Der Stricker -
Der Pfaffe Amis. Die Heilung der Kranken
Übersetzung und grammatische Teilanalyse
1.) Erste (textnahe) Fassung
Da der Pfaffe Amis
ein Gut solchen Preises erwarb
am Hof zu Kerlingen,
ritt er nach Lothringen
und kam bald durch Geschicklichkeit dorthin,
wo er den Herzog auffand.
Dem sagte er,
dass, außer Gott, niemand
ein besserer Arzt wäre als er.
„So hat euch also Gott hergeschickt“,
sprach der Herzog.
„So bin ich froh, dass ihr gekommen seid.
Ich hab hier Verwandte und Menschen,
deren Leid mir sehr missfällt,
ein großer Teil liegt krank nieder.
Gibt euch Gott eine solche Kraft,
dass ihr sie wieder gesund machen könnt, werdet ihr bald reich sein.“
Da sprach der Pfaffe Amis:
„Ich bin an Künsten weise,
die dem Aussatz widerstehen
oder Wunden haben,
wenn es anders nicht so wär,
und sei es Tausend oder mehr,
ich mache sie gesund,
noch an diesem Tag
oder ihr könnt mir mein Leben nehmen.
Ich bitte euch darum, mir nichts zu geben,
und wenn sie rechtens gesund werden,
und ihr das gehört und gesehen habt,
dass sie selbst sagen, dass sie gesund sind.
So tut mir eurer Gnade kund.
Da war der Herzog froh.
„Ihr redet gut“, sprach er da.
Die Kranken wurden geholt.
Zwanzig kamen sogleich.
Sie führte der Pfaffe in ein Zimmer.
„Ich habe bald euch eurer Krankheit entladen“,
sprach er, „werdet ihr mir einen Eid schwören,
dass ihr eine Woche lang wartet, bis ihr etwas sagt,
was zur Besserung gehört
von der ersten Mühseligkeit an. “
Da ließen sie ihn siegen
und schworen ihm dies.
Da sprach er die Kranken an:
„Nun geht ohne mich von dannen
und besprecht euch dabei,
welcher unter euch der Kränkste ist.
Dann tut ihr mir dies kund.
Bald darauf werdet ihr gesund werden.
Denselben werde ich töten,
und helfe euch aus den Nöten
mit seinem Blut.
Meine See.....[Volltext lesen]
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Bitte Dokument downloaden. werde ich töten
und euch somit von euren Qualen befreien.
Dies schwöre ich euch.“
1.b)
Den Pfaffen Amis verschlägt es nach Lothringen, wo er den hiesigen Herzog antrifft und vor
diesem behauptet, dass er der beste Arzt der Welt sei. Der Herzog, dessen Hofstab und
Freunde von vielen Krankheiten heimgesucht ist, bietet ihm daraufhin eine große Belohnung
an, falls der Pfaffe es schaffe, die Gefolgsleute des Herzogs zu heilen. Als der Pfaffe erstmals
auf die kranken Menschen trifft, lässt er sie schwören, Verschwiegenheit über seine
Behandlungsmethoden zu bewahren; nach dem Schwur unterbreitet er diesen, dass sie
untereinander ausmachen sollen, wer von ihnen die schlimmste Krankheit habe. Denjenigen
werde er danach töten und bei allen Anderen werde bald darauf die Heilung einsetzen.
Ausblick:
Aus Angst getötet zu werden, wird jeder der Kranken behaupten, dass es ihm gut gehe. Der
Pfaffe Amis wird die Belohnung erhalten und weiterziehen, da .....
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Bitte Dokument downloaden. neuhochdeutsche Form: sagt
3.)
erwarp:
3. Pers. Sg. Praet. Akt.
erwerben – erwirbe- erwarp(b)- erwarben -erworben
vant:
3. Pers. Sg. Praet. Akt.
vinden - vinde – vant – vunden - gevunden
entstant:
3. Pers. Sg. Praes. Akt.
entstan –entsten - entstu(o)nt – entstu(o)nten - entstanden
7
geseht:
Part. Praet.
sehen - sihe - sach – sahen - gesehen
liezen:
3. Per. Pl. Praet. Akt
lazen – laze - liez - lazen – gelassen
4.)
kunfte: Substantiv im Genetiv
michel: Adjektiv im Nominativ
miselsucht: Substantiv im Dativ
gesunt: Verb im Partizip Praeteritum
kurzlich: Adverb
sichest: Verb im Superlativ
5.)
liezen:
Es geschieht eine lautliche Veränderung im Form einer Monophthongierung von der
mittelhochdeutschen Aussprache /ie/ = [ia] zur neuhochdeutschen Aussprache /ie/= [i:]
sprach:
Es kommt zu einer Palatalisierung des [s] im Mittelhochdeutschen zum [∫] im
Neuhochdeutschen; auf Grund des /-ch/ geschieht je.....
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Bitte Dokument downloaden. Leben finanziell absichern kann; am Ende seines Lebens tritt der Pfaffe Amis in ein
Zisterzienserkloster ein und wird durch seine Vermögenswerte schließlich Abt dieses
Klosters.
Verwendete Literatur
González, Emilio / Millet, Victor (Hrsg.) (2006): Die Kleinepik des Strickers. Texte,
Gattungstraditionen und Interpretationsprobleme. Berlin: Schmidt. (=Philologische Studien
und Quellen 199).
Grimm, Jacob/ Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. In: Wörterbuchnetz. 1998-2010.
URL: [03.05.2011]
Lexer, Mathias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. In: Wörterbuchnetz. 1998-2010.
URL: [03.05.2011]
Mittelhochdeutsche Kurzgrammatik. Frankfurt/ Main: 2009.
Wikipedia: [03.05 2.....