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Descartes Metaphysischer Beweis

2.564 / ~5 sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Petra E. . 2011
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Philosophie

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2011, fürst

Petra E. ©
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ID# 11607







Descartes Metaphysischer Beweis


Nun fährt Descartes fort, dass Gott aber kein Betrüger ist. Somit liegt auf der Hand, dass er uns die Ideen weder durch sich selbst, noch durch irgendein anderes Geschöpf eingibt. Jetzt können wir nicht erkennen wie es wirklich ist, aber wir glauben, dass die Ideen von körperlichen Dingen ausgehen.

Und wie schon gesagt, Gott ist kein Schwindler, also muss es laut Descartes auch so sein, dass die Ideen von Körpern ausgehen. Somit steht also fest, dass es tatsächlich körperliche Dinge gibt. Mag sein, dass nicht alles genau so ist wie man es erkennt, aber auf jeden Fall das, was man klar und deutlich an diesen Körpern einsieht. Also ist vieles von dem, was wir von Natur aus gewohnt sind auch wahr.

Und die Natur lehrt uns auch, dass wir einen Körper haben, der gewisse Sachen wie Schmerz oder Hunger empfindet. Und durch eben diese Empfindungen lehrt mich die Natur auch, dass ich meinem Körper nicht nur irgendwie hinzugefügt bin, sondern dass ich mit ihm aufs engste verbunden bin.

Jetzt ist es aber so, dass nicht alles was man von Natur aus als wahr annimmt sich auch immer als richtig erweist. Viele der Urteile die wir fällen sind falsch. Als Beispiel führt Descartes an, dass ein Wassersüchtiger das Bedürfnis hat Wasser zu trinken, weil er das Gefühl hat zu verdursten. Tut er das aber verschlechtert es seinen Zustand noch mehr.

Hier ist es aber laut Descartes tatsächlich eine Täuschung der Natur aufgrund der Beschädigung des Körpers. Warum verhindert die Güte Gottes nicht, dass uns die Natur hier täuscht?

Dazu Descartes stellt zunächst folgendes fest:

1.      Zwischen Geist und Körper besteht der Unterschied das der Körper teilbar ist, der Geist aber nicht. Obwohl der Geist mit dem gesamten Körper vereint zu sein scheint, können wir trotzdem Körperteile verlieren, aber der Geist bleibt gleich.

Der Geist wird nicht von allen Teilen des Körpers unmittelbar affiziert. Sondern nur von dem Gehirn oder genauer von dem Teil, der den Gemeinsinn enthält.

Es ist die Natur des Körpers, dass keiner seiner Teile von irgendeinem weiter außen liegenden Teil bewegt werden kann, ohne auch die dazwischen liegenden Teile zu bewegen. Descartes vergleicht dies mit einem Seil, wenn ich am einen Ende ziehe bewegen sich alle Teile mit. Ebenso verhält es sich mit den Nervenbahnen des Körpers. Er zeigt damit warum es so was wie Phantomschmerzen gibt.

Jede dieser Bewegungen erregt im Geist nur eine Empfindung. Und ist es eine überlebensnotwendige Empfindung, wie zum Beispiel Durst, dann haben wir sofort das Bedürfnis etwas trinken, denn was könnte wichtiger sein.


Deshalb erkennen wir nun, dass, sofern wir aus Geist und Körper zusammengesetzt sind, die Natur uns manchmal täuschen kann, und das ungeachtet der unermesslichen Güte Gottes. Denn da die Empfindungen uns für gewöhnlich dazu anhalten zu trinken weil es notwendig ist, ist die Natur eigentlich gut. Wären wir es im gegensätzlichen Fall gewohnt, dass die Natur uns täuscht, müssten wir immer alle unsere Empfindungen hinterfragen, ob nicht gar eine Krankheit oder sonstwas dahinterstecken kann, wenn ich durstig, müde, hungrig bin oder Schmerz empfinde.

Zum Schluss der 6. Meditation stellt Descartes noch einmal fest, dass wenn sich ihm Dinge darbieten, von denen er deutlich feststellen kann woher sie kommen und dass sie nicht widersprüchlich sind, wenn er alle Sinne und sein Gedächtnis geprüft hat, dass diese Dinge wahr sind. Denn Gott ist kein Schwindler und täuscht ihn nicht. Weil aber manche Entscheidungen schnell getroffen werden, oder werden müssen, und nicht immer alles sorgfältig geprüft werden kann, muss eingeräumt werden, dass wir oft Irrtümern ausgesetzt sind und anerkannt werden muss, dass die menschliche Natur unzulänglich ist.


Descartes unterscheidet also in seinen Meditationen zwischen Geist und Körper. Er führt einige Argument an, um das zu beweisen, die wir uns jetzt einmal näher anschauen wollen.

Um das sogenannte metaphysische Argument besser zu verstehen, ist es zunächst vielleicht nötig, das Verhältnis von Substanz und Attribut zu erläutern.

1.      Eigenschaften brauchen eine Substanz als Träger, sie können nicht für sich selbst existieren.

Substanzen können für sich selbst existieren, können aber nicht aus sich heraus erkannt werden, sondern nur durch die Eigenschaften, die sie haben.

Jede Substanz hat eine oder mehrere Eigenschaften die ihr Wesen ausmacht. Das heißt, es sind wesentliche Eigenschaften. Diese wesentlichen Eigenschaften können daher nur im Denken aber nicht in der Realität getrennt werden.

Descartes kommt zum Schluss, dass er als Denkender existiert aber er kann noch bezweifeln, dass er einen Körper hat. Da er nun erkennt, dass „Ausgedehntheit“ keine wesentliche Eigenschaft des Geistes ist dafür aber eine wesentliche Eigenschaft des Körpers, schließt er daraus das Körper und Geist auch tatsächlich getrennt sind.

1.      Ich habe eine klare und deutliche Idee von mir selbst, sofern ich nur ein denkendes, nicht ausgedehntes Ding bin, und ich habe eine klare und deutliche Idee vom Körper, insofern dieser nur ein ausgedehntes, nicht denkendes Ding ist.

Wenn ich eine klare und deutliche Idee von a habe, insofern a nur die Eigenschaft F hat, nicht aber die Eigenschaft G, und eine klare und deutliche Idee von b habe, insofern b nur die Eigenschaft G hat, nicht aber die Eigenschaft F, so kann a ohne b existieren und umgekehrt.

Wenn a ohne b existieren kann und umgekehrt, dann sind a und b voneinander real verschieden.

Also folgt daraus, dass ich auch von meinem Körper real verschieden bin.


Der Zeitgenosse Descartes´ Johannes Caterus wendet ein, dass um zwei Dinge voneinander als verschieden aufzufassen genügt, dass zwischen den Objekten ein formaler Unterschied besteht. Der formale Unterschied unterscheidet sich aber sehr wohl vom realen und auch vom bloßen Vernunftunterschied und zwar dadurch, dass zwei Dinge, zwischen denen nur ein formaler aber kein realer Unterschied besteht zwar wirklich verschieden sind, aber trotzdem noch nicht unabhängig voneinander existieren können.

Descartes nennt die Unterscheidung zwischen realem und Vernunftunterschied nicht formale, sondern modale.

Um also die cartesische Vorstellung besser zu verstehen, ist zunächst einmal zu klären was der Unterschied ist zwischen realem, formalen bzw. modalem und Vernunftunterschied. Vernunftunterschied bedeutet: a und b können durch den Verstand unterschieden werden, aber das eine kann ohne das andere nicht existieren. Das heißt ich kann keine klare und deutliche Idee von einem Ding haben, ohne dass ich mich auf das andere beziehe.

Der modale oder auch formale Unterschied zeichnet sich dadurch aus, dass ein Ding a eine Eigenschaft F hat. Diese Eigenschaft ist aber nicht wesentlich. Das heißt, wenn ich einen Gegenstand a habe der die nicht wesentliche Eigenschaft F besitzt, so kann ich a ohne F denken, ich kann aber nicht F ohne a denken. Zum Beispiel wenn ich einen bewegten Stein vor mir habe, kann ich mir den Stein auch ohne Bewegung vorstellen und es wird sich am Wesen des Steins nichts ändern.

Ein realer unterschied ist bei Descartes gegeben, wenn wir, wie schon oben erwähnt, zwei Substanzen klar und deutlich voneinander getrennt denken können.

Für Descartes ist es also nur dann möglich zwei Substanzen voneinander als klar und deutlich getrennt zu erkennen, wenn tatsächlich ein realer Unterschied besteht. So geht also der Einwand von Caterus für Descartes ins Leere.

Damit ist jetzt natürlich nicht viel geholfen. Zwar ist jetzt klar, dass Descartes die Möglichkeit, etwas klar und deutlich ohne ein anderes zu begreifen, das entscheidende Kennzeichen für das Bestehen eines realen Unterschieds ist. Aber warum das so sein soll, ist nicht klar. Der entscheidende Punkt ist Descartes´ Ansicht nach, dass wir Körper und Geist als vollständige Wesen betrachten können.

Descartes formuliert seinen Begriff der Vollständigkeit so: . unter einer vollständigen Sache begreife ich nichts anderes .als eine Substanz, die mit den Formen und Attributen versehen ist, die ausreichen, damit ich aus ihnen erkenne, dass sie eine Substanz ist.

Unter Vollständigkeit versteht Descartes also nicht, dass man eine Substanz mit all ihren Eigenschaften beschreibt, sondern es genügen die wesentlichen Eigenschaften einer Substanz um zu erkennen was sie ausmacht. Das heißt man reduziert die Substanz auf die wirklich notwendigen Eigenschaften.

Eigenschaften die man verlieren kann, gehören laut Descartes also nicht zu dem, was das Ding ausmacht.

Für Descartes stellt dieser Einwand aber kein Problem dar. Für ihn beruht die Möglichkeit von der Vorstellbarkeit eines Sachverhaltes zur objektiven Möglichkeit dieses Sachverhaltes darauf, dass Gott kein Betrüger ist. Denn alles was ich klar und deutlich erkennen kann, ist mir durch das Lumen naturale gegeben. Das kann nicht widersprüchlich sein zum Lumen supranaturale.

Das heißt, Gott, den er ja glaubt bewiesen zu haben, könnte ihn in seiner Erkenntnis gar nicht betrügen, insofern er ein klares und deutliches Bild von dem Erkannten vor sich hat.

Wenn es also logisch möglich ist, dass Körper und Geist getrennt sind, dann kann Gott auch die Welt schaffen, in der genau das der Fall ist.




Die Problematik bei dieser Argumentation liegt darin, dass sogenannte intensionale Kontexte entstehen. In solchen Kontexten Unterscheidbares kann in Wirklichkeit identisch sein. Das liegt daran, dass Sätze in denen Wörter wie zum Beispiel glauben, gewiss sein, zweifeln, usw. vorkommen in einer gewissen Weise undurchsichtig sind. Man spricht hier von referentieller Undurchsichtigkeit.

Zum Beispiel: Hans glaubt der Abendstern ist tatsächlich ein Stern. Hans ist sich aber sicher, dass die Venus kein Stern ist, sondern ein Planet. Das heißt Hans schreibt der Venus und dem Abendstern verschiedene Eigenschaften zu. Daraus würde nach dem leibnizschen Gesetz folgen, dass Abendstern und Venus nicht identisch sind. Nun wissen wir aber, dass der Abendstern mit dem Planeten Venus identisch ist.

Kurz gesagt, was uns verschieden erscheint, muss deshalb nicht auch verschieden sein. Dass wir uns vorstellen können, die mentalen Zustände könnten auch ohne physiche Zustände existieren, schließt die Möglichkeit der Identität nicht zwingend aus. Was möglich ist bezüglich einer Entität in unserem Universum, ist keine Frage unserer modalen Intuitionen, sondern eine Frage der inneren Strukturen der Welt, die durch wissenschaftliche Analyse erkannt werden.

Descartes versucht das Leib-Seele Problem a priori zu lösen, die Frage ist ob es nicht eher dadurch gelöst werden könnte, das man sich der empirischen Forschung bedient.


Descartes Ausführungen über das Leib-Seele Problem erwecken den Eindruck der Trennung die schließlich im substanziellen Unterschied gipfelt. Aber es ist nicht zu vergessen, dass der Ausgangspunkt des Problems die Einheit von Leib und Seele waren. Descartes geht von der Einheit des Menschen aus, um sie dann in zwei Teile zu teilen.

Bedenklich wird dieses Vorgehen erst, wenn der methodische Unterschied zu einem substantiellen verfestigt wird, weil wohl zwei Aspekte, nicht aber zwei getrennte Teile zur Einheit der menschlichen Persönlichkeit zusammengefügt gedacht werden können.“


Die Einheit des Menschen, die während der Untersuchung in Vergessenheit gerät, und methodisch auch vernachlässigt werden kann, tritt in dem Moment wieder zu tage, an dem Descartes glaubt, den substantiellen Unterschied von Leib und Seele bewiesen zu haben.

Er schreibt dazu, „Durch diese Empfindungen des Schmerzes, des Hungers, des Durstes usw. lehrt die Natur auch, daß ich zu meinem Körper nicht etwa nur so hinzugefügt bin […], sondern daß ich mit ihm aufs engste verbunden bin und gewissermaßen vermischt bin, so daß ich mit ihm zu einem einzigen Etwas zusammengesetzt bin. Andernfalls würde ich, der ich nichts anderes als ein denkendes Ding bin, auch keine Schmerzen empfinden […].“


Der interaktionalistische Dualismus geht davon aus, dass sich Geist und Körper gegenseitig kausal beeinflussen, obwohl sie verschiedene Substanzen sind. Descartes selbst kann dieser Ansicht zugerechnet werden. Er war der Meinung, dass die feinstofflichen Teile des Geistes in einem bestimmten Punkt des Körpers auf die grobstofflichen Teile wirken. Der Ort seiner Wahl war die Zirbeldrüse.

Die Frage ist aber: wieso sollte es nur einen bestimmten Ort der Interaktion geben? Wozu bräuchten wir dann ein solch großes Hirn? Außerdem steht das Wirken zwischen geistiger und materieller Welt im Widerspruch zu den Erhaltungssätzen der Physik.

Probleme dieser Auffassung haben bereits die Zeitgenossen Descartes´ veranlasst nach Alternativen zu suchen.

Bekannt ist das Beispiel der zweier synchron laufenden Uhren, die unabhängig von jeweils der anderen, die gleiche Zeit anzeigen.

Der Okkasionalismus nimmt an, dass zwischen mentalen und physischen Zuständen Gott als Vermittler auftritt. Das heißt, beschließe ich meinen arm zu heben, so veranlasse ich Gott dazu meinen Körper zu bewegen und meinen Arm zu heben.

Beide Parallelismus und Okkasionalismus ergeben wieder jede Menge Fragen und scheinen nicht wirklich plausibel zu sein. Vor allem beruhen die Annahmen dieser beiden Theorien auf einem theologischen Fundament, wobei erklärt werden will warum sich Gott so eine Mühe machen würde.

Eine weitere Position stellt der Epiphänomenalismus dar. Das ist die Ansicht, dass alle mentalen Zustände allein auf physikalische Zustände im Gehirn zurückzuführen sind. Für das Verhalten ist es nicht von Bedeutung ob bestimmte Veränderungen im Gehirn auch bewusste Zustände hervorrufen.


Was Descartes betrifft, ist schlussendlich festzuhalten, dass er seinen Substanzdualismus mit Argumenten begründet, die seiner Meinung nach wahr sind aufgrund der klaren und deutlichen Einsicht. Mit diesem seinem Wahrheitskriterium hat er ja auch Gott bewiesen. Und mithilfe Gottes hat er wiederum gezeigt, dass sein Wahrheitskriterium richtig ist (siehe cartesischer Zirkel).

Die Frage bleibt aber, ob sich ein Substanzdualismus auch ohne Miteinbeziehung Gottes aufrechterhalten lässt.


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