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Seminararbeit
Soziologie

Universität, Schule

MLU Halle-Wittenberg

Note, Lehrer, Jahr

2008, Dr. Sascha Trültzsch

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Teresa K. ©
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Preis 5.00
Format: pdf
Größe: 0.39 Mb
Ohne Kopierschutz
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ID# 4897







Die Gleichstellung von Mann und Frau in der DDR und dem heutigen Ostdeutschland

Zwischen Propaganda und Wirklichkeit.


Inhaltsverzeichnis

1.  Einleitung. 2

2.  Frauen in der DDR. 4

2.1.  Erwerbstätigkeit und Familie. 4

2.2.  Bildung und Ausbildung. 6

2.3.  Arbeitsteilung im Haushalt 9

2.4.  Alleinerziehende. 10

2.5.  Frauenbewegung und alternative Lebensformen. 11

3.  Frauen nach der Wende. 14

3.1.  Bildung und Ausbildung. 14

3.2.  Familie und Hausarbeit 16

3.3.  Alleinerziehende. 17

4.  Frauenbilder in Film und Fernsehen. 19

5.  Fazit 22

6.  Quellen. 24


1.   Einleitung

Welchem Geschlecht jemand angehört, ist neben dem Alter das wichtigste zur allgemeinen Charakterisierung eines Menschen herangezogene Merkmal. Die Geschlechtszugehörigkeit wird im Paß festgehalten, sie geht in die soziale Anrede ein und bestimmt das menschliche Zusammenleben in vielerlei Hinsicht. Sie ist nicht nur für das Sexualverhalten im engeren Sinne und das Verhältnis der Geschlechter zueinander von Bedeutung.

Schon vor der Geburt eines Kindes beschäftigt die werdenden Eltern besonders die Frage, ob es ein Junge oder Mädchen wird.[1]

Die Kategorisierung von Menschen nach ihrem Geschlecht scheint nach wie vor eine entscheidende Rolle in der Bewertung des Menschen zu spielen. Dies ist problematisch, da einer Person aufgrund ihres Geschlechts spezifische Bewertungen wie „weiblich“ bzw. „männlich“ zukommen, was zur Folge hat, dass Personen allein aufgrund ihres Geschlechts einen unterschiedlichen Status im sozialen Gefüge erhalten, wobei der Status der Frau in der Regel niedriger ist als der des Mannes.

In keinem Land der Welt wird Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern real praktiziert. Manche Länder sind geradezu unfassbar rückständig: Es gibt noch immer zahllose Staaten, in denen Frauen kein Wahlrecht haben; in denen die weiblichen Geschlechtsorgane durch Beschneidung verstümmelt werden; Frauen werden im Namen abstruser Kriegsstrategien systematisch vergewaltigt. Noch immer dürfen Frauen nicht überall arbeiten oder Auto fahren; nicht selten werden sie getötet oder sterben nach illegalen Schwangerschaftsabbrüchen; bekommen keinen Zugang zu einer Ausbildung; werden zwangsverheiratet oder als Sklavinnen in die Prostitution oder an die Industrie verkauft.  Auch im Sozialstaat Deutschland, in dem die Gleichstellung von Mann und Frau im Grundgesetz verankert ist, besteht zwischen propagierter und teilweise realisierter Gleichberechtigung auf der einen Seite und tatsächlicher, individueller Lebenswirklichkeit auf der anderen Seite eine Kluft, die besonders in der ungleichen Lohnverteilung oder den höheren Ansprüchen an Mutterschaft im Gegensatz zur Vaterschaft deutlich wird. Straßen werden nach wichtigen männlichen Persönlichkeiten benannt, Denkmäler sind zu 95 Prozent Männern gewidmet.

Die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern wurden lange Zeit als naturgegeben und somit unveränderlich dargestellt. Erst mit Einsetzen der feministischen Bewegung wurde die gesellschaftliche Benachteiligung von Frauen thematisiert und die Naturgegebenheit ihrer Rolle kritisch hinterfragt.

Welchen Einfluss die Bestrebungen von Feministinnen auf die Gesellschaft Deutschlands hatten, soll diese Hausarbeit verdeutlichen. Im ersten Teil wird nun anhand einiger Beispiele die Rolle der Frau in der DDR untersucht und der BRD gegenüber gestellt. Weiterhin wird beschrieben, welche Veränderungen sich für Frauen in Deutschland nach der Wende 1989 vollzogen haben und im Anschluss werde ich noch kurz darauf eingehen, wie die Frau von heute im deutschen Fernsehen dargestellt wird.


2.   Frauen in der DDR

2.1.                 Erwerbstätigkeit und Familie

Während in der BRD das Ideal der Frau die treusorgende Mutter und Hausfrau war, sollte die DDR-Frau auch als Mutter einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Das Leitbild der erwerbstätigen Mutter wurde von der BRD kritisiert, mit der Begründung, die DDR entweibliche die Frauen durch den Zw.....[Volltext lesen]

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Auch beim Grundwehrdienst in der NVA, der von nahezu jedem Mann mindestens 18 Monate lang geleistet werden musste, spielte die Vaterschaft keine Rolle.  Der Maßstab für Gleichberechtigung war männlich geprägt und orientierte sich vornehmlich an beruflichen Leistungen und Karrieren. Dass es auch im Bereich der beruflichen Möglichkeiten geschlechtsspezifische Unterschiede gab, wird nun im Folgenden gezeigt:

1988 waren 91% aller Frauen im erwerbsfähigen Alter berufstätig, davon hatten 87% eine abgeschlossene Ausbildung. Damit wies die DDR die weltweit höchste Beschäftigungsquote von Frauen auf. Frauen dominierten bestimmte Berufsfelder, so gab es beispielsweise einen überproportionalen Frauenanteil im Sozialwesen mit 91,8%, im Gesundheitswesen mit 83%, im Bildungswesen mit 77%, im Handel mit 72% und schließlich im Post- und Fernmeldewesen mit 69%.

Der Anteil der Frauen in leitenden Positionen betrug 1990 knapp ein Drittel, variierte aber nach Wirtschaftsbereichen und nahm generell mit der Höhe der Position ab. Ein Bereich, in dem leitende Positionen meist von Frauen ausgeführt wurden, waren z.B. Kindergärten und - krippen. Das Berufswahlfeld für Mädchen war wesentlich enger als für Jungen. Sie konnten sich unter anderem in Schreibtechnik, in der Textilindustrie, als Fachverkäuferin oder in pädagogischen und medizinischen Berufen ausbilden lassen, was in der Regel auch die am schlechtesten bezahlten Berufe waren.  Seit 1975 wurden für Frauen die Stellenangebote rückläufig, die sich im Bereich der Technikgestaltung und Technikbeherrschung befanden.

Im Bereich der Wissenschaft waren zwar fast die Hälfte des wissenschaftlichen Fachpersonals Frauen, von den DozentInnen und ProfessorInnen waren jedoch nur maximal 15% weiblich. Auf den obersten Leitungsebenen waren gerade mal 2 bis 3% Frauen. Innerhalb von 10 Jahren zwischen 1976 und 1989 wurde der Zugang zu lukrativen Lehrstellen (Elektronik-FacharbeiterIn, KFZ-SchlosserIn etc.) für Mädchen um die Hälfte reduziert oder ganz gesperrt.

Stattdessen nahmen für sie die schlechter bezahlten Lehrstellenangebote in Handel, Gastronomie, Verwaltung und Krankenpflege zu. Ähnlich wie im Westen galt die Frau als disponible Arbeitskraftreserve, mit dem Unterschied, dass sie nicht wie in der BRD entlassen, sondern umgeschichtet wurde.

Westdeutsche Feministinnen sahen die Erwerbstätigkeit von Frauen als Schlüssel zur Gleichberechtigung, da sie vom Partner ökonomisch unabhängig waren und  durch ihre Arbeit Bestätigung, Kontakt und Austausch hatten. Im Vergleich zur BRD, wo das Bild der isolierten Hausfrau vorherrschend war, einem Staat, in dem die Frau bis in die 1960er Jahre ihren Mann um Erlaubnis bitten musste, wenn sie einer Berufstätigkeit nachgehen wollte, war die Emanzipation durch die Erwerbstätigkeit der Frauen trotz allem in der DDR deutlich fortgeschrittener.


Tabelle 2:   Frauenanteil in Bildung, Beruf und Politik (Angaben in Prozent)


BRD

DDR

  Studierende an Hochschulen (1989)

41

59

  Promotionen (1988)

26

38

  Habilitationen (1988)

9

15

  RichterInnen (1989)

18

50

  SchuldirektorInnen (1988 bzw. 1982)

20

32

  Gewerkschaftsmitglieder (1989 bzw. 1988)

25

53

  Betriebsrat / BGL Vorsitz (1986 / 1987)

21

50

Quelle: Judt, Matthias (Hrsg.) 1989: DDR-Geschichte in Dokumenten, Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn. S.215


2.3.                 Arbeitsteilung im Haushalt

Die individuelle Verfügung über Freizeit ist auch in der DDR von großen Unterschieden zwischen den Geschlechtern geprägt geblieben. Trotz eines nahezu flächendeckenden Netzes von Kindergärten und -horten und sonstigen sozialpolitischen Einrichtungen verfügten Frauen aufgrund des Weiterbestehens traditioneller, geschlechtsspezifischer Rollenzuweisungen über durchschnittlich 30 bis 40 Prozent weniger Freizeit als Männer.

Aus dem Umstand, gleichzeitig Arbeiterin bzw. Angestellte, Mutter und Hausfrau zu sein, erwuchs eine starke Mehrfachbelastung. DDR-Frauen verrichteten neben ihrer Vollzeitbeschäftigung 2 bis 4 Stunden Hausarbeit täglich. Neben den klassischen Bereichen der Hausarbeit, wie kochen, putzen, Wäsche waschen und so weiter, fiel das Einkaufen, was meist mit stundenlangem Anstehen verbunden war, ebenfalls größtenteils auf die Frauen zurück.

Da auch Bekleidungstücke teilweise schwer zu haben oder unerschwinglich (Exquisit) waren, verbrachten sie außerdem viel Zeit mit nähen und stricken, wobei das von den Frauen selbst aber häufig als Freizeitbesch.....

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Grundverständnis der DDR als Arbeitsgesellschaft war die materielle Existenzsicherung durch eigene Erwerbstätigkeit jeder einzelnen erwerbsfähigen Person. Daher waren Mütter in der DDR überwiegend erwerbstätig und unabhängig von einem Ehemann, der die Rolle des Ernährers ausführte. Diese finanzielle Unabhängigkeit führte wiederum dazu, dass Frauen wesentlich eher den Weg gingen, ihre Kinder allein groß zu ziehen, als es in der BRD der Fall war.

Zwar hatten allein stehende Mütter ein geringeres Einkommen als verheiratete Paare oder auch allein stehende Väter. Da aber, trotz der propagierten Gleichstellung von Mann und Frau, in der Regel patriarchale Familienverhältnisse herrschten, in denen sich die Frau ohnehin um Kinder und Haushalt allein kümmern musste, fiel die Entscheidung gegen eine nicht mehr zufriedenstellende Partnerschaft leichter.

Weiterhin war ein Krippen- bzw. Kindergartenplatz nach dem Babyjahr sicher und kostenlos, was die Entscheidung zur Kindererziehung ohne Partnerschaft erleichterte. Für Studentinnen gab es sogar Mutter-Kind-Wohnheime, was zudem noch den Vorteil brachte, dass sich die Mütter gegenseitig unterstützen konnten und jede einzelne dadurch wesentlich mehr Freiraum genoss als in den Mauern der Kleinfamilie.

2.5.                 Frauenbewegung und alternative Lebensformen

Wohngemeinschaften, Kommunen und Kleinfamiliengruppen existierten mit Ausnahme der bereits erwähnten StudentInnenwohnheime so gut wie nicht. Eine Befragung bei Jugendlichen im Jahr 1982 ergab, dass sich die meisten von ihnen ein Zusammenleben in einem größeren Verband nicht vorstellen können. Sie setzten solche Lebensformen mit Partnertausch und Gruppensex gleich.

Abstimmungen und Vereinbarung der verschiedenen Interessen und Bedürfnisse erschienen ihnen als unlösbare Aufgaben. Allerdings hatten sie auch kaum eine reale Chance Neues auszuprobieren, da „nicht-konventionelle Lebensformen in der DDR nicht erwünscht und damit von der familienpolitischen Förderung ausgeschlossen waren. Die Ausprägung solcher Lebensformen wurde außerdem durch die Wohnungsvergabepraxis behindert.“[6] So bekamen Personen bis zum Alter von 29 Jahren aufgrund der Wohnungsvergaberichtlinien keine Wohnung zugewiesen, sondern mussten bei ihren Eltern wohnen bleiben.

Während homosexuelle Lebensweisen in der DDR vorwiegend in der Anonymität der Großstadt zu finden waren, da Homosexualität von der Umgebung oft mit Unverständnis und Ablehnung bedacht wurde, fand in der BRD im Zuge der neuen Frauenbewegung in den 1960er Jahren ein Rückzug aus heterosexuellen Beziehungen statt. Frauen gründeten Lesbenzentren, Frauenwohngemeinschaften und Frauenlandkommunen, Mütter zogen mit ihren Kindern in Wohngemeinschaften oder aufs Land.

Weiterhin schufen sie sich selbst neue Arbeitsplätze wie Frauenhäuser, Frauenkneipen oder Kinderläden. In der DDR, wo öffentlich die bereits abgeschlossene Emanzipation der Frau proklamiert wurde, gab es zu dieser Zeit kaum feministische Bewegungen. Feminismus galt bis dato als kleinbürgerliche westliche Modeerscheinung und als Kopfgeburt männerhassender, perverser, alter Jungfern.

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3.   Frauen nach der Wende

Die Veränderungen, die sich auf Frauen und ihr Verhältnis zu Gesellschaft, Beruf und Familie beziehen, sind die bedeutendsten, die sich nach der Wende vollzogen haben. Gegenwärtig sind fast die Hälfte aller 1990 existierenden Arbeitsplätze verschwunden, vor allem Frauen sind von Arbeitslosigkeit betroffen, sie stellen 64% aller Arbeitslosen.

Umfragen ergaben, dass der fehlende Arbeitsplatz bei ostdeutschen Frauen als großer Mangel empfunden wird, als ein Gefühl des „Nicht-Gebrauchtwerdens“. Die Berufstätigkeit und das Interesse an Kinderbetreuungseinrichtungen bei Frauen aus den alten Bundesländer ist jedoch gestiegen. Die Veränderungen nach 1989 beeinflussten Diskussionen um Ehe, Familie und die Rolle der Frauen in der Gesellschaft bundesweit.

3.1.                 Bildung und Ausbildung

Die Angebote des allgemeinen Bildungsangebots werden von Männern und Frauen in gleicher Weise wahrgenommen, es gibt kaum noch nennenswerte Unterschiede hinsichtlich des Bildungsniveaus zwischen den Geschlechtern. Mädchen sind an Sonder- und Hauptschulen weniger vertreten, den Realschulabschluss und die allgemeine Hochschulreifen absolvieren mehr Mädchen als Jungen.

Die Geschlechterverteilung auf dem zweiten Bildungsweg (Kolleg) hält sich in Waage. Bei der Wahl eines Ausbildungsplatzes ist noch immer eine deutliche Geschlechterspezifik erkennbar, was u.a. daran liegt, dass Jungen bei der Vergabe bestimmter Ausbildungsplätze immernoch bevorzugt werden, besonders bei denen, die mit starker körperlicher Beanspruchung zusammenhängen.

In der akademischen Laufbahn sind Frauen in fast allen Bereichen in der Minderheit, allerdings hat der Frauenanteil in allen Bereichen der akademischen Laufbahn im Vergleich zum Jahr 1997 zugenommen. Allerdings gibt es auch bei der Studienfachwahl eindeutige geschlechtsspezifische Unterschiede. So sind in den Bereichen Germanistik, Pädagogik, Sozialwesen, Anglistik und Medizin Frauen deutlich überrepräsentiert und in den Bereichen Bauingenieurwesen, Physik, Wirtschaftsingenieurwesen, Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik deutlich unterrepräsentiert.[10]

Die Erwerbsquote der Frauen im Alter von 15 bis 64 Jahren ist in den neuen Ländern und Berlin-Ost mit 72% wesentlich höher, als in den alten Bundesländern mit 64%. Fast zwei Drittel der Frauen arbeiten in Angestelltenberufen, hingegen nur 39% der Männer. Mehr als dreimal so viele Frauen wie Männer arbeiten als mithelfende Familienangehörige, dagegen sind doppelt so viele Männer wie Frauen selbstständig.

Männer üben häufiger als Frauen eine Vollzeitbeschäftigung aus, besonders Frauen mit kleinen Kindern arbeiten in Teilzeit. Die traditionelle Rollenverteilung wird also noch immer vor allem an der Elternschaft erkennbar, was auch darauf zurückzuführen ist, dass auf das schlechtere Einkommen der Frau eher verzichtet werden kann als auf das des Mannes. Trotz der im Grundgesetz festgeschriebenen Gleichstellung von Frauen und Männern verdienen auch im Jahr 2007 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmerinnen im produzierenden Gewerbe, im Handel, im Kredit- und Versicherungsunternehmen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen 20% weniger.[11] Auch in akademischen Berufen gilt nach wie vor: je höher die Position, desto .....

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In neuer Weise stellten sich für sie als Alleinverdienende die Fragen nach existenzsichernder Erwerbstätigkeit, nach Höhe des Einkommens, der Anerkennung ihrer Bildungsabschlüsse und der Akzeptanz ihrer Lebensform. Die Selbstverständlichkeit öffentlicher Kinderbetreuung gehörte von nun an der Vergangenheit an, sowohl vom Preis als auch vom Umfang. Spezifische Schutzmechanismen für diese Familienform waren vom bundesdeutschen Sozialstaat nicht zu erwarten.

Besonders allein erziehende Frauen, die Erwerbs- und Familienarbeit in der Regel allein bewältigten, waren durch die bundesdeutsche Individualisierung der Lebensrisiken in völlig neuer Art gefordert und nicht selten überfordert.[12] Während ihnen die Erwerbstätigkeit und öffentliche Kinderbetreuungseinrichtungen in der DDR noch garantiert waren, so steht ihnen nun nur noch ein Minimum an sozialer Sicherheit, wie seit 2005 ALG II (vorher Sozialhilfe bzw.

Arbeitslosenhilfe) und der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem 3. Lebensjahr, zu. Mit der Hartz IV-Gesetzgebung von 2005 hat sich das individuelle Armutsrisiko allein erziehender Frauen deutlich erhöht. Während das Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend im Jahr 2004 in ihrem Beitrag „Hartz IV bringt viel – auch für Alleinerziehende“ noch propagierten, dass Alleinerziehende von den Reformen besonders profitieren würden[13], werden im Schwarzbuch Hartz IV ernüchternde Ergebnisse dieser neuen Gesetzgebung aufgezeigt.

So ist das Armutsrisiko alleinerziehender Frauen dreimal so hoch wie für Paare mit Kindern, was nicht zuletzt auf die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten für Kindern unter 3 Jahren und die unzureichende Absicherung von Müttern während der Elternzeit zurückzuführen ist. Hilfsbedürftige Alleinerziehende bekommen in der Regel Leistungen nach dem SGB II[14]. Neu an dieser Gesetzgebung ist, dass jede Arbeit als zumutbar gilt, womit die Anforderungen an den Einsatz der Arbeitskraft deutlich verschärft wurden.

Damit soll auf SGB II–EmpfängerInnen Druck ausgeübt werden, auch einer Beschäftigung weit unterhalb ihrer Qualifikation nachzugehen. Wie Erfahrungsberichte im Schwarzbuch Hartz IV gezeigt haben, kann dies bis zur Aufforderung zur Schichtarbeit als Zimmermädchen oder der Aufforderung zu 5 Bewerbungen pro Woche im gesamten Bundesgebiet unter Androhung der Leistungskürzung oder -einstellung ausgeweitet werden.[15] Der „Druck auf erwerbstätige wie erwerbslose ostdeutsche allein erziehende Frauen [nimmt] zu.

Ressourcen wie Qualifikation, Kommunikation, Management, Freude an der Arbeit werden bei langzeitarbeitslosen Frauen kaum genutzt. Im Gegenteil, die Annahme jedweder zumutbarer Arbeit unabhängig von der Qualifikation schürt Ängste und ist bildungspolitisch unsinnig, ökonomisch unrentabel, frauen- und familienfeindlich.“[16]

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Auch in deutschen Arzt- und Anwalt-Serien findet man neue Geschlechterkonstellationen, wie zum Beispiel die selbstbewusste Rechtsanwältin Sandra Starck in „Edel & Starck“ (Sat.1) oder kompetenten Oberärztinnen in „Klinikum Berlin Mitte“ (Sat.1).

In ihrer Studie aus dem Jahr 1999 untersuchten Heike und Wolfgang Becker „Die Darstellung von Frauen und die Behandlung von Frauenfragen im Fernsehen“. Während Erich Küchenhoff in seiner gleichnamigen Studie noch zu dem generellen Fazit kam: „Männer handeln, Frauen kommen (auch) vor“, zeigt die Nachfolgeuntersuchung von Becker und Becker, dass sich das Spektrum unterschiedlicher Frauenbilder erheblich erweitert hat.[19] So sind weibliche Dienstvorgesetzte, Anwältinnen, Richterinnen, Ärztinnen, Journalistinnen und Kommissarinnen keine Seltenheit mehr im deutschen Fernsehen, sowohl in Serien als auch in Filmen.

Dennoch definieren sich die Filmfrauen am häufigsten über private Lebensbeziehungen. Die berufstätige Frau als handlungstragende Figur spielt nur eine Nebenrolle, Männer hingegen definieren sich vorrangig über ihren Beruf. Die Aufgaben der Frauen sind die einer Freundin, Mutter, Tochter oder Ehefrau, ihr Beruf erscheint als modernes, dem Zeitgeist entsprechendes Beiwerk.

Frauen sind in erster Linie für das Private und damit verbunden für die Gefühlswelt zuständig. Sie sind überwiegend ledig und alleinstehend. Menschen, egal welchen Geschlechts, in unteren Schichten kommen allgemein gar nicht vor, am häufigsten sind Menschen der Mittelschicht vertreten. Die Filmfrauen haben einen gehobenen bis luxuriösen Lebensstandard. Ihrem Äußeren nach entsprechen sie dem klassischen Schönheitsideal der Industrieländer, sie sind überwiegend jung und schlank.

Der Anteil langhaariger Blondinen ist überproportional hoch. Zwar zeigen die Frauen im Film Verhaltensweisen, wie aktiv, mutig, selbstsicher und durchsetzungsfähig, aber dennoch ordnen sie sich tendenziell, v.a. Männern, eher unter. Die Frau von heute wird filmisch nicht mehr auf ihre Ehefrau-, Mutter- und Hausfrauenrolle beschränkt. So ist Berufstätigkeit bei Frauen Normalität, allerdings arbeiten sie überwiegend in „frauentypischen“ Berufen.

Eine Ausnahme bietet hierbei der bereits erwähnte Fernseh-Krimi. Hausarbeit wird so gut wie gar nicht thematisiert. Der Partner steht in der Regel im Mittelpunkt. Gesprächsthemen unter Freundinnen entsprechen tradierten Klischees, wie Beziehungen, Familie und Kinder. Becker und Becker fassen zusammen: „Frauen sind in den Fernsehfilmen nicht mehr einzig für Kinder, Küche, Kirche zuständig.

Vielfach sind sie berufstätig, doch vielfältig ist dieses Berufsleben im Vergleich zur Spannbreite männlicher Berufstätigkeit nicht. Und vor allem: Auch wenn Frauen berufstätig sind, so bleibt ihre handlungsentscheidende Rollendefinition in überwiegendem Maße eine private.[20]

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Quellen & Links

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