Die geistige Entwicklung aus der
Sicht Jean Piagets
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Gegenstand wissenschaftlicher Forschung waren Erkenntnissprozesse
 
Vier Stadien geistiger Entwicklung
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P. fasziniert von kindl. Denkfehlern à
zw. 2. Lj. und Schuleintritt
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Verschiedene Stadien der Entwicklung:
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Sensumotorische Funktion (Sprache)
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Stadion des voroperatorischen, anschaulichen Denkens
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Stadium der konkreten Operationen
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Stadium der formalen Operationen à
nach P.= Endpunkt geistiger Entwicklung
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Stadien bauen nacheinander aufeinander auf
Sensumotorische Entwicklung
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Entwicklung ersten zwei Lebensjahre à
Beginn des Denkens, sowie begriffliche Repräsentation der Gegebenheiten
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SE in 6 Stadien gegliedert:
1.
Übung angeborener Mechanismen
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Vorhandene Reflexe und Sinnesfunktionen „trainieren“, z.B. saugen,
greifen, schlucken, schauen, hören
2.
Primäre Kreisreaktion
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Wiederholung von angenehmen/ ereignisreichen Handlungen
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Handlungsschemata bilden sich heraus à wird nach bestimmten Gegenständen gegriffen à Generalisierende Assimilation =
Einverleibung
3.
Sekundäre Kreisreaktion
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Mittel – Zweck – Realtion
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Entdeckung das Handlungen zu selben Ergebnis führen
4.
Koordination erworbener Handlungsschemata und Anwendung auf neue
Situationen
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Ausdifferenzieren von Handlungsschemata; z.B. Rassel
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Koordinieren verschiedener Schemata àgreifen, werfen
5.
Tertiäre Kreisreaktionen
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Durch experimentieren, Entdeckung neuer Handlungsschemata; z.B.
Tischdecke
6.
Übergang vom sensumotorischen Intelligenzakt zum Denken
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Handlungsergebnisse werden antizipiert à innerliche Vollziehung der Handlung à Übergang zum Denken
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Sensumotorische Entwicklung geht aber über genannte Stadien hinaus! Z.B.
handwerkliche Tätigkeiten
Objektpermanenz
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„Aus den Augen aus dem Sinn“
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Zw. 7. Und 7. Monat beginnen Kinder nach versteckten Sachen zu suchen
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Zw. 6. Und 8. Monat begreifen Kinder das Gegenstände auch da sind,
selbst wenn sie sie nicht mehr sehen
Nachahmungsverhalten
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Um Handlung nachzuahmen muss sie innerlich präsent sein
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Zeitl. verzögerte Nachahmung = Aufbau innerer Repräsentation durch
beobachtetes Verhalten
Voroperatorisches, anschauliches Denken
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Assimilation = Gegenstand wird in geistiges Schema aufgenommen; Z.B.
Kind weiß was wachsen bedeutet und erklärt wie Berge entstehen
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Akkommodation = Schema wird an Wirklichkeit angepasst à Kind erkennt das Berge nicht wachsen
können
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Irrsinnige Assimilationen auch als erwachsener möglich à beruhen auf Wissensdefiziten
Kindlicher Egozentrismus
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Vielfältige Verwendung des Begriffes Egozentrismus durch Piaget:
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Unfähigkeit sich in andere zu versetzen
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Nicht den Blickwinkel eines anderen einnehmen können
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Oder eigene Sichtweise aus anderer Perspektive zu betrachten
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Klass. Demonstration egozentrischer Wahrnehmung: Drei Berge Versuch (f.
vierjähriges Kind)
à Kind
weiß nicht, dass es unterschiedliche Ansichten gibt, kann andere Ansicht nicht
konstruieren
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Überwindung: nur möglich durch sozialen Austausch, Erfahrungen,
Speicherung der unterschiedlichen Ansichten
Piagets Entwicklungstheorie
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Nach Piaget besitzen Handlungen/ geistige Operationen Strukturen oder
Formen
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Greifen als Struktur
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Assimilation = Anwendung einer Struktur auf einen Gegenstand à Struktur wird verinnerlicht, z.B.
Greifen einer Rassel
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Akkommodation = Strukturen müssen auf Situationen angepasst werden; Z.B.
Greifen nach Wasser à Schöpfen
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Zugleich entsteht eine Differenzierung der Struktur
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Ebenso müssen Begriffe differenziert werden
Piagets Strukturmodelle
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Lernen im Sinne der Assoziationsbildung = Lernen von Kontingenzen
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Reiz zieht assoziierte Reaktion mit
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Assoziierte Reaktionen kommen durch unterschiedliche Strukturen
zugange
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Z.B. Stuhl: Sitzmöbel, Sessel, Bein…; Oberbegriff, Unterklasse,
Teil
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P. Strukturmodelle sind sehr abstrakt
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Voroperatorischen Denken: Allgemeine Merkmale der Zentrierung auf
eine Dimension und auf aktuelle Sichtweise (Egozentrismus)
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Kritik:
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Keine Verknüpfung verschiedener Klassen àdies setzt Strukturbildung voraus
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P. beschreibt nur logisch – mathematische Verbindungen zw.
Klassen
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Lob: Setzte Strukturalismus in Denkpsychologie durch
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Strukturmodelle in Psych. Des Handels, der Begriffsbildung, des
Problemlösens, des Gedächtnisses, etc.
Piagets Stufenkonzept
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Strukturbegriffe = hypothetische Konstrukte
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Kern des Stufenkonzeptes: Struktur kann in verschiedenen Manifestationen
bei zeitgleicher Entwicklung erscheinen à
Wer bestimmtes Problem eines Bereiches gelöst hat, kann auch andere Probleme
dieses Bereiches lösen
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Horizontale Verschiebung:
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Eine Struktur kann in verschiedenen Bereichen zu
unterschiedlichen Zeiten auftauchen; Z.B. Textaufgabe im Rechenunterricht à Verstehen des Textes = Strukturleistung à Erkennen der geeigneten Operation à Präsentieren des Ergebnisses
Piagets genetisches Erklärungsmodell
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Bevorzugt genetische Erklärungsweise
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Beschriebene Stufen als notwendige Sequenzen um nächste
Entwicklungsstufe zu erreichen
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Jedoch setzten bestimmte Leistungen Reifungsschritte voraus, die
jedoch ohne Stufenentwicklung entstanden sind à
im Buch wird als Bsp. der Spracherwerb angegeben à
Aber drückt Baby sich nicht vor Sprache mit Geräuschen
aus?
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Entw. bleibt nicht stehen à =
Konzept der Äquilibration à Suchen
und finden eines Gleichgewichts à
Aufbau komplexerer Strukturen
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Ungleichgewicht entsteht durch:
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Fehlgeschlagene Assimilationsversuche: Wenn Kind Wasser greifen
möchte
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Widersprüche zwischen zwei Urteilen: Bsp. mit schmalen und
breiteren Wasserglas mit demselben Inhalt à
suchen einer neuen kognitiven Lösung
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Empirische widerlegen eines Urteils: Was für Material schwimmt?
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Äquilibrationsprozesse durch Fragen und Probleme angeregt à wird auf Widersprüche oder einseitige
Zentrierung aufmerksam gemacht
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Kritik: Äquilibrationskonzept nicht für Lehr- und Lernforschung geeignet
Lernpsychologische Implikationen der
Theorie Piagets
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Lernen = Assoziationsbildung auf Basis wahrgenommener Kontingenzen
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à Diese Art des Lernens, der
geistigen Entwicklung, kommt für Piaget nicht in Betracht
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Aber: erkennende Mensch mit Erkenntniskompetenz darf nicht außer acht
gelassen werden bei seiner Informationssuche
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Lernen bei Piaget ist Konstruktion à
handelnde und denkende Aktivität erforderlich = Konstruktivismus
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Auseinandersetzung mit Gegebenheiten, Problemen und Fragenerschafft Mensch
Strukturen des Handelns und Erkennens à
hierdurch entwickelt sich Kind weiter
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Lehrer sollen Kenntnisse der Lernenden richtig einschätzen können
und angemessene Probleme vorlegen à
Lernende soll sie verstehen und mit eigener Kraft bewältigen
- P.
à Entw. auf Grundlage eigener
Erkenntnismöglichkeiten (Entfaltungslogik) à
nicht auswendig gelerntes!
Kritik an Piaget
- Mittelpunkt
Piagets Forschung: Suche nach allg. Konstruktionsprozessen der geistigen
Entwicklung
- Kritik
das er kindliche Kompetenzen unterschätzte à Bei geeigneter Aufgabenstellung leisten Kinder schon viel
früher Leistung
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Aber: er konstruierte keine alter spezifischen Entwicklungstests
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Vernachlässigte soziale Faktoren (Belehrung, Lernen durch
Beobachtung) in Entwicklung à Aber
er leugnet ihre Bedeutung nicht
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Hätten auch in seiner Theorie untersucht werden können
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Geht von stadientypischen Gesamtstrukturen aus, die sich gleichzeitig
entwickeln
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Empirische Überprüfbarkeit: Es sind viele Asynchronien gefunden wurden
à
bestimmte Aufgaben werden zu selben Zeitpunkt gelöst, Strukturgleiche Aufgaben
werden dagegen nicht gelöst
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= Piagets Beobachtung der Verschiebung
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Stadienkonzept für Piaget sinnvoll, da er an entwicklungsmäßigen Aufbau
interessiert ist
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Höheres Stadium beruht auf Grundlage des vorherigen
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Stadienkonzept dient nicht der Leistungsvorhersage
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P. liefert keine Entwicklungserklärungen à beschreibt nur Entwicklung
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Genetische Erklärung konzentrieren sich auf Nachweis struktureller
Voraussetzungen für Weiterentwicklung
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P. vernachlässigt Entwicklung in Adoleszenz à Entwicklung geht aber weiter
è
Hat sich um Fragen gekümmert die ihm wichtig waren!