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Hausübung
Erziehungswissenschaf­t

Universität Hamburg

2009

Marie B. ©
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ID# 24238







Der Sportlehrer im Schulalltag

Schriftliche Ausarbeitung

Das Inhaltsverzeichnis

1. Die Einleitung3

2. Der Schulalltag4

2.1. Zu dem Begriff „Schulalltag“4

2.2. Zu der Rolle eines Sportlehrers im Schulalltag5

3. Der Sportlehrer/in7

3.1 Zu dem Sinn des Sports7

3.2 Zu den Emotionshandlungen9

3.3 Zu den verschiedenen Lehrertypen10

4. Der ideale Sportlehrer12

5. Das Fazit14

6. Das Literaturverzeichnis16

1. Die Einleitung

Mittwochmorgen nach der 2. und 3. Stunde Sportunterricht in einer 8. Klasse eines Hamburger Gymnasiums:

„Oh Gott, war die Sportstunde anstrengend. Ich bin völlig außer Atem und finde die Anforderungen unseres Lehrers viel zu hoch“, sagt Anni in der Umkleidekabine der Sporthalle zu ihren Freundinnen. Darauf erwidert Eva: „Stell dich nicht so an, ein bisschen Sport schadet dir nicht. Und nun mal ganz ehrlich, mein Handballtraining ist um einiges anstrengender und härter. Ich finde Sport muss anstrengend und herausfordernd sein!“

Diese kleine alltägliche Episode zeigt die natürlichen unterschiedlichen Wahrnehmungen eines jeden Schülers. Das subjektive Empfinden des Menschen gegenüber körperlicher Betätigung – dem Sport – lässt sich wissenschaftlich nicht in Worte fassen und ergründen bzw. belegen. Es bleibt daher ein Phänomen, welches sich nur mit Hilfe der Psychologie und damit auf der Ebene eines Individuums erforschen lässt.

Dennoch versucht die folgende Arbeit sich dem Thema anzunähern und der Fragstellung, ob der Sportlehrer im Schulalltag den subjektiven Wahrnehmungen seiner Schüler und Schülerinnen gerecht werden und gleichzeitig dem Lehrplan und sonstigen dienstlichen Verpflichtungen nachkommen kann, ohne die verschiedenen Bedürfnisse seiner Schüler und Schülerinnen zu vernachlässigen.

Doch wie oben bereits beschrieben, handelt es sich um psychische Vorgänge die wissenschaftlich schwer zu begründen sind. Und trotzdem muss der Unterricht einer fachlichen Korrektheit entsprechen und damit dem Lehrauftrag nachkommen und ihn voll erfüllen.

Um dennoch zu einem Ergebnis zu gelangen, werden wir in Kapitel 2. „Der Schulalltag“ unter dem ersten Punkt 2.1 „Zu dem Begriff Schulalltag“ den Versuch einer Definition unternehmen. Im gleichen Kontext wird in 2.2 „die Rolle des Sportlehrers im Schulalltag“ eingebetet und erläutert, um die Begrifflichkeiten zu klären. Im Kapitel 3. „Der Sportlehrer“ folgt dann die Schärfung des Themas, indem zunächst in 3.1 Die Frage nach dem „Sinn des Sports“ erörtert wird und in 3.2 versucht wird, die „Emotionshandlungen“ des Menschen nachzuvollziehen. 3.3 rundet das Kapitel, mit einer Typisierung von verschiedenen Sportlehrern, ab.

Kapitel 4. soll den „idealen Sportlehrer“ aufzeigen, wenn dieses möglich ist und es sich anbietet. Letztendlich versucht das Fazit unter Punkt 5. unsere Arbeit zu einem Schluss zu bringen.

Daraufhin sagt Hilde: „Ach, Hauptsache, der Lehrer ist nett und freundlich, oder!?“

2. Der Schulalltag

Um sich über die Rolle eines Sportlehrers im Schulalltag klar werden zu können, muss in erster Linie der Begriff „Schulalltag“ definiert werden. Mit dem Wort „Schulalltag“ verbindet jeder Mensch etwas ganz Persönliches, was auf seinen Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit beruht. Doch was bedeutet Schulalltag aus der wissenschaftlichen Sicht?

2.1 Zu dem Begriff „Schulalltag“

Eine klare Definition für die zusammengesetzten Substantive „Schule“ und „Alltag“ lässt sich in der Literatur nicht finden.

Das Deutsche Wörterbuch Wahrig beschreibt „Alltag“ als einen Wochen-, Werk- oder Arbeitstag und damit als Gegensatz zum Sonn- oder Feiertag. „Alltägliches“ ist etwas täglich stattfindendes, sich wiederholendes, durchschnittliches, nichts besonderes, alle Tage vorkommendes.

Die Internetplattform „Wikipedia“ verschärft diese Definition mit folgender Formulierung: „Unter Alltag versteht man routinemäßige Abläufe bei zivilisierten Menschen im Tages- und Wochenzyklus. Der Alltag ist durch sich wiederholende Muster von Arbeit und Arbeitswegen, Konsum (Einkauf und Essen), Freizeit, sozialer sowie kultureller Betätigung und Schlaf geprägt.“1

Diese Definitionen können auf den Begriff „Schulalltag“ übertragen werden und helfen bei dessen Schärfung. So ist zunächst festzustellen, dass auch Schulalltag durch sich wiederholende Abläufe von Lehren und Lernen geprägt ist. Er findet täglich in gleichem Zeitplan statt und ist der direkte Gegensatz zu Sonn- und Feiertagen.

Doch schaut man genauer hin, ist unter dem Begriff „Schulalltag“ weit mehr zu entdecken: Merkmale, die Schule ausmachen, sind in gleicher Weise Merkmale, die Schulalltag ausmachen, da sie sich, wie der Wahrig es definiert, wiederholen und täglich stattfinden.

So bedeutet Schule fördern und fordern, Erfolg und Misserfolg, Langeweile, Interesse und Desinteresse, Spaß, Freundschaft und Feindschaft, Spannung und Entspannung, Ärger und Freude usw. Zu Schule und damit zum Schulalltag gehören Stress und Leistungsruck, Vorbereitung auf Klausuren, Vorschriften, Konkurrenzkampf und ein Sich-messen.

Ebenso sind Pausen, Vertretungsstunden, Krankheitsfälle, Raumprobleme oder Zeitmanagement als nicht selten oder gar „durchschnittlich“ zu erwähnen.

Eine Zusammenfassung dieser noch weiterzuführenden Sammlung von Merkmalen zeigt, dass Schulalltag zwar von routinemäßigen Abläufen bestimmt ist, aber auch von wechselnden Bedingungen, zwischenmenschlichen Beziehungen und nicht vorhersehbaren Situationen erheblich geprägt wird. Zum Beispiel werden routinemäßige Abläufe, wie Stundenplanungen, ständig von äußeren Bedingungen so beeinflusst, dass sie sich zwar täglich wiederholen und damit „Alltag“ sind, aber jedes Mal eine andere Gestalt annehmen.

Schulalltag fordert zwar eine Sicherheit gebende Routine, aber besonders auch Flexibilität, Toleranz und Spontaneität. Damit wird die Formulierung „nichts besonderes“ (siehe oben) widerlegt und es ist festzuhalten, dass Schulalltag in seiner Eigenschaft als sich wiederholendes Muster trotzdem an keinem Tag dem nächsten gleicht.

2.2 Zu der Rolle eines Sportlehrers im Schulalltag

Soll nun die Rolle eines Sportlehrers im Schulalltag bestimmt werden, so ist es hilfreich, sich erst einmal über die Rolle eines Lehrers im Gesamten klar zu werden.

Neben dem Bildungsauftrag wird zugleich auch ein Erziehungsauftrag an den Lehrer gestellt, denn Schülern sollen nicht nur fachliche Kompetenzen, sondern ebenso Normen und Werte vermittelt werden. Und so sollen sich Schüler im Sportunterricht sowohl sportliche Fähigkeiten aneignen und verbessern und Sportarten mit ihren Regeln und Bewegungsabläufen kennen lernen, als auch erzieherisch relevante Normen erfahren.

Dazu gehören im Wesentlichen die Charakter- und Persönlichkeitsbildung des Schülers.

Jürgen Lange beschreibt in seinem Text „Sportlehrer im Schulalltag“2 diesen Doppelauftrag als ein „Handeln im Dienste der Schüler“, also ein Handeln, bei dem die Bedürfnisse und Entwicklungsstufen der Schüler im Vordergrund stehen. Somit wird die Rolle des Sportlehrers von dem Eingehen auf den Entwicklungsstand und die Interessen der Schüler und dem Bieten von optimalen Entwicklungschancen in und durch Sport bestimmt.3 Und wie bereits in 2.1. erwähnt, sollte ein Lehrer zwar routiniert „im Dienste der Schüler“ handeln, jedoch auch flexibel, tolerant und spontan sein, um den „Schulalltag“ bewältigen zu können.

So stellt auch Jürgen Lange fest, dass der Begriff „Schulalltag“ in jedem andere Assoziationen hervorruft und dass das, was für den einen Mühelosigkeit bedeutet, für einen anderen eine Qual darstellt.

Doch scheint dieser Begriff überwiegend negativ belastet und mit Unzufriedenheit und Frustration verbunden zu sein. Und so wirft Lange die Frage nach einer „problematisch gewordenen Schulpraxis“4 und damit den Grundproblemen des Lehrerhandelns auf.

Wie die befragten Personen jeweils unterschiedliche Ansichten von Schulalltag deutlich machten, so haben auch Sportdidaktiker, angehende Lehrer, Lehrer im Dienst und Schüler unterschiedliche Ansätze, die zu belastenden Diskrepanzen führen und das Grundproblem des Lehrerhandelns aufdecken: die didaktischen Vorstellungen, formalen Pflichten und der gesellschaftliche Erziehungsauftrag stehen nicht im Einklang und werfen Widersprüchlichkeiten auf.

Lange erläutert in seinem Text, dass der pädagogische Auftrag von Lehrern verlange, die „Schüler in ihrer Entwicklung zu handlungsfähigen Subjekten zu unterstützen“ und auf ihre aktuellen Schwierigkeiten, Bedürfnisse, Vorraussetzungen und Lernfortschritte einzugehen, während sie motorisches und soziales Lernen anleiten.5 Kurzum muss sich ein Lehrer auf jeden einzelnen Schüler und dessen Individualität einstellen und den Unterricht in einer Weise konzipieren, dass niemand vernachlässigt oder bevorzugt und auf Stärken und Schwächen eingegangen wird, jeder nach seiner persönlichen Fitness agieren kann, und trotz Heterogenität eine Gruppendynamik entsteht, sodass jeder im Spiel beteiligt werden kann.

Neben diesem Auftrag muss auch den Dienstverpflichtungen nachgekommen werden, welche Lange zufolge pädagogisches Engagement erschweren und in einem eng gestrickten Zeitrahmen auch kaum Raum dafür lassen.

Nicht zuletzt verlangen der Schulalltag und die damit einhergehenden „nervenaufreibenden“ Kleinigkeiten, wie wechselnde Klassen, zu viele Schüler auf zu wenig Raum oder Zeitnot, von Lehrern ein besonders gutes Management ab.

So ergibt sich nach Lange ein „Netz von Abhängigkeiten“, die teilweise widersprüchlich, schwer überschaubar und kaum kalkulierbar sind.6 Zwar sind die einzelnen Aufträge nachvollziehbar und ein Lehrer muss sich vor Eintritt in seinen Beruf darüber im Klaren sein, welche Anforderungen der Alltag an ihn stellen wird, doch ihre Mischung in einem zu kleinen Zeitfenster lässt ein „verstärktes Bedürfnis nach Handlungssicherheit“ aufkommen.

In seinem Text fasst er dies wie folgt zusammen zusammen: „Das Handeln des Lehrers steht in der Spannung eines subjektiven Bedürfnisses nach Handlungssicherheit und der objektiven Notwendigkeit von Erziehung für Sport und durch Sport.“8

Nun kommt es auf die Persönlichkeit und Art, den Unterricht zu organisieren, jedes einzelnen Lehrers an, mit diesen Spannungen umzugehen und sie eventuell zu lösen.

3. Der Sportlehrer/in

Der Auftrag für die Schulen lautet zum einen, den Schüler und Schülerinnen Bildung zugänglich zu machen und zum anderen die Kinder zu mündigen Bürger und Bürgerinnen zu erziehen. Diesen allgemeinen Auftrag verfolgt nicht nur die Institution Schule im Gesamten, sondern er lässt sich auf jedes einzelne Unterrichtsfach übertragen,9 so auch auf den hier angesprochenen Sportunterricht.

In welche Art und Weise dieser Pflicht jedoch nachgekommen wird, entscheidet sich mit der Lehrperson, die die Schüler und Schülerinnen im alltäglichen Schulsport anleitet.

3.1 Zu dem Sinn des Sports

Um sich den verschiedenen Lehrerpersonen anzunähern, muss zunächst einmal geklärt werden, was der Sinn des Sportunterrichts ist. Oder besser formuliert, was der Sinn des Sportunterrichts aus der Sicht des Lehrenden ist.

Im Lehrplan sind klar abgegrenzte Ziele und Lehrinhalte vorgegeben, die für die verschiedenen Jahrgangsstufen vorgesehen wurden und erreicht werden sollen. Im optimalen Fall orientiert sich der Lehrbeauftragte an diesen Richtlinien und versucht mit diesen „Anweisungen“ einen abwechslungsreichen und gehaltvollen Sportunterricht vorzubereiten und schließlich in der Klasse abzuhalten.

Doch selbst wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, wird der Sportlehrer die Stunde so gestalten, wie er es aus seiner subjektiven Erfahrungen und Empfindungen als optimal ansieht. Jeder Mensch hat eine andere Einstellung zu Sport und Bewegung. Das subjektive Empfinden und Denken eines jeden Individuums sieht hinter der sportlichen Aktivität einen anderen Sinn. Es seien hier einige wenige aufgeführt.

Er nimmt damit eine ganz vielseitige Rolle an und wird von jedem Menschen anders empfunden. Und so steckt auch für jeden Mensch ein anderer Grund dahinter, welchen Sinn es macht Sport zu treiben und sich zu bewegen. Dieses kann aus der Eigeninitiative entstehen oder auch aus zwingenden Gründen.

In der deutschen Sportpädagogik gibt es seit längerer Zeit eine Diskussion über den Sinn des Sports und dessen erzieherische Funktion. So stehen sich zwei verschiedene „Parteien“ von Didaktikern gegenüber.

Die eine Seite, mit Vertretern wie Volkamer und Schaller, sieht hinter dem Sport einen eigentlichen und einheimischen Sinn. Sport muss Sport bleiben und darf nicht zum Zweck der Erziehung benutzt werden. Er braucht keine Begründung und darf nicht zweckverfremdet werden. Dem gegenüber stehen Didaktiker wie u.a. Beckers und Scherler, die eine gegenteilige Auffassung haben.

Sport gibt es in der oben genannten Form in der Schule nicht, denn dem Sportunterricht wird immer ein gesellschaftlicher Faktor und damit eine erzieherische Funktion beigefügt. Nach ihrer Meinung, ist dies völlig legitim, da die Bewegung in einem Unterrichtsfach und somit im Rahmen der Institution Schule stattfindet. Dabei geht es um das menschliche Subjekt und nicht um Sport als „Sache an sich“.10 Um Sport „an sich“ zu betreiben und eine Sportart intensiv ausführen zu können soll der Schüler oder die Schülerin auf einen Sportverein ausweichen, da die Schule dies in 2 wöchentlichen 45 Minuten gar nicht leisten kann und es in erster Linie auch nicht das Ziel des Sportunterrichtes ist.

Dieses resultiert aus ganz subjektiven Empfindungen und Erfahrungen, was Sport für einen persönlich leisten soll und welche didaktische Strömung so für das subjektive Empfinden zutrifft.

Hier wirft sich für das Handeln und den Unterricht eines Sportlehrers ein wichtiger Faktor auf. Nämlich, was soll Sportunterricht überhaupt für den Lehrer persönlich leisten: Dieses ist entscheidend für den gesamten Stundenverlauf, denn vor dem Hintergrund, was für den Lehrenden der Sinn des Sports ist, wird er seine didaktischen Ziele formulieren und die Sportstunde dementsprechend planen und auch schließlich durchführen.

Des Weiteren kommen neben der Sinnfrage nach Sport im Unterricht die zuvor aufgeführten subjektiven Empfindungen und Erfahrungen mit Sport hinzu. Der Sportlehrer hat hierzu eine ganz eigene Position welche sich auch in seinem Verhalten feststellen lässt, sei es in seinen angestrebten sportlichen Übungen in der Stunde oder seinem Verhalten gegenüber den Schüler und Schülerinnen.

Somit darf bei der Beurteilung von Sportlehrern und einer angestrebten Typisierung, nie in den Hintergrund gerückt werden, dass der Lehrer ein subjektives Empfinden und Verhalten gegenüber dem Sport hat. Auch die Absichten, was Sport in der Schule leisten soll, sind von Lehrendem zu Lehrendem verschieden. So lässt sich zusammenfassend formulieren, dass die Frage nach dem Sinn von Sport und die persönliche Einstellung eines Lehrers zu diesem Thema einen großen Einfluss auf sein Verhalten und seinen daraus resultierenden Unterricht haben.


Neben der Sinnfrage nach Sport für den einzelnen Sportlehrer sind auch menschliche Verhaltensweisen für die Handlungen eines Sportlehrers von Relevanz für seinen Unterricht.

Die erzieherischen Maßnahmen, die innerhalb einer Sportstunde erfolgen, sind immer auch von Gefühlen und Emotionen begleitet, wie jede andere menschliche Interaktion ebenfalls. So beschreibt dieses auch Manfred Hofer in seinem Modell für erzieherisches Verhalten. Er führt das erzieherische Handeln auf vier Hauptbedingungen zurück: Erwartungen von außen, Denken, Fühlen und Erfahrung.12 Unter Einbezug dieser verschiedenen Aspekte wird deutlich, dass das Lehrerverhalten von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird.

Ein Lehrer sollte zwar vermeiden sich von seinen Emotionen steuern zu lassen, wird dieses jedoch nie ganz unterbinden können, da es zu den menschlichen Verhaltensweisen zählt. Jeder Mensch kann mit seinen Emotionen besser oder schlechter umgehen. Der eine lässt sich mehr von ihnen leiten und lenken, wohingegen ein anderer sie besser ausblenden bzw. sie unterdrücken kann.

Prinzipiell gilt, dass stärkere Emotionen die Fähigkeit zur Wahrnehmung einschränken. Dieses kann das Verhalten und auch die Handlungsabsicht unter Umständen massiv beeinflussen und eventuell beeinträchtigen.13 Gerade negative Emotionen, wie Ärger, Wut oder Resignation, lassen sich teilweise nur sehr schwer unterdrücken.

Daraus lässt sich schließen, dass das Gefühlsleben eines Menschen sein Verhalten stark beeinflusst. Dieses lässt sich damit auch auf den Sportlehrer übertragen. Sein Verhalten wird auch von seinen Emotionen gesteuert. Dieses kann sowohl auf der unbewussten, als auch auf der bewussten Ebene passieren. Fakt ist dabei jedoch, dass die Gefühlsebene eine zentrale Rolle spielt, wie der Lehrer sich vor einer Klasse verhält oder wie er in einer bestimmten Unterrichtssituation reagiert und agiert.

Im Idealfall sollte der Lehrende versuchen, sich nicht von seinen Emotionen steuern zu lassen und im Sinne des Lehrauftrages zu handeln, doch wie zuvor schon festgestellt, spiegelt sich unbewusst das subjektive Empfinden eines jeden Menschen in seinem Handeln wider.

Nicht jeder Sportlehrer wird sich in diesen Typisierungsversuch klar einordnen können, was auch nicht Ziel sein sollte. Es soll lediglich gezeigt werden, welches Raster sich herausstellen lässt, also welches mögliche Verständnis und welcher Sinn von Sport für manchen Lehrer hinter dem Sportunterricht stecken könnten.

3.3 Zu den verschiedenen Lehrertypen

Dieser Typisierungsversuch verschiedener Sportlehrer wurde von Udo Hanke, Heinz Janalik und Gerhard Treutlein zu dem Thema „Sportlehrer wahrnehmen, denken, fühlen und handeln“ aufgestellt. Sie weisen jedoch bei der vorliegenden Trainertypologie daraufhin, dass dieses kein unumstrittenes empirisches Resultat ist, sondern lediglich das Ergebnis ihrer Überlegung darstellt. 14

Sie stellten sechs verschiedene Typen von Sportlehrern heraus: der Macho, der Perfektionist, der Theoretiker, der Heilsprediger, der Erfolgstrainer, der Praktiker.

Im Folgenden sollen die einzelnen Typologien näher beleuchtet werden.

Der Macho ist ein egoistischer Lehrer. Er versucht seine Schüler und Schülerinnen nicht als Individuen anzusehen, sondern als „Material“. Er benutzt das „Material“, um seine persönlichen Absichten und Ambitionen in den Mittelpunkt zu stellen. Seine sportlichen Ambitionen sind Priorität in einer Sportstunde und damit fungiert er als „Vorbild“, an dem sich die Klasse orientieren soll und welches sie vor allem respektieren muss15. Für ihn steht ganz klar der „Sport an sich“ im Vordergrund und nicht der gesellschaftliche Faktor mit einer erzieherischen Funktion.

Der Theoretiker versucht den Sport nur als ein Mittel zum Zweck anzusehen. Er strebt nach etwas, „Höherem“ und sieht daher den Sport nur als Mittel zum Zweck an. Somit versucht er sich mit vielen Vokabeln innerhalb seiner Stunden Respekt zu verschaffen. Er gibt vor, sich mit der Fachliteratur der Sportdidaktik zu beschäftigen, den aktuellen Forschungsstand zu dem Thema Sportunterricht zu kennen und Debatten und Diskussionen zu verfolgen.

Doch dieses angepriesene Fachwissen besitzt der Theoretiker nicht, er ist ein „Blender“.17

Der Heilsprediger ist ein sehr körperbewusster Mensch und Lehrer. Für ihn steht nicht der „Sport an sich“ im Vordergrund, sondern er möchte Harmonie zwischen dem Körper und dem Geist der Schüler und Schülerinnen schaffen. Diese harmonischen Absichten verfolgt er aber nicht nur für die körperliche Ebene, sondern wird auch als Ziel für die Gruppe bzw. den Klassenverband angesetzt.18 Das Leben untereinander und miteinander ist von wesentlicher Bedeutung.

Somit sieht geradeder Heilsprediger im Sportunterricht auch eine erzieherische und damit gesellschaftlich bedeutende Funktion. Er selbst übernimmt dabei die Rolle des „Therapeuten“, der mit seinem Unterrichtsfach Sport eine harmonische Stimmung schaffen kann.

Auf die Schüler und Schülerinnen als Menschen wird nicht eingegangen.19 So wird keine Rücksicht auf die körperlichen Voraussetzungen der Kinder oder gar die Trainingsteilnahme genommen. Es zählt nicht, sondern nur der Erfolg und der Sieg.

Der Praktiker versucht immer aus seinem eigenen Erfahrungshorizont als aktiver Sportler zu schöpfen. Somit verfolgt er den Gedanken, dass ein guter Sportlehrer nur der sein kann, wer selbst ein guter Sportler war. Vor diesem Hintergrund ist dann ein Fachwissen über Trainingstheorie unnütz und überflüssig. Die Intuition leitet den Praktiker durch seine Stunden, wobei er sich auf seine Vorkenntnisse aus der Zeit seiner sportlich aktiven „Karriere“ stützt.20

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die verschiedenen Sportlehrer alle vor dem Hintergrund arbeiten und handeln sollten, ihre Schüler und Schülerinnen, neben der sportlichen Betätigung, zu mündigen und sozialverantwortlichen Menschen zuerziehen. Diese fundamentale Aufgabe müssten alle aufgeführten Lehrer in ihrem Sportunterricht erfüllen bzw. anstreben.



Doch welcher der angeführten Typologien von Lehrern ist nun der ideale Sportlehrer für den Unterricht?

Darauf wird sicherlich jeder Mensch eine andere Antwort finden. Jeder einzelne Schüler bevorzugt einen anderen Lehrertyp. Der eine möchte im Sportunterricht sportliche Leistungen erbringen und seine körperliche und geistige Fitness ausbauen, da er auch am Nachmittag in einem Verein mit Begeisterung Sport betreibt. Über einen sportlich ambitionierten Lehrer mit ehrgeizigen Verhalten freut sich dieses Kind vermutlich.

Hingegen bevorzugt ein Kind mit weniger sportlicher Begeisterung, einen Lehrer, der versucht Harmonie und Bewegung in der Sportstunde in Einklang zu bringen und nicht seine Klasse auf sportliche Höchstleistungen zu drillen.

Da jeder Mensch ein Individuum mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Ambitionen ist, kann an dieser Stelle nicht der ideale Sportlehrer ernannt werden, denn jeder Lehrer besitzt ein ganz individuelles Verhalten gegenüber Schüler und Schülerinnen. Hierbei werden emotionale Äußerungen21 an die Kinder herangetragen, die sie auf eine ganz unterschiedliche Art und Weise interpretieren lassen.


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