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Fachbereichsarbeit
Kunst/Design

Universität Paderborn

2008, Prof. Dr. Ströter-Bender

Dominique M. ©
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ID# 17607







Inhalt

1 Einleitung

1.1  Erläuterung zur Themenwahl

1.2  Bearbeitungsabsicht

2        Die japanische Gartenkunst

2.1  Geschichtlicher Überblick

2.2 Unterscheidung fünf verschiedener Gartenstile

2.3 Die einzelnen Gestaltungselemente und ihre Symbolik

2.4.              Lehren und Philosophien, die Einfluss auf die Gestaltung

der „kare-san-sui“ Gärten hatten

3        Ideen zur Umsetzung von Aspekten des Themas im Kunstunterricht

Bau eines Miniaturtrockengartens und Foto Reportage

4 Fazit

I Abbildungsverzeichnis

II Quellenverzeichnis

Quellenverzeichnis

Bazin, Germain: DuMont’s Geschichte der Gartenbaukunst. Köln 1990

Binder-Nakajima, Kurt: Japan. Luzern 1984

Borja, Erik: Japanischer Garten. München 2000

Jun’ichiro, Tanizaki: Lob des Schattens. Zürich 2002

Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden II Praxisband. Berlin 2003

Nitschke, Günter: Gartenarchitektur in Japan. Köln 1991

Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan. München 1999

Schöttle, Herbert: Kunst aktiv-kreativ. Paderborn 2004

Ströter-Bender, Jutta: Lebensräume von Kunst und Wissen, UNESCO-Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen. Paderborn 2004

Takei, Jîro/Keone, Marc P.: Sakuteki oder die Kunst des japanischen Gartens. Stuttgart 2004

Violet, Reneé: Kleine Geschichte der japanischen Kunst. Köln 1984

Garten

de.encarta.msn.com /encyclopedia_761566679_6/Japan.html

II

.

1 Einleitung

Im Rahmen des Seminars für Kunstpädagogik und Interkulturalität habe ich persönlich

erfahren, wie vielschichtig und fruchtbar die Herangehensweise an eine Thematik wie das kennen lernen fremder Kulturen sein kann. Am Beispiel Japans gingen wir aus Entdeckungs-Reise, um eine uns unbekannte Ästhetik und Kunst zu erschließen, sowie ihren Einfluss auf die europäische Kultur zu erkennen.

Die Vorstellung einer Unterrichtsreihe zum Thema Japan aus einer Realschulklasse, gab einen direkten Einblick, auf welch vielfältige Weise wir den Schülern fremde Kulturen im Kunstunterricht praktisch erfahrbar machen können.

Das Manga-Seminar war zudem eine gute Möglichkeit für uns Lehramtsanwärter-/innen, das auszuprobieren, was bei Kindern und Jugendlichen an aktueller japanischer Alltags- und Medienkultur schon angekommen ist und bereits fasziniert.

1.1 Erläuterungen zur Themenwahl

Im Hinblick auf das Blockseminar sammelten wir Informationen über weitere Bereiche der Kultur Japans. Hierbei bin ich mit der Gartenkunst dieses Landes in Berührung gekommen. Ursprünglich wollte ich ein kurzes Referat darüber halten, um anschließend mit den anderen Seminarteilnehmer-/innen Modelle von japanischen Meditationsgärten zu bauen.

Das Thema ist aber so vielschichtig, dass für dieses Vorhaben der Zeitrahmen von maximal 60 Minuten innerhalb des Blocks nicht ausgereicht hätte. Deshalb beschloss ich, es zum Thema meiner Hausarbeit zu machen.

1.2 Bearbeitungsabsicht

Neben einem kurzen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung des japanischen Gartens, mit Schwerpunkt auf der künstlerischen Gartengestaltung, werde ich auch auf die ursprünglichen heiligen Reisgärten eingehen und an einer anderen Stelle davon berichten, was ich über private und landwirtschaftliche Gärten in Japan herausgefunden habe.

Fünf der verschiedenen Gartenstile beschreibe ich unter Angabe ihrer Funktion und Hauptcharakteristika. Der Schwerpunkt meiner Betrachtung liegt aber auf der besonderen Gartenform des Trockengartens kare-san-sui, seiner Ästhetik und seiner Bedeutung als Meditationsgarten.

Anschließend stelle ich die wichtigsten Gestaltungselemente und Gestaltungsmittel, die in den japanischen Gärten Verwendung finden, vor und erläutere die Symbolik einiger Elemente.

1

Ich greife zudem drei der fernöstlichen Lehren und Philosophien auf, die Einfluss auf die Ästhetik des kare-san-sui Gartens haben sollen.

Im folgenden Teil stelle ich Ideen zur Umsetzung und Bearbeitung der Thematik im Kunstunterricht vor. Die ästhetische Forschung soll dabei ebenso wichtig sein, wie die praktische Umsetzung.

Das abschließende Fazit ist eine Zusammenfassung meiner inhaltlichen und praktischen Erfahrungen bei der Auseinandersetzung mit diesem Thema.

2 Die japanische Gartenkunst

Der japanische Garten, wie er sich heute in Parks und Innenhöfen als Kunstform zeigt, ist das Ergebnis einer langen, von verschiedensten Einflüssen geprägten Entwicklung. Das Besondere der japanischen Gärten ist, dass noch so viele verschiedene alte Anlagen existieren, vor allem in der ehemaligen Hauptstadt Kyoto.

Daneben gibt es natürlich auch die Landwirtschaft und den ganz einfachen privaten Kleingarten. Eine Vorstellung davon gibt Beschreibung einer jungen Frau, die sich im Rahmen eines Austauschprogramms 2006 in Japan aufhielt: “Überall in den Gärten, sogar in den streng bewirtschafteten Gemüsegärten, in denen die Blumen sonst nur geduldet werden, wenn sie eine schädlingsbekämpfende Wirkung haben, blühen jetzt die Chrysanthemen in überstrotzendem Gelb.

Wer denkt, sie blühen da zur Zierde, denkt natürlich falsch. Denn sie landen da, wo fast alles, was in Japan wächst, kriecht oder schwimmt, früher oder später landet, auf dem Teller.”¹

Da Japan überwiegend aus Bergmassiven besteht, sind nur ungefähr 15% der Landfläche kultivierbar. Aufgrund dieses Platzmangels rücken die Agrar- und Industrieregionen immer mehr zusammen. Die landwirtschaftlich genutzten Gebiete sind in einige Großbetriebe und viele kleinere Gehöfte aufgeteilt, wovon 70 Prozent nur etwa einen Hektar Fläche oder noch weniger umfassen.

Ernten sind durch den Einsatz von Kunstdünger und verbesserte Anbauverfahren zwei- oder dreimal jährlich möglich, obwohl dies die Böden stark beansprucht. Etwa 40 Prozent der Landwirtschaftsfläche werden für den Reisanbau verwendet, der über ein Drittel der Gesamternte beträgt. Reis bildet nach wie vor den Grundstock der japanischen Ernährung. Etwa 70 Prozent des eigenen Nahrungsmittelbedarfs kann von eigenen Erzeugnissen gedeckt werden.


¹Vgl. Japan ist ein fremdes Land: 11/2006

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Der Anteil der ländlichen Bevölkerung , die Landwirtschaft meist im Nebenerwerb betreibt, ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen; durch Überalterung, Abwanderung und die Konkurrenz der Großbetriebe. Die Bedeutung der Landwirtschaft verändert sich. Da die klassische Form eines Bauernhofes in der Kulturlandschaft immer seltener wird, wandelt sie sich neuerdings zum Tourismusobjekt.¹

2.1 Geschichtlicher Überblick

Das japanische Wort shima für Garten” oder “in Besitz genommenes Land” leitet sich aus dem archaischen Wort shime her, das “gebundenes Artefakt” bedeutet und “Inbesitznahme” signalisiert. Die Wertschätzung territorialen Eigentums, die Naturanbetung, der Sinn für Einfachheit und die Reiskultur sind verschiedene Züge ur-japanischer Verhaltensweisen, die im Shintoismus wurzeln.

Shinto-Heiligtümer werden zum Beispiel mit Bändern oder Kordeln kenntlich gemacht.

Als heilige Stätten sind wurden schon seit der japanischen Antike Bäume, besondere Stein-formationen und Stellen an Flussläufen bezeichnet. Der Schönheit dieser Orte wird göttliche Präsenz zugeschrieben. An diesen Heiligtümern werden heute noch Reis und Reiswein Sake geopfert. Die Reiskultur begann in der Yayoi-Zeit, also im zweiten Jahrhundert vor Christus.

Die heiligen Reisfelder shinden stellen eine Art ersten Garten dar, als einen Ort, in dem Gottheit und Mensch sich begegnen. Angelegt werden sie am Fuß eines Berges, aus dem der Fluss entspringt, der die Felder bewässert. Gegenüber ist ein Shinto-Tor aufgestellt, welches den Eintritt in diesen heiligen Ort signalisiert. Seit der frühen Edo-Zeit wurden Reisfelder auch in die großen Wandelgärten integriert, wo sie oft die Form eines magischen Quadrates hatten, aufgeteilt in drei mal drei Quadrate.²

Die erste der sechs wichtigsten Gartenepochen, die meist durch gesellschaftliche und politische Veränderungen geprägt sind, ist die Nara-Zeit (710-784).

In dieser Epoche entstanden, unter chinesischem Einfluss, vor allem Teich-, Bach- und Zeremonialgärten. In Nara, der letzten der alten Hauptstädte Japans, 48 km südlich von Kyoto, wurden 1974 bei Ausgrabungen Überreste eines Palastgartens entdeckt.

² Vgl. Nitschke, Günter: Gartenarchitektur in Japan, S.22f

³ Vgl. Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan

3

Es wurde dargestellt durch Teichanlagen mit Inselgärten. In dieser romantischen Ära der japanischen Kulturgeschichte legten die Menschen nicht nur in der Gartenkunst immer mehr Wert auf Details. In den kaiserlichen Gärten fanden Zeremonien, Musikdarbietungen und Dichterlesungen statt, teilweise sogar auf Booten. Im 11. Jahrhundert entstand das Sakuteki, die weltweit wohl erste Abhandlung über Gartengestaltung.

Die dritte Epoche wurde nach der Herrschaft der Shogun benannt, die ihren Regierungssitz in Kamakura hatten. Das Kamakura-Shogunat (1185-1333) brachte den Künsten wenig Interesse entgegen. Chinesische Mönche der Song Dynastie brachten Zen, Tee, Gemälde und weitere Artefakte nach Japan. In den Gärten wurden häufiger Felsen gesetzt und die ersten Zen-Mönche begannen mit der Anlage von Gärten.

Die Muromachi-Zeit (1338.1573) war einerseits eine Epoche, in der der große Onin-Krieg stattfand, aber andererseits eine, in der die Gartenkunst durch den Einfluss des Zen noch

raffinierter wurde. Es entstanden die beiden berühmten Trockengärten aus Steinen und Kies Daisen-in (1513) und Ryoan-ji (1499) in Kyoto.

In der Momoyama-Zeit (1573-1603) erfuhren die Händler und Teemeister einen gesellschaftlichen Aufstieg. Die Teezeremonie wurde von Rikyu verbreitet, einem Händler, der zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der japanischen Geschichte wurde. Man baute Teehäuser und legte die ersten Teegärten an. Sie brachten Bescheidenheit zum Ausdruck, im Gegensatz zu den großen Felsen, die Reichseigner als Symbole ihrer Macht in ihren Gärten aufstellen ließen.

Die Edo-Zeit (1603-1868) war die Epoche der nationalen Abschottung. Edo, das heutige Tokyo, wurde zur Hauptstadt, in der strenge Sozialstrukturen herrschten. In den Städten entstanden, kleine Hofgärten. Sie wurden von Händlern und Samurai nach den Vorbildern von Tee- und Trockengärten gestaltet. Die immer protzigere Gestaltung der Gärten ließ die Tiefe und schöpferischen Elemente ihrer nach philosophischen Grundsätzen angelegten Vorgänger vermissen.

Ab 1867 öffnete Japan sich nach der zweihundertjährigen Isolation wieder nach Westen.

Seit dieser Zeit nehmen Stile wie der Minimalismus der Zen-Gärten, der naturalistische Stil und die Avantgarde einen breiten Raum ein in der Gartenkunst. Auch traditionelle Motive, wie die mystischen Inseln, werden immer wieder als Gestaltungselement aufgegriffen.¹ ²

¹ Vgl. Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan

² Vgl. Garten

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2.2 Unterscheidung der verschiedenen Gartenstile

Aus der großen Anzahl sich überschneidender Gartenstile sind die folgenden fünf besonders charakteristisch: Der Teichgarten, der Wandelgarten, der Teegarten, der Hofgarten und der Trockengarten.

Teiche, Seen, Bachläufe und Wasserfälle sind von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil japanischer Gärten. Eine Atmosphäre der Beschaulichkeit, Heiterkeit und Ruhe wird durch sie geschaffen. Wasser findet in jedem noch so kleinen Garten Platz, wobei mit einem großen Teich oder Bach eine stärkere Wirkung erzielt wird.

Die asymmetrisch angelegten Wassergärten, nahmen sich in der Heian-Zeit die Natur als genaues Vorbild.¹

Im Gegensatz zum Teich- oder Bachgarten, die oft für Bootsfahrten genutzt wurden, enthält ein Wandelgarten Wege, die meist um ein kleines Gewässer herumführen. Der seit dem 14. Jahrhundert bekannte Gartentyp wurde erst im 17. Jahrhundert, während der Edo-Zeit, populär. Alles ist auf die Erbauung des Besuchers und Betrachters ausgerichtet.

Die Wege führen vorbei an kleinen Sehenswürdigkeiten, wie Brücken Teehäusern, Laternen oder nachempfundenen Landschaften. Es gab weniger Steinelemente, da diese im städtischen Bereich schlechter zu beschaffen waren. Häufiger wurden beschnittene Sträucher zur Gestaltung eingesetzt. Mit der Kunst des Formschnitts, o-karikomi genannt, modellierte der Gärtner immergrüne Gehölze wie Azaleen oder Kamelien zu rundlichen Hügeln oder abstrakteren Formen.

Ein Kunstgriff kleine Gärten größer wirken zu lassen, war die Technik des shakkei. Man borgte sich sozusagen eine Landschaft. Die jenseits des Gartens gelegenen Hügel oder Gebirge wurden optisch mit in die Gesamtkomposition einbezogen.¹

Mit ihrem unverwechselbaren Aussehen und der zugrundeliegenden Philosophie fügen sich Teegärten seit dem 16. Jahrhundert bestens in ein urbanes Ambiente ein. Japans Meister wählten die Hintergärten in Kyoto, Nara und anderen Städten zum Standort dieser sogenannten “Bergrefugien in der Stadt”.¹ ²

¹Vgl. Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan.

² Vgl. Binder-Nakajima, Kurt: Japan.

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Es handelte sich anfangs nur um einfache Wege, die den Pfad der Pilger zu den einsiedelnden Weisen in den Bergen symbolisierten. Die Bezeichnung für Teegarten, roji, bedeutet etwa taufeuchter Weg oder taufeuchter Boden, was an die Wege im Gebirge erinnern soll. Sie führen innerhalb des Teegartens an einer Wartehütte, einem Wasserbecken, tsukubai genannt, und Laternen vorbei zum Teehaus. Dabei muss mindestens auch ein Tor durchquert werden.

Der Besucher kriecht nach seiner Wanderung durch die symbolische Wildnis, in gebeugter Haltung in das Teehaus. Diese Demutshaltung soll den Geist auf den Übergang von einer materiellen Welt in eine höhere Bewusstseinsebene vorbereiten.¹ ²

Da diese Höfe meist zu dunkel für Blühpflanzen sind, werden vorwiegend immergrüne Gehölze mit glänzenden Blättern oder schattenliebende Farne und Bambussorten verwendet. Auch der beliebte Moosteppich gedeiht hier. Wo Pflanzen nur sehr schlecht wachsen, erfüllen Trockengärten Innenhöfe mit überraschend viel Leben.

Die Gestaltung wird also den Raum und Lichtverhältnissen ebenso angepasst, wie dem Geschmack des Besitzers. Hier spielen seltener religiöse oder philosophische Erwägungen eine Rolle. Vielfach werden verschiedene Motive und Artefakte aus anderen Gartenformen übernommen und kombiniert.¹

In Japan werden Trockengärten kare-san-sui genannt, was übersetzt etwa “Trocken-Berg-Wasser” bedeutet. Dieser Begriff trat erstmals im sakuteiki auf, wo er kleine Trocken-landschaften innerhalb eines großen Teichgartens bezeichnet. In ihnen treten Sand und Kies an die Stelle des Wassers. Es gibt viele Mutmaßungen über ihren Ursprung.

Einige nehmen an, diese Gartenform entstand während einer Dürreperiode. Eine andere Theorie ist der Mangel an finanziellen und gestalterischen Mitteln in der Folgezeit nach dem Onin-Krieg. Heute vermuten die Kunsthistoriker, dass seine Gestaltung auf die monochromen chinesischen und japanischen Landschaftsmalereien zurückzuführen ist und der auf Zen-Philosophie basiert.¹

¹ Vgl. Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan.

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In Zen-Tempeln wurden Trockengärten in der Regel in rechteckigen Höfen angelegt.

Sie bestehen aus einer Fläche aus geharktem groben Sand oder Kies in die verschiedene Steingruppierungen gesetzt sind In vielen gibt es außer dem Moos am Fuß der Steine keine Pflanzen. In anderen Gärten dieser Art werden unter anderem stark zurückgeschnittene Azaleen als Gestaltungsmittel verwendet. Farbe scheint hier nur wenig Bedeutung zu haben, während Komposition und Raum vorrangig sind.

Der karge minimalistischen Stil dieses Gartentyps kann durchaus als monochromes Gemälde interpretiert werden, das eine ferne Landschaft in idealisierter Form darstellt und von einem rechteckigen Rahmen eingefasst wird.¹ ²

2.3 Gestaltungselemente japanischer Gärten und ihre Symbolik

Ein japanischer Garten gilt als eine in sich stimmige und geschlossene Komposition, in der rein dekorative Elemente, wie Solitäre, Blickfänge, Statuen oder andere Skulpturen, nur stören würden. In der gängigen westlichen Vorstellung scheinen japanische Gärten voller Laternen, roter Bogenbrücken, Steinbecken und Bambuszäune. Die Gestaltung einer solchen Anlage ist aber mehr, als nur das Kombinieren dieser Elemente mit geschnittenen Azaleen, knorrigen Kiefern und einer Bambuspflanze.

Die von Menschenhand gestalteten Gartenelemente, sind zum Beispiel das Tor, das beim Eintritt durchschritten wird und der schlichte oder kunstvoll geflochtene Zaun, der die Anlage einrahmt. Pfade aus unbearbeiteten oder gebrochenen Steinplatten zeigen, besonders im Teegarten, die Richtung an. Laternen erleuchten den Weg, und die Wasserbecken zum Waschen von Händen und Mund befinden sich in der Nähe der Teehäuser.

Der Pavillon ist ein Ruheort von dem aus der schöne Blick auf den Garten genossen wird.

Tore werden vor allem in Teegärten verwendet. Sie untergliedern diesen in zwei oder drei Bereiche. Sie sind aus Holz, Bambus oder geflochtenem Material, wie Stroh, hergestellt.

Zäune und Mauern dienen als Begrenzung und Sichtschutz. Häufig anzutreffen sind sauber verputzte Ziegel oder Lehmmauern, die auf der Krone mit Zierziegeln gedeckt sind. Die mit Bambus, Stroh oder Schilf gearbeiteten Zäune gewähren nicht nur Schutz und Privatsphäre, sondern sind, auch in unseren europäischen Gärten, gern eingesetzte Gestaltungselemente. ¹ ²

² Vgl. Garten

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Wege können sehr verschieden gestaltet sein. In Wandelgärten gibt es teilweise eingefasste Kieswege. Oft sind es, aus unregelmäßig verlegten Trittsteinen bestehende, Pfade, welche durch ihre Richtungsänderungen die Aufmerksamkeit der Besucher auf ganz bestimmte Aspekte lenken und neue Ausblicke eröffnen. Man trifft auch gradlinig verlegte Granitplatten an, die quadratisch oder rechteckig geformt sind.

Als besonders geschmackvoll gelten die Wege, in die Gebäudefragmenten, alte Mühlsteine und Dachziegel eingearbeitet wurden. Diese Art der Wiederverwendung wird mitate genannt, was soviel wie “neu sehen” bedeutet.

Brücken, die Wege über das Wasser, sind entgegen allen Vorstellungen mit Vorliebe aus Steinen, sehr großen schweren, aber auch kleinen Trittsteinen, gefertigt. Außergewöhnlich sind die im Zickzackmuster über flache blumenbewachsene Gewässer führenden Wege aus Holzplanken, sie werden in Japan yatsu-hashi genannt. Die rote Bogenbrücke dagegen stammt ursprünglich aus China.

Auch das Wasserbecken mit Schöpfkelle oder Bambuszulauf hat eine wichtige Funktion vor dem Shinto-Schrein. An ihm können die Besucher ihre Waschungen vornehmen, denn Wasser gilt als Mittel der körperlichen und geistigen Reinigung.

Pavillons im chinesischen Stil standen schon in den japanischen Gärten der Frühzeit. In ihrer meist sechseckigen Form mit geschwungenem Dach, boten sie durch die vielen Fenster einen Blick auf den Teich und das Grün. Das später aufgekommene Teehaus ist meist von schlichterem Aussehen. Es ähnelt ein wenig unseren Gartenlauben.¹

Zu den wichtigsten natürlichen Gartenelementen zählt das Wasser. Es stellt den lebensspendenden Flusslauf dar, kann aber in Form eines Teiches oder Sees ganze Meere symbolisieren in denen sich Inseln gruppieren.

Sand oder Kies kann auch für Wasser stehen. Die Strukturierung der Oberfläche, zum Beispiel durch Harken von Mustern oder Wellen, gibt dem dargestellten Gewässer seine Bewegung.¹

Steine werden ganz vielfältig eingesetzt. Der Japaner setzt die Steine nicht, er “errichtet” sie sozusagen, weil er ihnen eine besondere Energie zuschreibt.

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„Die verschiedenen Elemente der Gärten werden nicht als tote Dinge betrachtet, sondern als Wesen mit eigenem Charakter. Im Sakuteki heißt es: „( .)Dann sollte man den Kopf von stehenden Steinen und das Gesicht von liegenden Steinen gen Himmel richten und sie über den Garten verteilen( .)“ “.¹

Steine stellen Felsen, Inseln und sogar Wasserfälle dar. Der besondere „Drachentor-Wasserfall“ ist ein Sinnbild für Erleuchtung, satori genannt. Bilden Steingruppen die Form eines Kranichs oder einer Schildkröte, so steht dies symbolisch für ein langes Leben.²

Auch Bäume sind Symbole für langes Leben, vor allem die Kiefer und die Sicheltanne. Oft gestalten japanische Gärtner durch Beschneiden, Binden oder Wickeln knorrige Baumformen.

Die Blüten des Pflaumen –und Kirschbaumes stehen für das wiederkehrende Leben, aber auch für seine Vergänglichkeit.

Die einzelnen Abschnitte des standfesten aber biegsamen Bambusrohrs werden als Sinnbild für die Generationen gesehen.

Im Gegensatz zu europäischen wird in japanischen Gärten anstelle von Zierrasen gern und häufig Moos als Gestaltungsmittel verwendet. In Japan gedeihen aufgrund des feuchten Klimas sehr viele Moosarten.

der kare-san-sui Trockengärten hatten

Als besonderes Beispiel für eine Trockenlandschaft gilt der Garten des Ryôan-ji-Tempels in Kyôto, der um 1499 angelegt wurde. Eine Komposition aus 15 Steinen in einem Rechteck aus Sand wird eingerahmt von einer Öl- und Lehmwand. Außen stehende große Bäume bilden eine Kulisse für diese Kunstwerk.

Hier fand unter anderem das klassische 3-5-7-Schema, auch lo-shu genannt, Anwendung. Es beruht auf einem alten Weltmodell, nach dem schon die heiligen Reisgärten angelegt wurden.

Dieses Modell ist ein Quadrat, bestehend aus neun gleichen Quadraten. Das mittlere stellt die Mitte der Welt dar, die umgebenden die acht Himmelsrichtungen. Jedem Feld ist eine Zahl von eins bis neun zugeordnet, so dass sich in jeder Richtung die Summe 15 ergibt. Das Zahlendiagramm kreist also um die Fünf.

Die 15 Steine von Ryôan-ji, die in fünf Gruppen in der Anordnung 5-2-3-2-3 zusammengefasst sind fügen sich in dieses kosmische Schema. Dieser Zahlenkombination begegnet man im gesamten Fernen Osten; sie findet sich sogar in Musikrhythmen.²

² Vgl. Schaarschmidt-Richter, Irmtraud: Gartenkunst in Japan,

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Das besondere an dieser Anordnung der 15 Steine ist, dass nie alle gleichzeitig gesehen werden können, egal von welchem Standpunkt aus der Betrachter auf den Garten blickt.

Die Verwendung der Steine und des Sandes ist auf die yin-yang Symbolik in der Geomantie zurückzuführen. Diese Wissenschaft von den Energiefeldern der Erde, auch unter der Bezeichnung feng-shui bekannt, beschäftigt sich unter anderem mit der Erfassung von Ortsqualitäten in der Natur. Mit ihrer Hilfe wird nach einem günstigen Ort für eine Ansiedlung, den Bau eines Hauses oder die Anlage eines Gartens gesucht.

Sie ist auf die Herstellung eines harmonischen Verhältnisses zuwischen Erde und Kosmos ausgerichtet, hierbei wird der Mensch als integraler Bestandteil der Natur und ihrer Energiefelder angesehen. Der Begriff yin-yang benennt in diesem Zusammenhang die Polaritäten aller natürlichen Phänomene. Yin ist hierbei das weibliche Prinzip der Nachgiebigkeit; ihm wird das Wasser zugeordnet, was im kare-san-sui dem Sand entspricht. Yang ist das männliche Prinzip der Kraft, dem der Berg zugeordnet wird, der hier durch Steine dargestellt wird.¹


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