und „ob“-Sätze stehen können, muss der „dass“-Satz für den Sprecher wahr sein!

        • Faktive Verben: Bei diesen Verben muss der „dass“-Satz wahr sein

    Karl erzählt, wer gewonnen hat.  indirekter Fragesatz, Nebensatz

    Am Anfang des Nebensatzes steht keine Konjunktion, sondern ein Fragewort/w-Wort

        • Im deutschen Nebensatz steht am Anfang ein Einleitewort und am Schluss ein finites Verb.  Einleitewörter können Konjunktionen oder Fragewörter sein.

  • Heute gibt es eine klare Unterscheidung zwischen Verbzweit- und Verbletztsatz, früher war es unklar, wo Verbzweit- und Verbletztsatz steht.

  • Infinitivgruppen:

    Objekt- und Subjektinfinitive:

    Bsp.: Paula verspricht, dass sie eine Grammatik liest.

    Das Subjekt des Nebensatzes bezieht sich in diesem Fall zurück auf das Subjekt des Hauptsatzes.

    Bsp.: Paula verspricht, eine Grammatik zu lesen.  Objektinfinitiv

        • Objektinfinitiv steht, weil das Subjekt des Nebensatzes mit dem Subjekt des referenziell übergeordneten Hauptsatzes übereinstimmt.  somit sind beide Sätze bedeutungsgleich

        • Objektinfinitiv hat kein finites Verb, sondern ein infinites Verb und „zu“.

        • Komprimierungsvorgang/Verdichtung: Das Subjekt des Nebensatzes fällt hinaus.

        • Normalerweise kann, wenn ein „dass“-Satz gebildet werden kann, kann auch ein „zu“-Infinitiv gebildet werden.

        • Verben können „zu“-Infinitive nehmen, haben aber Schwierigkeiten den „dass“-Satz zu nehmen

        • Bsp.: Paula versucht, eine Grammatik zu lesen.  grammatisch

    Paula versucht, dass sie eine Grammatik liest.  ungrammatisch

        • Das Objekt ist fakultativ= nicht obligatorisch:

    Paula strickt (eine Mütze).  muss nicht stehen

    Paula gewinnt.  implizite Bedeutung: es steckt im Verb schon die Bedeutung, dass sie ETWAS gewinnt.

    Bei fakultativen Objekten ändert sich die Satzbedeutung nicht so stark, dass man sie nicht weglassen könnte.

        • Das Objekt ist obligatorisch:

    Paula sagt etwas.  muss stehen

    Siemens verspricht sich einen hohen Gewinn.

    Siemens verspricht sich.

    Hier ist das Objekt wieder obligatorisch, weil sonst die Bedeutung verändert würde.

        • Subjekt-Infinitiv: Bsp.: Zu lesen gefällt ihr.

    • Genitiv:

      • Der Genitiv wird nicht aussterben, er wird auch nicht vollständig durch den Dativ ersetzt, wie es in dem Buch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ heißt.

      • Bsp.: der Antrag vieler Berliner  Genitiv

    der Antrag Berliner  ungrammatisch, weil Nominativ und Genitiv Plural gleich sind, deshalb

    der Antrag von Berlinern  Dativ kann alleine stehen, weil er das Plural-n hat, der Genitiv kann nur mit Artikel oder Nummernworten stehen.

      • Syntaktische Lücke: Man kann durch die Grammatik nicht mehr alles richtig ausdrücken, weil es zu beschränkende Regeln gibt.


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