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Seminararbeit / Hausarbeit

Die Botschaft des vermummten Herrn in Früh­lings­er­wa­chen von Frank Wedekind

3.773 Wörter / ~19 Seiten sternsternsternsternstern_0.5 Autorin Kristoffer Lichtenstein im Mrz. 2011
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Frühlings Erwachen von Frank Wedekind: Die Botschaft des vermummten Herrn
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Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Leibniz Universität Hannover

Note, Lehrer, Jahr

2009, Prof. Dr. Djoufack

Autor / Copyright
Kristoffer Lichtenstein ©
Metadaten
Preis 8.80
Format: pdf
Größe: 0.16 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.5
ID# 5440







Universität Hannover - Philosophische Fakultät


Die Botschaft des vermummten Herrn in „Frühlingserwachen“ von Frank Wedekind


FüBa: Germanistik/ Sportwissenschaft


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung  S.3

2. Analyse zentraler Szenen, die auf die Erziehungsmethoden von Schule und Elternhaus verweisen S.5

3. Der vermummte Herr und seine Funktion S.9

4. Das Erziehungskonzept von Jean Jacques Rousseau im Vergleich mit den Konzepten in „Frühlingserwachen“ S.12

5. Zusammenfassung S.15

 Literaturverzeichnis  S.18


1. Einleitung


In dem Drama Frühlingserwachen, von Frank Wedekind, wird den Lesern eine Welt aufgezeigt, die die pubertären Nöte, existentiellen Probleme und sexuellen Erfahrungen von Jugendlichen im ausgehenden 19. Jahrhundert beschreibt.

Zu dieser Zeit herrschte eine stetig anwachsende Prüderie, die alle sexuellen Begriffe, Handlungen und selbst elementarste biologische Fakten als schändlich und sündhaft interpretierte. Sexualität galt in jeglicher Hinsicht in der Gesellschaft als Tabuthema. Die Kinder sollten von allem „bösen“ ferngehalten werden.

Frühlingserwachen zeigt auf, wie die Jugendlichen probieren sich in der Welt der Erwachsenen zu etablieren, ihre eigenen Erfahrungen zu machen und sich in ihrem sozialen Umfeld zu entfalten. Die Jugendlichen befinden sich in dem Alter der Pubertät, in dem sich entscheidende biologische und psychische Entwicklungen vollstrecken.

Sexualität spielt in dieser Zeit eine wesentliche Rolle für das Denken und Fühlen der Jugendlichen. Von ihrem Körper empfangen sie Signale, die sie oftmals nicht einordnen können und daher nach Erklärungen suchen. Ihre natürlichen Triebe wollen erfüllt werden.[1]

Die Bedürfnisse, Rechte und Belastungsgrenzen der Jugendlichen bleiben von den Erwachsenen ungeachtet. Die gesellschaftlichen Normen, die durch die Institutionen Schule und Elternhaus verkörpert werden, lassen den Jugendlichen keinen Raum für ihre eigenen Vorstellungen. Sie wollen die Kinder zu fügsamen Subjekten erziehen, die der gesellschaftlichen Norm voll und ganz entsprechen.

Die Gesellschaft bestand zu dieser Zeit größtenteils aus Beamten und Angestellten, sowie aus Vertretern des traditionellen Bildungsbürgertums. Diesem Bevölkerungskreis ging es in erster Linie darum, ihren Kindern, besonders den Jungen, eine explizit gute schulische Ausbildung zu ermöglichen. Die Menschen wollten sich so von der allgemeinen Arbeiterklasse abheben und sich einen adäquaten

sozialen Status sichern.[2] Da immer mehr Menschen nach diesen Zielen strebten, kam es in den Schulen zu übermäßigem Zuwachs, der damit verbunden war, dass eine verschärfte Selektion in den Schulen stattfand.

Die angeführten Aspekte spielen in Frühlingserwachen eine zentrale Rolle und geben den Lesern einen Einblick in die damaligen absolutistischen Lebensumstände unter denen die Jugendlichen aufwuchsen. Diese führten letztendlich im Drama sogar soweit, dass es zum Tod zweier Jugendlicher kommt und zudem ein anderer Jugendlicher unverschuldet für deren Tod angeklagt und verurteilt wird und sich daraufhin auch das Leben nehmen will.

In der vorliegenden Arbeit, wird darauf eingegangen, wie an der letzten zentralen Stelle des Dramas der „vermummte Herr“ auftritt und den selbstmordgeplagten „Melchior Gabor“ zurück ins Leben verhilft. Durch die Analyse einiger bedeutungsvoller Szenen, soll die Frage beantwortet werden, wie die verschiedenen Institutionen Erziehung verstehen und sie an .....[Volltext lesen]

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Aus Angst einem gesellschaftlichen Ehrverlust zu unterliegen, entscheidet Frau Bergmann sich für eine Abtreibung, an deren Folgen Wendla stirbt.

Im Gegensatz zu Frau Bergmann steht Frau Gabor, die Mutter von Melchior, welche auf den ersten Blick eine andere Erziehungsmethode verkörpert: „Du bist alt genug, Melchior, um wissen zu können, was dir zuträglich und was dir schädlich ist. Tu, was du vor dir verantworten kannst. Ich werde die erste sein, die es dankbar anerkennt, wenn du mir niemals Grund gibst, dir etwas vorenthalten zu müssen. – Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, dass auch das Beste nachteilig wirken kann, wenn man noch die reife nicht besitzt, um es richtig aufzunehmen. – Ich werde mein Vertrauen immer lieber in dich als in irgend beliebige erzieherische Maßregeln setzten.“[9] Melchior ist im Vergleich zu den anderen Jugendlichen in dieser Hinsicht privilegiert.

Er genießt ein Stück weit mehr Freiheiten als die Anderen, weshalb er sich mit Fragen der Sexualität auch intensiver beschäftigen konnte als andere Jugendliche seines Alters: „Ich habe es teils aus Büchern, teils aus Illustrationen, teils aus Beobachtungen in der Natur. …“, dementsprechend hat auch er keine Aufklärung seitens der Eltern erfahren. Er sieht sich dennoch in der Lage seinem Freund Moritz Stiefel, eine Informationsschrift die er „der Beischlaf“ nennt zu verfassen und zur Verfügung zu stellen.

Im späteren Verlauf wird er aufgrund dieser Schrift und der Beischlafverübung mit Wendla Bergmann von der Schule verwiesen und angeklagt schuldig am Tod beider Jugendlicher zu sein. An dieser Stelle ist auch Frau Gabor nicht mehr die souveräne Erziehungsexpertin, die ihrem Jungen Freiraum lässt, sondern stimmt ihrem Mann zu, dass Melchior in eine Korrelationsanstalt gehört.

Sowohl die Eltern als auch die Schule weisen jegliche Schuld am Tod der Jugendlichen von sich. Das Moritz Stiefel an dem seelischen Druck, dem er in der Schule unterlag, weil er seinen Eltern keine Schande bereiten wollte, indem er das Klassenziel nicht erreichte, starb, beziehen sie nicht auf sich und ihre Erziehungsmethoden.

Auch die Schule schiebt Melchior die komplette Schuld zu. Sein Rechtfertigungsansatz vor der versammelten Lehrerschaft wird sechs Mal abgelehnt. Wäre der Direktor sich der Rechenschaft seines Handelns sicher, so könnte man die Erklärungsversuche Melchiors wenigstens anhören. In der Schule bleibt für Sentimentalitäten kein Platz, hier zählt lediglich die messbare Leistung.

Durch massenhafte Hausaufgaben: „Ich habe noch Mittelamerika und Ludwig den Fünfzehnten vor mir. Dazu die sechzig Verse Homer, die sieben Gleichungen, der lateinische Aufsatz. …“[10], soll den Jugendlichen keine Zeit für Unanständigkeiten bleiben, denn sie müssen der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Die Lehrer verkörpern vollkommene Autorität und repräsentieren eine unantastbare Machtstellung, die sich auch an einer andere Stelle gut hervorheben lässt: „ Heute Nachmittag kommt Hänschen Rilow von Trenks Totenbett zu Rektor Sonnenstich, um anzuzeigen, das Trenk soeben in seiner Gegenwart gestorben sei. – >>So?<<, sagt Sonnenstich, >>hast du von letzter Woche her nicht noch zwei Stunden nachzusitzen? – Hier ist der Zettel an den Pedell.

Mach, dass die Sache ins Reine kommt! …“, hier wird die Machtausspielung des Lehrers Sonnenstich gegenüber dem Schüler Hänschen Rilow sehr deutlich. Der Lehrer zeigt keine emotionalen Regungen, sondern verweist knall hart auf ausstehende Nachholstunden. Die Schüler haben sich bedingungslos unterzuordnen, damit einem sturen Aufrechterhalten des Leistungsprinzips nichts im Wege steht.[11] Der Mittelpunkt der schulischen Ausbildung bestand dementsprechend aus stumpfsinnigem Rezipieren und keinesfalls aus selbstständigem Denken, welches vor allem heute von den Schülern verlangt wird.

In der Schlussszene des Dramas reißt Melchior aus der Korrelationsanstalt aus und flüchtet sich vor seinen Verfolgern auf den Friedhof, auf dem Wendla Bergmann begraben wurde. Wie ihr Grabstein suggeriert, ist sie nicht an der Bleichsucht gestorben, sondern an den Folgen der von ihrer Mutter angeordneten Abtreibung. Melchior betrachtet verzweifelt das Grab von Wendla und macht sich Vorwürfe, Wendlas Tod verschuldet zu haben, als ihm sein Freund Moritz Stiefel als Geist erscheint, welcher seinen Kopf unter dem Arm trägt und Melchior davon überzeugen will, dass er ihm in das Reich .....

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Dabei beginnt er damit, das er Melchior empfiehlt zuallererst ein primäres körperliches Bedürfnis zu befriedigen: „Deine momentane Fassungslosigkeit entspringt deiner miserablen Lage. Mit einem warmen Abendessen im Leib spottest du ihrer.“[18] Die Vermummung des Herrn scheint ein Symbol eines noch verdeckten Lebens zu sein, welches Wagnis und Verheißung zugleich bedeutet.[19] Der vermummte Herr verkörpert das Leben an sich und will Melchior vom Selbstmordgedanken abbringen.

Er will Melchior dazu bringen, dass dieser ihm vertraut. Melchior hingegen tritt dem vermummten Herrn zunächst skeptisch gegenüber: „Ich kann mich einem Menschen nicht anvertrauen, den ich nicht kenne.“[20] Der vermummte Herr verspricht ihm: „ Ich gebe dir Gelegenheit, deinen Horizont in der fabelhaftesten Weise zu erweitern. Ich mache dich ausnahmslos mit allem bekannt, was die Welt Interessantes bietet.“[21] Dafür muss Melchior sich jedoch ihm anvertrauen auch wenn seine Wissbegierde nicht befriedigt wird und der vermummte Herr eine völlig anonyme Person bleibt, die nichts über sich selber preis gibt.

Lediglich durch sein autoritäres Auftreten lässt sich der vermummte Herr charakterisieren. Er ist transpsychologisch konzipiert, steht demnach über den Dingen und stellt eine allwissende Personifikation des Lebens dar. Er gibt Melchior eine Perspektive für ein neues Leben, in einer Welt, die ihm eine Fülle von neuen Möglichkeiten einräumt. Dieses neue Leben, welches noch verhüllt bleibt, wird durch den vermummten Herrn verkörpert, welcher den möglichen Lebenshorizont darstellt.[22][23]

Unter diesem neuen Leben wird jedoch keine Welt verstanden, in der die idealistischen Träumereien der pubertierenden Jugendlichen realisiert werden noch die starren Erziehungsvorstellungen der verschiedenen Instanzen wie Schule und Elternhaus erblassen. Vielmehr soll durch den vermummten Herrn deutlich werde, dass trotz jeglicher Widerwertigkeiten sich der Einzelne den Ansprüchen der bürgerlichen Gesellschaft zu stellen hat und sich mit ihnen auseinandersetzten muss.

Es gilt die gesellschaftlichen Widersprüchlichkeiten auszuhalten. Dabei gelangt die kleinbürgerliche Welt mit den engen Verhältnissen, den verblassten Moralvorstellungen, die jedermann in seinen persönlichen Triebansprüchen behindern, in den Hintergrund. Es wird deutlich, dass das Leben erst lebenswert wird durch den Genuss.[24] „Das Lustprinzip ist das sinnliche Integral dieses Lebens.“[25]

An dieser Stelle lässt sich deutlich hervorheben, dass der vermummte Herr den Kontrast zwischen bisheriger und neuer Sichtweise präsentiert. Ein Vertreter aus der Erwachsenenwelt der Jugendlichen, hätte niemals diesen Charakter annehmen können, da die damaligen Erziehungsmaximen und der kulturellen Blickwinkel nicht dafür ausgereicht hätten.

Durch die Vermummung grenzt sich der vermummte Herr ganz deutlich von den anderen Erwachsenen ab und präsentiert sich als ein metaphorischer Hinweis auf einen Neuanfang, welcher unter komplett neuen Bedingungen abläuft, als die bisher geltenden.[26] Der vermummte Herr wird als eine Figur dargestellt, die sich auf der einen Seite durch „gesunden Menschenverstand“ auszeichnet und auf der anderen Seite durch seine Haltungen und Verhaltensweisen „pragmatische .....

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Dies erfährt das Kind in der Erziehung durch die Natur. Keinesfalls meint diese Erziehung jedoch eine Erziehung unter Zwang,

wie sie in Frühlingserwachen sehr wohl vorgenommen wird. Die Jugendlichen unterliegen hier einer Erziehungsnorm, die durch eine Überforderung durch lebensfremde Stofffülle, geprägt ist. Maßgeblich für den Erhalt des Staates ist hier der absolute Gehorsam der Jugendlichen, der durch eine herzlose Strenge im Umgang mit den Jugendlichen gelehrt wird.

Rousseau verurteilt eine Erziehung unter Zwang, welche durch Strafen und körperliche Maßregelungen geprägt ist.[31] Der gesellschaftlichen Unterwerfung, dem Druck und dem Zwang, dem die Menschen unterliegen, kennzeichnen den Mensch als Sklaven der Welt: „ Solange er menschliche Gestalt hat, ist er durch unsere Institutionen gefesselt.“[32] Die Erziehung zeichnet sich nicht durch die Ausbildung zu einem intellektuellen Wesen aus, sondern vielmehr durch die Bildung des Herzens, des Urteils und des Geistes.[33] Rousseau setzt sich für eine Erziehung ein, die nicht in verdorbene gesellschaftliche Verhältnisse einführen soll und andererseits auch keine gesellschaftliche Fremdbestimmung durch eine pädagogische ersetzten soll.[34] Er vermittelt, dass der Mensch im Naturzustand, „d.h. ohne jede Vermittlung durch Gesellschaft, Vernunft und Religion“, mit sich selbst übereinstimmt.[35] In diesem Zustand ist er: „noch nicht abhängig von der Willkür anderer Menschen“.[36] Es soll den Jugendlichen Raum eingeräumt werden, in dem sie selbstständig handeln dürfen.

In Frühlingserwachen unterliegen sie den gesellschaftlichen Werten und Normen, die durch das Elternhaus wie auch der Schule an sie weitergegeben werden. Individuelle Bedürfnisse, Rechte und Belastungsgrenzen der Jugendlichen spielen dabei keine Rolle. In

Frühlingserwachen erliegen zwei Jugendliche ihrem Schicksal. Sie entsprechen nicht den allgemeinen Anforderungen, die an einen

Jugendlichen der damaligen Zeit gestellt wurden. Sie haben nicht gelernt, sich als Mensch selbst zu schützen und Schicksalsschläge ertragen zu können. Weil sie der gesellschaftlichen Norm nicht entsprachen, mussten sie sterben. An diesem Punkt greift in Frühlingserwachen der vermummte Herr in die Dramenhandlung ein. Er stellt in dieser Szene das Abbild Rousseaus dar, welcher die Auffassung vertritt, dass Jugendliche lernen müssen, sich als Mensch selbst zu schützen und dem Elend gegenüber Haltung bewahren zu können.

Sie sollen lernen Schicksalsschläge verkraften zu können.[37] In Frühlingserwachen schafft es der vermummte Herr, Melchior davon zu überzeugen, dass er weiterhin am Leben teilhaben soll. Er vermittelt ihm genau das, was Rousseau von einer gelungenen Erziehung erwartet, er zeigt ihm auf, dass ihn eine mannigfaltige interessante Welt in der Zukunft erwartet. Er lehrt ihn mit den gegebenen gesellschaftlichen Normen weiterhin existieren zu können, denn nur wer stark genug ist um zu leben, der wird in seiner Existenz und den eigenen Zweifeln bestehen können.

Rousseau verdeutlichte dies auch in seiner Erziehungsschrift zu Emile: „Leben heißt nicht atmen sondern handeln; es heißt unsere Organe zu gebrauchen, unsere Sinne, unsere Fähigkeiten, alles was in uns ist und uns das Bewußtsein unserer Existenz gibt.“[38] Eine Erziehung, die den Menschen zum Menschen macht und zur Identität .....

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Sie stehen unter dem Druck und dem Zwang der gesellschaftlichen Werte und Normen. Sie werden zu Subjekten erzogen, welche diesen allgemein verbreiteten Normen entsprechen. Was es heißt ihnen nicht zu entsprechen, wird in Frühlingserwachen sehr klar deutlich. Der Tod zweier Jugendlicher ist die Folge eines absolutistischen Gesellschaftszustandes, in welchem die freie, individuelle Ausbildung eigener Fähigkeiten nicht gestattet ist.

Das gesellschaftliche Ansehen steht im Vordergrund und lässt keinen Raum für individuelle Entfaltung. Die Jugendlichen wurden in ihrer Entwicklung, durch die fehlende Sexualerziehung abhängig gemacht, so in das bestehende Gesellschaftssystem eingegliedert und unter jeglicher Kontrolle der Triebe festgehalten. Das Thema Sexualität galt als Tabuthema und die Folgen dieser Tabuisierung werden in Frühlingserwachen sehr deutlich hervorgehoben.

Frank Wedekind ist es mit seinem Drama gelungen, die damalig herrschenden Erziehungsmethoden weitreichend in Frage zu stellen. Von ihm wird gleichsam die schulische Erziehung als auch die Sexualerziehung kritisiert. Er zeigt die Folgen der damaligen Erziehungsmethoden auf und löst damit in der Gesellschaft eine Lawine des Entsetzens aus. Mit dem vermummten Herrn verweist er auf eine Gestalt, die den Jugendlichen stärkt und ihm eine Welt aufzeigt, in der er trotz der gesellschaftlichen Anforderungen bestehen kann.

Seine Vermummung verweist dabei auf ein noch verhülltes Leben, welches Melchior als Erwachsener noch bevorsteht. Er zeigt ihm einen Weg aus der Welt, die lediglich aus Ammenmärchen und Bildungsschikane besteht.[39] Dabei gibt er Melchior jedoch „keine konkreten Ratschläge für das Leben bzw. keine ethischen Maxime für dessen Gestaltung“.[40] Der vermummte Herr übernimmt die Position eines Begleiters und Beraters, die Melchior ins Leben führen will und ihn hier mit allen interessanten und schönen Dingen des Lebens vertraut machen will.

Dem Autor ist es definitiv gelungen, die damalig vorherrschenden Erziehungsmethoden offen zu legen und der Gesellschaft deren Auswirkungen vor Augen zu führen. Er setzte mit seinem Werk einen Meilenstein in der Literaturgeschichte, die sich mit den pubertären Erlebnissen und Erfahrungen von Jugendlichen, dem Verhaltern von Eltern und Lehrern, den institutionellen Zwängen der Schule und deren Folgen auseinandersetzte.


Literaturverzeichnis


Primärliteratur


Jean-Jacques Rousseau: Emile oder Über die Erziehung. (1762) Stuttgart 1963.


Wedekind, Frank: Frühlingserwachen. Stuttgart: Philipp .....

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Hager, Fritz-Peter: Pestalozzi und Rousseau. Schriftenreihe Erziehung + Unterricht. Hrsg. von Emil E.Kobi-Haffter, Felix Mattmüller-Frick, Ruth und Hans-Peter Meyer-Probst. Schweiz 1975.


Löwisch, Dieter-Jürgen: Johann Heinrich Pestalozzi. Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002.


Schäfer, Alfred: Jean-Jacques Rousseau. Ein pädagogisches Portrait, Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 2002.




[1] Vgl.: Dr. Gladiator, Klaus: Interpretationshilfe Deutsch Frühlingserwachen. Freising: Stark Verlagsgesellschaft mbH&Co.KG,2007. S.57.

[2] Vgl. ebd. S.37.

[3] Wedekind, Frank: Frühlingserwachen. Stuttgart: Philipp Reclam jun. (1971), 200. S.51.

[4] Vgl. ebd. S.58.

[5] Wedekind, Frank: Frühlingserwachen. S.34.

[6] Ebd. S.35.

[7] Ebd. S. 37.

[8] Vgl.: Dr. Gladiator, Klaus: Interpretationshilfe Deutsch Frühlingserwachen. S.39.

[9] Wedekind, Frank: Frühlingserwachen. S.31.

[10] Ebd. S.14.

[11] Vgl.: Dr. Gladiator, Klaus: Interpretationshilfe Deutsch Frühlingserwachen. S.49.

[12] Vgl.: Bekes, Peter: Stundenblätter Deutsch Wedekind >>Frühlingserwachen<<. Leipzig: Ernst Klett Schulbuchverlag, 2006. S.90.

[13] Ebd. S.90.

[14] Wedekind, Frank: Frühlingserwachen. S.78.

[15] Ebd. S.78.

[16] Ebd. S.78.

[17] Vgl.: Bekes, Peter: Stundenblätter Deutsch Wedekind >>Frühlingserwachen <<. S.91.

[18] Wedekind, Frank: .....

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[32] Vgl.: J.J. Rousseau: Emile oder Über die Erziehung. S.111.

[33] Vgl.: Bockow, Jörg: Erziehung zur Sittlichkeit.S.19.

[34] Vgl.: Schäfer, Alfred: Jean-Jacques Rousseau. Ein pädagogisches Portrait, Weinheim und Basel: Beltz Verlag, 2002. S.10.

[35] Vgl.: ebd. S.18.

[36] Vgl.: Bockow, Jörg: Erziehung zur Sittlichkeit. S.47.

[37] Vgl.: J.J. Rousseau: Emile oder Über die Erziehung. S.111.

[38] Vgl.: ebd. S. 111.

[39] Vgl.:Florack, Ruth: Frank Wedekind >>Frühlingserwachen<<. In Dramen des 19.Jahrhunderts. Interpretationen. Stuttgart 1997. S.342.

[40] Bekes, Peter: Stundenblätter Deutsch Wedekind >>Frühlingserwa.....


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