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Interpretation

Der Letzte von August Stramm - Prosa­text­ana­lyse

1.391 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternstern_0.5stern_0.3 Autorin Lisa-Marie H. im Feb. 2016
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Dokumenttyp

Interpretation
Deutsch

Universität, Schule

Goethe Gymnasium Hamburg

Note, Lehrer, Jahr

2015

Autor / Copyright
Lisa-Marie H. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.05 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternstern_0.5stern_0.3
ID# 54008







Inhalt: Die Inter­pre­ta­tion von "Der Letzte" bietet Einblicke in die Kriegs­er­fah­rungen eines Soldaten durch einen inneren Mono­log. Sie beleuchtet die psycho­lo­gi­schen Auswir­kungen des Ersten Welt­kriegs und die Zerris­sen­heit des Prot­ago­nis­ten, was zu einem tieferen Verständnis der lite­ra­ri­schen Darstel­lung von Krieg führt. Die Analyse hebt zudem die modernen Erzähl­tech­niken hervor, die Stramm verwen­det, um das verän­derte Welt­bild und die Wert­vor­stel­lungen des 20. Jahr­hun­derts wider­zu­spie­geln.
#Innerer_Monolog#Kriegserlebnisse#Mutterbeziehung

Prosatextanalyse: „Der Letzte“



Der vorliegende Text „Der Letzte“ von August Stramm aus dem Jahr 1914 ist ein Prosatext aus: August Stramm: Gedichte, Dramen, Prosa, Briefe.

und gibt die Kriegserlebnisse eines Soldaten in Form eines inneren Mono­logs wieder.


Im folgenen werde ich den Text analysieren.


Zur Handlung lässt sich nicht viel sagen, jedoch wird ein Grabenkrieg aus der Perspektive eines Soldaten beschrieben, der aufgrund seiner Redeart und Befehle, die er durchgängig gibt, wahrscheinlich einen hohen Rang im Militär hat. Aus dem Erscheinungsdatum des Prosatextes kann man schließen, dass es sich um den ersten Weltkrieg handelt. Die Figuren, die in dem Text vorkommen sind der Ich-Erzähler, der Feind und die Mutter des Protagonisten. Der Protagonist hat keine Eigenschaften und wirkt auf­grund der gespaltenen Gedanken schizophren und ist mit sich und der un­bewältigten Vergangenheit (vgl. Z.37 „ich war ein weicher Junge“) be­schäftigt.Wahrscheinlich hat der Protagonist eine ziemlich gute Beziehung zu seiner Mutter, da er sie immer wieder erwähnt und sich nach ihr sehnt (vgl. Z.51 „Mutter.wo bist?“). Außerdem ist das letzte Wort des Prosatex­tes „Mutter“, was nochmal zeigt, wie wichtig dem Protagonisten seine Mut­ter ist – sein letzter Gedanke war seine Mutter. In den letzen Zeilen des Prosatextes wird auch deutlich, dass er vor dem Tod angst hat, da er weiß, dass er so seine Mutter verletzen würde und das möchte er nicht. Der Protagonist hat natürlich keine Beziehung zum Feind. Die Figuren im Text sind weder Typen noch Charaktere, weil man unteranderem nichts über die individuellen Eigenschaften der Figuren erfährt, sie keine be­stimmte Funktion haben und man noch nicht mal die Namen kennt.


Der Text wird durch die Perspektiv eines Ich-Erzählers wiedergegeben, da der Erzähler selbst Tat der dargestellten Wirklichkeit ist und er erlebt das Geschehen mit. Er ist in dem Text sogar Teil des Geschehens (kämpfen­der Soldat an der Front). Außerdem berichtet der Ich-Erzähler nur über das, was er durch eigenes Erleben oder durch Mitteilungen Dritter erfah­ren hat. Diese subjektive Beschränkung vermittelt dem Leser ein besonde­res tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem erzählenden Ich und kann zu einem Einverständnis zwischen Ich-Erzähler und Leser führen. Dem Text ist ein personaler Ich-Erzähler zugrunde gelegt, da der Leser die darge­stellte Welt nur durch die Augen des Protagonisten sieht und dies erweckt beim Leser ein Eindruck der Unmittelbarkeit und es wird sich auf das ''Hier und Jetzt'', also der Krieg an der Front, beschränkt. Das Geschehen wird durch die Form der Figurenrede vermittelt. Da die Innensicht vorzufin­den ist, hat der Leser auch einen Einblick in die Gefühle und Gedanken des Ich-Erzählers. Wir erfahren zum Beispiel, dass er sich nach seiner Mutter sehnt. Außerdem liegt der Standort des Erzählers, von dem aus die Ge­schichte erzählt wird, räumlich und zeitlich innerhalb der erzählten Welt. Da es sich bei diesem Text um einen inneren Monolog handelt, was man vor allem durch die Ich-Perspektive, der Innensicht und der Figurenrede­sieht wird der Text zur Vermittlung von Gedankenvorgängen gebraucht und im Unterschied zur Erzähltechnik des Bewusstseinss­troms spricht sich eine literarische Figur im inneren Monolog direkt an, fragt sich, macht sich Vorwürfe etc. Er besteht also eher aus einem akti­ven Mitteilen als aus einem passiven Erleben.Der Text wird diskontinuier­lich erzählt, da es immer wieder zur Unterbrechung der chronologischen Abfolge kommt und es sehr viele Zeitsprünge gibt.


Zur Entstehungszeit des Prosatextes diente der Autor als Kompanieführer im Grabenkrieg in den großen Materialschlachten an der Somme und hat so das ganze Leid des Ersten Weltkrieges unmittelbar selbst erfahren müssen. Diese Erinnerungen klingen in seinen Erzählungen und insbe­sondere der Raumgestaltung immer wieder durch. Man kann davon aus­gehen, dass diese Zeit den Erzähler geprägt hat.


Der Text besteht ausschließlich aus abgehackten Sätzen und Ellipsen, wodurch die Verwirrtheit des Ich-Erzählers deutlich wird. Außerdem hat man dadurch den Eindruck, dass sehr viel passiert und man selber gar nicht hinterher kommt. Durch die vielen Klimaxe ( vgl. „drei Tage Jahre Ewigkeiten!“) wird der endlos lange Krieg beschrieben und man könnte außerdem sagen, dass der Autor diese benutzt, weil sein Zeitgefühl verlo­ren gegangen ist. Die vielen Wiederholungen (vgl. „brav! brav!“ , „ich bei­ße. beiße.“) stellen eine Art Selbstsicherung für den Ich-Erzähler dar, in­dem er so lange etwas sagt, bis es verstanden wird. Weiterhin ist eine überwiegend einfach verständliche Sprache verwendet worden. Das Ver­wenden von einfachem Vokabular aus dem alltäglichen Bereich legt die Vermutung nahe, der Autor möchte die Missstände der Zeit möglichst vie­len Menschen offenlegen. Jedoch ist dies ein Text, der mit etwas Kriegs­kenntnisse voraussetze, damit man die Botschaft versteht. Er benutzt viel Kriegsjargon und für Menschen mit weniger Kriegswissen könnten einige Aussagen etwas unklar erscheinen wie z.B. „blau Bohnen! Bohnen! „Mein Schatz hat blaue Augen!“. Auch kommt viel Umgangssprache vor wie „He“ (Z.1), wodurch der Text sehr locker wirkt und sich leicht lesen lässt und durch den Verbalstil ist er auch sehr lebendig und persönlich. Insge­samt herrscht aber eine negative Stimmung gegenüber dem Krieg und dies wird auch durch einige Metaphern deutlich gemacht. Anstelle von Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang schreibt er „das Blaugespenst klimmt rote Augen auf“. Auffallend ist auch, dass der Autor Wortneuschöp­fungungen benutzt wie „Blaugespenst“ (Z.7) oder „Blaubalg“ (Z.3), wo­durch er die Verwirrtheit und Sinnlosigkeit des Krieges darstellt. Man merkt, dass der Autor seine erlebten Erfahrungen nicht in uns bekannte Worte fassen kann, sondern lieber auf die Veränderung der Sprache zu­rückgreift, um diese neue Art von intensiven Empfindungen auszudrücken. Die Verwendung dieser Neuschöpfungen bewirkt, dass der Text in gewis­ser Weise interessanter wirkt, da der Leser zunächst überlegen muss, was es überhaupt bedeutet. Der Text hat auch einige Wortspiele wie z.B. „Graben. Schützengraben. Schutz. Grab. (Z.5). Dieses Wortspiel zeigt, dass der Ich-Erzähler schon seinen Tod vorhergesehen hat, da der Krieg dies nicht unverhinderbar macht. Der Autor arbeitet auch mit Lautmalerei (vgl. Z.42 „tata“ „trrr“), wodurch das gellende Geräusch der Hörner dem Leser direkt ans Ohr zu dringen scheint. Der Autor beschreibt die Gefühle des Soldaten im Krieg in extrem gekürzter Form. Sein Prosatext verdeut­licht die Angst trotzdem äußerst ausdrucksstark und lässt breite Assozia­tionen zu.


Der Prosatext wirkt verstörend und regt in jedem Fall, auch durch die ver­fremdete Sprache und Grammatik, zum Nachdenken an.

Die eigentliche Handlung in Stramms „Der Letzte“ ist nicht nur die Darstel­lung des Krieges, sondern vielmehr das Aufzeigen der Sinnlosigkeit des blinden Tötens der Soldaten, die keine wirkliche Handlungsfreiheit mehr besitzen.





Aufgabe 1b:


Das 20. Jahrhundert war der Beginn der modernen Erzählweise. Wie schon in Aufgabe 1a erwähnt, handelt es sich bei dem Text um einen inne­ren Monolog. Der innere Monolog ist kennzeichnend für die fortschritt­liche Literatur des 20. Jahrhunderts, besonders für den modernen Roman. Dies erkennt man einerseits an dem gespaltenen, komplizierten und ver­fremdeten Weltbild. Andererseits sind die veränderten Werte dieser Zeit ausschlaggebend. Klare Wertmaßstäbe gibt es nicht mehr. In dem Prosa­text, erkennt man deutlich diese Merkmale, vor allem erscheint alles ziem­lich kompliziert. Der Ich-Erzähler von „der Letzte“ wird sich im gesamten Text selber fragwürdig und fremd. Die Trennung von seiner Mutter bzw. Familie führt zur Zerstörung der häuslichen Gemeinschaft. Außerdem ist der Ich-Erzähler unsicher und ohne Orientierung. Diese moderne neue Darstellungsform des Menschen ist kennzeichnend für das 20. Jahrhun­dert. Das streben nach Bildung, Kultur und reiner Menschlichkeit wird ver­achtet. Zu berücksichtigen ist auch, die Darstellung des Helden. Traditio­nell war der Held immer innerlich ausgewogen, kommunikativ und zur Selbstbestimmung fähig. In dem vorliegenden Text aber, ist der Ich-Erzäh­ler entpersönlicht und abnorm. Wie schon in der ersten Aufgabe erwähnt, sind die Figuren eigenschaftslos und orientierungslos. Daraus lässt sich schließen, dass der Held traditionell nicht mehr eine starke Persönlichkeit hat und positiv erscheint, sondern negativ dargestellt wird. Die Darstel­lungsform des Krieges hat sich im 20. Jahrhundert auch verändert. Anstatt eines kontinuierlichen Aufbaus, gab es nun einen diskontinuierlichen Auf­bau, was man in dem Prosatext deutlich erkennt. Auffallend ist auch, dass die Texte oft fragmentarisch sind. In der Letzte z.B. gibt es häufige Leer­stellen wie in Z.. Der unvermittelte Beginn und die vielen Zeitsprünge des Textes lassen auch darauf hinweisen, dass es sich um einen Text der mo­dernen Erzählweise handelt. Die personale Erzählweise ist ebenfalls ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Wie ich in Aufgabe 1 schon erwähnt habe, benutzt der Autor sehr viel Kriegsjargon und löst den Syntax auf. Ich kann mir vorstellen, dass die moderne Erzählweise im 20. Jahrhundert sehr be­liebt war, da dieses Jahrhundert von vielen Kriegen be. Wie zum Beispiel der erste und zweite Weltkrieg und der Kalte Krieg. Da viele Autoren, Dichter etc., den Krieg nicht mit den Werten, dem Weltbild und dem Men­schenbild, dem Helden und der Darstellungsform der traditionellen Erzähl­weise beschreiben oder deuten konnten, haben sie sich der modernen Er­zählweise bedient.


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