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Erörterung
Volkswirtschaftslehre

Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg - MLU

keine Note, Prof.Hielscher, 2013

Olivia O. ©

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ID# 45376









Die fünf wichtigsten Merkmale, durch die sich die heutige Gesellschaft fundamental von der Gesellschaft des Jahres 1500 unterscheidet

Mit der Frage in welcher Gesellschaft wir heute leben und welche Merkmale diese von der Gesellschaft des Jahres 1500 unterscheidet, stehen vielerlei Begriffe im Zusammenhang, die uns allen gewiss schon einmal begegnet sind. Die Rede ist von Konsumgesellschaft, Wegwerfgesellschaft, Überflussgesellschaft, Wohlstandgesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Informationsgesellschaft und Wissensgesellschaft. Doch insbesondere hat es den Anschein, dass die Menschen, die in unserer Gesellschaft leben, zunehmend Widersprüche in sich vereinen: Wir betreiben fleißig Mülltrennung zuhause, um die Umwelt zu schonen, verpacken jedoch das Obst und Gemüse im Supermarkt jedes Mal in Plastiktüten; wir entscheiden uns Veganer zu werden, um den Tieren zu helfen, aber tragen weiterhin Lederschuhe; wir wissen, dass es mit dem Wachstum nicht stetig weiter gehen kann, doch dennoch traut sich niemand ernsthaft das Prinzip des Wachstums zu hinterfragen.

Unsere Gesellschaft ist durch die industrielle Massenproduktion von kurzlebigen Wegwerfprodukten und einer Weckung und Überformung unnötiger Bedürfnisse geprägt. Geformt durch eine sogenannte Wegwerfmentalität, steht dies im drastischen Gegensatz zu dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Zugunsten neuer Produkte werden oftmals völlig gebrauchsfähige oder reperaturfähige Güter entsorgt. Bekleidung wird häufig bereits nach einer Saison ausrangiert, weil sie nicht mehr dem aktuellen Trend entspricht oder die Kleidung so produziert worden ist, dass schon nach ein paar Mal tragen deutliche Qualitätsmängel auftreten. Das Marketing der Bekleidungsindustrie fördert diese regelmäßige Erneuerung. Vergleichbare Entwicklungen lassen sich in fast allen Bereichen von Konsumgütern erkennen. Allerdings gehen diese Entwicklungen auch einher mit einer sogenannten geplanten Obsoleszenz. Stark betroffen von dieser Wegwerfmentalität sind Lebensmittel. Ein Drittel aller Lebensmittel landen weltweit im Müll, wobei es sich in Deutschland noch um einen größeren Anteil handeln soll. In deutschen Privathaushalten landen allein 21 Prozent der gekauften Lebensmittel im Müll. Das ergibt 6,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Ursachen dieser maßlosen Verschwendungen können weder nur auf Seiten der Produzenten noch auf Seiten der Konsumenten geortet werden. Die Lebensmittelbranche erfindet stetig neue, aufregende Produkte die noch nie dagewesene Bedürfnisse wecken. Dies ruft ein Konsumverhalten hervor, welches sich nicht an der Notwendigkeit sondern an den Möglichkeiten des Konsums orientiert. Gleichwohl sind auch die Verbraucher die Schuldtragenden, sie erwarten bis Ladenschluss die komplette Auswahl an Gemüse, Obst und Backwaren in den Regalen. Wenn nun einmal der

Lieblingsjoghurt nicht mehr verfügbar ist, so hat der Supermarkt schon keine Chance mehr unter die Top10 zu kommen. Ebenfalls optisch nicht perfekte Frischwaren werden angeekelt in das Regal zurückgelegt, dies zwingt die Produzenten dazu Obst und Gemüse, welches nicht den hohen Ansprüchen der Konsumenten entspricht, bereits vorher auszusortieren. Häufig werden die Produkte schon Tage vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeworfen, da sie nicht mehr gekauft werden. Es ist notwendig, dass wir lernen Lebensmittel wieder wertzuschätzen und diesem maßlosen Ressourcenverbrauch entgegenzuwirken.

Wir leben aber auch in einem Zeitalter, welches durch das Internet geprägt ist. Fast täglich nutzen wir dieses und machen es immer mehr zu einem Bestandteil unseres Lebens. Wir bilden eine digital vernetzte Gesellschaft, in der wir durch Email oder Chat räumlich weit gestreute Netzwerke leichter aufrechterhalten können. Kommunikation ohne physische Präsenz wird zu einem Charakteristikum unserer Gesellschaft. Informationen werden zunehmend nur noch online angeboten. Das Internet stellt eine Plattform dar, die die Aneignung von Fähigkeiten unterstützt, Meinungsverbreitung leichter macht und fast grenzenlose Kommunikation ermöglicht. Allerdings sind mit dem Internet neue Grenzen und Risiken verbunden. Datenschutz und Urheberrecht stehen hier vor einer neuen Problematik, denn auch Grundrechte müssen im Internet bewahrt werden. Was uns heute ganz natürlich erscheint, war im Jahre 1500 undenkbar. Erst die Erfindung der beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg ermöglichte zahlreiche Vervielfältigungen von Büchern und legte auf diese Weise einen Grundstein für die heutige Wissensgesellschaft.

Im Gegensatz zu dieser Wissensgesellschaft stellten Rohstoffe, Arbeit und Kapital in der industrialisierten Gesellschaft die wichtigsten Ressourcen dar. Gegenwärtig wird jedoch neben den bekannten Faktoren, wie Kapital und Arbeit, Wissen als wichtige Zutat für wirtschaftliches Wachstum eingeführt. Wir befinden uns in einer Phase, in der sich die fortgeschrittene industrialisierte Gesellschaft zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft entwickelt. Kommunikations- und Informationstechnologien durchdringen beinahe alle Bereiche unseres Lebens. Der Ausdruck Wissensgesellschaft deutet eher an, dass die Bereiche Wirtschaft, Politik und Kultur sich immer mehr auf Wissen stützen. Hierbei meint der Begriff des Wissens nicht nur wissenschaftlich generiertes Wissen, sondern kann gleichermaßen Formen, wie technisches, soziales, alltägliches oder politisches Wissen einschließen. Demgegenüber beschäftigt sich die Informationsgesellschaft vorrangig mit den veränderten technischen Möglichkeiten der Informationsverarbeitung. Zweifellos ist es nicht zu bestreiten dass frühneuzeitliche Gesellschaften ebenfalls in ihrer Entwicklung von wissenschaftlich- technischen Innovationen geprägt waren, aber gegenwärtig geschieht dies mit einer vorher nie da gewesenen Kraft und Geschwindigkeit.

In der Welt, in der wir leben, verschwimmen die eindeutigen Grenzen, die einst Zivilisationen, Kulturen, Märkte, Staaten, Lebenswelten und Menschen trennten. Eine internationale Verflechtung in vielen Dimensionen, die sogenannte Globalisierung, formt unsere Gesellschaft. Gemeinsame zeitliche und räumliche Bedingungen sind bei sozialen Interaktionen nicht mehr unerlässlich. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass Globalisierung keine neuartige Erscheinung ist; gegenseitige Abhängigkeiten und sich ausweitende Verflechtungen existierten schon vor Jahrhunderten. Schon im Mittelalter kann man Anzeichen einer Globalisierung erkennen, allerdings verstärkt in ökonomischen Bereichen. Dementsprechend lassen sich im Schaffen des Augsburger Kaufmanns Jakob Fugger, der ein über die Grenzen tätiges Handels- und Finanzimperium aufbaute, erste Erkennungszeichen der Globalisierung feststellen. In der Zeit von etwa 1495 bis 1525 war Jakob Fugger der bedeutendste Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Europa. Gegenwärtig ist das Phänomen der Globalisierung jedoch nicht nur auf ökonomische Bereiche beschränkt, sondern geht über die Ebene der Politik, Internationalen Organisation bis in die sozialen Dimensionen. Fortschritte in der modernen Kommunikations- und Informationstechnologie stellen die Grundlage der Globalisierung im kulturellen und gesellschaftlichen Bereich dar. Kritiker sehen durchaus Gefahren in der neuen globalen Verfügbarkeit und Verbreitung von medialen Inhalten und Informationen. Westliche Werte erreichen in zunehmendem Maße fremde Kulturkreise, wobei sich die Frage stellt, ob wir denn wirklich ein Interesse daran haben weltweit dieselben Ideen und denselben Lebensstil zu etablieren?

Desweiteren erscheint in der neuzeitlichen, westlich geprägten Gesellschaft Freizeit zunehmend als ein sehr wichtiger Lebensbereich. Zugegeben hat der Bereich Arbeit die vergangene Entwicklung der Geschichte maßgeblich mitgeprägt, jedoch übernimmt die Möglichkeit der Freizeit immer mehr diese Aufgabe. Insgesamt betrachtet avanciert Freizeit zunehmend zum tatsächlichen Bereich des zentralen Lebenssinns. Der Begriff Freizeit steht zwar in Abhängigkeit zu den der Arbeit und beide sind stets aufeinander bezogen, doch auch hier fordert die Gesellschaft verstärkt eine sogenannte „Work – Life - Balance“.

Unumstritten findet man die Ansätze, die unsere Gesellschaft heute formen auch schon in der Frühen Neuzeit, wie beispielsweise Anzeichen einer zunehmenden Vernetzung des Handels ausgehend von Jakob Fugger. Jedoch haben wir heute Möglichkeiten bis ins Unvorstellbare, vor deren Hintergrund sich eine Maßlosigkeit und Innovationsgeschwindigkeit ergibt, die uns teilweise immer mehr in Widerspruch mit der Natur bringt. Das sich einst so langsam drehende Karussell des gesellschaftlichen Wandels hat den Anschein sich zunehmend schneller zu drehen, dabei bleibt die Frage offen, wie viel Beschleunigung die Gesellschaft in Zukunft noch aushalten wird?

Literaturverzeichnis:

Elias, Norbert (1939): Über den Prozeß der Zivilisation. Band 2: Wandlungen der Gesellschaft: Entwurf zu einer Theorie der Zivilisation. Basel: Verlag Haus zum Falken.

Giddens, Anthony: Die moderne Gesellschaft. verfügbar über: verlag.de/giddens.pdf

Heuser, Jean; Kunze, Anne (2013): Generation Y -Wollen die auch arbeiten?. Zeit Online, verfügbar über:

Klaubert, David (2011): Wegwerfgesellschaft. Die große Verschwendung. Frankfurter Allgemeine, verfügbar über: verschwendung-11130879.html

Knoll, Sina (2012): Wie individuell wollen wir wirklich sein?. Soziologie Magazin, verfügbar über:

Welzer, Harald (2011): Ohne jede Bodenhaftung. Unsere Wirtschaft kennt nur drei Ziele: Wachstum, Wachstum, Wachstum. Das wird uns eines Tages das Kreuz brechen. verfügbar über: magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/36743

Wenzel, Helmut: Die Technisierung des Subjekts. Zum Verhältnis von Individuum, Arbeit und Gesellschaft heut. verfügbar über:



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