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Bakkalaureatsarbeit

Die Geschichte der Minis­tranten - Bedeutung der Minis­tranten in der katho­li­schen Kirche

10.831 Wörter / ~41 Seiten sternsternsternsternstern Autorin Clara S. im Apr. 2018
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Bakkalaureatsarbeit
Theologie

Universität, Schule

Universität Koblenz-Landau

Note, Lehrer, Jahr

2016

Autor / Copyright
Clara S. ©
Metadaten
Preis 13.50
Format: pdf
Größe: 0.24 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 73456







Bachelorarbeit


Die Geschichte der Ministranten


Von den Anfängen in der Heiligen Schrift bis zur heutigen Bedeutung der Ministranten in der katholischen Kirche


Inhaltsverzeichnis


1. Einleitung 1


2. Die Heilige Schrift als Ursprung der Ministranten 4


3. Die Zeit des Urchristentums 6

3.1 Der Diakon 7

3.2 Der „Niedere Kleriker“ 8


4. Vom 5. Jahrhundert bis zum 9. Jahrhundert 9

4.1 Die Lektorenknaben 9

4.2 Die Sängerknaben 11

4.3 Die „niederen Weihen“ 11


5. Vom 9. Jahrhundert bis zum Konzil von Trient 13

5.1 Die Privatmessen 13

5.2 Der Kleriker als Ministrant des Mittelalters 15


6. Vom Konzil von Trient bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 16

6.1 Das Konzil von Trient und die nachkonziliare Zeit 16

6.2 Die Ministranten vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil 18


7. Die Entwicklung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil 20

7.1 Das Zweite Vatikanische Konzil 20

7.2 Die nachkonziliare Situation der Ministranten 22


8. Die Frauenfrage 24

8.1 Das erste Auftreten weiblicher Messdiener 24

8.2 Die konkrete Zulassung von Mädchen und Frauen zum Altardienst 26

8.3 Ministrantinnen in anderen Ländern 28


9. Die heutige Bedeutung der Ministranten in der katholischen Kirche 30


10. Schluss 32


11. Literaturverzeichnis 35


1. Einleitung


Als die ersten Christen Gottesdienst feierten, hatten alle an einem Tisch Platz. Als die Gemeinden größer wurden, brauchte man größere Räume und es passten nicht mehr alle an einen Tisch. Aber bis heute ist es wahr, dass Gott sein Volk versammelt. Es bedarf also Menschen, die für die anderen Christen im Altarraum stehen und die Gemeinde vertreten. Diese Vertreter der Gemeinde sind die heutigen Ministranten.1

Es ist die Gruppe junger Menschen, die wohl am engsten mit der Liturgie der römisch-katholischen Kirche in Kontakt treten.

Heute muss man nur ein Lexikon aufschlagen und schon erhält man Auskunft darüber, was Ministranten sind: „Ministrant (von lat. minister = Diener), auch Messdiener, ist er der Gehilfe des Priesters bei der Feier der Liturgie. Er trägt dabei liturgische Kleidung. Seinen Dienst tut er stellvertretend für die Gemeinde.“2

Diese Auskunft ist zwar sachlich richtig, doch sie sagt wenig über die Geschichte dieses liturgischen Dienstes, die Probleme und darüber, was diesen Dienst damals so interessant machte, aus. Ministranten und heute auch Ministrantinnen sind also Vertreter und Vertreterinnen der Gemeinde und Diener Gottes. Sie gehören zu den wichtigen Leuten in der Gemeinde.3 Es sind junge Christen, die freiwillig und regelmäßig in den katholischen Gottesdienst gehen und diesen aktiv mitgestalten.

Die Zahl der Ministranten und Ministrantinnen ist laut des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz seit Jahren schon konstant hoch: Laut der aktuellsten Erhebung von 2008 / 2009 gab es in Deutschland zuletzt 436.228 Ministranten.4

Der Begriff selbst erscheint zum ersten Mal in einem Dokument zur Neuordnung der Heiligen Woche im Zuge der Liturgiereform, dem 'Ordo Hebdomadae Sanctae instauratus' vom 16.11.1955“5


Ich bin selbst aktive Ministrantin in meiner Gemeinde, leite Gruppenstunden und bin Mitglied der Leitergruppe. In dieser abwechslungsreichen und spannenden Arbeit habe ich mich für dieses Thema zur Bachelorarbeit entschieden. Fast jeder kennt Ministranten, doch wenige wissen um die geschichtliche Entwicklung dieser kirchlichen Gruppierung. Nachdem ich regelmäßig von Erwachsenen und auch Elternteile aktiver Ministranten gehört habe, dass sie selbst Ministrant waren und gerne auf die Zeit als solche zurückblicken stellt sich mir die Frage, wie es wohl vor meiner Zeit war.

Wer waren die ersten Ministranten? Wie hat sich der Ministrantendienst in der Kirchengeschichte entwickelt? Dies sind die zentralen Fragen meiner Bachelorarbeit mit dem Thema Die Geschichte der Ministranten – Von den Anfängen in der Heiligen Schrift bis zur heutigen Bedeutung der Ministranten in der katholischen Kirche – “. Im Genauen werden in der Arbeit folgende Themen in dargestellter Reihenfolge behandelt:

In Kapitel 2 wird die Frage beantwortet, ob es schon in der Bibel Hinweise und Belege gibt, die mit dem Dienst der heutigen Ministranten in Verbindung stehen.

In Kapitel 3 wird die Situation in der Zeit des Urchristentums beschrieben.

Im 4. Kapitel werden die Lektorenknaben, Sängerknaben und die „niederen Weihen“ beschrieben und auch welcher Zusammenhang zu den heutigen Ministranten besteht.

Das 5. Kapitel befasst sich mit der Zeit zwischen dem 9. Jahrhundert bis zum Konzil von Trient.

Was geschah in der Zeit vor dem Vatikanischen Konzil und warum wird dieses als Wendepunkt für die Ministranten angesehen? Dies sind zentrale Fragen des 6. und 7. Kapitels.

Im 8. Kapitel wird folgende Frage ausführlich beantwortet: Warum waren Mädchen und Frauen früher nicht zum Altardienst zugelassen und wie streng wird diese Regelung noch heute in einigen Ländern Europas durchgesetzt?

Das letzte Kapitel befasst sich mit der heutigen Bedeutung der Ministranten.


Die Geschichte der Ministranten ist sehr gut erforscht. Es gibt viele Aufsätze und Internetartikel, die sich mit diesem Thema befassen. „Der steinige Weg zur Erlaubtheit weiblicher Messdiener“ von Mmag. Phil. Walter Perné habe ich vorrangig für die Bachelorarbeit genutzt. Zu der Zeit vor dem Konzil habe ich den Artikel „Zur Geschichte der Ministranten“ von Norbert Henrichs in Theodor Schnitzlers Buch über die Ministrantenpädagogik als besonders informativ und dadurch zur Recherche geeignet empfunden.

Nachdem ich mir Gedanken über die Wurzeln des Ministrantendienstes gemacht habe, habe ich die beiden Quellen von Mmag. Phil. Walter Perné und Norbert Henrichs mit anderer Litera.....[Volltext lesen]

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Und es begab sich danach, dass er durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen dienten mit ihrer Habe.“

Walter Perné fragt sich hier nun, ob er damit ein Zeichen geben wollte, als er gerade bei dieser Feier das Sakrament der Eucharistie eingesetzt und die Beauftragung an seine Jünger ausgesprochen hat.11


Um die Entstehung und die weitere Entwicklung der Ministranten verständlich zu machen, sollen die Dienste und Situationen dargestellt werden, die direkt oder indirekt mit den heutigen Ministranten in Verbindung stehen.


3. Die Zeit des Urchristentums


Die Ausbreitung der Kirche und die stärkere Organisation der Gemeinden im zweiten Jahrhundert brachte eine Institutionalisierung mit sich, die über die biblisch belegte Vielzahl von Aufgaben und Diensten in den Gemeinden hinausging. Dabei gibt es jedoch kein einheitliches Bild der einzelnen Dienste und die Zahl der Ämter war noch nicht festgelegt.12

Verschiedene Aufgaben während des Gottesdienstes erwähnt jedoch schon der Apostel Paulus in 1 Kor 14, 26: „Wenn ihr zusammenkommt, trägt jeder etwas bei: einer einen Psalm, ein anderer eine Lehre, der dritte eine Offenbarung, einer redet in Zungen, ein anderer deutet es. Alles geschah so, daß es aufbaut.“

Folgendes Wort der Apostelgeschichte führte nicht nur zur Einsetzung des Diakonenamtes, sondern auch zur Ausbildung vieler anderer Dienste und Ämter in der Kirche: „Es ist nicht recht, daß wir das Wort Gottes vernachlässigen und den Tisch besorgen (Apg 6,2)“.

Im dritten Jahrhundert findet man schon Ansätze für eine Klerikalisierung verschiedener Dienstämter. Es wurde immer mehr Brauch, dass Kandidaten für die höheren Weiheämter – Bischof, Priester, Diakon – aus dem Kreis der Inhaber niederer Ämter genommen wurden, nachdem sie eine Reihe von Ämtern durchlaufen hatten.13

Die Dienste zur Zeit des Urchristentums werden nun vorgestellt.


3.1 Der Diakon


In Zeiten der Urkirche stand im Gottesdienst neben dem Vorsteher der Diakon. Die Diakone dienten zuerst dem Bischof, aber auch den Presbytern während der Feier der Liturgie. Zu dieser Zeit wurde zwischen dem bischöflichen Gesamtgottesdienst und den Presbytermessen unterschieden. Vom 1. Jahrhundert bis ins 4. Jahrhundert gab es die Urform der Messfeier, den bischöflichen Gesamtgottesdienst.

Der Bischof feierte mit seinen Klerikern, worunter Presbyter und Diakone zu verstehen sind, inmitten seiner Gemeinde den Gottesdienst. Als die Gläubigen aber immer mehr wurden und es in den Städten immer mehr Kirchen gab, übernahmen die Presbyter unter Assistenz eines Diakons die Feier der Messe.14 Es entstand also ein zweiter Grundtyp der Messfeier, die Presbytermesse.

Diesen Gottesdienst leitete ein Presbyter, dem ein zweiter Kleriker assistierte. Dieser Kleriker war der Diakon. Er diente beim Gottesdienst als Helfer bei Gebeten, bei der Entgegennahme der Opfergaben von Brot und Wein und bei der Kommunionspendung, übte also ein kleriales, geweihtes Amt aus. Die Bestimmung Gregors des Großen († 604) kann ein Zeugnis dafür sein. Er verlangte, „dass für Kirchen, an denen kein Bischof mehr ist, zum Ersatz Presbyter und Diakone geweiht werden“.15

Die ersten Berichte über diese Klerikerordnung finden sich in dem Brief des Kirchenvaters und Märtyrers Ignatius von Antochien († 107) an die Trallianer. Er nannte den Diakon „nicht Diener für Speise und Trank, sondern Diener der Kirche Christi“16


In der Apologie des Justinus Martyr († 165) ist eine ziemlich genaue Beschreibung des Ablaufs der Messfeier zu finden. Er schreibt zum Dienst der Diakone: „Haben wir die Gebete beendet, so begrüßen wir einander durch den Kuss. Dann wird dem Vorsteher der Brüder Brot und ein Becher mit Wasser und Mischwein gebracht. […] Hat der Bischof Dank gesagt und das ganze Volk beigestimmt, so teilen die Diakone, wie sie bei uns heißen, jedem der Anwesenden von dem Brote und dem Weine nebst Wasser, worüber die Danksagung gesprochen wurde, zum Genusse mit und bringen davon den Abwesenden.“17


In dieser Apologie haben wir es also mit der Urform der Messfeier zu tun, wie sie bis ins 4. Jahrhundert vorherrschend war. Der Bischof bringt das Opfer dar inmitten seiner Gemeinde, umgeben und assi.....

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Die neuen Dienste sollten vor allem die Priester und Bischöfe entlasten. Auch hier war die Anzahl nicht festgelegt. Sie unterscheiden sich regional und entstanden je nach Bedürfnislage der einzelnen Ortskirchen.23


4.1 Die Lektorenknaben


Der älteste und wohl auch ehrwürdigste Laiendienst in der liturgischen Feier ist der des Lektors.

Den Vorleser der Heiligen Schriften gab es bereits im jüdischen Synagogengottesdienst, wobei Justin aber bereits für die Mitte des 2. Jahrhunderts das Lektorenamt bezeugt: „Wenn der Vorleser seinen Dienst beendet hat, hält der Vorsteher eine Ansprache.“24 Ob der Lektor hier auch schon einem besonderen Stand angehört, erscheint wohl fraglich. Fest steht aber, dass der Lektorat die älteste der niederen Weihestufen ist.

Bei Cyprian († 258) wurde der Lektor schon Kleriker genannt. Auch von Tertullian († erste Hälfte des 3. Jahrhunderts) wird der Lektor neben dem Bischof, Presbyter und Diakon erwähnt.25 In dieser Zeit hatten nur Erwachsene das Lektorenamt ausgeübt, da der Kandidat ein vertrauenswürdiger Mensch sein sollte. Ab dem 4./.5. Jahrhundert sollten dann, besonders in Rom, auch Knaben zu diesem Dienst herangezogen werden.

Zahlreiche Grabschriften weisen das jugendliche Alter der Lektoren nach. Damals gab es fünfjährige, acht- bis zwanzigjährige Lektoren26 Man kann sagen, dass Christen, wie Heiden „die gleiche Anschauung von dem, was ein Kind ist, und von dem, was eines Kindes Unschuld und Aufgeschlossenheit im Religiösen bedeutet, gemeinsam“27 war. Christen und Heiden hatten also dieselbe Vorstellung von der Reinheit und Unschuld eines Kindes.

Allerdings bestand ein wesentlicher Unterschied: Im christlichen Kult wurden zum einen nur Knaben zugelassen, zum anderen wurden diese in den Klerikerstand erhoben. Außerdem bestand kein theologischer Zusammenhang zwischen dem Lektorat und der „subjektiven Empfänglichkeit des Kindes“.28 Demnach konnte also durchaus auch ein Erwachsener als Lektor herangezogen werden.

Die Sorge um den Priesternachwuchs hatte zu dieser Zeit auch eine große Bedeutung. Obwohl das Lektorat den Weg zum Priesterberuf öffnete, wurde es nicht unbedingt als ein zwingender Aufstieg in der Hierarchie verstanden. Ein Beispiel dafür ist Kaiser Julian Apostata, „der in jungen Jahren Lektor wurde und darin von vornherein nur eine vorübergehende Tätigkeit sah, die sich im Rahmen seiner Vorbereitung auf die spätere Übernahme der Regentschaft gut einfügte.“29 Grabsteine dürften darauf hinweisen, dass die Knaben zunächst noch bei ihren Eltern und unter .....

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Im 6. Jahrhundert begann, ausgehend von Gallien, eine Neuordnung der niederen Weihegrade. Bischof Caesarius von Arles († 542) trug sehr zu dieser Neuordnung bei. Er hatte einen großen Anteil an der Erstellung der statuta ecclesiae antiqua (PL 56, 888), die das Ergebnis dieser Neuordnung darstellt.33

Damals sind bekanntlich Burgunder, Avaren und Goten, die alle Arier waren, die Herren Galliens. Sie betonten stark das Menschliche, nicht nur an der Person Jesu Christi, sondern auch das Menschliche an der Einrichtung der Kirche. An den Weihetagen stellen sie dem Bischof Leute ihrer Wahl, ausgediente Krieger, freigelassene Sklaven vor und verlangten deren Weihe, damit sie in den Genuss einer kirchlichen Pfünde des kirchlichen Amtes kommen können.

Die Bischöfe verlangten allerdings, dass jeder, der geweiht werden wolle vorher die anderen fünf Grade durchschritten und die entsprechenden Weihen empfangen müsse. Deswegen gründete Bischof Caesarius von Arles in Gallien Einrichtungen, die dort vorher nicht bestanden: Die niederen Weihen.34

Eine Vorlage dafür, dass die Einrichtung der Niederen Weihen ihre Grundlage schon im römischen Vorbild hatte, liefert die Apostolische Überlieferung des Hippolyt. Wenn aber die Niederen Weihen in Gallien nicht von vorneherein eine andere Bedeutung hatten, dann müssen die Weiheriten als eine Neuschöpfung angesehen werden.35

Die altchristlichen niederen Kirchenämter werden nun zu den Niederen Weihen. Nicht mehr das Amt ist entscheidend, sondern der Empfang des Sakramentale der Niederen Weihe. Aus dem Amt ist ein Ritus geworden.“36

Diese gallikanische Neuordnung setzte sich erst im 9. Jahrhundert auch in der römischen Kirche durch. Dadurch wurde verhindert, dass die Niederen Weihegrade ganz verschwanden. Die Aufgabenbereiche begannen sich allerdings deutlich voneinander abzugrenzen. Teilweise tritt der Lektor zugunsten des Akolyten zurück. Deswegen waren die Niederen Weihen mit der Zeit praktisch bedeutungslos.

Die ordines minores wurden somit nur noch Vorstufen zum Empfang der höheren Weihen.37 Die Weihen wurden erteilt, ohne auch Ämter zu übertragen. Das bedeutete, dass die Funktion während dem Gottesdienst von Klerikern nur dann ausgeübt wurde, wenn sie zum Klerus gehörten, nicht aber wegen der Weihen, die sie gleich oder auch später erhielten.

Es gab allerdings auch den Missbrauch, dass Eltern ihre Söhne schon früh dem klerikalen Stand weihen ließen, um durch die Niederen Weihen de.....

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Es handelt sich dabei um Abendmessen und wohl auch um die Missa quotidiana.43 Von diesen Eucharistiefeiern in Hausgemeinschaften ist nun aber die Privatmesse im eigentlichen Sinn zu unterscheiden. Es sollen die Messfeiern verstanden werden, die ohne Rücksicht auf die Teilnehmerschaft anderer Personen außer dem Zelebranten und seinem Ministranten, oft sogar auch ohne diesen, zelebriert wurden.44

Diese Art der Messfeier ist schon mindestens seit dem 6. Jahrhundert bekannt. Dabei soll vor allem an die Werktagsmesse zu denken, die ja erst hier und da zur Gewohnheit geworden war.

Die Privatmesse wurde im 8. Jahrhundert nach dem Beispiel des Lebens der Pristermönche sehr betont.45 Seit der Synode von 610 unter Bonifatious IV. wuchs der Anteil der Pristermönche ziemlich stark und damit trat auch eine Häufung der Privatmessen auf. Viele Klöster schlossen sich zu Messbünden zusammen und verpflichteten sich gegenseitig für ihre verstorbenen Mönche Messen zu lesen.46 Es wächst der Brauch, mehrmals täglich diese Privatmessen zu zelebrieren.

Strenge Verbote schränkten aber bald diese mehrfachen Zelebrationen am gleichen Tag stark ein. Im 11./12. Jahrhundert wurde dann einen erheblichen Rückgang der Privatmessen verzeichnet, deren Zahl sich aber mit dem Anwachsen der Kerus in den Städten im 13. Jahrhundert wieder steigert.47

Im 8./9. Jahrhundert hatte man eine eigene Form der Privatmesse entwickelt, die sogenannte Missa solitaria. Während dieser Messe wurden die Gebete nur im Singular formuliert und es war kein Messdiener mehr nötig. Trotzdem hatte der Text der Missa solitaria kurze Respona für einen Messdiener, weshalb nicht ausschließlich ohne Messdiener gebetet werden durfte.48

Zur gleichen Zeit tauchten auch zum ersten Mal Vollmissalien auf. Diese Bücher enthalten Lesungen der Tagesmessen, die bislang ein Lektor aus einem Evangeliar vortrug. Zudem befinden sich darin auch Sakramentare, die die Gesangsteile der Messe enthalten und den Zelebranten damit auch von der Mitwirkung der Sänger unabhängig machen. Es handelt sich vorwiegend um kleine Bücher, die wohl von wandernden Mönchen bei privater Zelebration benutzt wurden.49

Die Missa solitaria war jedoch zunächst von Anfang an verboten. Argumente dagegen wurden schon in der Synode von .....

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Auch die Synode zu Köln aus dem Jahr 1279 bringt Klarheit in die Sache und lässt nur Kleriker als Ministranten zu: „Et sacerdos sine clerico ministrante celebrare in altare aliquatenus non praesumat.“54

Diese Vorschriften waren natürlich in Städten und Klöstern wo es die bischöflichen Domschulen und klösterlichen Stiftsschulen, in denen es genügend Kleriker gab, leicht zu befolgen. In den Kloster-, Dom-, oder Stiftsschulen, die die Nachfolgerinnen der alten Lektoren- und Sängerschulen waren, wurden die Kandidaten für die Priesterweihe, aber auch zukünftige Ministranten und Sänger, ausgebildet.

Anders sah es schon in den Landpfarreien aus, wo es meist außer dem Pfarrherrn keine weiteren Kleriker gab. Dort wurden die Messen ohne Ministranten gefeiert und die Bischöfe fühlten sich gezwungen etwas zu ändern. Für diese Fälle wurde es Laien, allerdings nur gebildeten Laien, gestattet, das Messdieneramt zu übernehmen. Lässt man also auch Laien zum Altardienst zu, so geht man davon aus, dass dies nur im Notfall gestattet ist.55

Neben den erwachsenen Laienknaben hat es aber immer auch Laienknaben als Messdiener gegeben. Die Ausbildungsstätten für diesen Priesternachwuchs beherbergten meist nur dem geistlichen Stande geweihte Knaben. Mit der Entwicklung der Universitäten wandelt sich das Bild der Schulen sehr stark, denn die Dom-und Stiftsschulen nahmen den Charakter von Elementarschulen an, die nicht nur künftige Kleriker auf die Universität vorbereiten.

Diese Entwicklung führte ganz von selbst dazu, dass auch Laienknaben bei den gemeinsamen Schulgottesdiensten als Ministrant mitwirken konnten.56


Zum Ministrantendienst im Mittelalter lassen sich die Worte von Theodor Schnitzler zusammenfassen:

Im Mittelalter entwickelte sich also der niedere Kirchendienst zu den Niederen Weihen als Durchgangsstufe zur Priesterweihe. Im Dienst der Knaben am Altar bleibt jedoch die Erinnerung an die altchristliche Einrichtung erhalten, dass zum Dienst am Heiligtum der Laie, das heißt der Getaufte, auserwählt, ausgesandt und gesegnet wird, auch ohne dass er zum Klerus gehört und den Weg zum Priestertum beschreitet.57

Würde man hier konsequent weiterdenken, dürfte es heute kaum mehr Ministranten geben, denn die sogenannten „Niederen Weihen“ wurden durch einen päpstlichen Erlass vom 14.09.1972 offiziell abgeschafft, und die Zahl der Privatmessen ist durch Priestermangel und Liturgiereform stark zurückgegangen.58 Doch dass die Geschichte der damaligen Diener weiterging beweist die Vielzahl de.....

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Quellen & Links

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