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Seminararbeit / Hausarbeit

Didak­ti­sche Konzep­tion des Romans Atem­schaukel im Unter­richt - Herta Müller

5.611 Wörter / ~27 Seiten sternsternsternsternstern_0.2 Autorin Heide Kusz im Sep. 2012
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Eine didaktische Konzeption des Romans Atemschaukel: Herta Müller im Deutschunterricht
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Dokumenttyp

Seminararbeit
Deutsch

Universität, Schule

Technische Universität Darmstadt - TU

Note, Lehrer, Jahr

2010

Autor / Copyright
Heide Kusz ©
Metadaten
Preis 8.80
Format: pdf
Größe: 0.16 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 22990







HERTA MÜLLER IM DEUTSCHUNTERRICHT.

EINE DIDAKTISCHE KONZEPTION DES ROMANS ATEMSCHAUKEL

1 Einleitung 1

2 Forschungsüberblick 3

2.1 Herta Müller in der fachdidaktischen Forschung 3

2.2 Gegenwartsliteratur im Schulunterricht 4

3 Literaturdidaktische Grundlagen 5

3.1 Aufgaben und Ziele des Literaturunterrichts 5

3.2 Förderung von Individuation, Sozialisation und Enkulturation 6

3.3 Leseförderung 7

3.4 Literarisches Lernen 8

3.5 Literarische Bildung 9

3.6 Sprachreflexion 11

3.7 Medienreflexion 11

3.8 Romandidaktik 12

4 Didaktische Konzeptionierung zu Herta Müllers Atemschaukel 14

4.1 Herta Müllers Atemschaukel als Gegenstand des Literaturunterrichts 14

4.2 Das Unterrichtsmodell zu Herta Müllers Atemschaukel 16

4.2.1 Themenbereich I: Hinführung und Einstieg in den Roman Atemschaukel 16

4.2.2 Themenbereich II: Leopold Auberg und andere Figuren der Atemschaukel 17

4.2.3 Themenbereich III: Hintergründe 18

4.2.4 Themenbereich IV: Erzählweise und Sprache des Romans 18

4.2.5 Themenbereich V: Bewertung von Literatur 19

5 Zusammenfassung 21

6 Literatur- und Quellenverzeichnis 23

25

1Einleitung


Wo Sprache letzte Nahrung ist1.

Dies ist der Titel einer Rezension, welche in der FAZ vom 04. September 2009 über Herta Müllers neusten Roman Atemschaukel erschienen ist. Er verdeutlich welche Bedeutung Sprache für den Roman hat.

Sprache ist auch ein sehr wichtiges Thema im Deutschunterricht, da Sprache überall zu finden ist. Im hessischen Lehrplan des Faches Deutsch gibt es deshalb auch einen eigenen Arbeitsbereich, der sich nur mit der Reflexion von Sprache beschäftigt.2 Somit scheinen Texte einer Autorin für den Deutschunterricht geeignet, deren Sprache einen solchen Einfluss hat, dass sie scheinbar Nahrung ersetzen kann und vielleicht als letzte Hoffnung angesehen wird.

Zudem wurde Herta Müller im vergangenen Jahr der Literaturnobelpreis verliehen, was eine Besprechung ihres Werkes im Deutschunterricht umso wichtiger und vielleicht interessanter macht. Daher wird in dieser Ausarbeitung eine Unterrichtseinheit konzipiert, die Herta Müllers neusten Roman Atemschaukel zum Thema hat.

Im ersten Teil dieser Arbeit wird ein Überblick über die dachdidaktische Forschungslage zu Herta Müller gegeben. Diesem folgt eine kurze Betrachtung über die Behandlung von Gegenwartsliteratur im Schulunterricht.

Im darauf folgenden Abschnitt wird der Frage nachgegangen, welche Ziele der Literaturunterricht verfolgt und welche Stellung die Romandidaktik innerhalb der Fachdidaktik Deutsch einnimmt. Die theoretische Grundlage hierzu bilden der aktuelle Lehrplan sowie literaturdidaktische Fachliteratur. Für die Erläuterung der Grundlagen und die Analyse werden in erster Linie folgende Literaturdidaktiken herangezogen: Elisabeth Katharina Paefgen zeigt in ihrem Werk „Einführung in die Literaturdidaktik“3 zunächst einen chronologischen historischen Abriss der Literaturdidaktik auf, um auf dieser Grundlage die kompentenzorientierten Aufgabenfelder zu erläutern.

Schließlich bezieht sie sich auf aktuelle Fragen und Forschungskontroversen. In dem Sammelband „Grundzüge der Literaturdidaktik“4, herausgegeben von Klaus-Michael Bogdal und Hermann Korte werden neben der Geschichte und den Grundlagen der Literaturdidaktik auch Basiskonzepte für den Literaturunterricht und Methodenfragen behandelt. Außerdem bezieht sich diese Arbeit auf Ulf Abrahams und Matthis Kespers „Literaturdidaktik Deutsch“5.

Beide Autoren erläutern zunächst das literaturdidaktische Fundament und die grundlegenden Aufgaben des Literaturunterrichts und gehen neben historischen und modernen Literaturunterrichtskonzepten auch auf das Thema Medien und auf praktische Verfahrenstipps im literarischen Schulunterricht ein. Neben den genannten Literaturdidaktiken wird unterstützend der Sammelband „Deutsch Didaktik“6, herausgegeben von Michael Kämper-van den Boogaart, verwendet: Dieser greift in einem zweiten Abschnitt ausführlich auf literaturdi.....[Volltext lesen]

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Mit dem Schülerreferat wurde in die deutsche Exilliteratur 1933-45 eingeführt und es kam zu einem literarischen Exkurs zum Thema Heimat-Fremde-Exil.9

In ihrem Fazit zum Verlauf der Unterrichtsreihe stellt sie fest, dass eine Kombination von handlungs- und produktionsorientierten Elementen die Textrezeption positiv beeinflussen kann. Die Schülerinnen und Schüler seien so dafür begeistert worden, am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen, sich neuen Themen zuzuwenden und unterschiedliche Möglichkeiten literarischer Textanalyse und Interpretation kennenzulernen.

Zudem hätten sie einen individuellen Umgang mit literarischen Texten genutzt und ihre Gedanken und Meinungen, im Vergleich zu anderen Deutschstunden, engagiert vorgetragen. Die Autorin kommt zu der Ansicht, dass die Schülerinnen und Schüler die Entdeckung gemacht haben, dass Unterricht mit ihnen als Individuen zu tun hat und nichts Fremdbestimmtes ist.10

2.2Gegenwartsliteratur im Schulunterricht


Bereits in den späten 1920er Jahren wurden gefordert, dass zeitgenössische poetische Texte stärker im Unterricht eingesetzt werden sollten. Allerdings herrschte in der BRD nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre eine „anhaltende Modernitätsangst“. Nach der so genannten 68er-Revolution wurde in den 1970er Jahren der Einsatz von Klassikern der Literaturgeschichte im Unterricht stark diskutiert.

Es stellte sich die Frage, ob die Beschäftigung mit den so genannten Klassikern überhaupt einen grundsätzlichen pädagogischen Wert besitzt. Man war der Ansicht, dass die aktuelle Gegenwartsliteratur die Schülerinnen und Schüler mehr interessiere, und dass diese aus jenen Werken etwas über ihre Zeit und sich selbst lernen könnten. Diese Überlegungen prägten die Lehrpläne der 1980er und 1990er Jahre, die formulierten, dass „insbesondere Gegenwartsliteratur […]‚wesentlich dazu beitragen [könne], dem Schüler […] eine erste Weltorientierung zu ermöglichen’.“11

Dennoch zeigte sich in Studien der späten 1990er Jahre, dass Gegenwartsliteratur nur vereinzelnd im Unterricht behandelt wurde. Bestseller wie Bernhard Schlinks Der Vorleser, Patrick Süskinds Das Parfüm oder Robert Schneiders Schlafes Bruder dominieren bis heute den Deutschunterricht, wenn gefragt wird, welche Werke der Gegenwartsliteratur im Unterricht behandelt wurden.

Ansonsten ist der Anteil an moderner Literatur im Unterricht marginal. Der heimliche Kanon der Schule sieht eher Nachkriegsliteratur vor als aktuelle Gegenwartsliteratur.12

3Literaturdidaktische Grundlagen


3.1Aufgaben und Ziele des Literaturunterrichts


Die Didaktik des Deutschunterrichtes wurde bis in die 1980er Jahre einheitlich behandelt und es wurde nicht zwischen Sprach- und Literaturdidaktik unterschieden. Diese Trennung der Didaktik wird somit erst seit knapp dreißig Jahren vorgenommen und seitdem wurden viele Werke und Beiträge publiziert, die sich ausschließlich mit der Vermittlung von Literatur im Schulunterricht befassen.13 Die literaturdidaktische Forschung befasst sich mit der „Theorie des Lehrens und Lernens von Literatur in Lernkontexten“14, wobei der Lernkontext im Allgemeinen durch den Deutschunterricht gegeben wird.

In der Einleitung in Einführung in die Literaturdidaktik betont Paefgen, dass sich Literaturdidaktik als Wissenschaft auf die „Antizipation, Konzeption und Reflexion des literarischen Lernens“15 fokussiert und nicht auf die praktischen Gestaltung .....

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3.3Leseförderung


Ziel der Leseförderung ist es, Kinder und Jugendlich an Literatur heranzuführen und sie zum Lesen zu motivieren. Durch die vielen Möglichkeiten der Mediennutzung verringert sich häufig die Zeit deutlich, die man mit Lesen verbringt, allerdings gibt es viele Argumente für Lektüre eines Buches. Als Beispiele lassen sich hierfür unter anderem die Ortsunabhängigkeit und Technikfreiheit25 des Mediums nennen sowie die lange Rezeptionszeit, die der Leser frei einteilen und bestimmen kann.26 Demzufolge sehen Abraham und Kesper in der Leseförderung eine der grundlegendsten Aufgaben des Literaturunterrichtes in allen Altersstufen.

Dabei ist wichtig, dass sowohl die Interessen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigt werden als auch, dass für den Unterricht eine Lektüre ausgewählt wird, in der die Kinder und Jugendlichen ihre Lebenswelten wiederentdecken können. Der Literaturunterricht darf nicht ausschließlich die so genannten Klassiker analysieren, auch wenn der Deutschunterricht ebenfalls die Aufgabe hat, Schülerinnen und Schüler an literarische Texte heranzuführen.27

So werden in der Begegnung mit bedeutenden Texten aus verschiedenen historischen Epochen der sprachlichen und literarischen Entwicklung der Schülerinnen und Schüler neue Horizonte menschlicher Möglichkeiten eröffnet und damit auch die Grundlage zur Kritikfähigkeit geschaffen.28

Rosebrock legt ein Konzept zur Lesesozialisation und Leseförderung vor, in dem sie beschreibt, welche Faktoren Schülerinnen und Schüler zum Lesen animieren und motivieren können. So nennt sie als Beispiel, dass sich DeutschlehrerInnen den Schülerinnen und Schülern selbst als LeserInnen präsentieren und ihnen altersgemäße Leseempfehlungen geben sollen.29 Durch die Fertigkeit des Lesens erhalten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sich mit literarischen Texten zu befassen.

Was literarisches Lernen bedeutet, soll im Folgenden auf der Grundlage des Beitrages von Spinner näher erläutert werden.

3.4Literarisches Lernen


Unter dem Begriff literarisches Lernen versteht Spinner jene Lernprozesse, die sich „speziell auf die Beschäftigung mit literarischen, das heißt hier: fiktionalen, poetischen Texten beziehen.“30 Allerdings räumt er ein, dass nicht alle Zielsetzungen des Literaturunterrichtes von diesen Aspekten erfasst werden.

Dabei bezieht er sich vor allem auf die Rezeption von literarischen Texten. Produktionsorientierte Methoden werden nicht als explizites Ziel des Literaturunterrichtes gesehen, sondern lediglich als Ergänzung, Unterstützung und Bereicherung der Rezeption.31 Der Literaturunterricht habe die Aufgabe eine literarische Kompetenz zu entwicklen. Dies bedeutet, „dass für den Umgang mit literarischen Texten bestimmte Kompetenzen zu beschreiben sind, die im Unterricht gefördert werden können.“32

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3.5Literarische Bildung


Unter literarischer Bildung wird das grundständige Wissen über Literatur verstanden, wie zum Beispiel das Wissen über berühmte Autoren und deren Werke sowie der historische Kontext.39

Literarische Bildung kommt nach dem Lehrplan Deutsch besonders in der Oberstufe Bedeutung zu:

In der gymnasialen Oberstufe soll bei der Setzung von Schwerpunkten die Vermittlung eines Überblickswissens über die deutschsprachige Literatur und ihre wichtigsten Epochen und Gattungen bis zur Gegenwart dem Verständnis geschichtlicher Entwicklungen und Zusammenhänge dienen.40

In der Debatte um literarische Bildung wird immer wieder hinterfragt, welchen Einfluss ein Lektürekanon für die Schule hat und wie sich dieser legitimiert. In den 1970er Jahren wurde die Abschaffung des geltenden Kanons gefordert, da er lediglich die Funktion habe Herrschaftswissen zu vermitteln und so gesellschaftliche Ungleichheiten zu begünstigen.

Heute wird vielmehr darüber kritisch diskutiert, welche literarischen Werke für die Vermittlung im Schulunterricht herangezogen werden können.41 Der heute (heimlich)42 bestehende Kanon muss allerdings immer wieder kritisch hinterfragt werden: „Kanonreflexion ist Erinnerungsarbeit unter den Bedingungen einer Gegenwart, die keinen verbindlich verfügbaren Orientierungsrahmen mehr kennt.“43 Die Auswahlverfahren für den Kanon orientieren sich in der gegenwärtigen Diskussion nicht mehr nur am kulturellen Wert eines Werkes, sondern rückt verstärkt Schülerinnen und Schüler als individuelle Lern- und Lese-Subjekte44 in den Mittelpunkt.

Die Bedeutung des Werkes in der Literaturgeschichte ergibt somit nicht mehr ausschließlich den Ausschlag für eine Lektüre, sondern es wird zudem danach beurteilt, ob diese für die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler von Bedeutung ist. Nach Korte kann es keinen einheitlichen Kanon geben, denn „alle Versuche, ein literaturwissenschaftlich und didaktisch weitgespanntes Planungssystem für eine fundierte Textauswahl zu konstruieren, enden mit der recht bescheidenen Einsicht, dass es kein einheitliches Auswahlverfahren geben kann.“45 Heute wird die Auswahl geeigneter Literatur für den Deutschunterricht vermehrt durch Leselisten und -empfehlungen bestimmt, wie sie im hessischen Le.....

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Im hessischen Lehrplan für das Fach Deutsch findet sich der Arbeitsbereich „Reflexion über Sprache“49, der den Schülerinnen und Schülern vermitteln soll, dass sie „durch Sprache geprägte Wesen“50 sind. Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, sprachliche Gestaltung, insbesondere von literarischen Texten, wahrzunehmen und zu reflektieren.



3.7Medienreflexion


Im Leben von Kindern und Jugendlichen nehmen technische Medien wie Fernsehen und Internet einen immer größeren Stellenwert ein. Dies kann zu einer Veränderung des ästhetischen Bewusstseins führen, wenn die Medienarten im Literaturunterricht eingesetzt werden. Besonders Spielfilme werden häufig in den Unterricht eingebunden, da diese zu Literaturgattungen, wie dem Drama oder dem Roman, Parallelen aufweisen.

Kern betont den Sonderstatus des Films im Literaturunterricht, weil „es sich um ein semiotisch völlig eigenes Genre [handelt], das in erster Linie epische, daneben auch dramatische und lyrische Züge und darüber hinaus ganz eigenständige kinetische und semiotische Komponente aufweist, weshalb von einer eigenständigen Textgattung auszugehen ist.“51 Dazu kommt, dass die Rezeptionshaltung von Schülerinnen und Schüler durch die Analyse von Film- und Fernsehbeiträgen verändert wird.

Auf diese Weise kann eine kritischere Betrachtung und Reflexion der Medienangebote entstehen. „Kritisches Wissen über die Machart verhindert die Gefahr des bloßen Konsums und der latenten Manipulation.“52

Die aufgeführten Zielsetzungen des Literaturunterrichtes führen zu der Frage, welchen Stellenwert die Vermittlung von Romanen im Literaturunterricht hat und welche didaktischen Ansätze in der Fachlit.....

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Durch eine gemeinsame interpretative Tätigkeit soll ein vertiefendes Textverständnis entstehen.55 Vor allem das Merkmal der Fiktionalität ist eine Voraussetzung für die individuelle, kulturelle und didaktische Wertschätzung der Literatur.56

Handlungs- und produktionsorientierter Unterricht soll den Schülerinnen und Schülern dabei helfen, ihre Leseerfahrungen einzubringen, da die Verfahrensart die beim Lesen gebildeten Textbezüge intensivieren und sie für ein Unterrichtsgespräch verfügbar machen. Allerdings sollte das Werk auch analytisch durchdrungen werden, da der Roman sich meist erst dann erschließen lässt, wenn seine Struktur verstanden wurde.

Das Verstehen eines literarischen Textes erfordert zum einen sein analytisches Erfassen, um die Voraussetzungen für eine adäquate Sinnkonstituierung zu schaffen. Es verlangt zum anderen, dass fiktive Geschehen an die eigene Lebenswirklichkeit anzuschließen um zu einer Interpretation zu gelangen.57

Der Unterricht darf sich auch nicht zu sehr auf die literaturwissenschaftlich definierte literarische Kompetenz fokussieren, da ein solcher Unterricht den Schülerinnen und Schülern die Lust am Lesen nehmen würde. Auch wenn die Freude am Lesen ein unbedingt erstrebenswertes Ziel der schulischen Leseerziehung ist, erfordert die schulische Lektüre allgemeinere und darüber hinausreichendere Begründungen und Reflexionen.58 Schülerinnen und Schüler sollten im Unterricht erfahren können, dass Literatur ein lohnendes Medium geistiger Auseinandersetzung ist.59

Die meisten romandidaktischen Publikationen orientieren sich an zielgerichteten Einzelinterpretationen verschiedener Romane. Bereits in den 1980er Jahren lassen sich erste kanonische Tendenzen erkennen, da einige Romane wie Grimmelshausen Simplicissimus, Goethes Die Leiden des jungen Werther oder Grass’ Die Blechtrommel, in verschiedenen romandidaktischen Schriften als wichtige Werke ausgewählt wurden, die in der Schule gelesen werden sollten.60 Im Literaturunterricht muss die Funktion des Erzählens durch die Literaturgeschichte hindurch verfolgt werden.

„Von der Entwicklung eines Helden zu erzählen, bedeutet für Grimmelshausen (Simplicius Simplicissimus) etwas anderes als für Goethe (Wilhelm Meister), für Gottfried Keller (Der grüne Heinrich) oder Patrick Süskind (Das Parfüm).“61

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Quellen & Links

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