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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Goethe Universität Frankfurt am Main

2, Pieper, 2015

Barbara F. ©
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ID# 74439







VU-Handel und Innovation: R.Pieper

April 2015


Die frühe Neuzeit

Der Artikel „Did Vasco da Gama matter for European markets?1“ von Kevin H. O’Rourke und Jeffrey G. Williamson untersucht den Einfluss der europäischen Entdecker auf den europäischen Gewürzmarkt, allen voran die Bedeutung der Entdeckung des Seewegs um das Kap der guten Hoffnung nach Indien des Portugiesen Dom Vasco da Gama, Graf von Vidigueira.2 Um diese Frage zu beantworten vergleichen die Autoren Preisentwicklungen am Markt für Pfeffer und andere Gewürze, als Vergleichszeiträume dienen dabei die Zeit vor und die Zeit nach 1503, dem Jahr in dem da Gama von seiner erfolgreichen, zweiten Reise nach Asien zurückkehrte.

Das eigentliche Ziel da Gamas Expeditionsfahrten war es allerdings nicht, Gewürze für den Export nach Europa zu entdecken. Es ging einerseits darum den Vorstoß der Muslime einzudämmen bzw. aufzuhalten, sowie Gold und das große Reich des Priesterkönigs Johannes, um den sich seit dem Mittelalter ein Mythos entwickelt hatte,3 zu entdecken.

Wenn der Artikel sofort klarstellt, dass das Eindringen der portugiesischen Schifffahrt in den Raum des indischen Ozeans, maßgebliche Folgen für Politik und Wirtschaft in Europa hatte, so behauptet er ebenso, dass speziell Vasco da Gamas Seefahrten nach Asien und seine Errungenschaften bzw. Entdeckungen und mitgebrachten Güter erheblichen Einfluss auf den internationalen bzw. den europäischen Gewürzmarkt hatten.

Die Gründe dafür liegen einerseits in der Tatsache, dass der Seeweg über das Kap der guten Hoffnung, den Handel mit Asien über die Schifffahrt erleichterte, zudem an der steigenden Konkurrenz im Handel mit asiatischen Gewürzen durch andere europäische Seemächte. Veranschaulicht wird diese These anhand von Tabellen und Graphiken.

Es wird belegt, dass der Preis für Pfeffer von 1450 bis 1500 etwa in den Niederlanden, Österreich, Polen und Italien anstieg, in England bewegte sich die Preistabelle vergleichsweise gering, hier blieb der Pfefferpreis annähernd gleich.4 Vasco da Gamas Entdeckung des Seeweges über das Kap der guten Hoffnung drückt den Pfefferpreis in Europa, da Portugal seinen Monopolstatus innerhalb des europäisch-asiatischen Seehandels verliert, wovon die Käufer in Europa profitierten.


Jan de Vries überprüft in seinem Artikel „The limits of globalization in the early modern world“5 wie Historiker und Wirtschaftswissenschaftler den Begriff „Globalisierung“ auf die Neuzeit anwenden. An den Beginn der Argumentation stellt de Vries eine von Flynn und Giraldez erhobene Definition, wonach Globalisierung für den weltweiten Austausch von Ware steht, der sich in der Neuzeit besonders durch den Ausbau bzw. die Etablierung verschiedener Seewege entwickelte.6

Ebenfalls am Beginn de Vries‘ Erläuterungen steht ein Zitat aus Joseph Marx‘ Werk „Das Kapital“, indem er festhält, dass die Revolutionen des 16. Und 17. Jahrhunderts und der damit verbundene Anstieg des kaufmännischen Kapitals, Auslöser sind für die Entwicklung vom feudalen zum kapitalistischen Markt- bzw. Produktionswesen. Die plötzliche Ausdehnung des Weltmarktes durch die europäischen Entdecker und der Kolonialismus befreiten die Produktion von ihren feudalen Fesseln.7

Der „Atlantic Trade“ ließ laut de Vries vor allem Hafenstädte ab 1500 anwachsen, doch auch Binnenstaaten waren vom Städtewachstum betroffen, was vice versa Auswirkungen auf den europäischen Handel hatte. Vasco da Gamas Entdeckung des Seeweges über das Kap der guten Hoffnung hatte insgesamt keinen großen Einfluss auf den Handel in Europa, da zwischen Asien und Europa hauptsächlich mit Luxusgütern gehandelt wurde.

Trotzdem geht de Vries näher auf den europäisch-asiatischen Handel ein und zeigt auf, dass es niederländische Seefahrer waren, die das Handelsmonopol Portugals mit Asien beendeten.

De Vries beendet sein Essay mit der Conclusio, dass europäische Handelsfirmen neue Möglichkeiten, die mit erschlossenen Seewegen (nach Asien) aufkamen, nur sehr gering nutzen konnten. Der Handel wuchs langsam, Monopole wurden nur flüchtig genutzt und nachhaltiger Profit war schwer zu erreichen. Die Gründe dafür lägen bei enorm hohen Transportkosten von Asien nach Europa.

So bleibt die Ära der Globalisierung in der frühen Neuzeit für de Vries „a soft globalization“, sprich eine sanfte Globalisierung, viel mehr entwickelte sich diese Ära zu einer der Kolonialisierung.8

Das lange 19. Jahrhundert

Troy Bickham, Autor des Artikels „Eating the Empire: Intersections of Food, Cookery and Imperialism in Eighteenth-Century Britain“9 stellt zu Beginn fest, dass die Bedeutung von Nahrungsmitteln für das Königreich England bzw. später Britannien im achtzehnten Jahrhundert unanfechtbar ist. Die Vorliebe der Briten für Süßspeisen und heiße Getränke förderte die Ausbreitung der Briten in Asien, beeinflusste das Ökosystem Amerikas und trieb Millionen von Afrikanern und deren Nachkommen in die Sklaverei.10

Auch die Bewerbung von importierten Gütern findet große Beachtung bei Bickham. So wurden im 18. Jahrhundert die Herkunft und der Import von Gütern in die Werbung eingebaut, Bickham bringt in seinem Artikel einige Abbildungen damaliger Werbesujets, etwa Beispiele aus der Tabakindustrie: Ein Werbesujet zeigt afrikanische (vermutlich) Sklaven Tabak in Fässer verladen, während ein Europäer an einem der Fässer lehnt, das Geschehen überblickt und dabei Pfeife raucht.

Ein anderes Sujet zeigt einen Werbespruch umrandet von amerikanischen Ureinwohnern in traditionellen Gewändern und Pfeifen rauchend. Beide Sujets arbeiten mit dem Slogan „Best Virginia“, da Nordamerika, speziell Virginia mit qualitativ hochwertigem Tabak in Verbindung gebracht wurde.11 Die rassistische Darstellung schwarzer Sklaven, türkisch stämmiger Bevölkerung und amerikanisch-indigener Bevölkerung war zur damaligen Zeit unproblematisch.

Der zweite Artikel „Das ‚Zeitalter des Merkantilismus‘“12 von Jakob van Klaveren beleuchtet das Geschehen rund um Export und Import, der mit dem Kolonialismus einhergeht aus einer allgemeineren Perspektive und bezieht sich zunächst auf Adam Fisch. Dieser erklärt den „Merkantilismus“ bzw. das „Merkantilsystem“ für gescheitert und stellt fest, dass das Ziel, Geldmengen durch Außenhandel durch die Erzielung eines Aktivsaldos zu vermehren, verfehlt wurde, da es durch einseitige Eingriffe zu einer Fehlleitung von Ressourcen und infolgedessen zu Beeinträchtigung des „Reichtums“ kommen müsse.13 Jacob van Klaveren untersucht anschließend, ob man der allgemeinen Behauptung, der Merkantilismus fand mit dem Absolutismus bzw. dem Ancien Regime ein Ende, folgen könne und kommt zu dem Schluss, dass die Aufklärung und die aus der Französischen Revolution hervorgehenden politischen Änderungen für den Merkantilismus eine Zäsur bildeten.

Van Klaveren erläutert zuvor, dass er den Merkantilismus wenn im 19. Jahrhundert sieht und bezieht sich dabei unter anderem auf ein von Gustav Schmoller bestimmtes Merkmal: Die Gründung wirklicher Volkswirtschaften als einheitlicher Körper.14 Eine Schwierigkeit bei der zeitlichen Bestimmung sieht van Klaveren in der Tatsache, dass sich Merkantilisten nicht als solche bezeichneten und auch der Merkantilismus von Wissenschaftlern betrachtet verschiedene Bezeichnungen trug, „Protektionismus“, „American System“ (Clay) oder „Nationalsystem“ (List).15 Als Merkmal für eine Weiterentwicklung nennt van Klaveren den Übergang vom Freihandel zum Schutzzoll.


Das 20. Jahrhundert

Ein Zitat des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Henry R. Mussey aus dem Jahr 1914 steht am Beginn des Artikels „British Wartime Protectionism ans Swiss Trading Companies in Asia during the First World War.“16 Von Christof Dejung und Andreas Zangger. Mussey spricht über die Befürchtung vieler, dass der Erste Weltkrieg die globale Wirtschaft so niederschlagen könnte, dass es schwierig werden könnte, sie wiederzubeleben.

Und tatsächlich wuchs mit der militärischen Feuerkraft auch die Absicht den Gegner auch wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. Mit Blockaden wollten die Alliierten den Handel der mittleren Mächte lahm legen.

Dies sollte die Wirtschaft der Gegner schwächen. Sogar der Handel mit neutralen Nationen, die Waren aus gegnerischen Staaten importierten wurde limitiert bzw. unterlassen.

Die in der neutralen Schweiz ansässigen Firmen „Volkart“ und „Diethelm“ etwa waren gezwungen neue Märkte in Asien und den USA zu erschließen. Der einheimische Markt war zu klein, sie konnten jedoch nicht riskieren, mit Österreich und Deutschland Handel zu betreiben, da der Großabnehmer Großbritannien den Handel daraufhin eingestellt hätte. Im selben Augenblick profitierten schweizer Unternehmen jedoch davon, sich auf ihren neutralen Herkunftsstaat zu berufen, da dies durchaus auch ein Vorteil in politischen Krisen darstellen könne.

Entwicklungen der globalen Ölwirtschaft seit der ersten Krise in den 1970er Jahren beleuchtet Francesco Petrini in dem Artikel „Public Interest, Private Profits: Multinationals, Governments, and the Coming oft he First Oil Crisis“19. Betrachtet werden speziell die Beziehungen zwischen produzierenden Staaten (OPEC), Abnehmerstaaten, Endkonsumenten und den führenden Unternehmen (BP, Shell).

Als zeitlichen Betrachtungsrahmen setzt Petrini grob die 1970er Jahre, beginnt mit der Unterzeichnung des ersten Abkommens zwischen den USA und den Ländern des persischen Golfs 1971 in Teheran. Auf die Revolution in Lybien folgend wurden in Teheran ein einheitlicher Ölpreis, der Wegfall aller Rabatte und bestimmte Qualitätsstufen für Rohöl beschlossen, was eine starke Belastung für die Beziehungen zwischen führenden Unternehmen und konsumierenden Nationen darstellte.

In den folgenden Kapiteln werden die Ursprünge der ersten Ölkrise auf multinationaler Ebene untersucht. Trotz der Gründung der OPEC im Jahr 1960, neuer Ölproduzenten am Markt und dem Wiederaufleben der sowjetischen Produktion sank der Rohölpreis aufgrund des Überangebotes am globalen Markt, das auch von steigender Nachfrage nicht eliminiert werden konnte. Politische Krisen, der im Oktober ausbrechende Krieg zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn führte zu Lieferboykotts gegen die USA und Niederlande, sowie zu einer Drosselung der Ölförderung und schließlich zu einer Ölpreiskrise.20

1973 erklärten führende Unternehmen das Abkommen von Teheran als Katastrophe, Skeet, ein Vorstandmitglied von Shell, bezeichnete es hingegen als keineswegs desaströs für die Unternehmen. Beide Behauptungen können als wahr betrachtet werden, die Ölfirmen haben es verabsäumt zum richtigen Zeitpunkt eine Einheit zu bilden und verloren in weiterer Folge ihre Glaubwürdigkeit gegenüber den Konsumenten.

Das eigentliche Ergebnis der Abkommen der 1970er Jahre in Teheran und Tripolis sieht Petrini in einer Preiserhöhung zwischen 50 und 100% für europäische Konsumenten. Die Schuld dafür liege klar bei den Unternehmen, wenngleich die Verhandlungen, die den Abkommen vorangingen einen kritischen Balanceakt für die Unternehmen darstellten. Die produzierenden Nationen waren laut Petrini sogar bemüht eine solche Entwicklung abzuwenden.

Regierungen, sogar die Heimatstaaten führender Firmen, reagierten mit der Suche nach Alternativen zur Abhängigkeit von führenden Unternehmen und diese wiederum waren sich dieser Gefahr bewusst. Bilaterale Abkommen sollten Nationen von den Ketten der Unternehmen befreien, 1972 etwa wurde die „Zurich Group“ gegründet, welche zum Ziel hatte, Westeuropa und Japan Gehör im Ölgeschäft zu verschaffen.

Trotz alledem sieht Petrini die Verflechtung von staatlicher und Konzernmacht in den Jahren nach der Krise sich verstärken, während sich der internationale Ölmarkt stetig veränderte.23


Literaturverzeichnis:

  • Bickham Troy: Eating the Empire: Intersections of Food, Cookery and Imperialism in Eighteenth-Century Britain. In: Past&Present. Journal of historical studies 198 (2008).

  • Dejung Christof/Zangger Andreas: British Wartime Protectionism and Swiss Trading Companies in Asia during the First World War. In: Past and Present 207 (2010).

  • Van Klaveren Jakob: Das „Zeitalter des Merkantilismus“. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 50 (1963).

  • Petrini Francesco: Public Interest, Private Profits: Multinationals, Governments, and the Coming oft he First OIl Crisis. In: Business and Economic History on-Line 12 (2014).

  • De Vries Jan: The limits of globalization in the early modern world. In: The Economic History Review 63/3 (2010).

    1  Kevin H. O’Rourke/Jeffrey G. Williamson: Did Vasca da Gama matter for European markets?. In: The Economic History Review 62/3 (2009). S. 655-684.

    2 

    3  önig_Johannes

    4  Kevin H. O’Rourke/Jeffrey G. Williamson: Did Vasca da Gama matter for European markets?. In: The Economic History Review 62/3 (2009). S.660.

    5  Jan de Vries: The limits of globalization in the early modern world. In: The Economic History Review 63/3 (2010). S.710-733.


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