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Sonstige
Deutsch

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

Plamenig, 2007

Andrea F. ©
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ID# 5982







Deutschunterricht aus Lehrerperspektive 2007/2008

1. Was habe ich mir vorgestellt?


Nach der ersten Besprechung, habe ich mich schon sehr auf die Hospitationsstunden gefreut. Hier hat man die Möglichkeit, das Ganze „live“ zu erleben. Es ist doch anders, an der Universität Vorlesungen über den Deutschunterricht zu hören, wie er theoretisch sein sollte.

Denn Theorie ist schön und gut, aber meist sieht die Praxis doch ganz anders aus.


Als ich aber mehr Zeit hatte, darüber nachzudenken, was mich unter Umständen erwarten würde, stellte ich mir eher langweilige Lehrervorträge vor und Schüler die lustlos am Unterricht teilnehmen.

Denn aus meiner Schulzeit bin ich genau dies gewöhnt. Gruppenarbeiten, Doppelkreismethoden oder ähnliches sind mir aus meinem Deutschunterricht leider nicht bekannt.

Demzufolge ging ich mit nicht sehr vielen Erwartungen an diese Sache heran. Allerdings wurde ich sehr positiv überrascht.


2. Was ist Deutschunterreicht?


Bevor wir überhaupt mit den Hospitationsstunden begonnen haben, sollten wir uns, in einer Vorbesprechung, mit folgenden Fragen auseinander setzten.


  1. Warum will ich Deutschlehrer/in werden?


  1. Was soll man im Deutschunterricht lernen?


  1. Was glaube ich, was ich davon schon recht gut kann?


  1. Was kann/soll das Studium dazu beitragen?


Zuerst beantworteten wir die Fragen in einer Einzelarbeit, dann wurden sie in der Gruppe besprochen. Ich möchte hier meine Ansichten zu diesen vier Fragen darlegen.


  1. Der hauptsächliche Grund für alle ist das Interesse am Fach. Für mich persönlich ist aber einer der wesentlichsten Aspekte, die Freude mit Kindern zu arbeiten. Mir ist wichtig, die Schüler für das Fach Deutsch zu begeistern und sie zu motivieren. Ziel für mich soll es sein, dass die Schüler ihre eigenen Stärken erkennen, aber auch ihre Schwächen und genau an diesen zu arbeiten, mit meiner Unterstützung.


  1. Vorrangig sind die grundlegenden Kompetenzen in Grammatik, Rhetorik und Förderung der Lesekompetenz. Allerdings sollte man auch das Interesse wecken, selbstständig Bücher zu lesen oder sich mit bestimmten Themen aus dem Deutschunterricht auseinanderzusetzten. Aber auch die Verknüpfung zu anderen Bereichen soll vorhanden sein. So sollen etwa Alltag und Alltagsprobleme in den Unterricht einfließen.

  1. Es ist schwer einzuschätzen, wo genau meine Stärken bzw. Fähigkeiten liegen. Meiner

Meinung nach, sind die grundlegenden Kompetenzen durchaus vorhanden, besonders im Bereich der Literaturgeschichte liegen meine Stärken.


  1. Die Aufgaben des Studiums sollte die Vertiefung der Grundkenntnisse sein. Vor allem sollen die Schwächen erkannt werden, um gezielt an diesen zu arbeitet. Bezogen auf das Lehramtstudium sollte aber, meine Meinung nach, das Hauptaugenmerk nicht nur auf den fachlichen Kompetenzen liegen, sondern vor allem auf der pädagogischen Ausbildung. Wichtig ist es zu lernen, mit Kindern umzugehen und den Stoff zielgerichtet den Schülern auf interessante Weise beizubringen.



3. Unterrichtsgestaltung


9MO


Erste Hospitationsstunde:


Die Stunde beginnt mit einer Wiederholung des zuletzt durchgemachten Stoffes, in diesem Falle des Realismus. Man beginnt mit einfachen und allgemeinen Fragen, die dann in Hinsicht auf die Schwierigkeit gesteigert werden.

Der Einstieg in das neue Thema, den Naturalismus, erfolgt durch ein selbstständiges Erarbeiten, mit Hilfe eines Fragenkatalogs und dem Deutschbuch. So gewinnen die Schüler einen ersten Überblick. Im Anschluss daran, wird eine Overheadfolie aufgelegt, auf der die wichtigsten Stichwörter zusammengefasst sind. Unterstützt wird das ganze durch einen gut vorbereiteten und strukturierten Lehrervortrag.


Zweite Hospitationsstunde:


Diese Stunde dient vor allem als Exzerpier- und Referierübung. Die Schüler sollen, mit Hilfe der Doppelkreismethode, einen Zeitungsartikel exzerpieren und anschließend einen Mitschüler, durch ein kleines Referat, mit diesem Thema vertraut machen.

Die Methode des Doppelkreises werde ich später noch genauer erläutern.


3A


Erste Hospitationsstunde:


Der Einstieg in die Stunde erfolgt durch eine kleine Ruhephase, in der die vorherigen Stunden nochmals wiederholt werden. Die Kinder legen ihren Kopf entspannt auf den Tisch und schließen die Augen. Die Professorin geht nochmals die wichtigsten Attribute durch.

Anschließend wird die Hausübung abgesammelt. Allerdings wird vor der entgültigen Abgabe, die Hausübung vom Tischnachbar durchgelesen, um so noch mögliche Fehler auszubessern.

Um die Grammatik zu festigen, werden die Arten des Attributs, mit dem Tischnachbarn, nochmals durchgegangen. Anschließen wird dies auch ein weiteres Mal mit der ganzen Klasse wiederholt.



Auch in dieser Stunde wird die Grammatik wiederholt. Heute jedoch mit Hilfe eines Arbeitszettel, mit verschiedenen Beispielsätzen. Hier sollen die Kinder die Satzglieder erkennen und die Attribute bestimmen.


Dritte Hospitationsstunde:


Wie schon am Tag zuvor, steht auch in dieser Unterrichtssequenz die Grammatik, das Attribut, im Mittelpunkt. An diesem Tag werden die Übungssätze verglichen. Zu diesem Zweck wird vor allem die Mehrsprachigkeit der Schüler ausgenutzt. Jeder Schüler bekommt die Chance, die Phrase „das kleine Haus“, in seiner Muttersprache auf die Tafel zu schreiben. Anhand diese Sätze wird die Stellung des Attributs erläutert.

Anschließend dürfen die Kinder, die sich freiwillig gemeldet haben, an der Tafel ihren Mitschülern jeweils einen Satz vom Übungszettel erklären.


Vierte Hospitationsstunde:


Nach einiger Zeit gibt es dann die Möglichkeit diese Rolle zu wechseln.


4. Unterrichtsbeobachtung


Im Vordergrund meiner Beobachtungen standen vor allem die Schüler. Es war interessant, den Unterricht einmal von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Da man ja selbst den Unterricht nur aus Schülerperspektive miterlebt hat.


Besonders ist mir das unterschiedliche Lerntempo der Schüler aufgefallen, egal ob in der 3. oder in der 9. Klasse. Deshalb ist es für den Lehrer sehr wichtig, genau das in seiner Unterrichtsplanung zu berücksichtigen. Er ist dafür verantwortlich, eine alternative Beschäftigung für schnellere Schüler vorzubereiten.

Wichtig im Unterricht ist es auch die verschiedenen Kanäle zu fördern. Man merkt, dass nicht alle Schüler auf die gleiche Weise lernen. Manche lernen leichter durch Hören, andere durchs Schreiben und dritte wiederum durchs Lesen. Deshalb wird der Unterricht auch abwechslungsreich gestaltet, sodass jeder Kanal angesprochen wird.


Was mir auch immer wieder aufgefallen ist, ist der Bezug zur Gegenwart und dem schon vorhandenen Wissen. Immer wieder werden auch die Schüler, durch Fragen, eingebunden.


Allerdings ist der Unterschied zwischen einer 3. und 9. Klasse sehr groß. Was natürlich auch selbstverständlich ist.

Die Schüler der 9. Klassen sind sehr ruhig und konzentriert beim Arbeiten. Sie führen die gestellten Arbeitsaufträge rasch aus und setzten diese auch teilweise sehr gut um. Für den Lehrer bedeutet das, dass er weniger Mühe hat die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Bei den jüngeren Schüler dagegen herrscht eine ständige Bewegung in der Klasse und für den Lehrer ist es sehr schwer ständig präsent zu sein. Hier ist dann vor allem die Methodenvielfalt wichtig, da es den Kindern schwer fällt, sich auf eine Sache länger zu konzentrieren.

Hier merkte man, wie stolz sie waren, den Mitschülern etwas zu zeigen, was nur sie konnten. Dies fördert unheimlich das Selbstbewusstsein und vielleicht auch die Motivation, sich mehr mit der deutschen Sprache zu beschäftigen.

Besonders aufgefallen ist mir, dass die Kinder mit sehr viel Interesse am Unterricht teilnehmen. Sie stellen ständig Fragen, was zeigt, dass sie sich durchaus mit dem Thema auseindersetzen. Dies erfordert allerdings auch sehr viel Geduld von Seiten des Lehrers.

Wichtig hierbei ist es, den Kindern beizubringen, die Gesprächsregeln einzuhalten. Es ist wichtig, andere aussprechen zu lassen und selbst nur dann zu sprechen, wenn man sich gemeldet hat. Dies ist nicht immer leicht durchzusetzten.


Hier war es interessant zu beobachten, wie der Vortrag des Lehrenden durch seine Körpersprache unterstützt wurde. So wurde zum Beispiel bei einer Mahnung der Finger gehoben, bei einer Frage allerdings die Hände weit ausgebreitet. Auch aufgefallen ist mir der ständige Ortswechsel, um so für die Schüler präsent zu bleiben.


5. Didaktische Methoden


Ich habe gemerkt, dass es für einen guten Deutschunterricht wichtig ist, den Stoff durch möglichst verschiedene Methoden für die Schüler interessant zu machen.

Hier einige Beispiele, die ich im Laufe der Hospitations- und Reflexionsstunden kennen gelernt habe.


Mindmap


Ziel eines Mindmaps ist es, Struktur in die Arbeit zu bekommen. Die Einsatzmöglichkeit hierfür sind sehr groß. Man kann es im Zuge einer Wiederholung, eines Einstieges oder beim Arbeiten an einem Portfolio verwenden.


Auch der Stationenbetrieb bietet viele Möglichkeiten. Man kann es in Einzelarbeit oder auch Partner- bzw. Gruppenarbeit durchführen.

Dies ist eine Form des offenen Lernens, bei der die Verantwortung auf den Schüler übertragen wird. Der Lehrer gibt in diesem Fall lediglich die Ziele vor.

In den meisten Fällen erhalten die Schüler einen Arbeitspass, der innerhalb einer oder auch zwei Wochen erledigt werden muss. Dieser Arbeitspass besteht aus einem Pflicht- und einem freiwilligen Teil.

Nun obliegt es dem Schüler, wann er was macht. Er muss sich die Zeit einteilen und selbst überlegen, mit welchen Aufgaben er beginnen möchte und wie lange er woran arbeitet.


Doppelkreis (Kugellagermethode)


Bei dieser Methode wird die Klasse in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe bildet den Außenkreis, die andere den Innenkreis. Auf diese Weise stehen sich immer zwei Schüler gegenüber. Achtung: bei ungerader Schülerzahl. Hier bilden dann immer zwei Schüler eine Art „siamesichen Zwilling“.

Nach 2-3 Minuten geht dann z.B. der Innenkreis um eine Position weiter. So werden die Gesprächspartner bei jeder neuen Aufgabenstellung gewechselt.


Beispiel: Zeitungsartikel

Die Schüler bekommen zwei verschiedene Zeitungsartikel, einen über Musik allgemein und einen anderen über eine bestimmte Band. Alle Schüler im Außenkreis beschäftigen sich mit dem Musikartikel, die im Innenkreis mit dem Artikel über die Band. Danach stellen sie sich eben in zwei Kreisen auf. Der eine erzählt dem anderen über seinen Artikel und der Gegenüber schreibt in Stichworten mit.


Diese Methode ist auch sehr gut geeignet als Einstieg in ein Thema, sowie auch für einen Abschluss bzw. einer Wiederholung.


Ein Vorteil dieser Methode ist es, dass so Schüler in Kontakt treten, die sonst nicht so viel miteinander zu tun haben. Dies fördert zugleich die Sozialkompetenz.


6. Neue und andere Erkenntnisse


Aus den Hospitationsstunden habe ich doch sehr viele neue Erkenntnisse mitgenommen, aber auch eine naheliegende Frage hat sich mir gestellt.

Für mich war es beeindruckend zu sehen, wie interessant man den Deutschunterricht gestalten kann. Sei es durch die verschiedenen Methoden oder aber auch durch das Einbeziehen der Schüler.

Wichtig und gut zu erkennen war, dass man eine Stunde sehr gut vorbereiten muss, allerdings sollte man trotz alledem auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen. Oft bleibt man bei einem Thema länger hängen oder gerät durch Fragen der Kinder auf ein ganz anderes Themengebiet. Gerade hier ist es wichtig, auf die Fragen der Schüler einzugehen, aber dann trotzdem wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen.


Allerdings bin ich zu keiner Eindeutigen Antwort gekommen.

Ist es ausreichend, dass die Schüler die vorgegeben Standarts erreichen oder sollen auch andere Kompetenzen gefördert werden?

Meiner Meinung nach sollte dies nicht das einzig Erstrebenswerte sein. Wichtig für einen Lehrer ist es, zu überprüfen ob die Schüler die vorgegebenen Lernziele wirklich erreicht haben. Dabei sollen die Schüler aber auch die Mitverantwortung für ihr Lernen übernehmen. Schließlich wissen sie selbst am Besten, wie sie am effektivsten lernen können.

Außerdem ist es wichtig ein gutes Arbeitsklima innerhalb der Klasse zu schaffen. Unverzichtbar dabei ist der gegenseitige Respekt und die Gleichberechtigung aller Schüler. Dem Lehrer muss bewusst sein, dass er sowohl „Partner“ als auch „Chef“ ist. Dies ist eine schwierige Doppelrolle, bei der es notwendig ist, die Balance zu halten. Ist der Lehrer nur „Partner“ so läuft er Gefahr, dass Regeln nicht ernstgenommen werden und als unverbindlich aufgefasst werden.

Wichtig für das Klassenklima ist den Kindern auch beizubringen, sich gegenseitig zu respektieren. Sie sollen auch lernen auf schwächere oder langsamere Schüler Rücksicht zu nehmen und diese nicht zu verspotten.

Aber der für mich entscheidendste Faktor für einen guten Unterricht ist, dass den Schülern vermittelt wird, dass Fehler okay sind. Schließlich sind diese dazu da um aus ihnen zu lernen. Wer es gar nicht probiert, aus Angst Fehler zu machen, kann auch nichts lernen.


Abschließend möchte ich noch auf ein Zitat verweisen, dass mich doch sehr beeindruckt hat:


„Was habe ich schon erreicht in 35 Jahren Deutschunterricht? Immer noch machen die Schüler die gleichen Fehler wie früher – und ich auch!“[1]



7. Mindmap



[1] Eikenbusch, Gerhard: Qualität im Deutschunterricht der Sekundarstufe I und II. Berlin: Cornelsen Scriptor 2001.


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