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Interpretation

`Der Schrift­steller im Exil` von Lion Feucht­wanger Inter­pre­ta­tion

1.156 Wörter / ~3½ Seiten sternsternsternsternstern Autorin Claudia M. im Apr. 2014
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Literaturanalysen zur Epoche Exilliteratur: Die Abitur & Hausaufgabenhilfe: Interpretationen zu Bertolt Brecht, Rose Ausländer, Else Lasker-Schüler, ... Domin, Heinrich Heine (Textanalysen, Band 3)
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Gymnasium Panketal

Note, Lehrer, Jahr

14 punkte, Gladigau, 2014

Autor / Copyright
Claudia M. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.04 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern
ID# 39454







Der Schriftsteller im Exil“ von Lion Feuchtwanger


Der Text „ Der Schriftsteller im Exil“ von Lion Feuchtwanger aus dem Jahr 1943 ist ein in Prosa verfasstes Beispiel deutscher Exilliteratur im 2. Weltkrieg. In seinem Text präsentiert L. Feuchtwanger die Lebenssituation deutscher Schriftsteller im Exil und beschreibt explizit die Schwierigkeiten und Folgen eines langfristigen Aufenthalts in der „Fremde“. Dabei bezieht er sich teilweise auf persönliche Erfahrungen aus seinem Exil. 1933 verließ er wegen seiner politischen Einstellung und jüdischen Herkunft Deutschland und reiste zunächst nach Frankreich. Bei Kriegsausbruch floh er wiederum weiter nach Amerika. In den USA, wo er auch nach dem Krieg weiterhin lebte, verstarb er schließlich 1958 in Kalifornien an Magenkrebs. Im Verlauf des Textes stellt er die These auf, dass ein deutscher Schriftsteller im Exil kaum Aussicht auf Erfolg hat und sich durch die lange Trennung von der Entwicklung der eigenen Muttersprache, in Hinsicht auf die Schreibtätigkeit, sprachlich negativ verändert.

Hierbei scheint Feuchtwanger vordergründig gleichgestellte deutsche Exilanten zu adressieren und einen Diskussionsanstoß zu liefern. Auffällig ist dabei, dass er in seinem Text den Kontrast zwischen der Heimat und der „Fremde“ deutlich hervorhebt


Der Text weist, bis auf eine inhaltliche Zweiteilung, keine bemerkenswerten formalen Besonderheiten auf. Stattdessen entwickelt der Autor allmählich seine Position zu der behandelten Problematik und stützt diese durch eine Vielzahl von Argumenten, Beispielen und auch persönlichen Erfahrungen. Die inhaltliche Zweiteilung trennt den Text zum Einen in die „äußeren“, ökonomischen, Bedingungen und zum Anderen in die „inneren“ Schwierig-keiten, die sich hauptsächlich durch die Auswirkungen auf die Schreibarbeit eines Schriftstellers, aufgrund der unsicheren Lebenssituation im Exil, auszeichnen. Hinsichtlich der „äußeren“ Umstände erläutert der Autor zunächst die Unsicherheit der wirtschaftlichen Existenz eines Schriftstellers, der, abgeschottet von seiner früheren Leserschaft und jeglicher verwandtschaftlicher Unterstützung , allein mit seiner Schreibarbeit, für den Lebensunterhalt für sich und seine Familie sorgen muss. Allerdings würden die zuvor in Deutschland veröffentlichten Werke keinen vergleichbaren Absatz finden, weil sie im Ausland nicht bekannt sind und auch inhaltlich nicht unbedingt auf das Interesse der ausländischen Leserschaft stoßen. Ebenfalls wäre für den Schriftsteller durch neue Veröffentlichungen ein finanzielles Auskommen wegen der fremden Sprache und der mangelnden Bekanntheit,




schwierig. Weiterhin würde der Schriftsteller, so sagt Feuchtwanger, im Exil einer ganzen

Reihe anderer Hürden gegenüberstehen. Demnach beschreibt Feuchtwanger z.B. aus persönlicher Sicht die Hürden der bürokratischen Anforderungen für einen Exilant ohne gültige Papiere als ebenso aufwendig wie das Schreiben eines Romans. (Vgl. Z.50-51) Hierzu erzählt er, wie die amerikanischen Einwanderungsbehörden ihn aufforderten Papiere vorzulegen, die er als Flüchtling unmöglich hätte erhalten können. Dies untermalt er stilistisch mithilfe der Akkumulation von Zeile 45-47. Dies und ähnliches würde zu einem endlosen Kampf mit eigentlichen Nichtigkeiten und einer ständige Angst vor der Ausweisung führen. Mit diesem „tragikomische Leben“ ( Zeile 57 ) würde sich allerdings nicht jeder Exilant arrangieren können und Feuchtwanger behauptet, dass einige Schriftsteller stattdessen den Freitod wählen. Der Prozess, der dahin führt, dass einige Exilanten lieber sterben als mit der Situation zu leben, beschreibt Feuchtwanger sehr bildhaft als „zermürbt“ werden ( Zeile 56 ).

Aus solchen und ähnlichen Textstellen lässt sich allerdings nicht nur die Tragik der Situation dieser Menschen erkennen, sondern ebenfalls eine leicht ironisch angehauchte Stellung des Autors gegenüber alledem. So beschreibt er die „Leiden der Verbannung“( Zeile 36 ) mit

einer Alliteration als etwas „leise Lächerliches“ (Zeile 39). Von da ab führt der Autor dem Leser die „inneren“ Umstände eines Schriftstellers im Exil vor Augen und bezieht sich dabei

vor allem auf den sprachlichen Wandel, der sich, nach einer Vielzahl von Jahren im Ausland abgeschnitten von der Sprachentwicklung der Heimat, bei einem Schriftsteller vollzieht. Anfänglich beschreibt er die Aussichtslosigkeit in der fremden Sprache Literatur zu veröffentlichen, worauf er sich im späteren Verlauf weiter bezieht. Zunächst beschreibt er aber mithilfe der Hyperbel bzw. Personifikation von Zeile 67-68, „ es hat für tausend neue Erscheinungen tausend neue Worte und Klänge verlangt“, wie schnell der Wandel der Muttersprache verläuft und wie schwierig es für den Schriftsteller ist mit einer solch raschen Entwicklung mitzuhalten. Dies wird ohnehin dadurch erschwert, so Feuchtwanger, dass die fremde Sprache im Sprachgefühl eine wachsend dominante Rolle einnimmt, was nach langjährigem Kontakt mit dieser durchaus verständlich ist. Dieses Problem stellt er besonders in Zeile 69 ff. dar, wobei er vor allem in Zeile 73-74 durch eine Personifizierung der fremden Sprache, „knabbern an unserem eigenen Ausdrucksvermögen“, die eigene, sich für den





Schriftsteller als negativ für seine Schreibarbeit erweisende, Sprachentwicklung hervorhebt.

Im weiteren Verlauf des Textes beschäftigt sich Feuchtwanger mit den, größtenteils von Misserfolgen gekrönten, Versuchen deutscher Schriftsteller in der fremden Sprache Literatur zu verfassen und weist darauf hin, dass es im Grunde gänzlich unmöglich sei in der fremden

Sprache sprachliche Gestaltung in dem Umfang zu realisieren, wie es in der Muttersprache für einen Schriftsteller möglich ist. Dies begründet er mit dem fehlenden, lebenslangen Umgang

mit einer Sprache, der einem erst poetische Ausdruckskraft verleiht. Auch die Übersetzung muttersprachlicher Literatur in die fremde Sprache, wäre vergleichsweise so, als würde man das Wort Gottes in Basic English übersetzen ( Vgl. Zeile 109-110 ). Bei seiner Argumentation bezieht sich Feuchtwanger auf Ovid, einen Leidensgenossen aus der römischen Geschichte, der ebenfalls als Dichter im Exil versuchte, Werke in der fremden Sprache zu verfassen. Dazu beklagte er sich, dass dort nicht die Fremden die Barbaren sind, wie die Römer alle Völker nannten, die nicht römisch/latein sprachen, sondern er selbst dort der Barbar ist.

Abschließend stellt Feuchtwanger fest, dass auch die beste Übersetzung nicht an die Formulierung heranreicht, die im Original in der Muttersprache gefunden wurde. Als letztes beschreibt er die Unaufhaltsamkeit der Veränderung für jeden persönlich, der sich für lange Zeit im Exil befindet.


Persönlich kann ich L. Feuchtwanger in seiner gänzlich negativen Haltung gegenüber dem Einfluss der fremden Sprache nicht zustimmen, sondern bin der Meinung, dass man durch den Kontakt durchaus auch einiges gewinnen kann, wie z.B. ein weitgreifenderes Weltbild. Allerdings beschriebt Feuchtwanger diesbezüglich vordergründig die negativen Aspekte in Hinsicht auf die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Existenz eines Exilanten als Schriftsteller, diese wiederum verständlich sind. Allerdings könnte man auch hierbei sagen, dass die Situation in der sich die im Exil befindlichen Schriftsteller fanden für ihre Schreibarbeit nicht ausschließlich negativ sein konnte. Denn das Erlebte lieferte sicherlich so einiges an interessanten Geschichten, die vor allem in der Nachkriegszeit großen Anklang fanden, da so ziemlich jeder Deutsche mehr oder weniger betroffen war und insofern auch sicherlich interessiert daran, wie es ihren Landsleuten im Ausland ergangen ist bzw. weiterhin ergeht. Auch stimme ich in Bezug auf die Ablehnung des sprachlichen Wandels persönlich nicht zu, da Sprachen wie Englisch sehr wohl mit dem Deutschen verwandt sind und somit




auch vokabularisch oftmals eine Stütze darstellen können. Weiterhin ist der Bezug zu Ovid

nicht unbedingt vereinbar mit der Argumentation des Autors, da dieser von den Menschen in der Fremde als Dichter gefeiert wurde, obwohl er selbst von Sprachbarrieren klagte.

Die Leiden eines deutschen Schriftstellers unmittelbar im Exil kann ich nach der Auseinandersetzung mit dem Text von Feuchtwanger allerdings nun nachvollziehen, da das Leben eines Menschen, dessen Lebensunterhalt von dem Umgang mit der eigenen Sprache abhängt, im Exil, konfrontiert mit einer völlig fremden Sprache, sicherlich nicht einfach gewesen sein kann.




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