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Lernen und Gedächtnis

Lernen ist eine relativ dauerhafte Veränderung des Verhaltens, die auf Erfahrung und Übung zurückzuführen ist.


Lernen als Wissenserwerb


schulisches Lernen ist mit Anstrengung, Disziplin und einer gewissen Arbeitshaltung verbunden.

Ist kein subjektives Interesse vorhanden, ist das Erlernen schwieriger.


Lernen bezeichnet allerdings auch eine stabile Veränderung einer Verlhaltungsweise, aufgebut auf Erfahrung.


Dazu gibt es Lerntheorien.


Orientierungsreaktion:

motorisch, Sinnesorgane, Zentralnervensystem, vegetative Veränderung (Puls...)


Habituation-> durch Erfahrungen gewöhne ich mich an gewisse Reize die meine Reaktion abschwächen

Ein Hund kann zB Kreis und Ellipse nicht voneinander unterscheiden, das muss er erst lernen. Wird die Ellipse dann so lange einem Kreis immer mehr angepasst, bis er sie nicht mehr unterscheiden kann, ist er verwirrt und reagiert neurotisch.


manche Leute erlernen diese Habituation nicht=> „neurotisch“


Dishabituation-> hebt sie wieder auf, reagiert wieder, möglicherweise stärker

=>gewöhnlicher Reiz leicht verändert


Sensibilisierung=> Ãœberreagieren auf gewisse Reize, Form von Phobie=> zB vor Spinnen


Lerntheorien


wir lernen auf Reize zu reagieren


  1. Klassische Konditionierung


Verknüpfung von zwei Umweltreizen (US und CS). Ein wichtiger Psychologe in diesem Bereich war Iwan Pawlow. Er erkannte, dass bei Hunden der Unkonditionierte Stimulus, das Sehen des Futters, mit dem Konditionierten Stimulus, dem Glockenläuten, verbinden kann, so dass die Unkonditionierte Reaktion, der Speichelfluss, nicht nur beim Unkonditionierte Stimulus, sondern auch beim Konditionierten Stimulus auftritt. Dafür werden die Stimuli eine Zeit lang in zeitlicher Kontiguität (gleichzeitit) dargeboten, bis der Hund schon auf die Glocke mit Speichelfluss reagiert.

Die klassische Konditionierung findet allerdings nicht nur bei zeitlicher Kontiguität (räumlich und/oder zeitlich gemeinsames Auftreten) statt, sondern auch die Kontigenz, das heißt die funktionale Abhängigkeit bestimmter Ereignisse von anderen, spielt eine wichtige Rolle.


Konditionierung höherer Ordnung => mehrere CS, weitet sich aus

= Generalisierung, dadurch wird die Reaktion auf mehrere Reize ausgeweitet.


wieder verlernen=> Löschung (Extinktion)

Es gibt auch das Diskriminierungslernen, welches den Prozess der Generalisierung wieder rückgängig macht. Man reagiert dann wieder nur auf einen CS. Dabei werden auch Reize differenziert, wenn sie sich ähnlich sind.


Normalerweise muss ich CS und US oft gemeinsam wiederholen bis ein Lernerfolg erzielt wird. Ausnahme ist das sogenannte One Trial Learning.


CS und UCS müssen nicht immer gleichzeitig stattfinden:


  • Gleichzeitig= Simultankonditionierung

  • zuerst CS, während CS setzt UCS ein= verzögerte Kond. (sehr effektiv)

  • zuerst CS, setzt aus, dann setzt UCS ein= Spurenkond. Je größer die Pause dazwischen ist, desto weniger effektiv ist die Konditionierung.


    Ausnahme:

    wenn ich mich nach dem Essen übergebe, auch wenn es erst viel später ist, wird der Duft zu Übelkeit führen.


    1. Operante Lerntheorie


    Erlernen von Verhalten durch Verknüpfung von Reaktion und Konvergenz durch Aktivität des Lernenden.

    Geprägt von Skinner (Behaviorist).


    „Gesetz des Effektes“- Thorndike= Wir lernen entsprechend der Wirkung, die wir mit unserem Verhalten erzielen.


    -> Kontrolle des Verhaltens, indem ich positiv, oder negativ verstärke, oder bestrafe. Dabei entscheiden kognitive Prozesse, was als Bestrafung und was als Belohnung angesehen wird. Außerdem spielt die Erwartungshaltung eine große Rolle


    Skinner führte viele Versuche, vor allem mit Ratten, durch. Zum Beispiel sperrte er Ratten in einen Käfig und zuerst irrten sie unkontrolliert umher (Versuchs-&Irrtumsphase) bis sie zufällig den richtigen Knopf fanden und dann Futter bekamen-> Belohnungslernen.


    Auch das Enziehen von positiven Konsequenzen ist eine Bestrafung!! (wird oft auch als Löschung bezeichnet)

  • Fluchtlernen

    Flüchten vor negativen Konsequenzen

  • Vermeidungslernen

    Vermeide in diese Situation zu kommen, oft wird auch die Reaktion erhöht und es kommt zu einer Generalisierung.


    Die negative Verstärkung

    Bsp.: Tabletten werden schon vor den Schmerzen eingenomen.


    Diskriminative Reize

    sind Reize, die nicht mehr verlernt werden können, da sie gut abgesichert und generalisiert sind. (zB kein Rauchen vor den Eltern)


    Bei der Verstärkung gibt es zwei Arten:

    die kontinuierliche und die partielle Verstärkung. Die partielle erzielt hier bessere Resultate.


    Eine weitere Art der operanten Konditionierung ist das Shaping:

    dies ist die schrittweise Verhaltensformung mithilfe von Belohnungen. Die Belohnung ist am Anfang sehr weitläufig und betrifft alles, was in die Richtung des gewünschten Verhaltens geht und wird mit der Zeit immer mehr eingeschränkt.


    Zum Beispiel im Casino findet eine partielle, positive Verstärkung statt.


    Bei einer Bestrafung ist es wichtig, dass die Konsequenzen sofort erfolgt, bzw. festgelegt werden. Je mehr Zeit dazwischen vergeht, desto unverständlicher erscheint es zB einem Hund oder Kind.

    Deswegen ist es besser, wenigstens gleich etwas anzudrohen- das muss dann aber auch konsequent durchgezogen werden!

    Außerdem ist es besser, wenn der Bestrafte aktiv an der Bestrafung teilhat und etwas konstruktives leisten muss.


    Es gibt auch erlernte Hilflosigkeit:

    Verliert man die Kontrolle, und weiß nicht, wann die Strafe eintrifft, kann man auch keine Verteidigung aufbauen.


    Experiment:


    Ratten waren in einem Käfig eingesperrt, der unkontrolliert und ohne Vorwarnung unter Strom gesetzt wurde-> sie resignierten und warteten auf Erlösung.


    Dies kann auch einem Schüler, der oft oder immer schlechte Noten schreibt, passieren.


    1. Soziales oder Kognitives Lernen


    ist die Aneignung von Wissen, das auf der Nutzung unserer geistigen Fähigkeiten beruht: der Wahrnehmung, der Vorstellung, dem Schlussfolgern und anderen Formen der Informationsverarbeitung.

    Der/Die Betreffende lernt, indem er/sie jemanden oder etwas beobachtet und diese beobachteten Informationen entsprechend verarbeitet. Wird durch das Beobachten des Verhaltens einer Person gelernt, so wird dies auch als Modelllernen bezeichnet. s


    Denkprozesse, Erwartung, Motivation, Einstellung, Vorlieben, Interessen-> all das wirkt auf den Lernprozess ein.


    Wichtig hierbei ist das Latente Lernen


    Das ist ein Lernen, das ganz nebenbei erfolgt und oft nicht beabsichtigt ist.


    Experiment (Tolman)


    Ratten wurden durch ein Labyrinth geschickt, die eine Experimentalgruppe wurde positiv belohnt, wenn sie das Labyrinth meisterten. Eine zweite Experimentalgruppe wurde erst ab dem 10. Tag belohnt, sie erzielte fast die gleichen Ergebnisse wie die erste Gruppe. Die Kontrollgruppe wurde nie belohnt, doch auch sie legte nebenbei eine kognitive Landkarte an (latentes Lernen).


  • Erwartungsenttäuschung

    ein erwartetes Verhalten tratt nicht ein-> Frustration

  • Einsichtslernen

    einsichtsvolles Handeln

    Experiment nach Köhler: Affen in einem Käfig schaffen es nicht zu den Bananen zu gelangen, die überlegen und bauen sich dann etwas, um sie zu erreichen-> sie handeln einsichtsvoll

  • Modell/ Beobachtungslernen

    findet nicht nur bei Menschen statt!

    Der negative Effekt dabei ist, dass auch unerwünschtes Verhalten gelernt wird. Dafür ist es die machtvollste Lernmethode, denn so werden auch komplizierte Verhaltensmuster effektiv gelernt.


    Wichtig hier ist Albert Bandura

    er untersuchte aggressives Verhalten bei Kindern.

    Dazu teilte er drei Gruppen von je 24 Kindern, die bereits eine Neigung zu aggressivem Verhalten gezeigt hatten, ein. Sie kamen in einen Raum mit Spielzeug und einer lebensgroßen Puppe. Eine Gruppe sah in dem Raum zuerst einen Erwachsenen, der sich sehr aggressiv verhielt, eine einen, der normal spielte und die Puppe ignorierte und die Kontrollgruppe hatte keinen Erwachsenen zum Vorbild.


    Das Ergebnis war, dass die erste Gruppe extrem aggressives Verhalten zeigte, sich die zweite zurückhielt und die dritte sich für ihre Verhältnisse normal benahm.


    Wichtig ist deswegen bei Filmen:

    altersgerecht, dabei sein, darüber reden


    Allerdings werden reale Personen immer am stärksten nachgeahmt.


    Bei einem zweiten Experiment von Bandura wurde ein Spielfilm gezeigt, bei dem ein Erwachsener eine Puppe aufforderte den Weg freizumachen und der dann Aggression einsetzte.

    Auf dem Film, den die erste Gruppe Kinder sah, wurde der Erwachsene dafür belohnt. Bei dem Film für die zweite Gruppe bestraft und bei der dritten geschah nichts.


    Das Ergebnis war das gleiche wie bei dem ersten Experiment.


    Merke: Gelerntes Verhalten muss sich nicht unbedingt auch in beobachtbarem Verhalten äußern.


    Tendenz zu aggressiven Filmen und Computerspielen ist auch eine Form von aggressivem Potential.


    Bandura und Walters


    Zusammen untersuchten diese beiden Psychologen, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit ein Modell nachgeahmt wird.


    Abgesehen von der Situation und der Werthaltung einer Gesellschaft gibt es noch folgende Bedingungen:

    1. Modellierungseffekt (=kann durch Beobachten neue Verhaltensweisen schnell und effektiv lernen)

    2. Soziale (Ent-)Hemmung (=Verhalten schon in mir-> gezeigt, oder lerne ich Verhalten zurückzuhalten)

    3. Erleichterung (=neues Verhalten; identisch mit dem des Modells durch Nachahmen)


    Wann ist jemand ein Vorbild?

  • Nähe (real? Sichtbar, auffällig)

  • Sympathie- wird die Person positiv wahrgenommen?

  • Gruppe

  • die gleichen Ziele

  • Interessen

  • Belohnung- Konsequenz

  • Ähnlichkeit


    Dieses Lernen findet sowohl bewusst als auch unbewusst statt.



    Gedächtnispsychologie


    ohne Gedächtnis würde der Mensch wie ein Neugeborenes in völliger Orientierungslosigkeit dahinvegetieren, da keinerlei Prozesse abgespeichert werden würden.

    Daher ist das Gedächtnis die Voraussetzung für ein selbstständiges Leben.

    Dabei ist das Gedächtnis sowohl für bewusstes, als auch für unbewusstes Lernen zuständig und hat außerdem in sich schon angeborene Inhalte gespeichert. Es ist nicht mit dem Computer zu vergleichen!


    Leistung des Gedächtnis:

  • nimmt mit Alter ab

  • Höhepunkt 20.-25. Lebensjahr

  • allerdings lernt man als Kind am besten


    Korsakow- Syndrom


    Beeinträchtigung des Gedächtnis, man kann kein normales Leben mehr führen, ist desorientiert und hat Merkstörungen.

    Es wird vor allem durch chronischen Alkohol-Missbrauch ausgelöst.

    Symptome:

  • erkennen Altbekanntes (zB Personen) nicht mehr

  • können lange Sätze weder bilden, noch nachsprechen

  • können keine länger andauernden Handlungen durchführen

  • können keine neue Informationen mehr aufnehmen


    Retrograde Amnesie


    Gedächtnisverlust (durch Unfall, Medikamente, Alkohol...) von Sekunden/Stunden/Tagen, der allerdings meistens wieder von selbst vergeht.


    Oft kommt es auch bei Zeugenaussagen zu falschen „Beobachtungen“, da sie ihre Wahrnehmungen verzerrt wiedergeben, oder sich falsch erinnern.


    Anterograde Amnesie


    Unfähigkeit neue Informationen abzuspeichern-> dadürch können auch keine neuen Erfahrungen mehr abgespeichert werden.

    Ursache: die Verbindung zwischen Großhirn und Zwischenhirn ist gestört.


    Savant Syndrom

    Man kommt nicht alleine zurecht, unfähig im Alltag, dafür ganz eigene außergewöhnliche Begabung.

    Grund: es findet kein Filterprozess statt!!

    Grundlegende Gedächtnisprozesse


    1. Erkennen

    Reize werden durch Sinnesorgane, oder bestimmte apparative Hilfsmittel aufgenommen. Dabei machen es Tarnung und Täuschung schwieriger die Reize aufzunehmen.


    1. Encodieren

    Nach der Aufnahme werden die Reize zu sinnvollen Informationsblöcken zusammengefasst.

    Dabei erfolgt die Auswahl der Reize immer entweder automatisch oder aufmerksamkeitsgesteuert.

    Komplexe Informationen werden allerdings immer aufmerksamkeitsgesteuert aufgenommen.

    Hier sind auch die Kontextbedingungen wichtig, damit wir Reize richtig zusammenfassen und dann auch wieder richtig abrufen. Denn wir bauen Schemate (repräsentative Abbildungen in unserem Gehirn) auf, in die wir die neuen Informationen eingliedern, doch dazu müssen die Bedingungen die gleichen sein.

    Um Reize aufnehmen und encodieren zu können, muss ich Wissen beitragen.


    1. Speichern

    Beim Menschen verbal orientiert!

    Menschen speichern in semantischen Netzwerken, wobei jeder Mensch eine individuelle Gedächtnisstrategie hat, für die auch dieErfahrungen, Absichten und Motive ausschlaggebend sind.

    Welche Informationen benötige ich, welche sind wichtig und emotional mit mir verbunden?


    1. Abrufen

    Ich kann die gespeicherten Erinnerungen wieder abrufen, wenn mir etwas auf die schnelle nicht einfällt, liegt das entweder daran, dass ich unter Stress stehe, oder die Information doch noch nicht abgespeichert habe.


    Hauptkomponenten


    Sensorisches Gedächtnis


    Ultrakurzgedächtnis-> nur ein paar Sekunden Kapazität

    es ist eng an die Sinnesorgane geknüpft und erledigt nur einfache Encodierungen, zB Telefonnummer, die man sich nur ganz kurz merkt, um sie einzutippen.

    Das SG erfolgt automatisch.


    Kurzzeitgedächtnis


    Das KG ist aufmerksamkeitsgesteuert und nimmt die Informationen vom SG auf und verarbeitet sie.

    Die Aufnahmekapazität ist auch hier gering.

    Es ist das Arbeitsgedächtnis.


    Ebbinghaus, ein Mitbegründer der Experimentalpsychologie, beschäftigte sich mit Lernen und Vergessen und machte überwiegend Selbstversuche mit sinnlosen Silben. Dadurch waren die Ergebnisse von der Erfahrung etc. unabhängig.

    Dabei kam er auf die Zahl 7+-2. Soviele Einheiten kann sich ein Mensch merken.


    Er lieferte auch quantitative Angaben darüber, wie schnell wir vergessen.

    Feststellung: Wir vergessen, unmittelbar nachdem wir lernen.

    Durchschnitt: nach einem Tag haben wir noch 1/3 des Wissens abrufbereit

    wir merken uns:

    1. Prinzipien/ Gesetzmäßigkeiten

    2. Gedichte

    3. Prosa

    4. sinnloses


    Das Langzeitgedächtnis


    reicht für ein Leben, außer es ist durch Unfall etc beeinträchtigt worden und auch bei jedem Rausch sterben Gehirnzellen.

    Es speichert unbewusst, ich kann nur über das KG willentlich Information hervorrufen.

    Wichtig ist hier auch der Positionseffekt (primacy/recency)=> Infos an erster und letzter Stelle merkt man sich am besten.


    In welcher Form wird Wissen im Gedächtnis repräsentiert?


    Man teilt Wissen in prozedurales (geübte Dinge) und deklaratives (Tatsachen etc) Wissen. Das deklarative Wissen wird noch einmal in semantisches (allgemeines) und episodisches (persönliches) Wissen eingeteilt.


    Das Vergessen


    das Vergessen hat auch positive Seiten- bei negativen, starken Erlebnissen heilt die Zeit alle Wunden.


    Vergessen wird in Inteferenz und Spurenverfall geteilt. Spurenverfall passiert meist im Zusammenhang mit Altsheimer, oder Unfällen etc. und ist die wirkliche Zerstörung der Spuren, auf denen das Wissen gespeichert war.

    Inteferenz hingegen bedeutet, dass das Wissen aus dem LG nicht mehr abgerufen kann, weil es entweder zu oberflächlich gelernt wurde, nicht wiederholt wurde, oder zu schnell hintereinander gelernt wurde, so dass sich Spuren überlagert haben.


    Dabei gibt es auch Hemmungen:

  • proaktive (vorwärtswirkende)

  • retroaktive (rückwärtswirkende)

  • emotionale Inteferenz/Hemmung (em. Ereignis wühlt auf-> Black Out)



    Methoden zur Gedächtnisverbesserung


  • aufmerksam und konzentriert

  • encodieren

  • mit vorhandenem Wissen koppeln-> neue Strategien zur Lösung erarbeiten

  • Notizen, bunt kennzeichnen, rausschreiben...

  • wiederholen und selbsttesten-> hier muss man auf die Gefahr des Ãœberlernens achten!

  • Verteiltes Lernen, damit sich die Spuren nicht überlagern

  • PQRST-Methode (Preview, Question, Read, Self-Recitation, Test)



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