Interpretation:
Die
Freundin meines Freundes
Die Kurzgeschichte
„Die Freundin meines Freundes“ wurde von Nadja Einzmann verfasst
und veröffentlicht. Das Erscheinungsdatum sowie der Erscheinungsort
sind nicht angegeben.
Im Grunde geht es in
diesem Text um das Verlangen nach Aufmerksamkeit einer Frau, die
dieses nur durch die neue Freundin ihres Ex-Freundes verspürt und
sich somit überflüssig fühlt.
Der Titel lässt
einen überlegen, wie das Wort „Freund“ bzw. „Freundin“
verstehen soll, denn das Wort selbst verrät nicht sofort ob es sich
auf eine freundschaftliche oder liebesgebundene Basis bezieht. Somit
bleiben viele erste Eindrücke offen, doch wenn man dann durch den
Text den Sinn versteht merkt man, dass er sich auf die dahinter
verborgene Eifersucht bezieht.
Alle Figuren in
dieser Geschichte sind namenlos. Dies hat wohl die Funktion, dass man
sich somit besser in die Geschichte einleben kann und besser
mitfühlt, sich eben besser damit Identifiziert.
Die wichtigsten und
eigentlich auch einzigen vorkommenden Figuren sind ein Mädchen, ihr
Ex-Freund und seine neue Flamme.
Anfangs scheint es
so, dass das Mädchen die neue Freundin beneidet und somit
eifersüchtig darauf wird, dass ihr Ex-Freund nur Augen für sie hat,
doch eigentlich vermisst sie es nur im Mittelpunkt zu stehen und die
gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fälschlicherweise denkt
sie dann selbst, dass sie zu ihrem Ex zurück will, auch wenn sie
eigentlich weiß, dass sie nicht mehr in ihn verliebt ist. Dies zeugt
von Unentschlossenheit und von Unzufriedenheit mit sich selbst.
Wahrscheinlich hat sie sogar Selbstzweifel und ein schlechtes
Selbstbewusstsein. Ganz im Gegenteil dazu hat die „Neue“ ein
wirklich gutes Selbstwertgefühl, ist sehr fröhlich und auch wenn
sie nicht so schlank ist ist sie trotzdem modebewusst und weiß, wie
sie ihre Kurven einsetzt. Dadurch ergibt es wohl viel Sinn, dass der
Ex so vernarrt in sie ist und weder Augen noch Finger von ihr lassen
kann und sich auch gar nicht für das Mädchen interessiert.
Die Gartenparty als
Ort verdeutlicht, dass das Mädchen in der Masse untergeht, auch wenn
nicht erwähnt wird wie viele Leute dort sind. Und dass man merkt,
dass die neue Freundin, auch wenn sie niemanden wirklich kennt,
bemerkt und auch angesprochen wird. Somit fühlt sich das Mädchen
noch mehr als wäre sie fehl am Platz, denn man sieht sowieso nur die
„Fremde“.
Die Kurzgeschichte
wurde aus der Ich-Perspektive geschrieben und bewirkt somit eine
personale Erzählhaltung, durch die man die Gefühle und Eindrücke
des Mädchens noch besser nachvollziehen kann.
Dass eine
Zeitraffung vorliegt erkennt man daran, dass die Erzählzeit ca. 3 –
5 Minuten dauert und die erzählte Zeit einen ganzen Abend
wiedergibt.
In diesem Text sind
ziemlich viele Adjektive eingebaut um jeden einzelnen Gedanken besser
zu beschreiben und um deutlicher zu machen, was im Mädchen vorging.
Außerdem wurden mehrere Metaphern verwendet um die damit verbundene
und zum Ausdruck bringende Aussage zu unterstreichen.
Dadurch, dass es in
dem Text um ein mehrfach in der Realität vorherrschendes Szenario
geht, wird wohl jedes Mädchen in der Lage sein sich in die
Geschichte einzufühlen oder sich an ein ähnliches Ereignis erinnern
können. Immerhin passiert so etwas immer wieder einmal, doch dies
bedeutet noch nicht, dass diese Geschichte wirklich passiert ist, da
man sich so etwas doch auch einfach ausdenken kann und sie auf Papier
bringt um alle Leute, egal ob sie in dieser Geschichte nun den Part
des Mädchens, der Neuen oder des Ex einnimmt, zum Nachdenken
anzuregen, ob einem schon einmal so etwas passiert ist und was man in
der Situation getan hat und was man hätte besser machen können, was
man sich gewünscht hätte und wie es letztendlich weitergegangen
ist.
In der Geschichte
geht es außerdem darum, dass man als Leser die verschiedenen Gefühle
und Gedanken einer Frau richtig deuten kann, da man anfangs ja denkt,
dass das Mädchen eifersüchtig ist, doch am Ende bemerkt, dass sie
eigentlich darauf eifersüchtig ist, dass sie keine Aufmerksamkeit
bzw weniger Aufmerksamkeit bekommt als die neue Freundin. Somit
zeigen sich verschiedenen Facetten der Gefühle und dass man oft
vieles falsch verstehen kann und man deshalb auch oft falsch handelt.
Die Autorin will zeigen, dass nicht nur solche sondern auch andere
Gefühle oft falsch verstanden und interpretiert werden, denn nicht
alles ist so wie es scheint und aus dem Grund oft viel falsch
aufgenommen wird und man sich schnell in missliche Lagen versetzen
kann.
Dazu kommt auch,
dass man sich, nicht nur als Junge sondern generell, meist nicht
bewusst ist, was man jemanden antun kann durch Taten, die man selbst
eigentlich nicht einmal richtig mitbekommt. Jeder kann mal etwas
machen und somit jemanden verletzen auch wenn man das gar nicht vor
hatte und unbewusst hervorrufen kann, dass es der betroffenen Person
dann schlecht geht.
Weiteres kann man
aus der Geschichte auch lernen, dass man sich selbst nicht immer
wirklich ganz versteht und nicht weiß was um einen genau passiert
und man dann etwas tut bzw. sagt, wo man sich im Nachhinein dann
denkt warum man das eigentlich getan hat.
Also zusammenfassend
zeigt die Geschichte, dass man lernen muss mit seinen Gefühlen
umzugehen und wie man handelt wenn man sich selbst nicht versteht und
etwas zurück haben möchte, das man einmal hatte, auch wenn es
eigentlich nicht mit den Personen zu tun hat sondern nur mit den
Gefühlen, die man dabei hatte. Somit kann man zum Beispiel, wenn man
eine Tasche hat, sich gut fühlen, wenn jemand zu einem sagt, dass
diese schön ist und wenn man sie dann aber verkauft, verliert oder
kaputt macht, neidisch sein auf andere, die dieselbe Tasche haben und
dafür beneidet werden, wobei man hier nicht die Tasche sondern nur
das Beneiden von anderen vermisst.
Die Autorin hat sich
bei diesem Text natürlich auch Gedanken darüber gemacht, welche
Gefühle der Leser/die Leserin haben wird. Dies hängt aber natürlich
immer davon ab, wie die Person die Situation sieht. So kann man
entweder sich voll und ganz auf das Mädchen konzentrieren und mit
ihr fühlen oder sich auch in die Person des Ex-Freundes versetzen
und sich denken, dass er wohl ziemlich glücklich ist und es einfach
falsch findet, was das Mädchen am Ende zu ihm sagt. Oder man kann
sich voll und ganz in die neue Freundin versetzen und sich wohl
fühlen und nicht bemerken wie es um das Mädchen geschieht, da man
sich eigentlich keine Gedanken darüber macht und wahrscheinlich auch
nicht mitbekommt, wie sie sie ansieht und beneidet. Das alles ist
dann ja auch dem Leser überlassen, wobei sich die Meisten wohl in
die Rolle des Mädchens versetzen werden, da die Kurzgeschichte aus
der Ich-Perspektive, also der Perspektive des Mädchens aus
geschrieben ist.
Für mich ist dieser
Text sehr interessant, da man sich sehr gut in so eine Geschichte
einleben kann, überhaupt bei diesem Schreibstil und man sich mitten
im Geschehen wiederfindet. Weiters kann man ihn auch auf sein eigenes
Leben zurückführen, denn es kann ja sein, dass jemand so ein
Erlebnis bereits hatte oder es sich einfach einmal vorstellt, wie es
wäre wenn einem so etwas passiert.
Der Schluss
allerdings bleibt offen, so kann es sein, dass die Worte des Mädchens
an den Jungen Zweifel hervorgerufen haben oder auch dass er sich
nichts daraus gemacht hat. Dies finde ich ziemlich gut, da ich mir
den Schluss einer Geschichte gerne selbst ausdenke und es immer
wieder etwas anderes ist. Hier kann man auch andere Leute wie zum
Beispiel Freunde fragen was sie sich als Schluss ausgedacht haben,
was die Geschichte immer wieder zu einer anderen macht, auch wenn sie
im Prinzip dieselbe bleibt.
Im Großen und
Ganzen finde ich die Kurzgeschichte wirklich interessant zum Lesen,
Erleben und Nachdenken und finde die Autorin hat einen sehr guten
Stil gewählt um diese Geschichte zu schreiben.