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Bjørnstjerne Bjørnson

Seine Dichtkunst und die Wirkung auf das Publikum


Bjørnsons Meinung nach haben die Dichtkunst- Erzählungen und Theater- einen Auftrag, eine Mission zu erfüllen: den Lesern und Zuschauern die Augen zu öffnen für die sozialen Probleme und die gesellschaftlichen Realitäten. Er hatte für bestimmte Haltungen, Konzepte, Themen und Stoffe kein Verständnis, so zum Beispiel für Selbstmitleid aus Dichtermund, sprachgewordene Dekadenz oder Poesie der verträumten Innerlichkeit.

Bjørnson wandte sich mit seinen Dichtungen an Bürger, den kleinen Mann- nicht an Intellektuelle, Promovierte und andere Spezialisten. Theater war für ihn eine Kunst, die alle Gesellschaftsklassen erreichte.

Literatur erfüllte damals Aufgaben und befriedigte Bedürfnisse, die heute von Fernsehen, Funk, Presse und anderen Medien wahrgenommen werden. Bjørnson betrat die literarische Szene Deutschlands 1859. „Synnöve Solbakken“ und die anderen Bauernerzählungen bekamen bei Kritik und Publikum großen Beifall.

Eine Periode intensiver Rezeption nordischer Literatur  nahm ihren Anfang.

Seit den 70er- Jahren beschäftigten sich die Skandinavier mit den Problemen des bürgerlichen Alltags- unter anderem auch mit der Frauenfrage. Bjørnson aber spielte eine Vorreiterrolle, und zwar nicht nur in seiner Heimat, sondern auch was die Vermittlung dieser jungen, realistischen Literatur nach Deutschland betraf.

Bjørnson lebte vom Gespräch und vom Gedankenaustausch. Er beanspruchte und benutzte alle zugänglichen Wege der Kommunikation und der Information – und er wurde von Einzelnen und auch von ganzen Gruppen aufgesucht und angeschrieben. Kein Wunder, dass der Brief, der, wenn nicht ein Gespräch, so doch einen Gedankenaustausch, eine Art von Kommunikation auch über Grenzen und Ozeane hinweg ermöglichte, Bjørnsons Sache, sein Metier war.

Bjørnson war nicht bloß der wohl emsigste Briefschreiber der norwegischen Geschichte, er war einer der aktivsten im damaligen Europa. Die Masse der 30 000 Briefe, die Bjørnson geschrieben haben soll, nimmt Konturen an, wenn man weiß, dass zum Beispiel Hugo von Hoffmannsthal 11 000 Briefe verfasste, während es Henry Ibsen gerade noch auf 3 000 Briefe brachte.

Die Ausgabe von Bjørnsons Briefwechsel mit Deutschen versucht jenen Sprachraum zu erschließen, der für ihn außerhalb Skandinaviens die größte Bedeutung hatte. Die Briefe sind Zeugnisse und oft nur Bruchstücke eines privaten Dialogs oder Appells. Auf diesen Blättern trifft nun also der Norweger auf Deutschsprachige.

Als gebildeter Norweger war es für Bjørnson jedoch selbstverständlich Deutsch zu sprechen. Und da von ein paar Übersetzern abgesehen aber kaum einer unter Bjørnsons Briefpartnern in der Lage war, einen skandinavischen Brief zu verstehen, geschweige denn zu schreiben, blieb es Bjørnson vorbehalten, die Korrespondenz auf Deutsch zu führen.


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