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Seminararbeit / Hausarbeit

Die Freinet-Pädagogik nach Célestin Freinet

4.951 Wörter / ~22 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Natalie . im Aug. 2011
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Seminararbeit
Pädagogik

Universität, Schule

Friedrich Alexander Universität Erlangen - Nürnberg - FAU

Note, Lehrer, Jahr

2009 Zirfas

Autor / Copyright
Natalie . ©
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Preis 7.40
Format: pdf
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Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 8498







Die Freinet-Pädagogik nach
Célestin Freinet

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Institut für Pädagogik

Seminar: Einführung in die Hermeneutik

Jörg Zirfas

Sommersemester 2009


Julia Ossko

****

Kunstgeschichte/ Pädagogik 2. Semester

Inhaltsverzeichnis

Seite


1. Einleitung 3

2. Grundlegende Auffassungen der Freinet-Pädagogik 4

2.1 Zu der Person Célestin Freinet 4

2.2 Grundzüge der Freinet-Pädagogik 5

3. Bedeutende Arbeitsmittel der Freinet-Pädagogik 11

3.1 Die Arbeitsmittel und der Unterricht 11

3.2 Die Schuldruckerei 16


5. Fazit 18


6. Literatur- und Abbildungsverzeichnis 20


1.    Einleitung

Die Strömung der Reformpädagogik hat eine Reihe pädagogischer Konzepte hervorgebracht. Namen wie Maria Montessori, Rudolf Steiner und natürlich auch Célestin Freinet prägten die Reformpädagogik maßgeblich. Was die Reformpädagogen im Allgemeinen auszeichnet, ist, dass sie von einer Pädagogik „vom Kinde [aus] und seiner Erziehung zur Freiheit“[1] ausgehen.

Jeder dieser, der Reformpädagogik zuzurechnenden Pädagogen, verfolgt dies auf unterschiedlichem Wege.

Diese Abhandlung nun, soll sich explizit mit den Gedanken Célestin Freinets beschäftigen. Um einen kurzen Eindruck seiner Auffassung zu geben, wird mit einem Zitat Célestin Freinets begonnen:


In der traditionellen Schule ist nur ein schon im voraus von den Lehrplänen und dem Lehrer festgelegtes Arbeitsprogramm möglich, auf das die Kinder keinerlei Einfluss haben. Zwangsläufig ergibt sich daraus eine Atmosphäre der mehr oder weniger starken Opposition zwischen den Schülern und dem Erzieher, die sich in einem Fehlen von Vertrauen, autoritären Maßnahmen, Sanktionen und Strafen äußert.

Es wird daher die erste Aufgabe sein, den Geist der Lehrer, die Arbeitstechniken und das Leben in der Klasse zu verändern.[2]


Schon dieses Zitat zeigt, dass Freinet an der herkömmlichen Schule Einiges zu bemängeln hat. Jedoch hat er nicht nur Kritik vorzubringen, sondern auch Lösungen dieser genannten Probleme parat. Darauf soll im Weiteren genauer eingegangen werden.

Begonnen wird jedoch mit der Biographie Célestin Freinets, da die Biographie einer Person auch immer Aufschlüsse darüber geben kann, wie und warum ein Mensch einen gewissen Weg eingeschlagen hat. Daraufhin sollen die Grundgedanken seiner Pädagogik erläutert werden. Desweiteren folgt eine Übersicht der Arbeitsmittel und Techniken und deren Einbindung und Verwendung im Unterricht.

Auf ein spezielles Medium, das Wichtigste der Freinet-Pädagogik, soll in einem extra Punkt eingegangen werden. Um diese Arbeit abzuschließen sollen die Gedanken und die Vorgehensweise Célestin Freinets in einem persönlichen Fazit bewertet werden.


2.    Grundlegende Auffassungen der Freinet-Pädagogik

Um sich dem Thema anzunähern, sollen zunächst grundlegende Fragen zur Person Célestin Freinet, zu den Grundgedanken seiner Pädagogik und zu seiner Vorstellung von Unterricht, geklärt werden.


2.1  Zu der Person Célestin Freinet


Abbildung 1: Célestin Freinet[3]

Célestin Jean-Baptiste Freinet wurde am 26. Oktober 1896 als fünftes Kind in dem kleinen Dörfchen Gars geboren. Seine Eltern, Marie Victoire Freinet, geborene Torcat und Joseph Delphin Freinet, nahmen zusätzlich ein Pflegekind in die Familie auf. Sie führten einen Krämerladen und eine Bauernwirtschaft. Nach Beendigung seiner Schullaufbahn trat er zunächst einem Lehrerbildungsseminar bei.

Diese Ausbildung wird dadurch unterbrochen, dass Freinet in den Kriegsdienst einberufen wurde. Im Jahre 1917 wurde er schwer verwundet und kurz vor Kriegsende ausgemustert. Er arbeitete nach seiner Genesung als Aushilfslehrer in kleinen Dörfern des Département Alpes Martimes. Im Jahre 1922 besuchte Freinet die anarchistischen Schulversuche in Hamburg-Altona und traf in Deutschland auch mit Peter Petersen zusammen.

Wenig später führte Freinet in seiner Klasse an der Jungenschule in Bar-sur-Loup die Druckerei ein. 1925 lernt Célestin die politisch engagierte Élise Lagier-Bruno kennen, die er ein Jahr später bereits heiratete. Beide waren Anhänger der Kommunistischen Partei Frankreichs. Sie nahmen auch an diversen Kongressen der Lehrergewerkschaft teil. 1928 wird die „Cooperative de l´Enseignement Laïc“ (C.E.L.) gegründet, der ebenfalls beide angehörten.

Etwa zur gleichen Zeit nahm Célestin Freinet eine Stelle in der Jungen-Volksschule in Saint-Paul an. Die Probleme, hinsichtlich Hygiene und Ausstattung in dieser Schule, dauerten 4 Jahre lang an, bis zur Rückversetzung Freinets nach Bar-sur-Loup. Sowohl Élise als auch Célestin machten immer wieder von dem ihnen zustehenden Krankheitsurlaub Gebrauch, Élise wegen Tuberkulose, Célestin wegen sei.....[Volltext lesen]

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Die Kritik an der zur Zeit Freinets vorherrschenden Schulkonzeption lässt sich in fünf Punkte untergliedern. Zunächst geht Freinet davon aus, dass durch die Trennung in viele verschiedene Fächer das Alltagswissen und die eigenen Erfahrungen der Schüler keine Rolle spielen[14]. Zweitens unterdrückt die Schule die Interessen und Bedürfnisse der Schüler, da diese keinen Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung haben und somit oft nicht mehr als nur passive Teilnehmer sind[15].

Ein dritter Kritikpunkt ist, dass die Schüler die Erfahrung des selbstständigen Lernens nicht machen können, da sie weder über Unterrichtsinhalte, noch über Unterrichtsformen unterrichtet werden, oder gar ihre eigenen Ideen mit einbringen können[16]. Diese erwähnten Gründe für eine Ablehnung der Schule durch die Schüler führt laut Freinet zu sogenannten Verhaltensauffälligkeiten[17].

Der fünfte Kritikpunkt den Freinet anbringt, ist, dass die Leistungen der Schüler in abheftbarer und vorzeigbarer Form erbracht werden müssen, die dann Aufschluss über die Arbeitskraft der Schüler geben sollen[18]. Freinet kritisiert also im Wesentlichen die starre Organisation der Schule, die im Prinzip nur auf Leistungsnachweise ausgelegt ist. Laut Freinet wird die Schule zum


Zweck der Erhaltung der Gesellschaft eingerichtet und die Schule bestimmt den Fortbestand der Gesellschaft auch tatsächlich mit, indem sie für bestimmte Funktionen und Positionen qualifiziert, nach bestimmten Kriterien selektiert und in ein bestehendes Wertsystem integriert.[19]


Die Schule erscheint also in den Augen Freinets mehr oder weniger als profitorientierte Einrichtung, die dem kapitalistischen System ausgebildete Schüler zuführen soll. Es wird demnach nicht auf den Menschen an sich wertgelegt, sondern nur auf dessen Arbeitskraft.

Freinet charakterisiert die, in seinen Augen optimale Schule, als Ort des Lebens, Ort der Produktion, Ort der Kooperation, Ort der Kommunikation und Ort des Erfolges[20].

Damit Schule ein Ort des Lebens werden kann, entwickelt Freinet ein Konzept, das Schüler mit dem wahren Leben, dem Alltag und der Außenwelt verbindet. Kinder sollen natürlich Wissen anhäufen, jedoch soll es anders als in der bisherigen Schule ablaufen:


Sie [die neue Schule] muß das mit dem Bildungsproblem aufs engste verknüpfte Problem der Aneignung des Bildungsgutes auf vollkommen neuer Basis erörtern und Organisationsformen finden, die durch konstruktive Aktivität die Kinder bei ihrer Selbstverwirklichung unterstützen.[21]


Dies kann unter anderem so funktionieren, dass Handwerker, Arbeiter oder Bauern in den Unterrichtsprozess einbezogen werden, soziale Tätigkeiten oder Wanderungen, sowie Garten- und Feldarbeit durchgeführt werden. Dies alles mit dem Zweck, dass Schüler direkte, erlebte Erfahrungen machen können[22]. Ebenso sollen lebensnahe Berichte und Untersuchungen diese Art der Erkenntnisvermittlung unterstützen[23].

Schule als Ort der Produktion bezieht sich im Wesentlichen darauf, dass Schüler durch eigenes Experimentieren oder Untersuchen eine Art vorberuflicher, praktischer Erfahrung machen können; Die eigene Arbeit der Schüler steht hier im Mittelpunkt. Schüler sollen bereits in der Schule lernen mit Werkzeug, Maschinen und Materialien umzugehen.

Hauptaugenmerk liegt auf der Zusammenführung von Kopf- und körperlicher Arbeit[24]. Aktionen wie Feldarbeit, Tierpflege, Hauswirtschaft, Konstruktion oder auch künstlerisches Schaffen wirken unterstützend[25].

Die Interessen der Schüler spielen eine zentrale Rolle in Freinets Konzeption von Schule als Ort der Kooperation. Erfahrungen und Interessen der Schüler sollen durch Nachforschungen oder Unterrichtsgänge belegt, beziehungsweise bestätigt werden. Die Schüler entwickeln und organisieren ihre Arbeit selbst, was in der Regel ein größeres Interesse der Schüler nach sich ziehen soll.

Durch die selbstständige Planung der verschiedenen Arbeitsvorhaben soll die Kooperation gefördert werden. Das Kind soll als Glied einer kooperativen Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen, der Lehrer steht in dieser Konzeption nur rein beratend zur Seite[26]. Auch die Druckerei, in dem Sinne, dass Texte, die gedruckt werden sollen von den Schülern selbst ausgewählt werden, spielt eine Rolle[27].

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3.      Praktische Aufgaben:

a)     Abfassung eines Erlebnisberichtes.

b)     Eine selbst erfundene Fabel oder ein Märchen sind zu schreiben.

c)     Es ist ein Brief an einen Korrespondenten zu schreiben und zu illustrieren.[35]


Die Prüfungen dieser Brevets finden meist in einem Monat statt. Im Anschluss an die Prüfungen werden oftmals die Eltern in die Schule eingeladen um die von ihren Kindern gefertigten Gegenstände in Augenschein zu nehmen[36].

Trotz der vielen Möglichkeiten, die den Schülern gegeben sind, nach ihren eigenen Vorstellungen zu arbeiten und zu lernen, ist die Schule im Sinne Freinets ein sehr disziplinierter Ort. Im Folgenden erläutert Célestin Freinet dies genauer:


Die Schule von morgen wird keinesfalls, wie es oft die gegen jede Neuerung Lästernden behaupten, eine Schule der Anarchie sein, in der es dem Lehrer nicht mehr gelingt, seine unbedingt notwendige Autorität durchzusetzen. Sie wird im Gegenteil die best-disziplinierteste Schule sein, denn sie ist meisterhaft geordnet. Was aus ihr verschwunden sein wird, das ist jene äußerliche, förmliche Disziplin, ohne die die augenblickliche Schule nur ein Chaos und ein Nichts wäre.[37]


Zusammenfassend ist zu sagen, dass Freinet ein sehr klares Bild einer funktionierenden Schule vor sich hatte, das sich auch, wie er mit seiner Schule in Vence gezeigt hat, durchführen ließe.

Abschließend zu den Grundgedanken seiner Pädagogik noch ein Zitat Freinets bezüglich des Erziehungsziels, welches sei:


dass das Kind in einem größtmöglichen Maße zur Entfaltung seiner Persönlichkeit im Schoße einer vernünftigen Gemeinschaft gelangen kann, der es dient und die auch ihm dient. Es wird seine ihm bestimmten Aufgaben erfüllen, indem es sich zu einem würdigen und kraftvollen Menschen entwickelt, der sich so auf ein fruchtbares Arbeiten vorbereitet, daß er einmal als Erwachsener ohne interessenbestimmte Verlogenheit mit zur Verwirklichung einer harmonischen und ausgeglichenen Gesellschaft beitragen kann.[38]

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In diesen Ateliers soll in Partner-, Gruppen- oder auch Einzelarbeit gearbeitet werden. Der Frontalunterricht, der in traditionellen Schulen vorherrscht, soll nur noch in explizit dafür geeigneten Situationen zur Anwendung kommen[40]. Das traditionelle Klassenzimmer kann in diesem Sinne als Arbeits- und Erfahrungsraum gesehen werden[41].


Schaubild 2: Freinet, C. / Robic, H. (1964) »L organisation de la classe« S. 1-3, 4-15 .
In: Koitka, Christine, 1977, 72

Schaubild 2

1 Druckerei, Abzugsgeräte
2 Audiovisuelles Atelier (Radio, Fernsehen)
3 Elektrisches Atelier (Arbeitskästchen für Versuche)
4 Kunstwerkstatt: Zeichnung, Keramiken, Dekorationsmittel, Bilderbücher
5 Wissenschaftliches Atelier: Versuchsmaterial, Aquarium, Terrarium, verschiedene Sammlungen
6 Tischlerei und Schlosserei und Schneiderei und Küche

Abbildung 2: Klassenzimmer nach Freinet[42]


Eine weitere radikale Änderung der bisherigen Konzeption von Schule ist die Erstellung eines Wochenarbeitsplans. Dieser wird jeweils zu Beginn der Woche unter Zusammenarbeit von Lehrer und Schüler erstellt[43]. Zu beachten ist dabei jedoch, dass amtliche Lehrpläne trotzdem eingehalten werden. Der wöchentliche Arbeitsplan deckt den amtlichen Lehrplan deshalb ab, da bei Freinet der gesamte Lehrstoff auf die verschiedenen Arbeitsmittel übertragen wird.

Somit bearbeitet jeder Schüler den amtlichen Stoff in der Reihenfolge, die er sich selbst wählt[44]. Die Wochenarbeitspläne sind Freinet zufolge problemlos ab der 5. Klasse durchführbar[45]. Einen Wochenarbeitsplan nach Freinet hat man sich folgendermaßen vorzustellen: Es finden sich Kästchen für „Rechnen“ und „Grammatik“ in die der Schüler die Nummern der bearbeiteten Lernbögen einträgt.

Daraufhin folgen die Blöcke Geschichte, Geographie, Physik – Chemie, Naturwissenschaften, freie Texte, Vorträge und Werken. Die Schüler tragen jeweils darunter stichwortmäßig ein, was sie bearbeitet haben. Die in der Leistungskurve festgehaltenen und mit Noten von 1 bis 6 beurteilten Gebiete sind: Lesen, Diktat, gelesene Literatur, Rechnen, Geschichte, Geographie, Naturwissenschaften, Malen und Zeichnen, Werken, Verhalten in der Gruppe, Eintreten für die Belange der Gemeinschaft, Aufmerksamkeit, Arbeit in der Druckerei und Vorträge. Man findet im Wochenarbeitsplan demzufolge sowohl Angaben der Schüler was gemacht wurde, als auch die Einschätzungen der Schüler wie die Auf.....

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Freinet macht auch Gebrauch von sogenannten Lernprogrammen. Diese Programme, die zusammen mit einem Lerngerät verwendet werden, sollen den Schüler auffordern weitere Informationen bezüglich eines Themengebiets bei dem Lehrer, bei Mitschülern oder mit Hilfe anderer Arbeitsmittel einzuholen[54]. Auch die Bedeutung akustischer Programme, die dort zu finden sind, sollte für das Erlernen einer Sprache nicht unterschätzt werden[55].

Eines der interessantesten und effektivsten Unterrichtsmittel ist die Schuldruckerei. Da dieses Arbeitsmittel jedoch ein geradezu kennzeichnendes Mittel der Freinet-Pädagogik darstellt, wird ihr in dieser Arbeit ein einzelner Punkt zugesprochen (siehe: 3.2.). Es sei nur kurz erwähnt, dass die Schuldruckerei nicht nur die sprachliche Ausdrucksfähigkeit der Schüler fördert, sondern dass sie auch eine Plattform des Informationsaustausches mit der Öffentlichkeit darstellt[56].

Ein anderer, wesentlicher Bestandteil des Unterrichts nach Freinet stellt die Wandzeitung dar. In dieser werden die Schüler aufgefordert sich bezüglich des Klassenklimas, des Lehrers, und des Stoffes kritisch zu äußern. Die im Laufe der Woche erfolgten Eintragungen werden am Ende der Woche von der ganzen Klasse diskutiert[57].

Eintragungen erfolgen immer mit Namen, niemals anonym. Es finden sich Eintragungen, die Lob, Kritik, Wünsche oder auch Arbeitsergebnisse enthalten[58].

Als eine aufschlussreiche Instanz bezeichnet Freinet auch den Klassenrat, welcher den Schülern die Möglichkeit geben soll ihre eigenen Ideen, Gedanken oder auch Kritik zu äußern[59].

Der „freie Ausdruck“ („expression libre“)[60] stellt einen weiteren zentralen Punkt der Freinet-Pädagogik dar. Es gibt nicht nur freie Texte, sondern auch freies Malen und Zeichnen und den freien darstellerischen Ausdruck[61].

Grundsätzlich bleibt also festzuhalten, dass in einer Schule nach dem Konzept Freinets die Schüler nicht mehr nur passiv in ihren Bänken sitzen und auf die Lehreranweisungen warten, sondern dass sie sich den Unterricht im Prinzip selbst organisieren. Sie bekommen lediglich unterstützende Hilfe des Lehrers[62]. In den Lerngruppen sind nicht mehr Schulbücher von größter Bedeutung, sondern die oben genannten Arbeitsmittel.

Durch die Aufhebung des starren Klassenverbandes und der Fächertrennung ist eine altersheterogene Einteilung der Schüler möglich und erleichtert so die intensive Zusammenarbeit der Schüler[63].

Lehrer und Schüler planen ihren Wochenverlauf gemeinsam. Dadurch kann mehr auf die Interessen und Bedürfnisse der Schüler eingegangen werden; Dies fördert Selbstbestimmung und Eigenverantwortung der Schüler. Jedoch findet dies immer auch unter Beachtung des amtlichen Lehrplans statt[64]. Der Lehrer hat im Sinne Freinets die Hauptaufgabe, die Schüler auf dem „Weg des entdeckenden Lernens didaktisch und methodisch fungiert zu begleiten.“[65].

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Nach Freinet ist das Zentrum des Lebens der Schule das Textdrucken. Dadurch dass die Texte, die gedruckt werden von den Schülern selbst stammen, sind die Kinder motivierter was das Verfassen von Texten anbelangt[70]. Es wird dadurch auch mehr auf eine korrekte Schreibung geachtet. Eine Motivation entsteht allein dadurch, dass die Schüler die Texte, die am Ende gedruckt werden, in der Gruppe auswählen.

Aus einem Fundus der von den Schülern in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit verfassten Texte werden demnach Einzelne zum Drucken ausgewählt, was natürlich mit einer gewissen Ehre für denjenigen verbunden ist, dessen Text letztendlich gedruckt wird[71].

Die zentrale Stellung der Druckerei in der Schule ergibt sich nach Freinet aus drei Teilbereichen aus denen die Schule besteht: Die gelegentlichen Veranstaltungen wie Gartenarbeit, oder soziale Tätigkeiten stellen den ersten Teilbereich der Erfahrungen dar. Der zweite Teilbereich ist die dem äußeren Leben angepasste Arbeitsweise die in der Schule vorherrscht, und der dritte Teilbereich ist die Darstellung des äußeren Lebens in der Schule durch selbst gemachte Erfahrungen der Schüler, oder lebensnahen Berichten[72].

Die Schuldruckerei vereinigt diese drei Teilbereiche gewissermaßen, indem sie die Ergebnisse all dieser Tätigkeiten in schriftlicher Form festhält und zur Verbreitung bereitstellt[73].

Freinet sieht die Druckerei zudem als ein Mittel, das kindliche Schreiben aufzuwerten. Dies funktioniert insofern, als der Leser, einer gedruckten Seite automatisch einen besonderen Wert beimisst, da eine gedruckte Seite immer einem offiziellen Text gleichgesetzt ist[74].

Ein weiterer positiver Aspekt des Textdruckens des Kindes, ist, dass der Schüler lernt, einen gedruckten Text immer auch kritisch zu betrachten[75]. Die Bedeutung der Schuldruckerei in Freinets Schulkonzeption darf also keinesfalls unterschätzt werden.


4.    Fazit

Um die Pädagogik Freinets in der heutigen Zeit beurteilen zu können, muss man beachten, dass seit Freinets Wirken viele Jahre vergangen sind. Freinet mag die Pädagogik unserer Zeit nicht unbedingt auffällig geprägt haben, jedoch kann man sagen dass, wie auch der Einfluss anderer Reformpädagogen, in der heutigen Zeit durchaus zu spüren ist.

Eine Hinwendung zum eher praxisorientierten Unterricht ist bemerkbar; Unter anderem kann man die Einführung der P-Seminare am neuen achtstufigen Gymnasium als eine Form des eher praxisorientierten Unterrichts sehen. Natürlich ist dies nur ein kleiner Schritt in Richtung der Verbindung von Theorie und Praxis, aber es kann immerhin ein Schritt in diese Ri.....

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Quellen & Links

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