Analyse
– Die epigenetische Erklärung des Spracherwerbs
Bei
dem vorliegenden Sachtext „Die epigenetische Position zum
Spracherwerb“ aus dem Jahr 2006, handelt es sich um einen Auszug
aus dem wissenschaftlichen Fachbuch „Sprachentwicklung beim Kind“
und wurde von der Kognitionspsychologin Gisela Szagun verfasst. Ihr
Werk wurde bei von dem deutschen Verlag Beltz aus Weinheim und Basel,
in der Form eines Taschenbuches veröffentlicht. Der nicht
funktionale Text handelt von der epigenetischen Erklärung des
Spracherwerbs und dessen Unterschiede gegenüber dem Nativismus. Die
Autorin thematisiert die Grundlagen und grammatikalischen Merkmale
der Spracherwerbstheorie. In ihrer These liegt der Fokus auf dem neu
entstandenen Sprachsystem, durch verschiedene Komponenten und neue
Strukturen, in einem lernenden System.
Die Psychologin studiert das Fachbuch Sprachentwicklung beim Kind in einer ruhigen Bibliothek.
Der
Textauszug richtet sich an andere Sprachpsychologen, welche Interesse
an Sprachursprungstheorien aufweisen und insbesondere die kritische
Meinung der Autorin, gegen den Nativismus, teilen. Dies lässt sich
daran belegen, da sich Szagun im Text mit dem Gegenmodell, der
epigenetischen Position auseinandersetzt und sich dabei auf einem
fachwissenschaftlichen Niveau ausdrückt. Es findet eine fachinterne
Kommunikation statt, wobei sie sich an andere Psychologen und
Wissenschaftler wendet, um ihre Position überzeugend zu übermitteln.
Die
Verfasserin des Sachtextes bezieht sich in ihrer kritischen
Stellungnahme gegenüber dem Nativismus auf das Gegenmodell, den
epigenetischen Sprachursprung. Sie stellt dies in den Vordergrund und
argumentiert für die Neubildung der Formen und dem veränderten
sprachlichen System. Dadurch entkräftet sie den Nativismus und
kritisiert dessen Merkmale, sowie Vertreter.
Der
Text lässt sich in vier große Sinnabschnitte einteilen:
Der
erste Sinnabschnitt (Z. 1-6) beschreibt die These der
Kognitionspsychologin gegenüber der epigenetischen Position. Durch
die Interaktion mit der Umwelt und neuen Strukturen, ist eine neue
Sprache entstanden.
Im
zweiten Abschnitt (Z. 7- 35) veranschaulicht die Autorin die
Veränderung und Verallgemeinerung der Sprache und bezieht sich
dabei, auf die nach ihrer Ansicht nach, veraltete Theorie des
Nativismus und zusprechende epigenetische Position.
Im
dritten Abschnitt (Z. 35 - 57) knüpft die Autorin direkt an das
Gegenargument des Nativismus an, wobei das Problem der
grammatikalischen Weitergebung beschrieben wird und sie sich direkt
im Anschluss auf Vorgang im epigenetischen bezieht.
Im
letzten Abschnitt (Z. 57- 68) formuliert die Autorin zwei
Schlussfolgerungen zum Thema.
Die
Argumentationsstruktur dieses wissenschaftlichen Sachtextes
kennzeichnet sich vor allem, durch die Nativistischen und
Epigenetischen Argumente aus. Generell nutzt Szagun nur
Expertenargumente, um die zu Beginn aufgestellte These zu
untermauern. Die Expertenargumente beruhen alle den Theorien
verschiedener Vertreter und diese werden besonders auffällig
nacheinander aufgelistet. Als erstes berichtet die Psychologin von
ihrem Grundgedanken über die epigenetische Theorie. Dafür bezieht
sie sich auf die „sprachlichen Strukturen“ (Z. 1) und deren
Zusammenwirken, als neue Sprache (vgl. Z. 3ff.) Hierbei möchte sie
den Leser über die Komponenten informieren, welche dafür
verantwortlich sind, dass Sprache entsteht. Der neuronale Mechanismus
schafft nach Szagun, aus einem einfachen Grundprinzip ein weitaus
komplexeres Verhalten und wirkt zusammen als Sprache.
Darüber
hinaus führt die Autorin ihr erstes Argument (Z.7- 14) für die
eigene Position zum epigenetischen Ursprung an. Darin erläutert sie
die Hauptmerkmale der Theorie. Die Position geht davon aus, dass die
Konstruktion von Sprache, durch Lernen aus dem Umweltangebot kommt
und das Lernen spiele dabei eine besondere Rolle (vgl. Z. 7ff.). In
dem ersten Argument bezieht sie sich auch auf den Kognitivismus von
Jean Piaget, denn es gibt den Bezug des Sprachinputs. Dort führt die
Autorin das zweite Argument, über die Verallgemeinerung an. Sie
benennt die Vereinfachungen der Theorie. Denn Kinder erwerben, durch
sprachliche Angebote in der Umwelt, ihre Sprache und durch diese
Interaktion bilden sich neue Strukturen und daraus ein neues
sprachliches System. Das Kind hat sich nach der Auffassung von Szagun
ein vereinfachtes Grundprinzip geschafft (vgl. Z. 18ff.) und durch
den Input regeln konstruiert. Dem gegenüber ist zu bedenken, dass
die Verfasserin im nächsten Argument einen Vergleich des Nativismus
heranzieht. Sie stellt sich der Auseinandersetzung zwischen
Nativismus und Konstruktivismus nach angeborenen oder erworbenen
grammatikalischen Strukturen, nach deren Unabhängigkeit oder
Abhängigkeit von Erfahrungen und letztlich nach der Rolle von Anlage
und Umwelt. Besonders auffällig erscheint die Einleitung in das
dritte Argument, denn sie beginnt mit „Vertreter der epigenetischen
Denkweise argumentieren, dass“(Z. 22f.). Dies steht für die
bestätigte Perspektive ihrer Ansicht, welche sie erneut durch andere
Vertreter hervorhebt und dadurch überzeugender wirkt. Durch den
vergleich „Das Umweltangebot ist längst nicht so unzureichend, wie
Vertreter der nativistischen Position behaupten.“ (Z. 26ff.)
spiegelt wider, dass die epigenetische Position wahrhaftiger ist, als
die des Nativismus. Man kann festhalten, dass sie damit den
Nativismus widerlegt und für eine Interaktion mit anderen kognitiven
und sozialen Fähigkeiten stimmt. Des Weiteren unterstützt sie ihr
Argument noch durch ein Untersuchungsergebnis der „KGS“ (Z. 29),
welches als Abkürzung für, an das Kind gerichtete Sprache,
bedeutet. Sie verleiht auf diese Argumentationsweise mehr Zustimmung
auf ihre Position und lässt es, als richtiger darstellen. Ergänzend
wirkt es, als gäbe sie durch die Aussage eines „Feedbacks“ (Z.
31) einen Bezug auf den Behaviorismus und auch auf den
Interaktionismus, wobei eine Verbesserung und Korrektur der Sprache,
durch andere Gesprächspartner herrscht. In dem vierten
Expertenargument zieht die Autorin Szagun die Leser wieder auf ihre
Seite, indem sie ein Argument, zur Bekräftigung ihrer Position
anführt. Laut MacWhinney biete die Erwachsenensprache viele
grammatische Strukturen wenig an, so dass man sie nicht lernen könne
(vgl. Z. 35ff.). Daraus lässt sich ganz klar schließen, dass Gisela
Szagun den Nativismus nicht befürwortet, denn sie schildert ein
Problem der Theorie. Wenn in der Erwachsenengrammatik manche
Inhaltsfelder nicht vorkommen, können sie auch nicht bei den Kindern
auftauchen und ist damit nicht vorhanden. Auf der anderen Seite führt
sie direkt ein neues Argument an, welche das fehlende Feld in
Nativismus, anhand der epigenetischen Struktur erklärt. Sie benennt
das Merkmal, dass Kinder ein System schaffen, wo aus einem einfachen
Grundprinzip, ein komplexes Verhalten entsteht (vgl. Z. 40ff.) Durch
das sprachliche Mittel eine Vergleichs […] „so kann gezeigt
werden, wie komplexe Satzmuster, die in der gesprochenen Sprache
nicht oder selten vorkommen, dennoch gelernt werden können.“ (Z.
42ff.) Hier wird verdeutlicht, dass es möglich ist komplexe
Satzmuster zu lehren, auch wenn sie selten sind und damit wird der
Nativismus entkräftet. Zur Verdeutlichung ihrer Position führt sie
ein weiteres Argument an, wobei erneut die Argumente der Nativisten
widerlegt werden. Zunächst verlieren die Argumente der Unlernbarkeit
ihre Wirkung, wenn „man als Lernziel nicht eine aus dem
kommunikativen Kontext und dem sprachlichen Gebrauch herauslöst […]
sondern, wenn das Ziel des Lernens der tatsächliche Sprachgebrauch
in kommunikativen Kontexten ist.“(Z. 49ff.). Das Ziel der Sprache
ist Kommunikation und wird vom epigenetischen unterstützt,
insbesondere wenn Regelhaftigkeiten zu erlernen sind, durch
beispielsweise Inputs. Zuletzt kommt die Autorin zu der Auffassung,
dass „die Sprache der Umwelt“ (Z. 59) über viele Informationen
in diesem Bereich verfügen und übermittelt dem Leser das Gefühl,
damit besser ausgestattet zu sein als die Theorie der Nativisten.
Abschließend fasst sie zusammen, dass Kinder schon im frühen Alter
über die Fähigkeit verfügen, durch den Input Regeln zu formulieren
(vgl. Z. 65ff.).
Die
Sprache des Sachtextes ist mit wenigen sprachlichen Mitteln gedeckt
und wird häufig von fachlichen Begriffen angeführt. Durch
Fachbegriffe und Fremdwörter möchte die Autorin überzeugender und
kompetenter wirken. Des Weiteren steht es für die Genauigkeit und
die Verständlichkeit eines wissenschaftlichen Sachtextes, welcher
neben der Öffentlichkeit ausnahmslos für andere Psychologen
verfasst worden ist. Ein Beispiel für fachliche Sprache lässt sich
in Zeile 18 finden „morphologische Markierungen“ und
„probabilistische“ (Z.60). Eine weitere Auffälligkeit ergibt
sich im ersten Argument. „Dieser Aufbau wird als Konstruktion
verstanden, bei der der Selbstorganisation des Organismus eine
Schlüsselrolle zufällt.“ (Z. 10ff.). Dies bezweckt bei dem Leser
eine bildliche Vorstellung und steht dafür, dass der
Selbstorganisation einer zentralen Aufgabe zugeordnet ist.
Abschließend
lässt sich die zu Beginn genannte Aussage über den Text bestätigen,
denn die Grundannahmen der nativistischen Theorieansätze werden
anhand einer Reihe empirischer Befunde widerlegt und die
konstruktivistische Sicht der Autorin auf den Spracherwerb aus
kognitionspsychologischer Perspektive bestätigt. Sie bezieht klar
Stellung und steuert dabei zielgerichtet, auf die für ihre
wissenschaftliche Perspektive zentrale Erkenntnisse zu, die ihre
eigene theoretische Position belegen.
Zu
der Ansicht und Kritik der Kognitionspsychologin Gisela Szagun
vertrete ich den Standpunkt, dass sie eine durchdachte und zu
Vorteilen gewählte Argumentationsstruktur aufweist. Denn zu Beginn
stellt sie die Theorie des epigenetischen vor, danach erst beginnt
sie den Nativismus, durch aufgetauchte Schwächen zu widerlegen und
dann mit den Vorteilen ihrer Position die Nativisten ganz zu
Entkräften. Es wird besonders durch die Argumente von MacWhinney
deutlich (vgl.37ff.), denn durch dieses Argument wird zum ersten Mal
auf ein Problem und damit großen Kritikpunkt hingewiesen. Darüber
hinaus bin ich der Auffassung, dass die Position ihrer Seite sehr gut
übermittelt worden ist, allerdings die Struktur, ohne Absätze
unklar ist und du Schlussfolgerung aus allem noch nicht deutlich klar
wird. Denn meiner Meinung nach kommt sie zu dem Entschluss, dass
Kinder durch den Input Regeln konstruieren können (vgl. Z.65ff.),
aber eine allgemeine Weiterführung für die gesamte Theorie fehlt.
Abschließend komme ich zu dem Urteil, dass der Text für eine Kritik
an den Nativismus gelungen ist.