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Hausübung
Soziologie

Universität, Schule

München

Autor / Copyright
Kristian M. ©
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sternsternsternsternstern_0.75
ID# 1813







Kurzfassung: Die Hausübun­g bietet eine detailli­erte Untersuc­hung der sozialps­ychologi­schen Auswirku­ngen von Massenar­beitslos­igkeit in Marienth­al. Sie nutzt einen innovati­ven Methoden­-Mix, um die Lebensre­alität der Betroffe­nen objektiv zu erfassen und liefert wertvoll­e Einblick­e in den Alltag und die psycholo­gischen Folgen langanha­ltender Arbeitsl­osigkeit­.
#empirische_Untersuchung#Massenarbeitslosigkeit#Marienthal-Studie

Die Arbeitslosen von Marienthal

Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel (1975)


Ziel war eine empirische Untersuchung von Massenarbeitslosigkeit (das arbeitslose Dorf in seiner Gesamtheit, nicht der einzelne Arbeitslose) mit einem modernen Methoden-Mix. Paul Lazarsfeld: „Wir konnten uns nicht damit begnügen, Verhaltenseinheiten einfach zu zählen; unser Ehrgeiz war es, komplexe Erlebniswelten empirisch zu erfassen“, um so einen sozialpsychologischen Tatbestand umfassend und objektiv darzustellen.


Mittels vorhandener statistischer Daten (z.B. Geschäftsbücher des Konsumvereins, Bevölkerungsstatistiken, …) und verschiedener Aktionen (z.B. Forscher nehmen Funktionärstätigkeiten innerhalb des Ortes an; Durchführung einer Kleiderhilfsaktion, eines Schnittzeichenkurses, Ärztliche Behandlungen, …), die das Ziel hatten Kontakt zu den Einwohnern herzustellen und so weitere Daten über sie zu sammeln, wurde vom Forscherteam versucht „ein umfassendes Inventar des Lebens in Marienthal zu erhalten und dabei Komplexe psychologische Tatbestände in objektive Kriterien und zahlenmäßig belegt herauszustellen“, so Lazarsfeld.


Fahrplan: 1930 beginn der Studienkonzeption; Herbst 1931 beginn vorbereitender Arbeiten und Besprechungen; Anfang Dezember bis Mitte Jänner 1932 Sammlung des psychologischen Materials vor Ort (insgesamt werden ca. 120 Arbeitstage vor Ort verbracht); bis Mitte Mai 1932 weitere Aktionen, Zusatzfeststellungen, Sammlung des statistischen Materials; Mai bis November 1932 Datenverarbeitung


Die finanziellen Mittelfür die Studiewurden von der Wiener Arbeiterkammer und dem Rockefeller-Fond zur Verfügung gestellt.


Die Studie wurde im Dorf Marienthal (1486 Bewohner, in 478 Haushalten lebend) in Niederösterreich durchgeführt.


Geschichte des Ortes: Die Architektur ist einförmig, der Boden rundherum nicht besonders fruchtbar, die Gegend flach, nach Wien sind 30 min Fußmarsch und 35 min Bahnfahrt erforderlich. Im Zentrum befindet sich die (ehemalige) Fabrik, um welche der Ort entstanden ist.

Die Entstehung des Dorfes ist eng mit der Geschichte der Fabrik verbunden. Die Fabrik wurde 1830 von Hermann Todesko, dem Gründungsvater von Marienthal, gebaut. Anfangs war die Fabrik eine Flachspinnerei, später wurde sie zur Baumwollspinnerei umgebaut und vergrößert. Weitere Arbeiterhäuser und Infrastruktur entstanden rund um die Fabrik. Männer, Frauen wie Kinder fanden dort Beschäftigung.

Die Fabrik wuchs weiter zum Großbetrieb; in Folge bildeten sich Gewerkschaften, Vereine und Organisationen.


1926 gab es erste wirtschaftliche Probleme und die Hälfte der Belegschaft wurde entlassen. 1929 werden die ersten Geschäftsbereiche geschlossen, 1930 wird die Fabrik gänzlich stillgelegt. Nur sehr wenige Arbeiter bleiben (vorerst noch) angestellt um die Fabrik abzureißen.


Bei den Erhebungen für die Studie 1932 leben mehr als ¾ der Haushalte von der Arbeitslosenunterstützung, welche alle zwei Wochen ausgezahlt wird und somit wesentlich den Lebensrhythmus der Bevölkerung beeinflusst.

Die restlichen Haushalte beziehen eine Abfertigung oder Pension oder arbeiten. Jene wenigen, die noch Arbeit haben, haben ein Lohnniveau das in etwa dem der Arbeitslosenunterstützung entspricht bzw. dieses unterschreitet. Die Arbeitenden unterscheiden sich somit k.....[Volltext lesen]

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·         Der politischen Grundgesinnung blieb man treu, doch das politische Interesse an sich und damit auch die parteipolitischen Feindseligkeiten untereinander sanken.

·         Die Buchentlehnungen gingen seit 1929 um 48,7 % zurück und dass trotz Gebührenbefreiung und Erweiterung des Bibliotheksbestands.

·         Die Mitgliederzahlen der verschiedenen Vereine sinken deutlich, obwohl die Beiträge für die Arbeitslosen auf ein Minimum reduziert wurden. Lediglich Vereine, die einen Nutzen versprechen (z.B. Kindergarten des Vereins „Frohe Kindheit“, Erleichterung der Versicherungsbeitragszahlungen durch den „Radfahrverein“, …) können sich steigender Mitgliederzahlen erfreuen

·         Es wurde der Eindruck gewonnen, dass gemeinschaftsförderndes und gemeinschaftsfeindliches Verhalten ausgewogen sei. Es kam zwar zu einer erhöhten Zahl an Anzeigen, doch aufgrund fehlender Vergleichsdaten und methodischer Schwierigkeiten konnten daraus keine Rückschlüsse gezogen werden.


Die Haltung(stypen)


Die Durchführung einer Kleideraktion sollte den Kontakt mit den Familien herstellen. Durch gezielte Beobachtungen und Gespräche wurden dann Informationen über die Grundhaltung der Familien gesammelt. Es wurden Protokolle angelegt, die Hinweise auf eine Bedürfnisreduktion geben.

Es wird auf Unterhaltung (Zeitung, Radio, Kino, Theater etc.) verzichtet, es wird bei Kleideranschaffungen gespart und es muss sogar auf die Ausbildung der Kinder verzichtet werden. (vgl. Jahoda 2004, S. 64-65)


Bei den vorgenommenen Untersuchungen wurden die Familien in 4 verschiedene Haltungsgruppen unterteilt. Es wird unterschieden zwischen:

  • Den Resignierten
  • Den Ungebrochenen
  • Den Verzweifelten und
  • Den Apathischen


Die Resignierten: Die häufigste Grundhaltung, die in Marienthal auftrat, war die Resignation. Diese Resignation zeigte sich in einem erwartungslosen Dahinleben. Die Menschen glauben, man kann ja ohnehin nichts gegen die Arbeitslosigkeit unternehmen. Die Stimmung ist relativ ruhig und die Zukunft spielt nicht mal in der Fantasie mehr eine Rolle.

Nach Außen wirken diese Familien ruhig, der Haushalt ist meistens in Ordnung und es wird auf die Kinder geachtet. Diese Familien kennzeichnen sich durch mehrere Merkmale wie: keine Zukunftspläne, keine Hoffnungen, maximale Einschränkung der Bedürfnisse, Pflege der Kinder und relatives Wohlbefinden. .....

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Die Wohnung und die Kinder sind sehr ungepflegt. Die Grundstimmung kann man als indolent bezeichnen. Es werden keine Pläne gemacht und es besteht auch keine Hoffnung. Die Wirtschaftsführung ist nicht mehr rationell, die Grundbedürfnisse werden stark vernachlässigt und es kommt zu Verfallserscheinungen. Diese Familien haben oft Streit und es herrscht völlige Planlosigkeit. (vgl. Jahoda 2004, S. 71-72)


Was bei der Betrachtung dieser Haltungsgruppen sofort auffällt ist, dass bei 3 von 4 Gruppen das Budget genau eingeteilt wird und die Haushaltsführung aufrechterhalten wird. Meistens sind es die Frauen, die ganz genau darauf achten, dass die Familie mit dem vorhandenen Geld auch auskommt.

Es können allerdings nur mehr die Grundbedürfnisse, und das auch nur in einer eingeschränkten Form, befriedigt werden. Für Neuanschaffung von zum Beispiel Kleidung kann kein Geld verwendet werden. Dass auf alle Dinge, die der Unterhaltung und Zerstreuung dienen, ohnehin verzichtet wird, muss man eigentlich nicht mehr extra erwähnen. Was die Forscher auch noch herausgefunden haben ist, dass das Familienbudget sehr genau eingeteilt wird und gleichzeitig aber von Zeit zu Zeit ein bestimmter Geldbetrag ziemlich irrational verwendet wird, d. h. es wird Geld für etwas ausgegeben, dass die Familie nicht wirklich braucht.

Diese irrationalen Verhaltensweisen könnten auch als Sehnsucht nach Freude interpretiert werden. (vgl. Jahoda 2004, S. 72-73)


Die häufigste Grundhaltung im Ort ist und bleibt aber die Resignation. Beinahe 50 % wurden in diese Kategorie eingestuft. Die Forscher wollten auch dieser Frage nachgehen und haben herausgefunden, dass die Resignation bei Kindern und Jugendlichen sehr stark ausgeprägt ist, was man eigentlich nicht in dieser Form erwartet hätte, und was dem generellen Verhalten junger .....

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Die Wissenschaftler versuchten die Schrittgeschwindigkeit und die Häufigkeit des Stehenbleibens auf der 300 m langen Dorfstraße zu ermitteln. Mehr als die Hälfte der Männer blieb bei einem Tempo von 3 km/h dreimal stehen, während die meisten Frauen mit 5km/h unterwegs waren und einmal oder gar nicht stehen blieben.


Unterschiedlich ist auch der Tagesablauf für Männer und Frauen. Eine Stundeneinteilung hat für die Männer ihren Sinn verloren, sie bewegen sich zwischen Aufstehen-Mittagessen-Schlafengehen. Dazwischen vergeht die Zeit meist mit Spazierengehen oder manchmal auch mit ein bisschen Hilfe im Haushalt. (Holz und Wasser holen)


Der Zeitverwendungsbogen der Frauen sieht wesentlich anders aus, durch Einkaufen, Kochen, Instandhaltung der Kleidung und Kinderversorgung ist der eigentlich voll ausgefühlt.


Allerdings würden die Frauentrotz höherer Belastung gerne wieder in der Fabrik arbeiten, nicht nur aus finanziellen Gründen, sondern weil sie die sozialen Kontakte vermissen.


Im größeren Zeitrythmus gibt es auch signifikante, Sonn- und Feiertage haben viel von ihrer Bedeutung verloren. Früher gab es zu diesen Tagen die meisten Ausleihungen in der Bibliothek, jetzt ist keine Frequenzsteigerung feststellbar. In wirtschaftlicher Hinsicht hat die Funktion des Wochen- oder Monatsendes der 14tägige Auszahlungstermin der Arbeitslosenhilfe übernommen.

Nur die Schulkinder haben noch ihre gewohnte Wocheneinteilung, die zum Teil auch .....

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Die Verschlechterung der ökonomischen Lage (Reduktion der staatlichen Unterstützung, Verschleiß des Inventars ohne Ersatzbeschaffung) verschlimmert die Stimmungslage. Dabei werden die Kinder besser mit Kleider versorgt, während die Erwachsenen nur das Nötigste besitzen.


Es lässt sich ein direkter Zusammenhang herstellen zwischen Einkommen pro Verbrauchseinheit und den Kategorien ungebrochen, resigniert, verzweifelt und apathisch. Je geringer das Einkommen umso verzweifelter und resignierter die Lage.


Dabei entscheiden schon kleine Beträge wie etwa 5 Schilling über die subjektive Gefühle der Erträglichkeit bzw. die Zugehörigkeit zu einem anderen Lebensstil.


Gesundheit und ökonomische Lage: Es erweist sich ein direkter Zusammenhang zwischen dem gesundheitlichen Zustand der Schulkinder und dem Einkommen der Väter. So sind in der Gruppe mit dem geringsten Befund fast 40% der Väter in Arbeit, wohingegen bei den Schulkindern mit dem schlechtesten Befund alle Väter arbeitslos waren.


In dem Maße, wie die Arbeitslosigkeit andauert, wird auch die körperliche Widerstandskraft unterhöhlt.


Verlust der Berufs- und Arbeitertradition: In einer Befragung gaben die Mehrheit der Arbeitslosen mittleren Alters als Beruf “arbeitslos” an, während v.a. die jüngeren und älteren ihren Beruf angaben, bzw. ihren Beruf mit dem Zusatz z.Zt. arbeitslos.



Veränderung der menschlichen Beziehungen: Es wurde festgestellt, dass der politische Kampf abgenommen hat, aber die persönliche Gehässigkeit zu, ausgenommen davon ist die Hilfsbereit.....

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Dabei werden Absturzexistenzen erlebt, bei denen die Ansprüche und der Ehrgeiz an das frühere Leben besonders groß war.


Beobachtet wurde ferner folgende Besonderheiten:

Diejenige Gruppe, denen es besonders gut ging, hielten entweder besonders lang durch, auch aufgrund einer vorhandenen Elastizität – oder haben besonders kurz stand gehalten hat.

Die Gruppe, der es früher besonders schlecht ging und die zu den Gebrochenen zählt, verbleiben bei den Gebrochenen oder können aufgrund des allgemeinen Zustandes zu den Resignierten aufsteigen.


FAZIT


·         Die Kraft zur Gestaltung und Veränderung sinkt, da die Alltagssorgen dominieren.

·         Arbeitslosigkeit vermindert – trotz dem Mehr an Zeit – die sozialen Aktivitäten (z.B. kaum außerfamiliären Freizeitaktivitäten).

o   Männer verlieren das Zeitbewusstsein, sie bewegen sich lediglich zwischen Aufstehen, Mittagessen und Schlafengehen.

o   Die Frauen sind aufgrund ihrer Haushalts- und Erziehungspflichten aktiver als die Männer und haben damit weniger Leerlaufzeiten, vermissen jedoch die sozialen Kontakte. Die Haushaltsarbeit selbst dauert wegen der eingeschränkten finanziellen Mittel (z.B. Reparatur statt Neuansc.....

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