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Abiturvorbereitung
Theaterwissenschaft

Marienschule Fulda

14 Punkte, 2015

Michelle S. ©
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Der kleine Prinz - Inszenierungskonzeption: Lobtirade des Prinzen auf die Rose. Darstellendes Spiel

Q2 DS5, Darstellendes Spiel Nr.4 „Meine Rolle handelt“

Im Folgenden werde ich nun die Lobtirade des Prinzen auf die Rose bühnenwirksam umsetzen. Dabei habe ich mich bewusst dazu entschieden, ausschließlich Rose und Prinz auftreten zu lassen, um zu verdeutlichen, dass der Prinz, wenn er von der Rose spricht, alles um sich herum also seine gesamte Umwelt ausblendet und ausschließlich an seine Rose denken kann.

Aussageabsicht dieser Begegnung soll dabei darstellen, dass manche Menschen dazu neigen viel mehr verliebt ins "Verliebt sein" zu sein, als in die eigentliche Bezugsperson selbst.

Kritisieren möchte ich damit, wie einfach es sich der Liebende in der von uns konstruierten Situation macht. Indem er Sie zu einem Idealbild hochstilisiert - das sie real nie verkörpern kann - enthebt er sich der Mühe, die Angehimmelte als Mensch mit Ecken und Kanten wahrzunehmen und entgeht somit der Verpflichtung sich um ihre realen Bedürfnisse auch nur im Geringsten kümmern zu müssen.

So degradiert er die Geliebte regelrecht zu einer Projektionsfläche seines Wunschdenkens und löscht somit ihre Individualität, mit der er nichts zu tun haben will, restlos aus.

Die Bühnengestaltung wird in meiner Inszenierungkonzeption schlicht gehalten werden. Um den Anschluss zur gerade erfolgten Landung herzustellen, stellt das Bild eines stehenden Flugzeuges den Hintergrund dar.

Am Bühnenrand wird der kleine Prinz sitzen, der zunächst in Gedanken versunken, die Beine hin und her schwingt, diese gedankenverlorene Haltung sowie die niedrige Ebene auf der er sich bewegt, zeigen dabei, wie kindlich der Prinz noch in seinem Denken ist, was von seiner farbenfrohen und somit „kindertypischen“ Kleidung weiterhin unterstrichen wird.

Die niedrige Ebene verbildlicht die frühe Phase seines Seins und sich daraus ergebend, dass er dem Publikum in dieser Lebensphase noch sehr nahe sein kann, da er als Kind jedem durch seine unvoreingenommene Weltanschauung auf Augenhöhe und ehrlich begegnet, ihn also noch keine Vorurteile und Zweifel von seiner Umwelt trennen.

Die Rose hingegen befindet sich schon jetzt im Hintergrund, dem Publikum zwar zugewendet, aber dennoch durch ihre Position klar von ihm getrennt, diese räumliche Distanz dient als Sinnbild für ihre Arroganz und den Narzissmus, der sie von ihrer Umwelt abschottet.

Des Weiteren steht sie im Gegensatz zum Prinzen mit beiden Füßen auf dem Boden, somit wirkt sie reifer und gestandener als er, der die Beine munter durch die Luft schwingt. Auch die höhere Ebene, die sie bespielt, verdeutlicht wieder einmal, dass sie in der „Beziehung“ beider die Mächtigere ist.

Ihre schwarze Kleidung, sinnbildlich für ihre Herzlosigkeit (die allerdings ein Teil von ihr ist), die auch im Gegensatz zur bunten Erscheinung des Prinzen steht, rundet die gegensätzlichen Erscheinungen beider ab, der Kontrast der dabei geschaffen wird, betont die Unterschiede beider Charaktere und deren Eigenheiten.

Dass die Rose aber bereits jetzt auf der Bühne zu sehen ist, obwohl der Prinz noch nicht einmal mit ihrer Beschreibung begonnen hat, unterstreicht, dass der Prinz auch jetzt an sie denkt, sie immer im Hinterkopf hat. Neben ihr befindet sich ein Siegertreppchen (siehe Skizze) dessen höchstes Podest genau in der Mitte steht, und dessen Farbverlauf mit steigenden Treppchen von Schwarz in Blutrot übergeht und deren Treppchen steigend immer schmaler werden.

Dieser Wandel wird später die „Zwangsmetarmorphose“ der Rose unterstreichen, noch steht diese allerdings am schwarzen Fuße des Treppchens. Zu beachten ist dabei, dass ihre Haltung gerade „menschlich“ ist, diese wird sich nun aber immer statischer und steifer bis hin zum marionettenähnlichen steigern, um das Ersticken ihrer eigenen Individualität durch das Aufzwängen eines Ideals deutlich zu machen.

Das Wort „wunderschön“ zieht er dabei besonders in die Länge, was den Eindruck erweckt, dass er gerade in Gedanken an die unbeschreibliche Erscheinung der Rose schwelgt. Dabei hört er auf mit den Beinen zu „baumeln“ und drückt außerdem den Rücken durch, somit entsteht der Eindruck, dass er sich jetzt auf ein Thema konzentriert, er seine gesamte Aufmerksamkeit nun dem Gedanken an die Geliebte widmet.

„ Ihre Blütenblätter sind leuchtend rot, wie die glühende Abendsonne und ihre Haut so weich wie Wolken“ fährt er fort, wobei die verwendeten Beschreibung das Publikum fesseln und durch die scheinbar beinhaltete Romantik blenden. Die Rose allerdings kontrastiert nun diese Handlung und macht wie folgt deutlich, welche Folgen derartige Verklärungen für sie haben.

Um diesen Effekt noch zu verstärken, beginnt sie, sich vom Publikum wegzudrehen, so wird sie „entpersonifiziert“, da ihr Gesicht also ihre Mimik, mit der sie ihre menschlichen Gefühle ausdrücken kann, in den Hintergrund rückt. Auch die Haltung wird statischer, um sie noch „unmenschlicher“ erscheinen zu lassen und so zu verdeutlichen, dass das angestrebte Ideal gar nicht zu erreichen ist.

Man beginnt sie nun leicht zu beleuchten, wodurch sie selbstredend heller erscheint, somit rückt das idealere Bild von ihr in den Vordergrund, während die Teile die sie hinter sich lassen muss, also ein nicht zu leugnender Teil ihrer Selbst, in Dunkelheit gehüllt, totgeschwiegen verschwinden.

Doch seine Lobtirade findet kein Ende, langsam und genüsslich beschreibt er weiter „Wenn sie lächelt, vergesse ich fast zu atmen. Sie ist das Letzte, was mir durch den Kopf geht, bevor ich einschlafe und das Erste, woran Ich denken muss, sobald ich aufwache.“ Um zu zeigen, dass sich die Situation immer mehr steigert, bzw. der Prinz sich in das retuschierte Idealbild der Rose hineinsteigert, steht dieser nun auf.

Der dabei erfolgende Ebenenwechsel macht deutlich, dass der Prinz davon profitiert, schönt er das Bild seiner Gewählten, umso idealisierter ihre Wahrnehmung, umso leichter fällt es ihm zu „lieben“. Doch wieder entfernen sich beide, was die Lichtdämmung auf Seiten des Prinzen und die stärkere aber auch frontalere Beleuchtung der Rose herausarbeiten, wodurch sie weiter glorifiziert wird ihr Gesicht allerdings auch flacher und flacher wirkt, was wieder als Werkzeug dient, um sie zu „entpersonifizieren“.

Auch, dass sie ihre schwarze Hose hinter sich legt ( nun noch statischer  einem Roboter ähnlich, aus gleichem Grund wie bereits genannt) und unter dieser eine Weiße zum Schein kommt, steht für ihre Zwangsmetarmorphose zur ideellen Rose, für den Verlust der eigentlichen, einzigartigen Persönlichkeit.

Auch die Farbe des Treppchen dient dazu, diesen Effekt zu verstärken, es ist jetzt rötlicher, was zum Einen für den Werdegang zur retuschierten, perfekten Rose, allerdings aber auch für das Leid, das man ihr damit zufügt, steht. Der Prinz geht nun einen Schritt auf sie zu, was zeigt, dass er denkt absolut richtig zu handeln und spricht den verbleibenden Text „ Noch bevor ich frühstücke, gehe ich raus, um ihr den glitzernden Morgentau von den zarten Blütenblättern zu tupfen.

Er, der dennoch denkt ihr näher gekommen zu sein, schafft es wieder nicht. Die Rose erklimmt nun ihr letztes Podium, statisch und leblos, er hat ihr ihre Individualität geraubt, nun steht sie eingeengt auf dem winzigen, blutroten Podium, entledigt sich zuletzt der schwarzen Jacke, legt sie ad acta zu ihrer Vergangenheit und dreht dem Publikum endgültig dem Rücken zu, komplett in weiß gekleidet, entspricht sie jetzt dem Reinen Perfekten Bild des Prinzen.

Ihr Rücken soll nun an die Pojektionsfläche erinnern, die der Prinz von Anfang an suchte, ihre Degradierung ist vollbracht, perfekt geschönt und somit unmenschlich wie sie nun ist, kann er sie nun mühelos „lieben“.


Denn wer ein Urbild seiner eigenen Seele auf ein lebendiges, einmaliges Wesen überträgt, der raubt diesem seine Individualität und naja, liebt eigentlich nicht.


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