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Seminararbeit
Soziologie

Universität Potsdam

1,7, 2018

Lorenz S. ©
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ID# 83270







Die Entstehung von Geld und seine Funktion.

Eine verstehende Analyse nach Marx


Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

Arbeitswerttheorie 4

Ware 4

Wertform oder der Tauschwert 6

Entstehung von Geld 7

Fetischcharakter der Ware 9

Die Funktion der Geldform 10

Die Geldformen 12

Fazit 16

Literaturverzeichnis 18


Einleitung


Geld ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr weg zu denken. Doch gab es auch eine Zeit bevor Geld zum unbegrenzten generalisiertem (Kommunikations-) Medium wurde. Wo natürliche Arbeit zur Bedürfnisbefriedigung fungierte und Waren mit Tauschwertfunktion hergestellt wurden, in denen andere einen Gebrauchswert sahen. Im Prozess der Genese des Geldes und der Geldwirtschaft kam es jedoch zunehmend zur Kommodifizierung von Gütern und Dienstleitungen über den Markt, indem sie zu käuflichen Waren wurden und sich eine wirtschaftliche Kosten-Nutzen-Kalkül zur Handlungsmaxime in der Gesellschaft etablierte.

Mithilfe von Edelmetallen wurden zunehmend Waren getauscht, woraus schlussendlich Geld und Papiergeld entstehen konnte. Doch wie ist es zu diesem Wandel gekommen und welche Funktion hat das Geld in der Tauschgleichung zwischen Wahren?


Ziel der Modularbeit soll es sein herauszuarbeiten wie Geld entstanden ist und welche Funktion dieses für die Gesellschaft hat. Hierfür muss jedoch zunächst einmal Marx Arbeitswerttheorie dargestellt werden, um zu erklären, wie Waren eine Wertigkeit erhalten und wie mit ihnen gehandelt wurde. Anschließend wird die Entstehung von Geld, als Edelmetall bis hin zum heutigen Papiergeld, historisch dargestellt und seine Funktion beschreiben.

Im Rahmen dessen wird zudem wird auf neuere Geldformen, wie online Transaktionen und Kryptowährung eingegangen. Im Fazit soll dann abschließend diskutiert werden, inwiefern Marx Ansichten zum Thema Geld in der heutigen Gesellschaft, wo online mit Hilfe von Geld gehandelt wird, noch relevant sind.


Arbeitswerttheorie

Bevor beschrieben werden kann, wie Geld entstanden ist und was seine Funktion darstellt, muss zunächst einmal geklärt werden, wofür das Geld ausgegeben wird. Marx beginnt daher in seinem Buch „Das Kapital“ (Marx 1867) mit der Ware, da diese in der kapitalistischen Produktionsweise den Reichtum einer Gesellschaft darstellt.


Ware

Zunächst einmal ist die Ware ein äußerer Gegenstand, der durch seine spezifische Eigenschaft menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Somit hat sie einen Gebrauchswert für den Menschen, wobei es nicht von belangen ist, ob dieser unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel fungiert. Der Gebrauchswert einer Ware ist somit abhängig von der Nützlichkeit, wobei stets ihre quantitative Bestimmtheit vorausgesetzt wird und sein Wert sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion verwirklicht.

„Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des – Tauschwerts“ (edb.: 50). Somit steht dem Gebrauchswert, ein Tauschwert gegenüber, welcher sich zunächst als quantitatives Verhältnis der Proportion ausdrückt, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen andere Gebrauchswerte austauschen lassen.

„Jeder Warenbesitzer will seine Ware nur veräußern gegen eine andere Ware, deren Gebrauchswert sein Bedürfnis befriedigt“ (edb.: 101). Dementsprechend lässt sich x Weizen gegen y Eisen tauschen. Doch wodurch wird die Quantität der jeweiligen Waren gemessen?

Marx führt hier auf, dass wenn zwei unterschiedliche Waren tauschbar sind, muss etwas Gemeinsames von derselben Größe in beiden Waren existieren. Während bei dem Gebrauchswert die Waren vor allem unterschiedlicher Qualität beinhaltet, können sie als Tauschwert nur verschiedene Quantität haben. „Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten“ (edb.: 52).

Marx sieht in der menschlichen Arbeit das Gemeinsame derselben Größe, die Waren austauschbar machen. Durch die Abstraktion des Gebrauchswertes, wird auch die körperlichen Bestandteile und Formen, die es zum Gebrauchswert machen abstrahiert. Gleichzeitig ist es auch nicht mehr Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit, sodass mit dem nützlichen Charakter der in ihnen dargestellten Arbeit, auch die konkreten Formen der Arbeit verschwinden, sodass nicht länger unterschieden wird, sondern alle auf gleiche menschliche Arbeit reduziert werden.

Die quantitative menschliche Arbeit stellt somit laut Marx, die gemeinschaftliche gesellschaftliche Substanz der Warenwerte dar und dienen als Maßstab für Tauschprozesse. Auch wenn der Tauschwert als etwas von seinem Gebrauchswert unabhängiges erscheint, steckt in ihnen das Gemeinsame – die menschliche Arbeit, welche den Wert der Ware festlegt. Hierbei muss jedoch angemerkt werden, dass wer durch sein Produkt sein eigenes Bedürfnis befriedigt, nur einen Gebrauchswert herstellt, jedoch keine Ware.

Zu Ware wird ein Produkt erst, wenn es einen Gebrauchswert für andere ist und somit einen gesellschaftlichen Gebrauchswert inne trägt (vgl. edb.: 55).

Um die quantitative menschliche Arbeit als etwas Konstantes betrachten zu können, wird die durchschnittlich notwendige bzw. gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit als Maßstab verwendet, in der irgendein Gebrauchswert, mit den vorhandenen gesellschaftlichen-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit, hergestellt werden kann.

Im Laufe der Industrialisierung, wurde diese gesellschaftlich durchschnittliche notwendige Arbeitszeit jedoch auf den Kopfgestellt. Durch Erfindungen wie des Dampfwebstuhls in England, genügte halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes Quantum an Garn in Gewebe umzuwandeln, während die Handweber für diesen Prozess nach wie vor dieselbe Arbeitszeit brauchten.

Dies hatte zur Folge, dass das Produkt ihrer individuellen Arbeitsstunde fortan nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde darstellte und auf die Hälfte seines früheren Wertes viel. Diese Waren ließen sich dementsprechend schlechter gegen andere Gebrauchswerte tauschen, weil:

Waren, worin gleichgroße Arbeisquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselben Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder anderen Ware wie die zur Produktion der einen notwendigen Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit. „Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit“ (edb.: 54).


Demnach würde die Wertgröße einer Ware konstant bleiben, wenn die zu ihrer Produktion notwendige Arbeitszeit konstant bleiben würde. Diese Produktivkraft ist jedoch wechselhaft und abhängig von dem Durschnittsgrad des Geschicks der Arbeiter, der Wissenschaft und ihrer technologischen Anwendbarkeit, von der gesellschaftlichen Kombination des Produktionsprozesses, dem Umfang und die Wirkungsfähigkeit der Produktionsmittel und zuletzt durch die Naturverhältnisse.


Wenn es hierdurch zu einem Tauschgeschäft kommt, werden die Gebrauchsgegenstände zu Waren. Bei diesem Tauschprozess spielt die erste Ware eine aktive, die zweite eine passive Rolle. Die aktive Ware ist als relativer Wert dargestellt bzw. befindet sie sich in relativer Wertform, während die passive Ware als Äquivalent zur ersten Ware fungiert. Sie befindet sich in einer Äquivalentform.

Dabei kann der Wert einer gleichen Ware nie in ihr selbst ausgedrückt werden. Es bedarf immer einen entgegengesetzten Pol desselben Wertausdrucks. Erst durch ein Äquivalent kann der Wert einer Ware durch ihren Austauschprozess festgelegt werden, sodass x Leinwand = y Röcke darstellen. Hierbei gilt der Rock als Existenzform von Wert und wird zu einem Wertding, welches nur so als dasselbe wie Leinwand gehandhabt werden kann.

Gleichzeitig kommt durch dieses Verhältnis die eigene Wertigkeit der Leinwand zum Vorschein, da nun ihr Wert in Form von Röcken ausgedrückt werden kann.

Wie im vorherigen Abschnitt herausgearbeitet, ist für Marx jedoch der Wert einer Ware durch die durchschnittliche menschliche Arbeitszeit gekennzeichnet. Demnach wird bei dem Beispiel der Leinwand und des Rockes, nicht nur die beiden Waren gleichgesetzt, sondern auch die in ihnen steckende Arbeit in ein Verhältnis gesetzt. Hinter diesem Beispiel steckt die Aussage, dass in der Weberei, sofern sie Wert produzieren, keine Unterscheidungsmerkmale von der Schneiderei bestehen.

Auch wenn sie unterschiedliche Waren produzieren, wohnt ihnen das Gleiche inne: Die menschliche Arbeit. „Nur der Äquivalenzausdruck verschiedenartiger Waren bringt den spezifischen Charakter der wertbildenden Arbeit zum Vorschein, indem er die in den verschiedenartigen Waren steckenden, verschiedenartigen Arbeiten tatsächlich auf ihr Gemeinsames reduziert [ .]“ (edb: 65).

Demnach sagt die Gleichung x Leinwand = y Röcke aus, dass beide Waren gleich viel Arbeit kosten bzw. gleich viel Arbeitszeit in Anspruch nehmen, um produziert zu werden. „Die beständige Wiederholung des Austausches macht ihn zu einen, regelmäßigen Prozeß. Im Lauf der Zeit muß daher wenigstens ein Teil der Arbeitsprodukte absichtlich zum Behuf des Austausches produziert werden“ (edb. 103).

Dies bedeutet, dass die Arbeitskraft fortan nicht mehr rein zu Gebrauchsgegenstandsherstellung genutzt wird, sondern Waren produziert werden, die sich gegen andere Tauschen lassen. Anzumerken ist hierbei noch, dass menschliche Arbeitskraft im aktiven Zustand, Wert bildet, aber selbst nicht Wert ist. Sie wird erst im geronnenem Zustand zu Wert, indem sie in gegenständlicher Form sichtbar wird.

Jeder Warenbesitzer sieht somit fremde Ware als besonderes Äquivalent seiner eigenen Ware und seine eigene Ware daher als allgemeines Äquivalent zu allen anderen fremden Waren. Dies hat zum Vorteil, dass die einfache Gleichung x Ware A = y Ware B, im Verhältnis zu anderen Waren steht, sodass eine allgemeine Wertform abgeleitet werden kann. Denn x Ware A ist gleichzeitig auch z Ware C wert.

Dabei erscheint im Wertausdruck einer Ware, nun alle anderen Waren in der Form von Äquivalenten. Die einzelne Ware besitzt dann keine mit den andren Waren gemeinschaftliche relative Wertform, sondern ihr Wert drückt sich relativ aus in der endlosen Reihe aller andren Warenkörper (vgl. edb.: 80 ff.). Dadurch, dass jedoch alle Warenbesitzer ihre Ware als Äquivalent betrachten, besitzen die Waren keine allgemeine relative Wertform.

„Sie stehen sich daher überhaupt nicht gegenüber als Waren, sondern nur als Produkte oder Gebrauchswerte“ (edb. 101).


Nachdem nun die Arbeitswerttheorie von Marx vorgestellt und aufgeführt wurde, wie Waren ihren Wert erhalten, wird im folgenden Kapitel die Entstehung des Geldes historisch dargestellt.


Entstehung von Geld

Wird die Entstehungsgeschichte von Geld und seine Rollen im Leben früherer Zeiten untersucht, stößt man schnell auf den Streit um seine Anfänge. Bei Betrachtung der unterschiedlichen Autoren, findet man unterschiedliche Entstehungsgründe. Während für Adam Smith (1974) Geld durch den Handel entstanden ist, entstand Geld für Bernhard Laum (1924) aus religiösen Motiven, für John Locke (1690) aus Bedürfnissen der Wertaufbewahrung, für Wilhelm Gerloff (1943) aus Prestigedrang, für Aristoteles aus dem Zahlungsmittelbedarf und für Georg Friedrich Knapp (1905) aus staatrechtlicher Konvention.

Durch die dargestellte allgemeine Äquivalentform im vorherigen Kapitel wird der Wert einer Ware in der allgemeinen Warenwelt erst richtig ersichtlich. Bis hierhin scheint die vereinfachte Formel was Geld, ist noch zustimmen. Wenn jedoch eine spezifische Warenart mit deren Naturalform die Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, wird sie zur Geldware oder vereinfacht Geld.

Fortan werden alle Waren an dieser Geldware gemessen. Sie hat durch ihr gesellschaftliches Monopol die spezifisch gesellschaftliche Funktion, als allgemeines Äquivalent zu dienen. Die allgemeine Wertform wird zur Geldform und „[d]er Wert der Ware ausgedrückt in Geld ist ihr „Preis““ (Heinrich 2017: 240).

In demselben Verhältnis, worin der Warenaustausch seine nur lokalen Bande sprengt, der Warenwert sich daher zur Materiatur menschlicher Arbeit überhaupt ausweitet, geht die Geldform auf Waren über, die von Natur zur gesellschaftlichen Funktion eines allgemeinen Äquivalents taugen, auf die edlen Metalle (Marx 1867: 104).


Diese Position hat sich historisch die Ware Gold erobert und galt als allgemeines Äquivalent, um die Wertigkeit von anderen Waren ausdrücken zu können. Sobald es sein Monopol im Wertausdruck der Warenwelt erobert hat, wird es zu Geldware, sodass Gold den anderen Waren als Geld gegenübertritt (vgl. edb.: 84). Im klassischen Altertum und im Mittelalter wurde Gold daher hochgeschätzt.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass in den Entstehungserklärungen so unterschiedliche Gründe aufgeführt werden (vgl. Maurer, Uww 2017: 351).

Im Vergleich zur vorherigen allgemeinen Wertform, gibt es bei der Geldform überhaupt keinen Unterschied zu der Form an sich. Was Marx aufführt, ist das die allgemeine Äquivalentform, die im Prinzip jeder Ware zukommen kann, fortan durch gesellschaftlichen Gewohnheit endgültig mit der Naturalform einer spezifischen Ware verwächst. „Mit der Einführung der Geldform wechselt Marx auf eine ganz andere theoretische Ebene: statt mit der begrifflichen Entwicklung der Formen argumentiert er mit „gesellschaftlicher Gewohnheit“, d.h. letzten Endes mit den Handlungen der Warenbesitzer“ (Heinrich 2017: 227).

Neben dem Gebrauchswert von Gold, z.B. als Rohmaterial von Luxusartikeln oder in der Zahnmedizin, erhält Gold somit einen zusätzlichen formalen Gebrauchswert, der aus der spezifisch gesellschaftlichen Funktion entspringt – die Geldform. Demnach verdoppelt sich der Gebrauchswert von Gold. Während wie aufgeführt wurde, der Wert einer Ware durch seine durchschnittliche Arbeitszeit entsteht, ist die Festsetzung der relativen Wertgröße von Gold an den Tauschhandel gebunden.

Kritisch muss hierbei festgestellt werden, dass Marx mit der Einführung der Geldform in die Wertformanalyse nicht nur einen Bruch in der dialektischen Darstellung vollzieht, sondern zugleich den begrifflichen Unterschied zwischen der Formanalyse der Ware und der Untersuchung des Austauschprozesses vollführt. Kapital-Interpretationen sehen daher den von Marx aufgeführten Austauschprozess, häufig lediglich als eine Wiederholung der Geldableitung, wie sie auch hier in dieser Hausarbeit von Nutzen ist (vgl. Heinrich 2017: 228).


Fetischcharakter der Ware

Allgemein scheinen Waren auf den ersten Blick selbstverständliche und triviale Dinger zu sein, die wie aufgeführt einen Gebrauchswert enthalten, der menschliche Bedürfnisse befriedigt und zugleich Produkt menschlicher Arbeit ist. Der mystische Charakter einer Ware einspringt demnach weder seinem Gebrauchswert, noch aus dem Inhalt der Wertbestimmungen.

Das Geheimnisvolle der Warenform besteht vielmehr darin, dass sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eigenen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt. Sichtbar wird hier auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen.

Wenn jetzt jedoch Gold als Geldform und allgemeines Äquivalent, den Produzenten für ihre Waren entgegengebracht wird, erscheint ihnen die Beziehung ihrer Privatarbeiten zu der gesellschaftlichen Gesamtarbeit nicht mehr in der gleichen menschlichen Arbeit, sondern in einer bürgerlichen Ökonomie. „Der Wert von Eisen, Leinwand, Weizen usw. existiert, obgleich unsichtbar, in diesen Dingen selbst; er wird vorgestellt durch ihre Gleichheit mit Gold, eine Beziehung zum Gold, die sozusagen nur in ihren Köpfen spukt“ (edb.: 110).

Die Arbeitszeit dient hingegen fortan nicht mehr als Maß des individuellen Anteils des Produzenten an der Gemeinarbeit, sodass der Ware ein fetischisiertes Eigenleben zugeschrieben wird. Auch wenn der Ware, wie z.B. dem Gold selbstständige Eigenschaften, wie sakral, heilig oder sündhaft zugeschrieben werden, steht hinter ihr jedoch nach wie vor die menschliche Arbeit, die die Wertigkeit ausdrückt (vgl. edb.: 90 ff.). Demnach ist auch Gold, als Geldform zugleich die unmittelbare Inkarnation aller menschlichen Arbeit, auch wenn der Geldform eine gewisse Magie zugesprochen wird und sie zusätzlich eine weitere Wertigkeit hat.


Fortan wurde eigenproduzierte Ware nicht mehr direkt gegen Ware getauscht, sondern durch die Geldform ersetzt. Es kommt zur ersten Metamorphose der Ware: W – G. Dem Warenbesitzer tritt somit ein Geldbesitzer gegenüber. Die Ware steht hierbei auf der Seite des Verkäufers, die Geldform auf der Seite des Käufers, die als Kaufmittel fungiert, um die Preise der Ware zu realisieren.

Die neu erworbene Geldform wird anschließend in der zweiten Metamorphose reinvestiert. Es wird somit verkauft um zu kaufen. Während in der ersten Metamorphose noch eine sichtbare Bewegung der Ware und des Geldes stattfindet, fällt die Gebrauchsgestalt aus der Zirkulation heraus, da nur noch die Bewegung des Geldes sichtbar ist. Stattdessen tritt fortan die Wertgestalt in den Vordergrund.

Marx führt an dieser Stelle auf, dass durch diese einseitige Form der Geldbewegung, die doppelseitige Formbewegung der Ware verhüllt ist. „Das Resultat der Warenzirkulation, Ersatz von Ware durch andere Ware, erscheint daher nicht durch ihren eigenen Formwechsel vermittelt, sondern durch die Funktion des Geldes als Zirkulationsmittel [ .]“ (edb.: 130). Paradoxerweise erscheint dabei die Geldbewegung als Ausdruck der Warenzirkulation und umgekehrt die Warenzirkulation als Resultat der Geldbewegung.

Durch die steigende Warenzirkulation mit der Vergütung durch eine Geldform, entstehen neuauftretende Probleme. Die Macht des Geldes steigt. Während es bei früheren Tauschverhältnissen darum ging Gebrauchsgegenstände zu erwerben, ging es mit dem Aufkommen von Geldformen darum Geld für seine Waren zu bekommen. Wenn an Geld als Verkörperung von Wert festgehalten wird, dann wird die Einheit von Verkauf und Kauf (W – W) unterbrochen.

Es findet wie beschreiben nur noch die erste Metamorphose statt: Verkaufen ohne anschließenden Kauf (W – G). Marx nennt diesen Prozess die Schatzbildung, in der das Geld versteinert wird und der Warenverkäufer zum Schatzbildner wird. Dies hat zur Folge, dass die Geldform die Warenform ersetzt und alles verkaufbar bzw. kaufbar wird. Gleichzeitig wird die Geldform selbst zu Ware, welche Privateigentum eines jeden werden kann, sodass Waren als Gebrauchswerte Elemente des stofflichen Reichtums werden und gleichzeitig die Geldform aus der Zirkulationssphäre entnommen wird (vgl. edb.: 144 ff.).

Geld bekommt somit die Funktion als Zahlungsmittel und nicht mehr als Zirkulationsmittel, woraus wiederrum das Kreditgeld resultiert, indem Schuldzertifikate für die verkauften Waren selbst wieder zur Übertragung der Schuldforderungen zirkulieren (vgl. edb.: 148 ff.).

Die Geldformen

Mit der zunehmenden Flexibilisierung und Komplexität der Wirtschaft, bedurfte es eine zusätzliche neue Funktion von Geldform. „Die Wirtschaft schaffte sich nach ihrem Bedarf das geeignete Geldmedium“ ( 2015: 9). Aus der Funktion des Goldes als Äquivalent zu anderen Waren entstand die Münzgestalt. Historisch und geographisch ließ sich demnach ein Wandel von Sachgeld (einfacher Warentausch) zum Münzgeld beobachten.

Dabei entsprach der Wert der jeweiligen Münze, dem gesamt Gewichtsanteil des Goldes in ihr, welcher vom Staat festgelegt wurde. Demnach unterschieden sich Goldmünzen und Barrengold nur durch ihre Figur, welche je nach Belieben gegossen werden konnte (vgl. Marx 1867: 138 f.). Dies hatte zum einem von Vorteil, dass die jeweiligen nationalen Goldmünzen, ihre Wertigkeit in der Weltmarktssphäre beibehielten, und zum anderen, was als ein Kernargument zu Entstehung der Geldmünzen zählt, dass diese im Handel einfacher über große Entfernungen transportiert werden konnten.

Durch den hohen Verscheiß an Goldsubstanz, durch steigenden Umlauf und die damit einhergehende Veränderung ihrer Form und des Gewichtsanteil, entstand die symbolische Münzfunktion. Die Gewichtsunterschiede der jeweiligen Münzen waren zu enorm, sodass sie nicht mehr der Wertigkeit des Goldgewichtes bei Entstehung entsprachen. „Das Gold als Zirkulationsmittel weicht ab vom Gold als Maßstab der Preise und hört damit auch auf, wirkliches Äquivalent der Ware zu sein, deren Preise es realisiert“ (Marx 1867: 139).

Diese symbolische Münzfunktion ebnete den Weg für die niedrigeren Metalle, wie Silber und Kupfer, die fortan als Material für Münzen genutzt wurden und speziell in Kreisen der Warenzirkulation eingesetzt wurden, wo Münzen am schnellsten zirkulieren und sich dementsprechend am schnellsten abnutzten. Um Gold jedoch nach wie vor als allgemeines Äquivalent beizubehalten, wurden gesetzlich die Wertigkeit der Metallmünzen, als ein Bruchteil der kleinsten Goldmünze diktiert.

Da die niedrigeren Metallmünzen sich jedoch abnutzten, waren faktisch die Münzfunktion unabhängig von ihrem Gewicht, d.h. von allem Wert agiert (vgl. edb.: 140). Der Wert der Münzen ist demnach vom Wert des verwendeten Metalls entkoppelt, politisch festgelegt und symbolisch gekennzeichnet, welche dem Papierzettel als Geld, welches nur noch rein symbolische Charakter aufweist, den Weg ebnete.


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