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Seminararbeit / Hausarbeit

Die Entwicklung der Prager Städte - Hradschin

3.538 / ~22 sternsternsternsternstern_0.5 Sarah S. . 2009
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Die Entwicklung der Prager Städte bis zum Zusammenschluß: Hradschin


Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Institut für Geographie

SS 2007

Prag. Exkursion für Fortgeschrittene


Inhaltsverzeichnis


1.Einleitung3


2.Gründung Prags3

2.1.Geographische Lage3

2.2.Frühe Besiedelung4


3.Stadtentwicklung im Mittelalter4

3.1.Entwicklung des Marktes4

3.2.Entwicklung der Prager Burg5

3.2.1.Ausbau der Burgbefestigung6

3.2.2.Ausbau des Burgkomplexes6


4. Entwicklung der 4 Prager Städte durch Stadtausbau und Neugründungen7

4.1.Entstehung der 4 Prager Städte7

4.2.Hradcany7

4.3.Festigung der Stadtstruktur durch Befestigungen8


5. Änderungen im Städtebild im Wandel von Bauphasen und Zerstörungen9

5.1.Bautätigkeit unter Karl IV.9

5.2.Stagnation und Zerstörung durch Hussitenkriege10

5.3.Bautätigkeit in der Renaissance10

5.4.Stagnation und Zerstörung während des 30jährigen Kriegs12

5.5.Bautätigkeit im Barock12

5.6.Entwicklung im 18. Jahrhundert13


6.Schlussbemerkung13


7.Literaturverzeichnis15

8.Internetquellen:15

9.Abbildungsverzeichnis16

10.Anhang17


1.      Einleitung

Der Begriff Hradschin wirft bereits erste Deutungsschwierigkeiten auf. Während einige Bücher von Hradschin, Burg oder Burgstadt sprechen, ist an anderer Stelle Hradcany, Burgstadt oder Hradschin-Vorstadt zu lesen. Aus Gründen der Verständlichkeit möchte ich deshalb bereits an dieser Stelle meine Namenswahl festlegen, obwohl die Bezeichnungen teilweise parallel verwendet werden können.

Der heutige Stadtteil Hradcany bezeichnete eine kleine Siedlung, die westlich an die Burg grenzte und im 14. Jahrhundert zu eine der 4 Prager Städte wurde. Die Burg als historischer Mittelpunkt Prags befindet sich auf dem Hradschin, jenen Komplex, der die Burg mitsamt Burgberg, Hängen und Gärten umfasst. So wie sich Hradcany namentlich kaum von der Burg trennen lässt, so wenig möchte ich dies im Hinblick auf die Entstehung und Entwicklung des Areals tun.

Hradcany und Burg bilden zusammen eine Einheit, die von sozialen, baulichen und politischen Unterschieden durchzogen sind. Ihre gemeinsame Entwicklung im Zusammenhang zur Geschichte und zu den restlichen Prager Städten soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein.



2.      Gründung Prags

2.1.             Geographische Lage

Das Areal der heutigen Stadt Prag ist eines der ältesten Gebiete in Zentraleuropa, die eine permanente Besiedelung aufwiesen. Grund hierfür sind die geographischen Besonderheiten und die günstige Verkehrslage. Hierbei ist zunächst die teilweise natürliche Waldfreiheit zu nennen. Zudem bildet das dynamische Relief im und um das Prager Becken mit seinen Hügeln und Kuppen eine günstige Lage für Burgen und andere Festigungen.

Besonders der Prager Burgberg erwies sich als äußerst bequeme Stelle für den slawischen Burgbau. Beschrieben wird dieser "Delphinrücken" als einer der höchsten Hügel am linken Moldauufer, „dessen Rücken sich in einem Bogen über dem Moldautal entlang zieht und der von der anderen Seite durch den Lauf des Baches Brusnice begrenzt wird.“ Die Moldau hingegen, deren Ufer geprägt sind von Steilhängen, schuf durch Mäanderbewegungen im Prager Gebiet eine flache Bodensenke.

Zudem befanden sich im Prager Gebiet einige Furten und Flussinseln, so dass sich hier wichtige Handels- und Reisewege kreuzten und die Ansiedlung kleiner Furtsiedlungen begünstigten. Die Gebirgszüge um den böhmischen Kessel herum schützen die begehrte Siedlungsstelle nach außen hin.


2.2.             Frühe Besiedelung

Unterschiedlichste Kulturen siedelten bereits im vorgeschichtlichen Zeitalter an. Neben nordischen Stämmen der Jungsteinzeit lebten hier zeitweise Lausitzer Völker in der Bronzezeit, während in der Eisenzeit keltische Völker und anschließend auch germanische Stämme während der Zeit der Völkerwanderung in diesem Gebiet siedelten.

Im 6. Jahrhundert erreichte der tschechische Stamm der Slawen das böhmische Becken und siedelte sich in der Prager Region an. Der Stammesverband mit vielzähligen kleinen Siedlungselementen wurde im 9. Jahrhundert durch eine Burg auf dem Prager Burgberg gefestigt. Eine weitere Befestigung entstand im 10. Jahrhundert rechts der Moldau weiter nördlich die Festung Vysehrad, die hauptsächlich Verteidigungszwecken diente und im Laufe der Zeit gegenüber der Prager Burg an Bedeutung verlor.

Zum Überqueren der Moldau entstand im Bereich der Furten im 11. Jahrhundert eine Holzbrücke, die 1172 durch eine Steinbrücke, die Judithbrücke ersetzt wurde.


3.      Stadtentwicklung im Mittelalter

3.1.             Entwicklung des Marktes

Zwischen den beiden Burgen verdichtete sich der Siedlungsbestand über die Jahre. Es entstanden neue Siedlungsbereiche entlang der Uferwege auf beiden Seiten der Moldau als unregelmäßige Marktsiedlungen, Handwerks- und Handelszentren. Aufgrund der vielseitigen Funktionalität fiel den Siedlungen bereits zu diesem Zeitpunkt ein urbaner Charakter zu. Mit der frühzeitigen Ernennung zum Fürstensitz der Tschechen wurde Prag zum politischen, kirchlichen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des Landes.

Dies hatte eine große Bedeutung für den Prager Markt, der letztendlich ausschlaggebend für die Entwicklung der Prager Siedlung war, denn durch die günstige Verkehrslage siedelten sich im 10. Jahrhundert viele ausländische Kaufleute und Fernhändler an. In der darrauffolgenden Zeit verdichteten sich die zerstreuten Niederlassungen um den Markt und ließen ein fest gefügtes Siedlungsgebilde entstehen, welche im 13. Jahrhundert als Altstadt Stadtrechte bekam.

Abbildung 1 verdeutlicht den Trend der Konzentration des Marktes auf das Gebiet der Altstadt ab dem 12. Jahrhundert. Hierbei lässt sich gut erkennen, dass in Relation zu den übrigen Städten die Burg nur begrenzt, Hradcany gar keine nennenswerte Marktaktivität aufweisen kann. Das frühe Straßennetz von Prag jedoch zeigt eine große Verbindungsstraße zwischen Markt über die Brücke zur Burg, aus der sich ein klarer Zusammenhang zwischen dem höfischen Konsum auf der Burg und dem Handel und Produktion auf dem Markt folgern lässt.

Die anderen größeren Straßenzüge, die aus der Stadt in alle Himmelsrichtungen hinausführen, lassen die große marktwirtschaftliche Bedeutung Prags zu ihrem Umland und besonders ins Ausland erahnen.


3.2.             Entwicklung der Prager Burg

Die Burg war bereits seit den Anfängen der Besiedlung ein sehr wichtiges Element der Stadt. Bereits im 10. und 11. waren im Burgareal wichtige weltliche und kirchliche Funktionen nachweisbar.

Der Burgkomplex entstand auf einem schmalen Felssporn, der mit dem Buckel des „Delphinrückens“ verglichen wird. Erst durch jahrhundertlange Umgestaltung, Erweiterung und Neubebauung entstand die heutige zusammenhängende Bausubstanz auf der Prager Burg. Die ersten Bauten der Burg entstanden in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch die Premysliden, welche die Burg als Zentrum ihres Herrschaftsgebietes ausbauten.

3.2.1.       Ausbau der Burgbefestigung

Die frühe Festungsarchitektur bestand aus einem aufgeworfenen Verteidigungswall, der im Westen und Osten durch einen Graben ergänzt wurde. Die hölzernen Bauten der Burgstätte erstreckten sich auf dem Gipfel des Felsvorsprungs auf ein Gebiet vom heutigen Flügel zwischen dem zweiten und dritten Burghof bis zum heutigen Standort der St.-Georgs-Basilika.

Die Premysliden bauten während ihrer Herrschaftsperiode die Burg immer wieder aus, um sie als Zentrum ihrer Macht zu beweisen. So wurde im 11. Jahrhundert ihre Befestigung bis zur Vollkommenheit erweitert. Der Erdwall bekam eine Steinverkleidung und wurde anschließend durch eine hohe Steinmauer aus Sandsteinquader ersetzt, die an einigen Stellen bis zu 14 m hoch reichte.

Reste dieser Mauer sind heute noch erhalten. Weiterhin wurden drei Tortürme eingefügt, von denen heute der weiße Turm zwischen dem zweiten und dritten Burghof und der Schwarze Turm im östlichen Gipfel der Burg betrachtet werden kann.


3.2.2.       Ausbau des Burgkomplexes

Die Burganlagen dienten zunächst hauptsächlich der Verteidigung, die Sakralbauten wurden kurze Zeit später errichtet. Dabei kam den kirchlichen Gebäuden zugute, dass die böhmischen Herrscher sich zur Errichtung von Kirchen und Klöstern verpflichtet fühlte, um sein Andenken zu sichern. So entstanden in ganz Prag bis 1200 über 40 Kirchen, davon auch einige auf der Prager Burg. Die älteste von ihnen war die Marienkirche, die zu Beginn des 10. Jahrhunderts im westlichen Burgfeld aufgestellt wurde.

Auch die St.-Georgs-Basilika mit einem anschließenden Benediktinerinnenkloster und die St. Veit Rotunde, die jedoch 1060 in eine Basilika umgebaut wurde, entstanden kurz darauf. Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1142 auf der Burg wurde die St. Georgskirche im gotischen Stil wieder aufgebaut. Als Hauptsitz der Premysliden-Dynastie und Mittelpunkt ihres Reiches wurden auf der Burg Königspaläste gebaut, die zentral angesiedelt waren, ebenso das bischöfliche Palais, welches nach der Errichtung des Prager Bistums im Jahre 973 erbaut wurde. Über den Burgbezirk verstreut befanden sich weitere hölzerne Wohn- und Nutzgebäude.

Außerhalb der Burg entstand 1140 zudem ein Wehrkloster, welches im Barock zum heutigen Strahov-Kloster umgebaut wurde.

Die premyslidischen Herrscher unternahmen in der Folgezeit weitere Aus- und Umbauten des Burgareals im romanischen Stil. 1142 gab es jedoch einen verheerenden Brand auf der Burg, für dessen Wiederaufbau hauptsächlich Karl IV. aufkam.



Die Prager Städten waren von vorneherein begrenzte Einheiten. Bildete sich eine solche Einheit, wurden neue Städte mit Mauer, Rathaus und Markt an die Bestehenden angebaut. So begann 1230 die Wandlung der Siedlungen in geplante Prager Städte. Dies geschah durch die Aufbahrung der stark verdichteten Altstadt,sowie durch den Bau ihrer Stadtmauer, welche sie samt Gallusstadt umschloss. 1257 entstand im Zuge gotischer Stadtplanung unter König Otaker II. die Kleinseite zwischen Burg und linkem Moldauufer als königliche Stadt.

Auch die Siedlung Hradcany westlich der Burg wurde 1320 zu einer der 4 Prager Städte. Die mittelalterliche Entwicklung Prags fand ihren Höhepunkt in der Stadterweiterung durch die Gründung der Neustadt 1348 unter Karl IV. als eines der „großzügigsten urbanistischen Projekte der mittelalterlichen Welt“.


4.2.             Hradcany

Um 1320 wurde die Burgstadt Hradcany unter König Johan I. vom Burggrafen Hynek Berka von Duba mit städtischen Rechten und Privilegien ausgestattet. In der westlich der Burg gelegenen Siedlung, die sich neben bedeutenden Wegen zum Herrschaftssitz gegründet hat, siedelten Ministerialen, Burgmannen und Kleriker. Damit entstand eine Vielzahl an Elementen und Berufen, die in der Nähe zum Hof ihren Vorteil fanden.

Die neue königliche Stadt hatte lediglich den Zweck, Bedienstete und Handwerker des königlichen Hofs unterzubringen. Somit bestand Hradcany vermutlich aus einfachen kleinen Häusern und Baracken, wie sie heute noch in der Goldenen Gasse zu sehen sind, und aus vornehmeren Wohnhäusern, in denen die königlichen Ministerialen wohnten. Die Anlage der Stadt bildete ungefähr ein Rechteck, aus dem fünf bis sechs Ausgänge ins Freie führten.

Die Fläche nahm zunächst nur den Hradschiner Platz ein, wurde jedoch durch Karl IV. im Zuge der Stadtmauer durch den Anschluss des Brandplatzes (Pohořelec), dem Kloster Strahov und dem Laurenziberg vergrößert. Die Anlage des heutigen Hradschiner Platz diente zeitweise als kleiner Marktplatz. Ein Rathaus ist in Hradcany bereits aus dem 15. Jahrhundert überliefert.

Hradcany wurde jedoch erst 1592 zur eigenständigen Stadt erhoben und unterstand bislang dem Herrschaftssitz der Burg.


4.3.             Festigung der Stadtstruktur durch Befestigungen

Um die gesamte städtische Siedlung der 4 Prager Städte wurde eine neue Befestigung errichtet. Diese bestand im Bereich der Stadt Hradcany aus der seit 1360 gebauten Hungermauer, welche wahrscheinlich zunächst als Verteidigungsmauer gegen Westen hin geplant war, aber schließlich durchgeführt wurde, um während einer Hungersnot infolge von Missernten dem Volk Erwerb zu schaffen.

Die Mauer führte am linken Moldauufer über den Laurenziberg und umschloss Strahov und Hradcany. Eine weitere Mauer wurde im Osten Prags erbaut, die in einem weiten Bogen vom Vysehrad ausgehend die Neustadt und Altstadt umschloss. Die durch die Befestigungsanlagen neu entandenen Stadträume sind auf der Karte in Abbildung 3 gut erkennbar. Mit diesen Stadtmauern wurde der Rahmen für die städtebauliche Entwicklung der folgenden Jahrhunderte gelegt.

Die neue Fläche Prags betrug etwa 7,47 km², wobei mehr als die Hälfte noch unverbaut war. Die Einwohnerzahl wird auf etwa 40.000 Einwohner geschätzt. Durch die vielen Freiflächen konnte Prag den Bevölkerungswachstum über die Jahrhunderte auffangen, so dass die Stadt erst im 19. Jahrhundert über ihre Stadtmauern hinaus wuchs, während sich das Stadtbild bislang nur durch Umgestaltungen des Bestands und Ausbau der unbebauten Flächen änderte.


5.      Änderungen im Städtebild im Wandel von Bauphasen und Zerstörungen

5.1.             Bautätigkeit unter Karl IV.

Da Prag seit der Premysliden-Dynastie als Regierungs- und Residenzstadt fungierte, in der auch der Adel eine wichtige Rolle spielte, war Prag in erster Linie von dieser Residenzfunktion abhängig, darunter hauptsächlich von den Investitionen des Hofes in die bauliche Ausgestaltung der Stadt und in die Hofhaltung. Diese Bauaktivität richtete sich hauptsächlich nach dem Belieben des jeweiligen Herrschers ebenso wie nach der jeweiligen Kunstepoche.

Seit 1347 erfuhr Prag neben der Gründung der Neustadt und der Ummauerung weitere grundlegende planmäßige Veränderungen unter Karl IV, der Prag zur Hauptstadt des Kaiserreichs erwählte und der Stadt so eine Blütezeit bescherte. Gebäude auf dem Burgkomplex und in den Städten wurden im gotischen Stil aus- und umgebaut. Durch geschickte Verhandlungen erreichte Karl IV. die Erhebung Prags zum Erzbistum, an dessen Ereignis sich der Bau vieler Kirchen und Klöster im gotischen Stil anschloss, die allerdings im Barock größtenteils wieder umgestaltet wurden. 1344 wurde mit der Errichtung St.-Veit-Kathedrale begonnen, die zu einem „unerschöpflichen Thema der Prager Architekturgeschichte“ wurde und deren Bau erst 1929 vollständig abgeschlossen wurde.


Auch die Kleinseite war überwiegend Handelsstadt, während Hradcany die Stadt der königlichen Ministerialen war. Die Spannungen unter den Städten mündeten in der Revolution der Hussiten, die sich gegen den Reichtum der Aristokratie und Kirche stellten, was die Hussitenkriege von 1415-1436 nach sich zog. Auch Prags Residenzfunktion endete mit dem Tod Karl IV. im Jahr 1378 und damit auch die Phase bedeutender städtebaulicher Veränderungen.

Durch die Kriege wurden zudem zahlreiche Gebäude zerstört, geplündert und am linken Moldauufer wurden weite Teile verbrannt. Die Bevölkerungszahl ging auf die Hälfte zurück. Der Hradschin wurde während den Ausschreitungen als Festung genutzt und war funktionell von der Stadt abgekoppelt. Der Ausbau des Palastes und der Kathedrale wurde von nachfolgenden Monarchen nur halbherzig in Angriff genommen, so dass keine weitere größere Umbauten von statten ging.

Prag erholte sich erst wieder zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hier kam es zu einem erneuten wirtschaftlichen Aufschwung und zu neuen städtebaulichen Vorhaben in ganz Prag.


Neben der Reiterstiege entstand 1493-1502 der berühmte Wladislaw-Saal, der zu den größten profanen Innenräumen des Mittelalters gezählt wird.

Als Prag 1576 abermals zur Hauptstadt des heiligen römischen Reiches ernannt wurde, genoss Prag unter dem Habsburger Kaiser Rudolf II. (1583-1612) einen erneuten erheblichen ökonomischen und kulturellen Aufschwung. Damit setzte eine neue große Bauperiode der Renaissance ein, die besonders auf den Hradschin Einzug hielt. In Hradcany und Kleinseite entstanden zahlreiche Botschafterresidenzen und Adelspaläste, während in den übrigen Städten Händler und Handwerker ihre Geschäfte eröffneten.

Durch diesen Aufschwung wuchsen die Städte wieder zu einer Einheit zusammen. Die Bevölkerung stieg in dieser Blütezeit Prags auf etwa 60.000.

Das neue politische Klima, das den Monarchen mehr und mehr Macht über das Bürgertum verlieh, ließ den Hradschin und den Burgberg mit neuen prunkvollen Renaissancegebäuden füllen. Der führende Adel kaufte sich große Gelände in der Stadt und besonders am Hradschin und ließ prächtige Palais erbauen. Der Wohnraum der Bürger wurde jedoch zugunsten dieser Palais stark eingeschränkt.

Ein weiteres bedeutendes Bauwerk aus dieser Zeit ist das Prager Loreto in Hradcany. Bürgerhäuser mussten auch hier weichen, als 1626 der Bau dieser Wallfahrtsstätte begann. Ein anderes bedeutendes Renaissancekunstwerk bildet das Belvedere, welches als eines der schönsten Renaissancebauten nördlich der Alpen gilt. Das Lustschloss wurde 1538 –1563 als Geschenk für Königin Anna erbaut.

Auch ein Ballhaus entstand in den weitflächigen Burggärten, die mit kunstvollen Formen, Brunnen und Statuen besetzt wurden.

Aus der Zeit der Renaissance sind ebenso Berichte über den Prager Tiergarten überliefert. Danach lässt sich eine Menagerie vermuten, in der exotische und gefährliche Tiere gehalten wurden.

Einen starken Gegensatz zu den Renaissancebauten und dem prächtigen Ambiente bildet das am Rande von Hradcany gelegene Nový svĕt, wo das Feuer die mittelalterlichen Häuser nicht erfassen konnte. Im 6. Jahrhundert als Wohnstätte der höfischen Untertanen zum Armenquartier umfunktioniert, blieb hier der Bebauungsgrundriss mit schlichten kleinen Häusern bewahrt.


5.4.             Stagnation und Zerstörung während des 30jährigen Kriegs

Einen erheblichen Bedeutungsverlust erlitt Prag im 17. und 18. Jahrhundert. Die Residenzfunktion ging erneut verloren, als der kaiserliche Hof 1671 nach Wien umzog. Der Dreißigjährige Krieg führte zu ökonomischen Verlusten und zum Rückgang der Einwohnerzahl auf etwa 26.000. Auch von Kriegszerstörungen wurde Prag nicht verschont. Ein Eindringen der Schweden auf den Hradschin und die Kleinseite zahlreiche Verluste der Bausubstanz.

Mit der Schlacht am Weißen Berg 1618 verlor das protestantische Bürgertum weitgehend jegliche Autonomie sowie ihren Besitz, der an die katholischen adeligen Anhänger des Kaisers ausgeliefert wurde.


5.5.             Bautätigkeit im Barock

Der Ausgang des Krieges lieferte eine entscheidende Grundlage für die darauffolgende Bautätigkeit. In ganz Prag wurden von dem katholischen Neuadel über 400 Häuser konfisziert. Die neue Baubewegung, die Prag sei etwa 1648 erfasste, ging vom diesem Adel aus, der sein neues Selbstbewusstein durch prunkvolle Stadtpaläste im Barockstil zum Ausdruck bringen wollte.

Auch königliche Gärten wurden während der Barockzeit geschaffen und umgestaltet. Der Hang der Burgstadt und des Laurenzibergs wurden im Zuge dessen in weite, planmäßig angelegte Terrassengärten umgewandelt.

Viele der barocken Bauten aus dieser Zeit stehen heute unter Denkmalschutz. Die Karte in Abbildung 4 zeigt die Lage dieser Gebäude an. Deutlich wird hier die Konzentration dieser barocken Paläste im Burgbereich, sowie in der Altstadt.


5.6.             Entwicklung im 18. Jahrhundert

Der Siebenjährige Krieg brachte eine erneute Zerstörungswelle über Prag. Besonders die Burg und die Kathedrale wurden von den Preußischen Kanonen bombardiert. Zahlreiche Gebäude mussten wieder neu aufgebaut werden, die Fassaden blieben diesmal nüchterner und wurden dem klassizistischen Stil entsprechend gebaut. Ebenso erfolgte die komplette Umgestaltung des Bugkomplexes unter Maria Theresia im klassizistischen Stil in dem er noch heute erhalten ist.

Die barocken und Renaissance-Elemente wurden dabei fast völlig überprägt.


6.      Schlussbemerkung

Zusammenfassend weist Prags Entwicklung eine deutliche Abhängigkeit auf. Diese richtet sich nach ihrer Funktion als Residenzstadt und der damit verbundenen kulturellen und wirtschaftlichen Konjunktur. Im Verlauf der Geschichte der 4 Prager Städte bis zum Zusammenschluss lässt sich damit ein Trend herauskristallisieren, der stets zwischen Zerstörungsphasen durch Kriege und Katastrophen und Aufbau durch neuen Aufschwung hin und her pendelt.

Neben der Bautätigkeit an Adelspalästen jedoch existierte stets die oft unerwähnte und vergessene Bürgerschicht, welche beispielsweise in Nový Svět zu finden waren. Das heute noch teilweise existente Nebeneinander von Palais und kleinen Bürgerwohnungen auf dem Hradcany lässt hoffen, sich diesen sozialen Gegensatz im Hintergrund vor den verschiedenen Bauepochen in Prag selbst vor Augen führen zu können.


7.      Literaturverzeichnis

Arens, D. (2005):Prag: Kultur und Geschichte der "Goldenen Stadt". Ostfildern.


Burian, J. (1991): Das historische Prag. Prag. S. 59.


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