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Abiturvorbereitung / Maturavorbereitung

Die ältere Tyrannis (6./7. Jh v. Chr.)

2.695 / ~9 sternsternsternsternstern_0.5 Emma M. . 2015
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Abiturvorbereitung
Geschichte / Historik

Otto-Friedrich-Universität Bamberg

2014

Emma M. ©
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Die ältere Tyrannis (6./7. Jh v. Chr.)


Einleitung:

  • Definition:

  • Tyrannis: Seit der Mitte des 7. Jh in Griechenland, Kleinasien, der ägäischen Inseln und seit 6. Jh auch auf Sizilien aufkommende Herrschaftsform. Bezeichnet einen einzelnen Machthaber (hier Aristokraten), der kein König (Basileus) im Sinne einer Erbmonarchie war, jedoch die Alleinherrschaft inne hatte. Lehnwort aus der lydischen Sprache, weil Griechen wahrscheinlich keinen entsprechenden Terminus kannten

  • die griechisch-archaische Lyrik verwendet Tyrannis synonym mit monarchia, tyrannos ist keine Selbstbezeichnung oder Titel, sondern Kampfbegriff der Aristokraten gegen Standesgenossen; Tyrannis assoziiert Macht und Reichtum, s dass der tyrannos beneidenswert erscheint, aber auch moralische Kritik; seine Selbstüberhebung (hybris) sprengt die Gemeinschaften, er verknechtet die Stadt ; daher eig.

    „Herr“ und erst spätere Negativierung (in der attischen Demokratie nach den Perserkriegen)

Tyrann: Usurpator ohne Legitimation durch Abstammung oder Wahl → aus eigener Machtvollkommenheit an der Spitze des Gemeindewesens gestellt, gestützt auf von Fall zu Fall wechselnde gesellschaftliche Kräfte

Im Allgemeinen: Tyrannis als Begleiterscheinung gesellschaftlicher und/oder wirtschaftlicher Umwälzungen = tiefergreifender Krisen und Übergangszeiten. Zeigt sich durch:

  • Erschütterung der bisherigen politischen Ordnung: Wandel im sittlichen, sozialem und religiösem Bereich

  • Ãœbergangsmodell (hier: von alten Aristokratien hin zu den Gesellschaftsformen der klassischen Zeit; Tyrann füllt die Kluft zwischen den beiden Polen


  • Zeitliche Eingrenzung/Unterscheidung:

    • Ältere griechische Tyrannis: 7. Bis Ende 6. Jh. v. Chr. archaischen Zeit

    • Jüngere griechische Tyrannis 4.-3. Jh v. Chr.

    • Quellenlage und Forschung:

      • Problematisch, da viele verfügbaren Quellen zumeist die Alleinherrschaft archaischer Machthaber aus der spezifischen Perspektive der Zeit shen

      • heutiges Tyrannis- Bild ist stark von Aristoteles geprägt (negativ)

      • manchmal Annahme, dass sich nur in größeren Poleis Tyrannen herausbilden konnten → wahrscheinlich falsch, da stark vom Verständnis des 20. Jh geprägt

Hauptteil:

  • Charakteristika der Tyrannis:

    • Aristokratie spielte wesentliche Rolle beid er Entstehung einer Tyrannis:

      • Tyrann gehörte ausnahmslos zu dieser Führungselite

      • Welt der Adeligen ist geprägt von Wettkampf und Leistung (immer weniger von Herkunft)

      • In jeder Polis Gemeinschaft gibt es Hetairien (15-20 Mann), die sich regelmäßig zu informellen Zusammenkünften und treffen. Zweck: Besprechung gemeinsamer sowie öffentlicher Angelegenheiten; Pläne gegen andere (politische) Gruppierungen schmieden.

→ Ernstfall staseis: Gruppierungen verlassen Polis→ aus diesen Kreisen stammt oftmals der Tyrann

→Zentraler Vorwurf: Hybris = unbeherrschtes, maß- und respektloses Verhalten gegenüber Mitbürgern und den Göttern, oft berechtigt (z.B. Tempelraub), aber auch als Vorwand


  • Verfassungspolitische Stellung:

  • Forschung: Diskussion zw. traditioneller Position z.B BERVE: Tyrann als aristokratischer Herrscher pa-rallel zu Polis gegen Oberschicht und moderner Position URE: Tyrann an Spitze des gesellschaftlichen Aufstiegs besitzender Mittelschichten im Kampf gegen Adelsgesellschaft

  • Kompromiss bei SCHULLER/DAHLHEIM: Vereinbarkeit der Thesen: „Hypertropher Repräsentant des Adels mit nach Bedarf stärkerer/schwächerer Verankerung im Volk“ => Tyrannis als äußerste Steige-rung aristokratischer Macht

  • aristokratische Herkunft (alte Tradition, Ehen in Aristokratenfamilien mit Schaffung von Dynas-tien: Kypseliden in Korinth, Orthagoriden in Sikyon, Peisistratiden in Athen),

  • adlige Lebensführung (Pracht/Prunk/Reichtum),

  • Art der Machtausübung (Etablierung bewaffneter Gefolgschaften: Söldner, abhängige Bauern), intensive Kontakte mit aristokratischem „Flair“ (Erhalt aristokratischer Ämter neben Tyrannis, Förderung von Adelsgötterkulten, Streben nach guten Beziehungen zu großen Kultstätten und Teil-nahme an gemeingriechischen Wettkämpfen/ Festspielen);

  • trotz illegitimem Ursprung aufgrund persönlichem Charakter oft Erhalt großen Ansehens: Einrei-hung mancher Tyrannen unter „Sieben Weise“ (Periander v. Korinth),

  • große Herrschaftsreputation (Kleisthenes v. Sikyon mit zahllosen Freiern für Tochter, „gute“ Re-gentschaft des Peisistratos v. Athen durch Bautätigkeit + Sozialprogramm)

    •  oft Entwicklung ausgeprägter Fähigkeit zu systematischer Planung und Zusammenfassung aller Kräfte in für Griechenland neuem Ausmaß, erst im nachhinein Entstehung von Hass/Verachtung gegen diese Herrschaftsform (5.-3.Jh.v.) wegen Unfähigkeit vieler Tyran-nen zu rechtlicher Umhüllung ihrer Macht (z.B. meist gewaltsames Ende nach 2-3 Herr-schergenerationen wegen aristokratischer Eifersucht, meist keine zusammenhängende Au-ßenpolitik)

    •  politisch ambivalentes Durchgangsstadium mit historischer Funktion: Freimachung des Wegs für verfassten Hoplitenstaat in langfristiger Ablösung traditioneller Adelsherrschaft (Stärkung des Freiheitswillens in Poleis!)


    • Konkreter Hintergrund (ähnlich wie bei Kolonisation):

    Adelsherrschaft als dominierender gesellschaftlicher Faktor der Archaik, doch nach Jahrzehnten der Stabilität Beginn eines internen Desintegartionsprozesses

    Gründe dafür: Verstärkung des Handels mit Adel als Hauptträger; erste Geldwirtschaft; Rivalität der Adeligen untereinander

    Folgen für die gesamte Gesellschaft:

    • Oberschicht: soziale Verarmung einzelner Adelsfamilien vs. Aufstieg anderer Familie; Ende des traditionellen Gleichheitsprinzips des Adels und dadurch Machtkämpfe

  • →Kombination aus innerer Desintegration der Adelsgesellschaft und zunehmend politischen Bewusstsein freier Bauer als Basis zur Entstehung politischer Konflikte in vielen Polis

    • Entwicklung der Tyrannis:

    Im dunklen Jahrhundert hatte es in vielen Siedlungsgemeinschaften Könige bzgl. Fürstlicher Führer gegeben, deren dominante Position auf die Söhne vererbt wurde; zur Zeit der frühen Polis geht dies mehr und mehr in ein Wahlamt über, das jährlich neu besetzt wurde.

    Königsherrschaft kehrte im 7.und 6. Jh. zurück – allerdings als nichtlegitimierte Herrschaftsform.


    • Konkrete Beispiele:

    • Die Tyrannis in Korinth (Kypselos)

    • Tyrann (wohl 657-627 v.Chr.), 1. Tyrannis Griechenlands, Sohn des Eëtion, vmtl. über Mutter Labda mit Bakchiadai verwandt

    • beendet Herrschaft der führenden Adelsgruppe – der Bakchiaden (Bakchiadai, wohl um die 200 Personen) – in Korinth

    • Genealogie und Umstände Herrschaftsantritt durch Legenden verzerrt (Mutter stammte angeblich von den Bakiaden ab, fand aber keinen Ehemann unter ihnen gefunden und deshalb außerhalb geheiratet; aitiologische Geburtslegende: Bedrohung im Kindesalter und Rettung durch Versteck in Bienenkorb [kypsélÄ“, Kypseloslade wird später im Heratempel von Olympia ausgestellt]; Orakel aus Delphi kündigt Herrschaft als Befreiung von den Bakchiadai an)

  • wohl militär. Karriere; Aufstieg zum polémarchos, Sturz der Bakchiaden mit Unterstützung einer Hetairie (wenig glaubhaft mit Hilfe des demos)

  • Herrschaft der Bakiaden hatte sich wohl bereits seit geraumer Zeit destabilisiert; Kontrolle über das gegründete Korkyra war entglitten und auch der Aufstieg des benachbarten Megara konnte nicht verhindert werden; hinzu kamen Probleme durch demographische Entwicklung sowie der vortschreitenden Hoplitentaktik; sowie eine größere Gruppe der Aristokratie war von den polit.

    Entscheidungsprozessen ausgeschlossen; die Bakiaden ließen die Ämter jährlich in ihren Reihen kreisen

  • Tötung des bakchiadischen Vorstehers, Vertreibung eines Großteils der Bakchiaden; Aneignung von deren (Grund-)Besitz; Verteilungsart umstritten (demos und/oder Adel)

  • intensive „Außenpolitik“: Gründung von Kolonien (Leukas, Anaktorion und Ambrakia unter Söhnen Pylades, Echiades und Gorgos); vmtl. enge Beziehungen nach Athen (Philaiden) und zu anderen auswärtigen Aristokraten


    • intensive Bau- und Kultpolitik: Weihgeschenke, Bau des Schatzhauses in Delphi, Stiftung einer goldenen Zeusstatue für Olympia (evtl. Periandros)

    • starb nach dreißigjähriger Herrschaft


    • Periandros (Periander)

      • folgte um 627 v.Chr. seinem Vater als Tyrann, herrschte ca. 40 Jahre (bis 587/86 v.Chr.)

      • galt bereits in der Antike als Protyp des grausamen Tyranns, konnte sich nur durch Mord, Bestechung und Korruption an der Macht halten

      • Sohn der Krateia und des Kypselos; verheiratet mit Melissa, Tochter des Tyrannen Prokles von Epidauros; 1 Tocher, 2 Söhne: Kypselos und Lykophron, von Nebenfrauen 3 Söhne: Euagoras, Gorgos, und Nikolaos

  • „Gesetzgebung“ umstritten: gegen Luxus, Finanzüberwachung (Markt- und Hafenabgaben), gegen Prostitution & Kupplerei, Beschränkung des Zugangs für Landbevölkerung in der Stadt, gegen Müßiggang, Verbot des Erwerbs von Sklaven; Versammlungsverbot

  • wirtschaftl. Blüte der Stadt; Ausbau des Handels; künstlicher Hafen Lechaion; evtl. Passierbarkeit des Isthmos

  • intensive „Außenpolitik“ mit diversen Erfolgen: Gründung von Potideia auf Chalkidide (Sohn Euagoras Tyrann); Rückeroberung von Korkyra (Sohn Lykophron Tyrann), Gründung der Kolonien Apollonia und Epidamnos durch L. & P.; nach Tod von Melissa Eroberung von Epidauros; Heirat des Kypseliden Archinos von Ambrakia mit Timonassa, Tochter eines argeischen Adligen; Asyl für Isodemos von Sikyon; enge Beziehungen zu Tyrann Thrasybulos von Milet; Verbindungen nach Lydien und Ägypten; evtl.

  • Bau- und Kultpolitik folgt wohl der des Vaters, keine genauen Informationen in Quellen → Bau von Tempel, ein Brunnehaus sowie Errichtung des diolkos – gepflasteter Weg, der dazu diente, um auf Wagen verladene Schiffe über dem Isthmos zu schleppen


    • Psammetichos:

          • Tyrann von ca. 587/86–584/83 v.Chr.; Sohn des Gorgos; zunächst Tyrann von Korkyra

          • nach Tod des Periandros, der alle seine Söhne überlebt, kommt Psammetichos (Name ägypt. Einfluss); er ist der Neffe von Periandros; nach Korinth, kann sich dort aber mangels Anhängerschaft nicht gegen zunehmenden Widerstand der Aristokratie halten

          • Sturz der Tyrannis nach 3 Jahren wohl mit spartanischer Hilfe, es folgte eine gemäßigte Oligarchie; Kypseliden verfallen einer Art damnatio memoriae ; Tyrannis in Kolonien wird ebenfalls beseitigt




    • Die Tyrannis in Megara:

    • zur gleichen Zeit wie Tyrannis wie in Korinth – es gab wohl schon Volksversammlung und einen Rat, THEAGENES wollte den Hass der Armen auf die Reichen für sich instrumentalisiert und Vertrauen des Volkes / Bauern gewonnen haben => durch diesen Einfluss soll er die Volksversammlung veranlasst haben, ihm eine Leibwache zu genehmigen, mit deren Hilfe er die Herrschaft usurpierte = Missbrauch der Krise der Bauern im 7. Jh.


    • Die Tyrannis in Athen:

      • Wirtschaftliche und gesellschaftliche Ausgangssituation:

        • Existenz-Grundlage: im 7 Jh. Landwirtschaft

        • Aristokraten herrschen unangefochten; kein geschriebenes Recht= konnten willkürlich entscheiden→ harte Durchsetzung des Schuldrechts hatte große Teile der Bevölkerung in Abhängigkeit gebracht; Missernten zwangen Bauern zur Aufnahme von Krediten auf ihr Land/ihre Person

    • 1. Versuch einer Tyrannis: Kylon

    1. : Versuch des Adeligen Kylon (früherer Olympiasieger), sich zum Tyrannen von Athen zu machen scheitert; baute auf Orakelspruch und Heer des Schwiegervaters (=Tyrann Teagenes von Megara) → Sturm auf die Akropolis; Reaktion: Aufgebot von Hopliten schloss ihn ein, aber Kylon und Bruder entkommen; Blutrache an Beteiligten

    Grund: kein Rückhalt in der Bevölkerung; Blutrache ist wahrscheinlich Anlass für Änderung der Gesetzgebung

    → alte Führungsschicht übernimmt wieder die Macht

    • Zwischenphase:

    Drakon: 621 drakonische Reform der Gesetze/des Rechts → erste systematische Gesetzgebung unter Adeligen; ABER: eigentliche Probleme bleiben

    Innenpolitische Konsolidierung gelang trotz der Reformen Solon‘s nicht, da:

    • Aristokratie trotz den Änderungen stark bleibt

    • Änderungen Zeit bräuchten, um sich etablieren zu können

    • Hoher prozentualer Anteil an Bauern noch wenig direktes Interesse am „politischen System zeigten

    →wieder Spannungen und Rivalitäten der Adeligen um Ämter und Prestige; immer heftigere Auseinandersetzungen zwischen politishcen und sozialen Grupperungen (Genau das was Solon verhindern wollte!) ; in den 60er Jahren spitzte sich die Situation zwischen drei Adeligen zu.

    • Konservative Adelige hielten sich an Lykurg; Megakles hatte das Bauerntum der großen Küstenebene hinter sich; Peisistratos stand für das arme Kleinbauerntum


    • Erst nach 2 gescheiterten Versuchen gelang es Peisistratos seine Macht in Athen zu etablieren!

    • Quellen: Herodot (stützt sich auf mündliche Nacherzählungen und hat teilweise Märchenhafte Elemente) ansonsten schwierige Quellenlage, da keine schriftl. Ãœberlieferungen aus der direkten Zeit

    • Biographisches:

    Familie, beruft sich auf mythische/heldenhafte Vorfahren und scheint mütterlicherseits in einem Verwandtschaftsverhältnis zu Solon zu stehen

    P. erzielte zuvor militärische Erfolge (Eroberung Nisaia) = Ansehen in der Gesellschaft

    Starke Stellung bei den Gebirgsbauern (Größtenteils arme Bauern)

    • 1. Versuch: 561 Sturm und Besetzung der Akropolis scheitern nach kurzer Zeit; dann Vertreibung und Exil

  • 3. Versuch: 545 Stürmt mit seinem Söldnerheer Athen und besiegt Gegner; Ruf sich erneut zum Alleinherrscher aus; besitzt zusätzlich zu seiner militärischen Stärke durch Söldner Rückhalt in einem großen Teil der Gesellschaft (Bauern) → Mix der beiden Komponenten (Söldnerheer+ Bevölkerungsrückhalt) ermöglicht dauerhafte/unangefochtene Tyrannis bis zu seinem Tod 528 v. Chr.

  • Charakteristik/Taktik des Peisistratos:

    • Neuer Einflussfaktor: Leibwache

    • Landverteilungspolitik: Belegt Boden mit Ertragssteuer; aber gab den Bauern Darlehen und machte sie somit unabhängiger von Privatleuten → keine ernsthafte Unzufriedenheit mehr = wachsender Rückhalt im Volk

    • Eigene Münzprägung


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