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Seminararbeit / Hausarbeit

Heinrich­s VII. historis­cher Italienz­ug – Eine Reise in die Vergange­nheit

2.525 Wörter / ~11 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Rudolf E. im Feb. 2011
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Seminararbeit
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Goethe Universität Frankfurt am Main

Note, Lehrer, Jahr

2009, Dr. Claudia Heimann

Autor / Copyright
Rudolf E. ©
Metadaten
Preis 3.00
Format: pdf
Größe: 0.30 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 4765







Goethe-Universität Frankfurt am Main

Fachbereich 8 – Philosophie und Geschichtswissenschaften

Sommersemester 2009

Proseminar: Einführung in das Studium der mittelalterliche Geschichte

Dr. Claudia Heimann

Referent: Eva

Fachsemester: 01

Abgabedatum: 29.10.2009

Thema: Der Italienzug Heinrichs VII.


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 3

2. Motiv 1: Erfüllung der Krönungstheorie 4

3. Motiv 2: Erweiterung der Macht in Deutschland …5

4. Motiv 3: Reichtum der italienischen Städte 7

5. Motiv 4: Persönliche Motive .7

6. Motiv 5: Heinrich VII. als Friedensstifter 8

7. Schluss ….9

8. Literaturangaben .


1.      Einleitung

Kaiser Heinrich VII. ist eine der umstrittensten Persönlichkeiten des Mittelalters[1]. Er wagte es, nach 92 Jahren kaiserloser Zeit[2] wieder, seine Machtansprüche in Italien und im Arelat geltend zu machen. Schon kurz nach dem traditionellen Umritt nach seiner Krönung zum römisch-deutschen König 1308 trat er in Verhandlung mit Papst Clemens V. und zog bald darauf, nämlich im Oktober des Jahres 1310, gen Italien[3].

Er versuchte dort eine Friedenspolitik durchzusetzen und führte eine Finanzreform durch, scheiterte in beidem aber kläglich. Dem starken Drang der italienischen Städte wie Florenz und Rom nach Autonomie hatte er nichts entgegenzusetzen[4]. Doch warum unternahm Heinrich dieses-aus heutiger Sicht-recht fragwürdige Unterfangen? Wollte er die Krönungstheorie[5] erfüllen um so seinen Macht und Einflussbereich nach Süden zu erweitern? War es seine geringe Hausmacht, die er in Deutschland nicht erweitern konnte, weil die an sein Territorium grenzenden Gebiete im Besitz der drei Erzbischöfe waren[6]? Musste er sich den prosperierenden Handelsstädten Italiens zuwenden, um die versprochenen Zahlungen an seine Wähler entrichten zu können? Oder waren es weniger greifbare Gründe wie Prestige, Sendungsbedürfnis und Traditionsbewusstsein[7], die ihn diesen Entschluss fassen ließen?

Das Zusammenspiel all dieser Aspekte soll das Thema dieser Arbeit sein; ich werde darlegen, dass es für den Italienzug Heinrichs VII. viele verschiedene Gründe gegeben haben kann – einige mehr, andere weniger plausibel. Im Verlauf dieser Betrachtung werde ich die einzelnen in der Literatur genannten Motive auf ihre Stichhaltigkeit hin überprüfen und sie gegeneinander abwägen um im Anschluss daran ein logisches Bild von verschiedenen Anlässen und Gründen zu zeichnen, das Heinrichs Handeln vielleicht erklärt.

Dabei wird sich zeigen, dass nicht alle Hypothesen beweisbar sind und auch oft sehr unglaubhaft erscheinen. Auch ist klar, dass sich, aufgrund der oft widersprüchlichen Quellenlage[8], keines der hier vorgestellten Motive vollständig verifizieren lässt.

2.      Motiv 1: Erfüllung der Krönungstheorie

Ein Grund für Heinrichs Italienzug beziehungsweise für seinen Wunsch zum Kaiser gekrönt zu werden, findet sich in der Krönungstheorie[9], die besagt, dass nur ein gekrönter Kaiser, nicht aber der römisch-deutsche König die Herrschaftsgewalt in Italien und im Arelat ausüben kann.

Somit hätte er seinen Machtbereich gen Süden erweitern und das Machtdefizit im eigenen Land ausgleichen können (siehe Motiv 2). Allerdings hätte ein solches Unterfangen ein großes Loch in Heinrichs ohnehin knappe Finanzen gerissen. Außerdem hätte er auf diese Weise Deutschland zunächst den Rücken kehren und es dem Gutdünken der Kurfürsten überlassen müssen. Zu diesem Punkt würde Heinz Thomas‛ These passen, die besagt, dass Heinrichs Orientierung nach Italien eine Kapitulation vor den deutschen Fürsten darstellte, die ohne die Störung durch einen König ihre Interessen im Reich durchsetzen wollten[10].

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Allerdings gibt es auch Faktoren, die nicht zu dieser Theorie passen. Zum Beispiel legte er den Konflikt mit den Wettinern bei, den König Rudolf herbeigeführt hatte, als er versuchte das Reichsterritorium auf Mitteldeutschland auszuweiten. Heinrich löste diese Situation, indem er die Herrschaft der Wettiner über Meißen und Thüringen anerkannte . Auch gelang es ihm die bei der Königswahl übergangenen Habsburger zu besänftigen, indem er seine beiden Vorgänger in Speyer beisetzen ließ[11].

Weiterhin gelang es Heinrich durch die Verheiratung seines Sohnes Johann mit Elisabeth von Böhmen, der Tochter des Böhmenkönigs Wenzel II., das stets umstrittene Königreich an seine Familie zu binden[12]. Zwar trat er die Reise nach Italien an, ohne den Erfolg oder Misserfolg dieses Unternehmens abzuwarten[13], aber man kann dennoch sagen, dass er sich um die Angelegenheiten innerhalb Deutschlands und seines Herrschaftsbereiches kümmerte, bevor er abreiste.

Für die Krönungstheorie spricht auch das Traditionsbewusstsein zu Heinrichs Zeit[14], auf dass ich in Motiv 4 noch einmal genauer eingehen werde. Außerdem lässt sich die Krönungstheorie auch mit Quellen belegen[15], was dieses Motiv sehr glaubhaft macht. Insgesamt lässt sich feststellen, das die Krönungstheorie sicher ein Grund für Heinrich VII. war, nach Italien zu gehen, allerdings nicht aus Angst vor den deutschen Fürsten, sondern um seinen eigenen Macht- und Einflussbereich zu erweitern.


3.      Motiv 2: Erweiterung der Macht in Deutschland

Territorial gesehen hatte Heinrich kaum die Möglichkeit, seine Hausmacht zu erweitern, da die an sein Land angrenzenden Gebiete den drei Erzbischöfen gehörten[16]. Auch wird es für ihn schwierig gewesen sein, als Luxemburger mit sehr geringer Hausmacht und als Kompromisslösung der Kurfürsten[17] sich faktisch in Deutschland durchzusetzen .

So musste er einen Weg finden, seine Machtposition im eigenen Land zu festigen. Dies konnte er durch eine Kaiserkrönung erreichen, zum einen, weil ein gekrönter Kaiser schon zu Lebzeiten seinen Sohn zum römisch-deutschen König wählen lassen konnte und zum anderen, weil ihm als Kaiser nicht das gleiche Schicksal ereilen konnte, wie 1298 Adolf von Nassau, der von seinen Wählern wegen Bruchs seiner Wahlversprechen abgesetzt wurde[18].

Heinrich V.[20], Lothar III.[21], Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig[22] gelang es nicht, ihre Söhne zu ihren Nachfolgern zu machen. Plausibler und weniger angreifbar scheint hingegen das Motiv der Absicherung gegenüber den Kurfürsten. Tatsächlich hatten sich die Kurfürsten in der Vergangenheit oft als manipulativ und berechnend erwiesen, wie sich bei ihrem Verhalten gegenüber Adolf von Nassau[23] und auch bei der Doppelwahl von 1257[24] ablesen lässt.

Daher muss es für Heinrich als doch vergleichsweise kleinem Adeligen mit geringer Hausmacht und seinem Ruf, aufgrund seiner Erziehung doch eher den Franzosen zugeneigt zu sein[25], ein großes Bedürfnis gewesen sein, seine Machtstellung zu stabilisieren. Aus einer Denkschrift vom November 1310 wird deutlich, dass Heinrich befürchtet, sein Einfluss im Reich sei zu gering, so dass er sich zum Kaiser krönen lassen müsse, um im Land für Ordnung zu sorgen[26].

Außerdem hatte ein gekrönter Kaiser die sichere Approbation des Papstes, was ihn für die Kurfürsten und anderen Mächtigen des Reiches noch weit weniger angreifbar macht. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Wunsch nach einer Wahl seines Sohnes zum römisch-deutschen König nicht beweisbar und auch nicht besonders wahrscheinlich ist, daher ist dieser Teil des Arguments nicht sehr stichhaltig.


4.      Motiv 3: Reichtum der italienischen Städte

Italienische Handelsstädte wie Florenz, deren Wirtschaft florierte[27], könnten Heinrich VII. als reizvoll erschienen sein, da ihr Reichtum hohe Abgabemöglichkeiten an den Kaiser versprach. Diese Abgaben konnte er aufgrund der Rechte, die das Deutsche Reich an den italienischen Städte auch durchsetzten[28], zumindest in der Theorie.

Das kam zum einen seiner eigenen Kasse zu Gute, aus der er ja seinen Plan des Italienzuges und die damit verbundene Kaiserkrönung finanzieren musste[29]. Zum anderen hatte er, um gewählt zu werden, den weltlichen und geistlichen Kurfürsten horrende Geldsummen versprochen[30], die er letztlich auch bezahlen musste. Ein weiterer Grund, warum die italienischen Städte Heinrich lockten, war wohl deren Fortschrittlichkeit in Sachen Währung, da dort schon seit Langem Goldmünzen als Zahlungsmittel in Umlauf und diese auch international anerkannt waren[31].


5.      Motiv 4: Persönliche Motive

Dennoch, so logisch nachvollziehbar und einleuchtend die vorangegangenen Motive auch sein mögen, sie lassen die rein menschlichen Beweggründe, die es für Heinrich sicherlich auch gab, außer Acht. Gemeint sind hier Aspekte wie ein starkes Sendungsbewusstsein, das Bedürfnis nach Prestige, vor allem gegenüber Frankreich, und Traditionsbewusstsein[33].

Sein Sendungsbewusstsein lässt sich vor allem durch sein Verhalten nach seiner Kaiserkrönung sichtbar machen. An alle wichtigen Königshäuser und Städte in Europa sandte er nach seiner Kaiserkrönung eine Nachricht, in der er sich selbst als Herrscher über die Welt vorstellte, was nicht überall wohlwollend aufgenommen wurde[34]. Besonders dem französischen König, Philipp dem Schönen, muss diese Proklamation sauer aufgestoßen sein, wo schon Heinrichs Königswahl ihr Verhältnis sehr belastet hat, da sein Gegner bei dieser Wahl niemand anderes war, als Philipps Bruder Karl von Valois, mit dem der französische König versucht hatte, seinen Einflussbereich auf Deutschland zu erweitern.

Was das Traditonsbewusstsein angeht, so war die ganze Welt des Mittelalters davon geprägt[36]. So natürlich auch der römisch-deutsche König, der durch eine traditionelle Kaiserkrönung, wie sie bis zu Friedrich II. noch üblich war, wieder ein starkes Bild für die Christliche Welt darstellen konnte. Weiterhin hätte Heinrich als Kaiser auch einen Kreuzzug in das Heilige Land unternehmen können[37].

Auch aus historischer Sicht war die Kaiserwürde wichtig, da sich die römisch-deutschen Könige als Nachfolger der Kaiser des römischen Reiches sahen. Somit können auch die Faktoren Sendungsbedürfnis, Prestige und Traditionsbewusstsein als Gründe für Heinrichs Italienzug gelten.


Auch das Motiv des Friedensstifters könnte auf Heinrich zutreffen, da schon seine Handlungen in Deutschland als langersehnte Friedensbewegung wahrgenommen wurden[38]. Um 1310 wandten sich auch poltische Vertriebene aus Italien an Heinrich, die sich scheinbar von dem neuen König die Rückführung in ihre Städte versprachen[39].

Zu dieser Zeit gab es in Italien viele innenpolitische Kämpfe zwischen Ghibellinen und Guelfen[40]. Heinz Thomas geht davon aus, dass Heinrich die ihm zugegangenen Nachrichten durchschaute und sich aus den Streitigkeiten zwischen den Parteien heraushalten wollte[41]. Allerdings erscheint dies wenig glaubhaft, da Heinrich sowohl in Deutschland als auch in Italien sichtlich um Frieden bemüht war, was sich an Beispielen wie den zunächst diplomatischen Bemühungen der Durchsetzung seiner Krönung in Rom und den Beilegungen einiger innerdeutscher Konflikte zeigt[42] .

Es muss gesagt werden, dass Heinrichs Friedensbemühungen scheiterten, denn spätestens die Feindschaft zwischen den Familien Visconti und della Torre in Mailand konnte er nicht mehr beilegen, was einige Bündnisse, wie zum Beispiel zwischen Guido della Torre und den Guelfen aus Lodi und Crema, und Pläne zur Verhinderung der Kaiserkrönung gegen ihn auslöste[44]. Diese Konflikte konnte er auch bis zu seinem Tod nicht mehr beilegen, was beweist, dass seine Friedensbemühungen gescheitert waren.

Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass Heinrich, der wie es scheint stets in seinem gesamten Einflussbereich versuchte Frieden zu stiften, auch unter dieser Prämisse nach Italien gegangen ist. Somit erweist sich dieses Argument als recht stichhaltig.


Im Verlauf dieser Arbeit wurden verschiedene Motive für den Italienzug und die Kaiserkrönung erörtert. Angefangen habe ich mit der These der Krönungstheorie. Diese erwies sich als durchaus zutreffend, allerdings nicht in allen Punkten, die die Literatur hergab. Zwar wollte Heinrich VII. seinen Machtbereich nach Süden erweitern, aber er trat das Italienunternehmen sicher nicht an, um vor den deutschen Fürsten zu kapitulieren und Deutschland diesen Fürsten zu überlassen.

Als zweites setze ich mich mit der These der Machterweiterung in Deutschland auseinander. Hier gab es zum einen das Motiv der Königswahl des Sohnes noch zu Heinrichs Lebzeiten, was sich aber als nicht sehr stichhaltig erwies, da die Kurfürsten nicht den Sohn des Kaisers wählen mussten. Ob er gewählt wurde oder nicht, hing stark vom Einfluss des Kaisers ab. Der Aspekt der Absicherung gegenüber den deutschen Fürsten dagegen trifft vermutlich zu.

Mit dem Geld aus Italien konnte er zum einen die Forderungen seiner Wähler begleichen und zum anderen die Münzen, die in Italien als Zahlungsmittel in Umlauf waren auch international nutzbar machen. Heinrichs Sendungsbedürfnis, sein Drang nach Prestige und sein Traditionsbewusstsein stellten das vierte Motiv dar. Dieses Argument erwies sich zwar als nicht beweisbar, aber die Indizien sprachen eine deutliche Sprache.

Heinrich wollte sich wohl vom französischen König lossagen, indem er machtpolitisch über ihm stehen wollte. Auch Heinrichs Sendungsbewusstsein lässt sich glaubhaft darstellen, da er sich sofort nach der Wahl ganz Europa als neuen Herrscher vorstellt. Da das Leben im Mittelalter ohnehin sehr stark von Tradition geprägt was, scheint auch diese These glaubhaft, da sich die römisch-deutschen Könige als Nachfolger der Kaiser des römischen Reiches sahen und Heinrich als Kaiser ein starkes Bild für die Christenheit abgegeben hätte.

Einige davon waren machtpolitischer oder finanzieller, andere eher menschlicher Natur.


8.      Literaturangaben


Andreas Marchetti, Die Absetzung von König Adolf von Nassau 1298 auf: , Bonn 1998


Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.), Die deutschen Herrscher des Mittelalters. Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., München 2003

Ethan Matt Kavaler, Böhmen zur Zeit der Luxemburger', in Lexikon des Mittelalters, Band 2, Sp. 338-339, Stuttgart [1977]-1999


Friedrich Schneider, Kaiser Heinrich VII., Leipzig 1924

Fritz Kern, Die Reichsgewalt des deutschen Königs nach dem Interregnum-Zeitgenössische Theorien, Darmstadt 1959


Heinz Thomas, Deutsche Geschichte des Spätmittelalters 1250-1500. Stuttgart 1983


Heinz Thomas, 'Wahl, I. Königswahl', in Lexikon des Mittelalters, Band 8, Sp. 1909-1911, Stuttgart [1977]-1999

Maria Elisabeth Franke, Kaiser Heinrich VII. im Spiegel der Historiographie (Beihefte zu J.F. Böhmer, Regesta Imperii) Band 9, Böhlau 1992


Malte Heidemann, Heinrich VII. (1308-1313)-Kaiseridee im Spannungsfeld von staufischer Universalherrschaft und frühneuzeitlicher Partikularautonomie, Warendorf 2008


Roland Pauler, Die deutschen Könige und Italien im 14. Jahrhundert-Von Heinrich VII. bis Karl IV., Darmstadt 1997


Walter Koch, „Friedrich II., Ks., dt. Kg.“, in Lexikon des Mittelalters, Band 4, Sp. 933-938,

Stuttgart [1977]-1999



[1] Heidemann, Heinrich VII. (1308-1313), S. 1.


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