Didaktische Analyse zum Thema Erste
Hilfe bei Verbrennung/Verbrühung und Sonnenbrand
Der Themenbereich
Gesundheit, Medizin und damit auch die Erste Hilfe spielt eine zentrale Rolle
im Leben eines Menschen. Die Wissensbausteine zur Unterrichtsstunde liegen
vordergründig im Bereich des Sachwissens bezüglich der sachgerechten Ersten
Hilfe bei Verbrennungen, Verbrühungen und Sonnenbrand. Aber auch das Lernen des
Lernens und die sinnliche, vor allem die taktile Wahrnehmung, sowie soziales
Lernen sollen fortwährend gefördert werden und spielen in unserer
Unterrichtsstunde eine nicht zu unterschätzende Rolle.
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Verbrennungen sind "Entzündungen oder
Hautgewebeschädigungen nach starker Hitzeeinwirkung". Heiße Gegenstände,
Heizung, Verbrühungen durch heißes Fett oder Kochwasser und heiße Dämpfe,
elektrischer Strom, Reibung oder auch starke Sonneneinstrahlung (Sonnenbrand)
können Verbrennungen hervorrufen. Bei der Verbrennung werden primär Haut und
Schleimhaut geschädigt. Je nach Intensität spricht man von Verbrennungen,
ersten, zweiten oder dritten Grades. In Abhängigkeit vom Ausmaß der
unmittelbaren Schädigung kann es sekundär zu Kreislaufschock und entzündlichen
Allgemeinreaktionen des Körpers kommen. Ein Sonnenbrand
ist eine Verbrennung ersten bis zweiten Grads durch ultraviolette Strahlung.
Ein Sonnenbrand entsteht häufig nach zu langen Sonnenbädern, Verwendung
eines zu niedrigen Lichtschutzfaktors, Unterschätzen der
Sonneneinstrahlung durch Reflektion z.B. an bewölkten Tagen bzw. im Schatten, längeren
Aufenthalten auf dem Wasser. Vorbeugen
kann man mit Sonnencremes mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor,
Kleidung, Kopfbedeckung, Vermeiden von langen Aufenthalten in der Sonne. Erste
Hilfe bei leichten Verbrennungen: Auch wenn die Verbrennung oder Verbrühung
nur eine kleine Körperstelle betrifft, so ist oberstes Gebot die Kühlung der
betroffenen Stellen. Dadurch breitet sich die Verbrennung durch erhitztes
Hautgewebe nicht aus und die Schmerzen können gelindert werden. Bei Verbrühungen
müssen zunächst die Kleidungsstücke entfernt werden, da sie die Hitze der
Flüssigkeit speichern und eine optimale Kühlung nicht zulassen. Bei
Verbrennungen wird die Kleidung nur entfernt, wenn sie nicht am Körper haftet.
Gekühlt werden sollte mit kühlen, aber nicht kaltem Leitungswasser. Eis sollte
dafür nicht verwendet werden, da es das Risiko von Erfrierungen mit sich bringt.
Erste
Hilfe bei Sonnenbrand: Weitere Sonnenbestrahlung vermeiden, bis der Sonnenbrand
vollständig abgeheilt ist. Kühlende Umschläge und
Feuchtigkeitsgels wirken lindernd. Viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, zum
Beispiel in Form von Wasser oder Säften. Bei stärkeren Verbrennungen mit
Blasenbildung sowie Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost auf jeden Fall einen
Arzt aufsuchen.
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Gleichzeitig ist hier das Lernen des Lernens
ein essentieller Bestandteil der Stunde. Die Schüler lernen wie sie gezielt
Informationen aus einem Text entnehmen und anschließend anwenden können.
Dadurch werden sie zu Experten und können so den anderen Schülern zur Verfügung
stehen und helfen.
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Die Schüler begegnen so einem
Alltagsphänomen ihrer eigenen Lebenswelt. Sie lernen bewusst wie sich bestimmte
Reize auf den Körper auswirken können und welche Reaktion im Alltag angemessen
ist. Gerade bei Kindern mit Körperbehinderung, die in ihrem Alltagsleben häufig
über nur wenige Möglichkeiten zur aktiven taktilen Wahrnehmung verfügen, stellt
die praktische Erste-Hilfe-Leistung ein wesentliches Element in dieser
Unterrichtsstunde dar. Beim Sonnenbrand bekommen die Schüler je nach Belieben
Farbe auf die Haut, welche sie sich selbst oder gegenseitig auftragen können.
Es werden die Hände gewaschen, also Wasser mit den Händen wahrgenommen.
Anschließend können die Schüler die Brandsalbe in die Hand nehmen und je nach
motorischen Fähigkeiten bis zu einem gewissen Grad selbstständig auftragen und
die kühlende Wirkung spüren. Bei der Simulation einer Verbrennung oder
Verbrühung wird ebenfalls zunächst die Wunde mit Farbe aufgemalt. Dann müssen
genauso die Hände gewaschen werden und die Wunde unter Wasser gehalten werden.
Beim Verbinden sowie beim Verbinden lassen werden die unterschiedlichen
Materialien auf der Haut wahrgenommen und ein reales Gefühl vermittelt, wie
sich ein Verband anfühlt.
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Soziales Lernen stellt vor allem im
Hinblick auf die Entwicklung der Persönlichkeit eine gewichtige Rolle dar. Die
Schüler werden an verantwortungsvolles, soziales Handeln herangeführt.
Teamarbeit und Partnerarbeit stellen die Schüler vor die Herausforderung
gemeinsam zu einem Ergebnis zu kommen. Das soziale Lernen dient dem Erwerb
"sozialer Kompetenz" und ist somit eine der Grundvoraussetzungen für
das Gelingen einer „Offenen Gesellschaft“. Soziale Kompetenz ist eine der
Schlüsselqualifikationen für die globalisierte Welt von morgen.
Gegenwartsbedeutung:
In der Lebenswelt der
Schüler sind Verbrennungen und Verbrühungen sowie Sonnenbrand ein fortwährender
und immer wiederkehrender Bestandteil. Die Schüler erfahren unmittelbar, dass
solche alltäglichen Dinge im Unterricht an Bedeutung gewinnen. Sie können die
verschiedenen Gegenstände, die ihnen größtenteils aus ihrem Alltag bekannt
sind, sehen, fühlen und riechen. Durch die Behandlung im Unterricht wird die
Relevanz der Thematik hervorgehoben. Die meisten Schüler dieser Altersstufe
sind daran interessiert selbst aktiv helfen zu können. Die praktische Anwendung
des selbst erarbeiteten Wissens stellt eine Anregung auf taktil-kinästhetischer
Ebene dar, was vor allem für Schüler mit einer körperlichen Beeinträchtigung
von großer Bedeutung ist. Gerade Kinder, die oft auf Pflege, Hilfe und
Medikamente angewiesen sind, können hier einmal auf der anderen Seite stehen.
Zukunftsbedeutung:
Das Thema Erste Hilfe
und damit auch Verbrennungen, Verbrühungen und Sonnenbrand spielt für das
medizinische und alltägliche Grundwissen der Schüler eine entscheidende Rolle.
Da die Auswirkungen einer Verletzung jeden treffen können bzw. vielleicht
treffen werden und solche Vorkommnisse auch im Alltag, freilich auch in der
Schule auftreten können, ist es wichtig, bei den Schülern ein Bewusstsein zu
entwickeln, wie und wann Erste Hilfe Maßnahmen durchzuführen sind und sie für
soziales Handeln zu sensibilisieren. Das selbstständige Helfen stellt einen
wichtigen Schritt auf dem Weg zum eigenständigen Arbeiten und Handeln der
Schüler dar. Durch die Arbeitsform „Gruppenarbeit“ wird Selbstorganisation und
Handlungsplanung trainiert.
Exemplarische
Bedeutung:
Das korrekte Handeln
bei einer Verbrennung, Verbrühung und einem Sonnenbrand ist beispielhaft für
weitere Verletzungen, bei denen angemessene Hilfeleistung zu erbringen ist. Es
ist ein Handlungsschema zu erkennen, was sich auf weitere Alltagsphänomene
übertragen lässt. Genauso können die Schüler weiterhin Experten in anderen
Bereichen werden und im Unterricht kann solch eine Vorgehensweise wiederholt
werden. Es ergibt sich aus der Thematik außerdem, dass weitere
Handlungsschritte und -möglichkeiten in weiteren Stunden zum Thema Erste Hilfe,
z.B. bei den verschiedenen Arten von Anfällen, aber auch in anderen Kontexten,
aufgenommen und bearbeitet werden können.
Vorgaben des
Bildungsplans:
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Im
Bildungsplan 2009 für die Schule für Geistigbehinderte steht unter
„Bildungsbereich Selbstständige Lebensführung“ für das Themenfeld Pflege und
Versorgung Folgendes: „Die Schule unterstützt Schülerinnen und Schüler bei gesundheitlichen
Problemen mit medizinisch-therapeutischer Versorgung und Pflege. Nicht nur
Fachkräfte, sondern auch Schülerinnen und Schüler werden befähigt, ihren
Mitschülerinnen und Mitschülern bei Krankheit, Lagerung, Ernährung,
Fortbewegung zu helfen. Besonders Schülerinnen und Schüler mit schweren
Mehrfachbehinderungen bedürfen vielfältiger Hilfestellungen. Dazu arbeiten
Fachkräfte verschiedener Professionen unter pädagogischen, medizinischen und
seelsorgerlichen Zielsetzungen zusammen und integrieren die Maßnahmen in den
Unterrichtsalltag.“ Das Kompetenzspektrum umfasst dabei beispielsweise
„Kenntnisse in Erster Hilfe anwenden“ und „anderen helfen und sie in
Notsituationen begleiten“. Außerdem werden Aneignungsmöglichkeiten genannt:
„Die Schülerin oder der Schüler „holt bei Verletzungen Hilfe“.
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Im
Bildungsplan 2008 für die Förderschule steht im Bildungsbereich
„Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit“ unter Kompetenzfeld
„Familie-Haushalt-Freizeit“(Hauptstufe): „Schülerinnen und Schüler kennen
Maßnahmen der Ersten Hilfe und wenden sie an.“(S.231).Im Bildungsbereich
„Selbstständige Lebensführung“ steht auf S.28: „Die Schülerinnen und Schüler
kennen Pflegemaßnahmen bei Krankheit. Die SuS leisten Erste Hilfe. Die SuS
übernehmen einfache Pflegeaufgaben bei Krankheit.“Auf S.27 steht bei
Verbindlichkeiten und Fragestellungen „Die Schule schafft Erfahrungsfelder, in
denen die Schülerinnen und Schüler üben, anderen zu helfen.“
Notwendige Reduktionen:
Der sehr komplexe medizinische Sachzusammenhang der Entstehung von
Verbrennungen und Verbrühungen bzw. der Entstehung von Sonnenbrand, die
verschiedenen Grade, die medizinisch vollkommene Erste Hilfe etc. muss den
Schülern in vereinfachter Form angeboten werden. Viele Begriffe aus der Medizin
spielen deshalb in dieser Stunde noch keine Rolle. Die Schüler sollen lernen,
dass es aufgrund verschiedener, hitzeproduzierender Gegenstände in ihrem Alltag
zu Verbrennungen/ Verbrühungen kommen kann und wie man leichte Verbrennungen
medizinisch versorgt. Vordergründig soll zudem behandelt werden wie Sonnenbrand
vermieden werden kann, wie es trotzdem zu Sonnenbrand kommen kann und vor allem
wie man diesen behandeln muss. Der Schwerpunkt der Stunde liegt auf der
eigenaktiven Durchführung einer Hilfeleistung.